Jugendamt Peine: Mütterbevorzugung
Peiner Vater klagt Jugendamt an: "Wir Männer werden diskriminiert"
Verein Väteraufbruch sieht bei Trennungen Mütter bevorzugt Jugendamt: Wir wahren Neutralität
Von Kristina Schlegel
PEINE. Ein 14-jähriger Junge lebt bei seiner Mutter irgendwo im Landkreis Peine. Angehörige behaupten, der Junge wolle lieber beim Vater leben und wenden sich an den Verein Väteraufbruch für Kinder, Kontaktstelle Peine.
Solche bitteren Sorgerechts-Auseinandersetzungen nach Trennung landen nicht selten bei Hans-Helmut Meyer. Er engagiert sich seit zehn Jahren in dem Verein Väteraufbruch für Kinder. In dieser Zeit hat er festgestellt: "Im Landkreis Peine werden Väter diskriminiert."
Meyers Kritik zielt insbesondere auf das Jugendamt ab. Diese Behörde sei häufig das Zünglein an der Waage, wenn es vor Gericht darum gehe, wer das Sorgerecht bekomme. Die Entscheidungsträger handeln Meyers Ansicht zufolge mit "ideologischer Willkür". Der 61-Jährige sagt: "Nach dieser Ideologie gehören Kinder automatisch zur Mutter. Nur wenn die Mutter das Sorgerecht nicht will, ist der Vater vielleicht noch gut genug." Meyer sieht zudem das Mitbestimmungsrecht der Kinder beeinträchtigt. Ihm seien Fälle bekannt, in denen das Jugendamt "ohne nachvollziehbare Begründung" Kinder aus den Lebensverhältnissen des Vaters gerissen habe.
Auch die Entscheidung des Jugendamts im aktuellen Fall zu Gunsten der Mutter kritisiert Meyer: "Der Vater hat sich als Hausmann um die Kinder gekümmert, es gibt viele Gründe, die dafür sprechen, ihm wieder Verantwortung zu übertragen."
Der Kreis Peine, konfrontiert mit diesen Vorwürfen, teilt mit, die Übertragung der Sorge auf nur ein Elternteil sei "eine wohl zu begründende Ausnahme". Das Jugendamt vertrete keine Ideologie, sondern wahre gegenüber Eltern Neutralität, ergreife aber Partei für die betroffenen Kinder, erläutert Kreissprecher Henrik Kühn.
Väter-Unterstützer Meyer sieht gerade darin das Problem. Er meint, die Kinder würden vom Jugendamt beeinflusst.
Das Jugendamt sieht das ganz anders. Kinder seien häufig überfordert, wenn sie entscheiden sollen, bei welchem Elternteil sie leben wollen, daher leiste die Behörde Hilfestellung, so Kühn. Für die Entwicklung eines Kindes seien aber Bindung und Identifikation mit beiden Elternteilen unerlässlich.
Die Praxis sehe aber anders aus, beklagt Meyer. Häufig werde der Vater zum "Besuchsonkel" degradiert und die Kinder würden die Beziehung zur väterlichen Familienseite verlieren.
Mittwoch, 13.08.2008
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