Tauschring Mainz - Informationen

Interview Nr. 10 mit Luise

Interview Nr. 10 mit Luise

Luise ist mit 85 Jahren unser ältestes Mitglied!
Und sie ist schon seit mehr als 8 Jahren in der Tauschbörse aktiv.

Signe: Du gehst schon so lange an Krücken - ist eigentlich noch Besserung zu erwarten?

Luise: Ich fürchte nein.

S: Was ist denn die Ursache deiner Beschwerden?

L: Ich habe mir bei einem Sturz 1996 das Hüftgelenk gebrochen, und dann kam 1998 noch ein Fahrradunfall mit Bruch des Beckenrings dazu. Jetzt sind die Beine taub - das ist ein furchtbares Gefühl.

S: Kommst du denn alleine zurecht?

L: Früher hat Juanita mir viel geholfen, und jetzt kümmert sich Sabine um mich. Die ist nur leider gerade in Urlaub. Aber sieh dir doch das hier mal an (schiebt mir einen Ordner mit Fotos und Unterlagen zu), das sind meine Aktivitäten im Sportverein in Bretzenheim. Seit 1957 bin ich da aktiv gewesen und habe Frauen- Kinder- und Seniorengruppen geleitet. Erst 1990 habe ich damit aufgehört.

S: Deiner Sprache nach zu urteilen stammst du aber nicht aus Bretzenheim.

L: Nein, ich komme aus Österreich, aus Bischofsheim bei Salzburg. Kennst du das?

S: Nein.

L: Du bist halt nicht sportlich! Da ist immer das Skispringen am Dreikönigstag.

S: Und wie kamst du hierher nach Mainz?

L: Ich habe meinen Mann dort kennengelernt, er war im Militär und auch sehr sportbegeistert. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft ist er in Bretzenheim wieder in den Sportverein gegangen und hat mich mitgenommen.

S: Bist du nicht auch künstlerisch aktiv? Ich erinnere mich, dass bei einem Tauschrauschfest Bilder von dir zu sehen waren.

L: Ja, ich male und habe schon viele Ausstellungen gemacht. Aber heute kann ich das leider nicht mehr, weil mit den beiden Krücken alles so lange dauert. Trotzdem bin ich noch viel unterwegs: ich habe eine Abonnement im Mainzer Theater, spiele Canasta und gehe zur Volkshochschule. Der Kurs heißt „Aktive Freizeit“ und da kommen mehr als 100 Leute! Wir hören Vorträge und machen Ausflüge. Letztes Jahr waren wir sogar in Frankreich.

S: Wie schaffst du es, in die Stadt zu kommen?

L: Ich habe Glück: direkt vor meiner Haustür fährt der Stadtbus. Darum kann ich auch ziemlich regelmäßig zum Stammtisch der Tauschbörse kommen.

S: Was bietest du im Talentmarkt an?

L: Alles, was mit Nähen, Stopfen und Stricken zu tun hat. Ich wollte früher mal Schneiderin werden, doch dann war ich bei der Post, im Fernsprechtelegrafenamt. Aber das Nähen fällt mir allmählich auch schwer, weil die Augen nachlassen.

S: Ich bewundere deine vielen Aktivitäten!

L: Noch lass ich mich nicht unterkriegen, auch wenn es mir schwer fällt!