The Story goes on - Forever - Die Ländereien von Hogwarts

Die Peitschende Weide

Die Peitschende Weide

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Das Leben ist ein Traum, den man wie ein Schlafwandler durchschreitet.

Violetta Kimmkorn- Lockhart - 17 Jahre alt - Gryffindor - Schulsprecherin
other characters: Ilja Krum - Pansy Malfoy-Parkinson - Remus Lupin - Jack Weasley - Benoit Vergniaud

29.03.2008

Die wärmenden Strahlen der Herbstsonne schienen durch die Blätter der Bäume auf dem Schulgelände der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, brachen sich in den graugrünen Augen der zierlichen Schülerin, warfen Schatten auf ihr verschlossenes Gesicht und ihr rabenschwarzes Haar und wärmten ihre in eine schwarze, enge Hose und einen dunkelgrauen Pullover gehüllte Gestalt, die im weichen Gras mit dem Rücken an einen Baumstumpf gelehnt fernab vom Getümmel der anderen Schüler, welche die letzten Sonnenstrahlen des Jahres genossen, in der Nähe der Peitschenden Weide. Nur die wenigsten wagten sich in die Nähe des Baumes, der wild um sich zu schlagen begann, sobald sich ein Mensch dem Baum zu sehr näherte. Summer hatte nie verstanden, aus welchem Grund man einen solchen Baum auf dem Schulgelände gepflanzt hatte, doch sie hatte sich immer vorgestellt, dass es ein großes Geheimnis geben musste, dass eng mit dem Baum verbunden war. Und sie selbst war nur froh, dass es diesen Baum gab, es war ein ort, an dem sie ihre Ruhe haben konnte und an dem sie nicht ständig von anderen Schülern umgeben war, sie mied große Menschenmengen und sie hatte mit den Jahren ein Talent dafür entwickelt, in Hogwarts und auf den weitläufigen Ländereien immer genau die Orte zu finden, an denen nur sie sich gerne aufhielt.

Summer war in Gedanken in einer anderen Zeit, weit in der Vergangenheit, als noch alles unkomplizierter gewesen war. Natürlich, sie war noch niemals wirklich glücklich gewesen, noch niemals völlig unbelastet, denn sie war schon immer ein trauriger Mensch gewesen, doch es hatte eine Zeit gegeben, in der Mike für sie nur ihr bester Freund gewesen war. Doch nun war alles viel komplizierter, Summer war sich zwischenzeitlich sicher, dass auch sie mehr für Mike empfand als nur Freundschaft, doch sie hasste es, dies zu wissen und sich nicht sicher sein zu können, ob er ebenso empfand. Und selbst wenn es so war, sie konnten nicht zusammen sein. Es ging einfach nicht, denn eine Beziehung zwischen ihnen –da war Summer sich sicher- würde diejenige ihrer Eltern zerstören und das hätte Summer nicht ertragen, nicht nachdem schon die Ehe ihrer Eltern in die Brüche gegangen war vor so langer Zeit. Denn schon diese Scheidung hatte sie kaputt gemacht, hatte sie immer mehr in die Sucht getrieben. Sie hätte es nicht ertragen, doch auch jetzt ertrug sie es nicht. Diese Ungewissheit und die seltsamen Gefühle, die sie hatte, wenn sie Mike gegenüber stand.
Hätte sie doch nur gewusst, was sie tun sollte! Doch sie fühlte sich wie ein Fremder an einem Ort voller Dunkelheit und ohne Licht und sie musste sich blind vortasten ohne Hoffnung, jemals das Licht zu finden.
Und selbst mit Noel, ihrem Zwilling, konnte sie nicht darüber sprechen. Zum einen traute sie sich nicht, weil sie Noel hätte erzählen müssen, was sie sich oft hinter verschlossenen Türen selbst antat und zum anderen glaubte sie nicht, dass Noel Verständnis für ihre Zuneigung zu Mike gehabt hätte, denn aus einem Grund, den Summer niemals erfahren hatte, mochten sich die beiden Jungen nicht und immer wenn die beiden in letzter Zeit aufeinander trafen, fürchtete Summer, dass sie handgreiflich werden könnten. Sie konnte ja nicht ahnen, dass Noel Mike von Anfang an als Konkurrenten gesehen hatte, als Konkurrenten um sie, Summer, das Mädchen, das immer zwischen den beiden Jungen gestanden hatte, denn sie wusste nicht, ja ahnte nicht einmal, das Noel Gefühle für sie über die normale Geschwisterliebe hinausgingen und vermutlich würde sie auch niemals davon erfahren. Für sie war Noels Verhalten in letzter Zeit immer mehr zu einem Rätsel geworden, auch wenn sie ihn noch immer durchschaute wie Glas, es gab einen Teil seiner selbst, der ihr verschlossen war.

Seufzend riss Summer den Blick von dem Buch, welches aufgeschlagen auf ihren Knien lag und auf dessen helle Seiten sie die ganze Zeit gedankenverloren gestarrt hatte, ohne doch auch nur ein einziges Wort zu verstehen. Ihr Blick wanderte über die im Licht der Sonne strahlende Herbstlandschaft hinunter zu ihren Handgelenken und blieb schließlich an der Haut hängen, die unbedeckt von den Ärmeln des Pullovers waren.
Die Narben schmerzten noch immer, auch die alten, diejenigen, welche die Zeit schon längst geheilt hatte. Der Schmerz war ihr ständiger Begleiter.
Ein geliebter Begleiter, den sie hasste.





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{Summer Shade.17 years old.7th class.Ravenclaw.My sweet pain...
{I can hear you when you whisper, but you don't even hear me when I'm screaming}

{Just another fallen angel...Our lady of sorrows...Of love and shadows...Heaven's darkest star}


Maybe we like the pain.
Maybe we're wired that way.
Because without it, I don't know, maybe we just wouldn't feel real.
What's that saying?
WHY DO I KEEP SCRATCHING MYSELF WITH A KNIFE?
BECAUSE IT FEELS SO GOOD WHEN I STOP.


{Yes, my other personalities are}
{The Good. The Lost. The Lioness. The Bad. The Free. The Musician.}

30.03.2008

cf: Grimmauld Platz 12


„Plopp!“ – Wo eben noch der Wind sanft mit den Grashalmen gespielt hatte, stand plötzlich ein hoch gewachsener, schlanker Mann. Tiefe Falten hatten sich in sein Gesicht eingegraben, doch in seinen warmen, braunen Augen glühte noch immer das Feuer der Jugend. Der alte Mann sah völlig normal und ungefährlich aus, beinahe schon wie ein Muggel, denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Amt des Phönix-Orden-Oberhauptes, dem berühmten Albus Dumbledore, war Remus kein großer Fan von Zauberermode. Lupin bevorzugte seinen grauen Trench-Coat und den braunen Hut wenn er ausging.
Ohne sich auch nur einmal umzublicken ging Remus über die Wiesen von Hogwarts, seine Bewegungen waren so fließend, dass man den Eindruck erhalten könnte, der Zauberer wäre gehend appariert. Aber es lag einfach an der Tatsache, dass Remus diesen Weg, schon tausendmal zurückgelegt hatte. Er kannte Hogwarts wie seine Westentasche und auch wenn sein letzter längerer Aufenthalt an dieser Schule schon mehrere Jahrzehnte zurück lag, so würde er sich hier immer noch blind zu Recht finden.
Von einer Ecke der Ländereien wehte der Wind Geräusche von Stimmengewirr herbei und Remus fiel schlagartig ein, dass er sich einen sehr ungünstigen Moment ausgesucht hatte um Percy aufzusuchen, aber Remus’ Anliegen duldete keinen Aufschub. Seine Medizin war schon wieder zur Neige gegangen und niemandem sprach Remus im Brauen von Zaubertränken mehr Kompetenz zu, als Percy Weasley. Natürlich gab es viele Menschen die größeres Wissen besaßen als der junge Direktor, doch Remus vertraute ihm. Sein Trank gegen Arthritis war schon seit gestern fällig und auch von seinem Mittel, das ihm half die schmerzhafte Verwandlungen in einen Werwolf zu ertragen, war zu wenig vorhanden um den nächsten Vollmond überstehen zu können. Oft dachte Remus daran, dass es einfacher für ihn wäre, wenn er sich seine Tränke selber brauen konnte, aber schon in seiner Schulzeit war Remus nicht der beste Schüler in Zaubertränke gewesen. Seine Fähigkeit selbst das harmloseste Gebräu zur Explosion zu bringen hatte den armen Slughorn des öfteren an den Rand der Verzweiflung getrieben. Die häufigen „Unfälle“ waren natürlich nicht nur auf Remus’ Unfähigkeit zurück zu führen, ein paar Mal hatten Sirius und James ihn auch dazu angeregt, den Unterricht doch etwas „unterhaltsamer“ zu gestalten.
Professor Slughorn weilte nun schon seit einiger Zeit nicht mehr unter den Lebenden, doch Remus Abneigung was Zaubertränke betraf war geblieben. So musste er sich wohl oder übel alle paar Monate bei Percy einfinden und den Jungen bitten ihm fertige Tränke zu geben.
Dieses Mal war Remus über diesen Umstand jedoch herzlich froh, denn er erlaubte ihm Bekanntschaft mit einer ungewöhnlichen jungen Dame zu machen.

Nach einem kleinen Fußmarsch von zehn Minuten, denn auf den Ländereien von Hogwarts konnte man nicht apparieren, erblickte Remus die Peitschende Weide. Ihr Anblick löste in Remus stets heftige Gefühle. In ihrer Nähe hatte er so viele schöne, aber auch traurige Momente erlebt und wenn er ihre starken, knorrigen Zweige sah, fühlte sich Remus jedes Mal, als ob er nach einer langen Reise nach Hause kehren würde. Lange hatte er das Gefühl gehabt, wenn er den langen Gang, der unter ihren Wurzeln verlief folgen würde, dann könne er James und Sirius in der Heulenden Hütte treffen. Er hatte dem Bedürfnis nach zu sehen nie nachgegeben und manchmal ärgerte er sich über seine verpassten Chancen.
An diesem sonnigen Tag im Oktober war der Baum jedoch nicht einsam, denn er hatte eine Gefährtin, die sich an seine rissige Rinde gelehnt hatte und völlig in Gedanken versunken schien. Ihre langen schwarzen Haare hingen ihr unordentlich ins Gesicht, in ihren Händen lag ein aufgeschlagenes Buch, das jedoch von ihren Augen nicht weiter Beachtung geschenkt bekam. Unwillkürlich wurde Remus Aufmerksamkeit von diesem Mädchen in Beschlag genommen. Sie erinnerte ihn ein wenig an seine Nichte Isadora. Als sie 16 war, hatte sie eine Phase in der sie sich dich langen blonden Haare schwarz zu färben pflegte – es sah furchtbar aus. Doch Alena hatte wie stets Ruhe bewahrt und gewartet, bis nach einigen Monaten Isadoras Haare wieder blond waren und es blieben. Remus schmunzelte bei dem Gedanken an die Eskapaden seiner Nichte. Schlussendlich war sie doch eine gute, erfolgreiche junge Frau geworden und es hatte nie ernsthaften Grund zur Sorge gegeben. Da der Auror ohnehin annahm, dass Percy alle Hände voll zu tun hatte um die Aufgabe zu einem Abschluss zu bringen und wieder Ruhe und in gewisser Weise auch den Alltag wieder einkehren zu lassen, entschied er kurz entschlossen sich noch eine Weile auszuruhen und die letzten Sommerstrahlen des Jahres einzufangen.

Er näherte sich der Peitschenden Weide und befahl ihr mit einem unhörbaren „Immobilius“-Zauber still zu stehen. Mittlerweile benutzte Remus die unhörbaren Zauber ohne nachzudenken, aber er konnte sich noch gut an die vielen Stunden erinnern an denen er zusammen mit Sirius und James versucht hatte sie auszuüben. Sie hatten Monate gebraucht um den ersten einfachen Zauber ausführen zu können, ohne den Mund zu bewegen. Es war wahrlich nicht ganz einfach, doch Remus hatte genug Übung. Für ihn war kaum noch ein Zauber nicht zu bewältigen. Jedes Mal wenn er nach Hogwarts zurückkam, überrollte in die Erinnerung an früher und Remus konnte sich ihnen nicht erwehren. So schmerzhaft es aber auch war, Remus mochte es sich noch einmal jung zu fühlen. Sirius Lachen und hören und die funkelnden Augen von James zu sehen. Die Erinnerung an Peter mochte Remus auch. Zumindest manchmal, denn sein Verrat schmerzte Remus noch immer mehr als er ertragen konnte.
Mittlerweile war Remus in den Schatten der Weide eingetreten und befand sich nur noch wenige Schritte von dem Mädchen entfernt. Es trug keine Schuluniform, daher konnte Remus nicht erkennen, ob es sich um eine Hogwarts-Schülerin oder um eine Beauxbaton handelte. Aber er ging davon aus, dass sich keine Französin die erste Aufgabe hätte entgehen lassen.
Als er nah genug war, beschloss Remus das es nun an der Zeit war das Wort an die junge Dame zu seinen Füßen zu richten.
„Mein Name ist Remus Lupin“, sagte er.“ Und ich fragte mich gerade, ob es Ihnen wohl etwas ausmachen würde, wenn ich Ihrem Beispiel folgen und mich ein Weilchen im Schatten der Weide ausruhen würde…“

Da Remus nicht ernsthaft mit Widerspruch rechnete, ging er noch ein kleines Stück weiter und zog seinen Zauberstab aus der Manteltasche. Er tippte damit kurz in die Luft und nach einem weiteren unhörbaren Zauberspruch stand plötzlich sein rotes Sofa mit dem dunklen Holzrahmen und den samtenen Bezügen auf dem Gras. Remus hatte es aus seinem Zimmer, im Haus seiner großen Schwester herbeigezaubert. Natürlich hätte er auch einfach so ein Sofa herbeirufen können, aber man wusste nie, wo es dann fehlte. Alena war nun schon daran gewöhnt, dass in Remus’ Zimmer öfter ein Möbelstück fehlte und wunderte sich nicht darüber. Remus hatte es sich irgendwohin gerufen und saß nun auf seinem Sofa im St. James Park oder schrieb einen Brief auf seinem Sekretär am Ufer der Themse. Natürlich musste er immer Acht geben, dass ihn kein Muggel sah. Dieses Risiko nahm der Auror für seine Eigenarten aber gerne hin.
Remus war sich zwar nicht sicher, ob das Mädchen ein wenig erstaunt war, dass Remus plötzlich auf einem Sofa platz nahm, wollte es aber trotzdem gerne erklären.
„Wissen Sie, in meinem Alter sollte man sich nicht mehr auf den Boden setzen. Die Gelenke machen das einfach nicht mehr mit!“ Er lächelte und zog ein verschmitztes Gesicht. „Allerdings kann ich Ihnen einen Platz auf meinem Sofa anbieten, wenn Sie möchten.“
Der alte Mann rechnete nicht damit, dass die junge Frau sich neben ihn setzen würde, auch wenn genug Platz war um sich nicht zu nahe sein zu müssen. Doch bei näherer Betrachtung schätzte er das Mädchen ein wenig scheu ein. Wahrscheinlich musste er froh sein, wenn sie überhaupt mit ihm sprach.




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Presentiment - is that long Shadow - on the Lawn -
Indicative that Suns go down -
The Notice to the startled Grass
That Darkness - is about to pass -

Emily Dickinson.

30.03.2008

„Mein Name ist Remus Lupin. Und ich fragte mich gerade, ob es Ihnen wohl etwas ausmachen würde, wenn ich Ihrem Beispiel folgen und mich ein Weilchen im Schatten der Weide ausruhen würde…“
Summer hob den Kopf, als sie die ihr unbekannte Stimme hörte und sah den älteren Mann an, der sich trotz seines Alters noch immer sehr kraftvoll und geschmeidig bewegte und keineswegs gebrechlich zu sein schien. Sie kannte ihn nicht, er war ihr gänzlich unbekannt und unwillkürlich begann sie sich zu fragen, warum er sich auf den Ländereien Hogwarts’ befand und warum er sich ausgerechnet die Peitschende Weide als Ort gesucht hatte, um die letzte Wärme des Jahres noch ein wenig zu genießen. Außer ihr kam niemand hierher, die Schüler und auch die Lehrer hielten sich für gewöhnlich immer fern von dem unwirtlichen Baum, warum also hatte dieser Mann beschlossen, hierher zu kommen? Entweder wusste er nicht, was es mit diesem Baum auf sich hatte oder er wusste es ganz genau und war aus eben diesem Grund gekommen. Ohne es zu wollen war Summer neugierig geworden und auch wenn sie lieber für sich alleine und in ihrem derzeitigen Gemütszustand nicht unbedingt in Stimmung war, ein Gespräch zu führen, so konnte sie dem alten Zauberer doch dennoch nicht verbieten, sich zu ihr zu setzen, denn immerhin hatte sie diesen Platz hier nicht für sich gepachtet.
Unauffällig schüttelte Summer die Ärmel ihres Pullovers über ihre Handgelenke, um die dortigen Narben vor den Blicken des älteren Mannes zu verbergen –sie wollte nicht auf unangenehme Fragen antworten müssen und auch mitleidige Blicke hätte sie nicht ertragen-, strich sich das nachtschwarze Haar aus dem leicht gebräunten Gesicht und nickte dem älteren Zauberer höflich aber dennoch knapp zu.
„Summer Shade, setzen Sie sich ruhig…“, fügte sie mit ihrer rauen, schnurrenden Stimme noch hinzu, um nicht unhöflich zu wirken und zog ihre dunkelgrüne Tasche ein Stück beiseite, um Remus Lupin, wie sich der Mann genannt hatte, Platz zu machen.

Der alte Zauberer jedoch hatte scheinbar nicht vor, sich wie Summer im Gras am Boden niederzulassen und wenn Summer länger darüber nachdachte, dann wäre dies auch ein lächerlicher Gedanke gewesen, denn obwohl man Remus Lupin äußerlich kein Gebrechen ansah, so war er doch wohl schon zu alt, um sich wie ein Siebzehnjähriger auf den Boden zu hocken. Stattdessen schwenkte der Mann einmal seinen Zauberstab durch die Luft und zwischen ihm und Summer erschien am Fuß der Weide ein kleines, rotes Sofa, auf dem sich der Mann niederließ. Summer tat ihrem Erstaunen nur darin kund, indem sie eine ihrer Augenbrauen in die Höhe zog und das Sofa einige Augenblicke anstarrte. Sie war kein Mensch, der anderen und vor allem Fremden seine Gefühle gerne kundtat, ebenso wenig wie sie ein Mensch großer Worte war, doch oftmals vermochte ein einziger Blick ihrerseits mehr auszusagen als alle Worte der Welt es vermocht hätten, wenn sie es nur wollte. Noch einige Augenblicke lang sah sie das Sofa an und fragte sich, woher es so plötzlich gekommen war, ehe sie sich wieder ihrem Buch zuwandte, dessen Inhalt nun jedoch erst recht uninteressant geworden war.
„Wissen Sie, in meinem Alter sollte man sich nicht mehr auf den Boden setzen. Die Gelenke machen das einfach nicht mehr mit! Allerdings kann ich Ihnen einen Platz auf meinem Sofa anbieten, wenn Sie möchten.“
Als Remus seine Worte erneut an Summer richtete, wandte sie sich erneut zu ihm um und fixierte den freundlich lächelnden Mann mit ihren graugrünen Augen, die Noel an ihr immer so gern mochte, an sich selbst jedoch hasste, weil sie ihn an ihren Vater erinnerten, der sie verlassen und ihre Kindheit zerstört hatte.
Misstrauisch musterte Summer den Zauberer auf dem Sofa und als sie in seine Augen blickte, entdeckte sie dort etwas, das sie an sie selbst erinnerte, eine gewisse Melancholie. Man sah in seinen Augen, dass er schon vieles erlebt hatte, doch auch wenn dieser Ausdruck in seinen Augen ihr Misstrauen dämpfte, so schüttelte sie dennoch den Kopf. Sie mochte es nicht sonderlich, fremden Menschen zu nahe zu kommen.

Für einen langen Moment war Summer wieder in Gedanken versunken und auch Remus schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen, während sie beide die Herbstlandschaft bestaunten und sich in Schweigen hüllten, das jedoch nicht als unangenehm zu bezeichnen war. Eine leichte Brise wehte das Lachen und die Stimmen anderer Schüler vom See herüber, sie hatten nicht mit Problemen zu kämpfen, so wie Summer und viele von ihnen empfanden Summer als seltsam und verschroben, was sie sicherlich auch war. Doch niemand von ihnen kannte die Site an ihr, die auch freundlich sein konnte und nicht einmal einer ahnte etwas von dem, was sie zu einem seltsamen und verschrobenen Mensch gemacht hatte.
Nach einiger Zeit unterbrach Summer dann doch das Schweigen und richtete die Frage, an den alten Zauberer, die ihr nun schon die ganze Zeit im Kopf herumging.
„Was tun Sie hier in Hogwarts?“, interessiert blickte sie Remus an, in solchen Momenten kam wieder ihre alte Neugier zum Vorschein, die schon seit jeher einer ihrer vorherrschenden Charakterzüge gewesen war, den sie aber zu unterdrücken wusste, seit sie sich durch die Scheidung ihrer Eltern so sehr verändert hatte –wenn sie sich nicht für andere interessierte, war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich diese für sie interessierten.
„Und was treibt Sie ausgerechnet zur Peitschenden Weide?“, fügte sie hinzu und klappte das Buch zu, da sie sich sicher war, sich nun ohnehin nicht mehr auf die beschriebenen Seiten konzentrieren zu können, und stopfte es in ihre Tasche zurück, ohne Remus jedoch auch dem Blick zu lassen.
Sie war gespannt, ob sich der Zauberer mit ihr auf ein Gespräch einlassen würde, doch sie hoffte es, denn sie hatte schon lange nicht mehr ein solches Interesse an einem Fremden an den Tag gelegt und schon lange nicht mehr hatte sie sich so den kopf über das Verhalten einer anderen Person und deren Leben zerbrochen –mit Ausnahme von Mike, versteht sich, da sie ihren Stiefbruder nun schon seit langem nicht mehr verstand, auch wenn sie einst eine solch innige Freundschaft miteinander verbunden hatte. Doch seit er sie geküsst hatte, wusste sie nicht mehr, was er dachte und wo ihr der Kopf stand, denn er hatte ihr Leben noch mehr aus der Bahn gebracht, als es ohnehin schon war.






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30.03.2008

Mit einer außergewöhnlich rauen Stimme, die sogar nicht zu dem zarten jungen Mädchen, das so zerbrechlich und trotzdem stark wie ein junger Zweig schien, stellte sich das Mädchen vor und gab Remus die erlaubte Zustimmung sich in ihrer Nähe nieder zu lassen. Wie zu erwarten lehnte sie Remus’ Angebot sich neben ihn auf das Sofa zu setzen ab, was Remus jedoch nicht störte. Er hatte damit gerechnet, musste ihr den Platz jedoch aus Höflichkeit anbieten. Als sie ihn jedoch mit ihren grünen Augen so lange taxierte und sich ihr Blick tief in Remus’ Iris bohrte, wurde ihm leicht mulmig zu mute. Er war es nicht gewohnt so prüfend angesehen zu werden. Die meisten Menschen kannten ihn als Oberhaupt des Phönixordens, oder als denjenigen der sich weigerte an das Ende von Du-weißt-schon-wem zu glauben, doch dieses Mädchen schien sich entweder nichts aus den vorgefertigten Meinungen der anderen über ihn zu machen, oder sie kannte ihn wirklich nicht. Ohne zu blinzeln ließ Remus die genaue Prüfung seines Gesichtes über sich ergehen, er hatte nichts zu verbergen. Zumindest nichts, dass sich so einfach von seinen Augen ablesen ließ. Sie schien jedoch zufrieden mit dem zu sein, was sie sah, denn nach einer Weile ließ sie den Blick wieder sinken und schenkte der Natur wieder ihre volle Aufmerksamkeit.

Eine Weile sprach das ungleiche Paar nicht miteinander, sondern jeder hing seinen Gedanken nach und ließ den Blick über die weitläufigen Wiesen von Hogwarts wandern. Wären Remus’ Augen noch ein bisschen jünger, dann wäre es ihm möglich gewesen die glatte Oberfläche des Sees zu sehen, aber er war zu weit weg. Wie durch ein Wunder brauchte Remus noch immer keine Brille. Seine Sehkraft hatte natürlich im Alter nachgelassen, die Beeinträchtigungen waren jedoch nicht groß genug um eine Brille zu rechtfertigen, worüber Remus auch sehr froh war. Oft genug hatte er seiner Schwester schon dabei geholfen ihre Brille zu suchen. Die Arme besaß nämlich sogar drei Stück! Eine für die Ferne, eine für die Nähe und eine Sonnenbrille. Um diesem Chaos zu entgehen, machte Remus gerne ein paar Abstriche. Die Aussicht seine Zeit fortan mit dem Suchen von Brillen zu verbringen erschien ihm nicht gerade als erstrebenswert.

Plötzlich durchbrach Summers leise Stimme die leise Musik des Sommertages. „Was tun Sie hier in Hogwarts?“ Remus’ Überraschung, dass Summer ihn ansprach war wohl in seinem Gesicht zu lesen, als er den Kopf wieder der jungen Schülerin zuwandte. Er fing sich jedoch schnell wieder und lächelte freundlich. Er freute sich, dass das Mädchen ein Gespräch mit ihm suchte. Er konnte es selbst nicht erklären, doch die junge Frau löste ein großes Interesse in ihm aus und das nicht nur wegen ihres ungewöhnlichen sprechenden Namens, der so ausgezeichnet zu ihr passen schien. Bevor Remus jedoch auf die gestellte Frage antworten konnte, schob Summer gleich eine zweite hinterher.
„Und was treibt Sie ausgerechnet zur Peitschenden Weide?“
Man konnte den Eindruck erhalten, nun da sich das Mädchen endlich dazu durchgerungen hatte das Wort an den fremden Mann zu richten, könne sie ihre Neugier kaum noch im Zaume halten. Auch darin unterschied sie sich kaum von Remus’ Nichte Isadora mit der er sie zuvor verglichen hatte. Doch während Isadoras Mundwinkel stets ein verschmitztes Lächeln zierte, strahlten Summers Augen nicht gerade vor Fröhlichkeit. Remus dachte daran, dass auch er sich oft in trübsinnigen Gedanken verfing aber während er das für einen alten Mann, wie er einer war, gerade noch rechtfertigen konnte, so konnte er es nicht ertragen ein so junges Mädchen traurig zu sehen. Als er in ihrem Alter war, da hatte für ihn jeden Tag die Sonne geschienen und der Gedanke, dass eines Tages Regenwolken aufziehen würden, war für ihn nicht existent. Leichtlebig wie er gewesen war, hatte er geglaubt, dass dieses Glück immer an seiner Seite sein würde. Doch selbst als die Blitze an seinem Himmel zuckten und der Donner grollte, hatte er noch daran geglaubt danach die Sonne wieder zu sehen. Er hatte sich bitter getäuscht, denn die strahlende Sonne sah er seit dem Schicksalstag im Oktober nur noch manchmal durch die Wolkendecke hindurchblitzen.

Amüsiert beobachtete der Auror wie Summer das Buch, das so lange achtlos in ihren Händen gelegen hatte, zu klappte. Anscheinend richtete sie sich auf ein längeres Gespräch mit Remus ein, oder sie hatte eingesehen, dass sie ohnehin nicht darin las und es daher sinnlos war es offen zu halten.
„Da Sie mich so freundlich fragen, Ms. Shade, werde ich Ihre Fragen gerne beantworten.“, begann Remus und schenkte der Ravenclaw ein warmes Lächeln. „Ich befinde mich auf dem Weg zu Percy, Professor Weasley.“ Remus vergaß immer wieder, auch wenn er mit anderen Leuten sprach, Percy mit seinem Titel anzureden. Für ihn war Percy noch immer der kleine rothaarige Junge, den er vor langer Zeit kennen gelernt hatte und es fiel ihm schwer dies vor anderen abzulegen. Percy reagierte immer sehr eingeschnappt, wenn Remus dieser Fauxpas in seiner Anwesenheit unterlief. Er wagte es jedoch nicht Remus daraufhin zu Recht zu weisen, zu groß war sein Respekt vor dem Freund seiner Eltern. Da Remus ohnehin den Eindruck gewonnen hatte, dass die erste Frage nur eine simple Einleitung für die zweite Frage, die Summer weitaus mehr zu interessieren schien, gewesen war, ließ er es bei dieser kurzen und wenig aussagekräftigen Antwort bewenden und suchte nun eine passende Antwort für die nächste Frage.

Im ersten Moment war Remus nicht sicher, wie viel er Summer erzählen sollte, doch schnell entschloss er sich nichts verheimlichen zu müssen. Es war eine allgemein bekannte Tatsache, dass Remus ein Werwolf war. Nach den Ereignissen die während Harry Potters Schulzeit geschahen, hatte es Remus für nicht länger nötig befunden über einen Teil seiner Identität zu schweigen. Er hatte sich für die Welt der Zauberer längst nützlich erwiesen und nun mussten sie als Preis für seine Kraft die er geopfert hatte, die Wahrheit akzeptieren. Doch nachdem Remus sich aus dem aktiven Dienst zurück gesetzt hatte geriet sein Name etwas in Vergessenheit und der erneute Fall des Dunklen Lords führte dazu, dass die Menschen Remus und diesen Teil ihrer Geschichte, den er mitgestaltet hatte und nun in gewisser Hinsicht auch repräsentierte, verdrängen wollten.
Es war nun also kein Wunder, dass die junge Frau mit der sich der Mann nun unterhielt mit dem Namen Remus Lupin nur wenig anfangen konnte. Dieser Umstand schmerzte Remus ein wenig, nicht um seinetwillen, sondern wegen seiner Freunde die im Kampf für eine bessere Welt ihr Leben verloren hatten. Sie hatten es verdient, dass ihr Name und ihre Ideale niemals vergessen wurden. Das Zaubereiministerium hingegen tat alles um die Gefahr endgültig als beseitigt zu sehen und so wurde auch in Hogwarts viel zu wenig über Voldemort gesprochen. Sehr zu Remus’ Missfallen ordnete Percy sich dem Ministerium in diesem Fall unter. Auch dies trug zu Remus’ Entschluss bei zur jungen Miss Shade ehrlich zu sein und ihr alles zu erzählen, was sie wissen wollen, ohne dabei jedoch aufdringlich zu erscheinen.

„Die Peitschende Weide und ich sind alte Freunde!“, sagte Remus, lachte kurz und doch seltsam freudlos auf und richtete seinen Blick auf den blauen Himmel. Seine Augen wurden ein wenig glasig, doch konnte man unschwer den Stolz in seiner Stimme hören als er fortfuhr. „Denn ich bin derjenige, für den sie gepflanzt wurde…“ Als er diese Worte aussprach konnte sich plötzlich wieder an jedes Detail aus seiner Jugend erinnern. Es war alles so greifbar nahe. Am Horizont glaubte er die Schatten seiner Freunde zu sehen und er lächelte ihnen glücklich zu.




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Emily Dickinson.

03.08.2008

Selten hatte sich Summer in den letzten Jahren für einen anderen Menschen interessiert, meistens war sie für sich geblieben, war gleichgültig an ihren Mitmenschen vorüber gegangen und hatte sich auch nur in den wenigsten Fällen auf Gespräche eingelassen. Und selbst dann hatte sie nur wenig gesagt und häufig eher die passive Haltung des Zuhörers eingenommen, man hörte sie nur sehr selten sprechen. Und wenn sie sprach, so offenbarte sie nichts ihrer selbst. Sie hasste es für gewöhnlich, wenn Menschen sie nach persönlichen Dingen fragten, deshalb fragte sie auch niemand anderen. Dann interessierten sich auch weniger Leute für sie. Es reichte ja schließlich, dass sie selbst nicht mehr mit ihrem Leben klarkam, da mussten sich nicht noch andere Menschen den Kopf darüber zerbrechen, was im Leben der Halbspanierin alles schief gelaufen war.
Doch Remus Lupin war ein Mensch, der Summer interessierte und sie konnte beim besten Willen nicht sagen, warum. Vielleicht spürte sie, dass auch Remus einiges in seinem Leben hatte erleiden müssen, zwar auf andere Art und Weise wie sie selbst, doch in gewissem Sinne waren sie sich ähnlich, so gegensätzlich sie auch äußerlich schienen. Tatsächlich gaben das schmale, dunkelhaarige Mädchen mit der schwarzen Kleidung und der ältere Mann mit dem ergrauten Haar und den noch immer wachsamen Augen wie sie dort auf dem kleinen Sofa und dem Erdboden vor der Peitschenden weide saßen, ein sehr seltsames Bild für den Betrachter ab, doch schienen beide Menschen zu sein, die sich nicht sonderlich darum scherten, was andere Menschen dachten und redeten.
„Da Sie mich so freundlich fragen, Ms. Shade, werde ich Ihre Fragen gerne beantworten. Ich befinde mich auf dem Weg zu Percy, Professor Weasley.“, antwortete der alte Zauberer nach einer Weile und schenkte Summer ein Lächeln. Sie freute sich, dass er sich auf ein Gespräch mit ihr einlassen wollte, auch wenn sie eigentlich nicht wirklich daran gezweifelt hatte, denn schließlich hatte er sich zu ihr gesellt. Er wollte also zu Professor Weasley und jetzt stellte sich Summer die Frage, was der ältere Zauberer wohl bei dem peniblen Schuldirektor wollen könnte, denn er wirkte keineswegs wie jemand, der sich gut mit einem überordentlichen und korrekten Menschen wie Percy Weasley verstehen würde. Es handelte sich sicherlich nicht nur um einen reinen Freundschaftsbesuch. Oder vielleicht doch? Vielleicht kannte Remus Lupin Professor Weasley von irgendwoher? Summer brannte diese Frage auf der Zunge, jedoch wäre es unhöflich gewesen, den älteren Mann mit Fragen zu durchbohren, und so schluckte Summer ihre Fragen hinunter und schwieg lieber.
„Die Peitschende Weide und ich sind alte Freunde! Denn ich bin derjenige, für den sie gepflanzt wurde…“
Überrascht hob die Siebzehnjährige den Kopf und musterte den alten Mann erneut. Er blickte in den Himmel und lächelte aus einem ihr unersichtlichen Grund vollkommen glücklich und auch wenn Summer sich freute, dass jemand so lächeln konnte, so was sie jedoch auch traurig, da sie selbst ein solches Glück schon seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

Und schon musste sie wieder an Mike denken. Und daran, dass sie mit ihm niemals glücklich werden konnte, selbst wenn sie es denn gewollt hätte. Wie könnte sie jemanden lieben, der von ihrem Zwilling, ihrem zweiten Ich, gehasst wurde? Wie hätte sie jemanden lieben können und mit ihm zusammen sein können, wenn das Glück ihrer Mutter, das sie schon einmal zerstört hatte, daran hing?
Nein, Summer und Mike hatten keine gemeinsame Zukunft und das würden sie einsehen müssen, auch wenn sie es jetzt vielleicht noch nicht sehen wollten. Abgesehen davon war Mike ohnehin nicht gut für Summer, seit er sie geküsst hatte, hatten sich die frischen Narben an ihren Unterarmen wieder gehäuft, sie konnte es einfach nicht mehr ertragen, mit ihm befreundet zu sein und so zu tun, als ob nichts zwischen ihnen wäre. Alles oder Nichts. Sie würde es beenden müssen, da wurde sie sich zunehmend sicher, auch wenn es ihr das Herz brechen würde, vielleicht würde es sie retten können. Mike würde das sicherlich verstehen.

Das ungleiche Paar war wieder in einvernehmliches Schwiegen verfallen, die einzigen Geräusche, welche die angenehme Stille durchbrachen, waren die Stimmen der Schüler, die langsam zurück zum Schloss gingen, um zu Abend zu essen und die Stimmen der Vögel, die mit zunehmender Dunkelheit langsam erstarben und den Geräuschen des Abends und der Nacht Platz machten.
Summer betrachtete mit melancholischem Gesichtsausdruck den dunkler werdenden Himmel und das Aufleuchten der ersten Sterne, während über den dunklen Wipfeln des Verbotenen Waldes ein blasser Mond aufging.

Erst nach einiger Zeit begann sie wieder zu sprechen, denn an Remus letzter Antwort gab es etwas, was ihr Kopfzerbrechen bereitete und das sie nicht verstand. warum sollte man wegen eines Schülers einen um sich schlagenden Baum auf das Schulgelände pflanzen? Welchen Zweck sollte das verfolgen? Vielleicht war Remus Lupin ja damals ein sehr ungezogener Schüler gewesen und man hatte ihn zur Strafe zu dem prügelnden Baum geschickt, schoss es Summer durch den Kopf und sie musste bei dem Gedanken unwillkürlich schmunzeln. Das konnte wohl kaum der Wahrheit entsprechen, ihr Gegenüber wirkte wohl kaum wie jemand, der zu Schulzeiten nur Unsinn im Kopf gehabt hatte. Doch welchen Grund hatte es dann?
„Sir, ich hätte da noch eine Frage…“, murmelte Summer irgendwann mit einem Mal. Es wollte sie einfach nicht loslassen.
„Warum sollte jemand für Sie einen schlagenden Baum pflanzen wollen? Ich verstehe das nicht so recht, es macht doch gar keinen Sinn!“

Neugierig blickte Summer zu Remus auf und fixierte ihn mit ihren graugrünen Augen, während sie gespannt auf eine Antwort seinerseits wartete.





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Maybe we like the pain.
Maybe we're wired that way.
Because without it, I don't know, maybe we just wouldn't feel real.
What's that saying?
WHY DO I KEEP SCRATCHING MYSELF WITH A KNIFE?
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12.08.2008

Remus’ Augen verloren sich im himmlischen Blau und trugen seine Gedanken weit fort in andere Zeiten und Welten. Erst die dünne, zaghafte Stimme der jungen Summer Shade brachten in wieder zurück und er fühlte sich, als wäre er von einer langen Reise heimgekehrt, jedoch ohne dem befriedigenden Gefühl von Sicherheit und Wärme, das sich einstellt wenn man die heimatliche Türschwelle übertritt.
„Warum sollte jemand für Sie einen schlagenden Baum pflanzen wollen? Ich verstehe das nicht so recht, es macht doch gar keinen Sinn!“
Zuerst war Remus amüsiert von ihrer unbegründeten Angst Grenzen zu überschreiten, in dem sie Remus so direkt eine Frage stellte, doch dann wurde er bald wieder ernst. Er schaute Summer tief in ihre dunklen Augen und war sich mit einem Mal sicher, dass dieses Mädchen die Wahrheit durchaus verkraften konnte. Remus sprach nicht oft über seine animalische Seite. Nicht darüber zu sprechen half ihm manchmal sie zu vergessen und wenn auch nur für eine Sekunde. Tonks hatte ihm stets geholfen darüber hinweg zu helfen. Bei ihr hatte er sich immer wie ein Mensch gefühlt. In ihren weichen und dennoch starken Armen zu liegen hatte ihm das Gefühl gegeben kein Monster zu sein, selbst wenn er sich in jeder Vollmondnacht in eines verwandelte. Sie hatte in seine Augen geblickt ohne Angst zu haben, das Tier darin zu erblicken. Sie war überzeugt gewesen, dass er ihr niemals wehtun würde, nicht einmal als Wolf. Sie hatte geglaubt, dass Liebe im Stande war die Grenzen zwischen Tier und Mensch verwischen, oder sogar vollständig aufzulösen. Aber der Werwolf in Remus hätte niemals gezögert Tonks anzugreifen, ihre Knochen zu brechen, ihr Blut zu vergießen, sie zu töten; bei einem Angriff hätte Remus’ Liebe nicht gereicht um sie zu retten.
Remus hatte diese Tatsache niemals verdrängen können und Tonks, nachdem die erste Verliebtheit verflogen war, auch nicht mehr. Die Trennung hatte Remus sehr geschmerzt, noch heute konnte er nicht an sie zurück denken ohne einen großen Verlust zu spüren. Seit Jahren hatte er nichts mehr von ihr gehört. War sie glücklich geworden? Hatte sie Kinder bekommen? Dachte sie an ihn – wenigstens hin und wieder? Er hatte geträumt Vater zu werden. Ihrer Kinder. Er wäre sogar das Risiko eingegangen seinem Kind die schreckliche Verwandlung anzutun, im ein Leben als Werwolf aufzubürden um es im Arm halten zu können, seine Lippen auf die weichen Kinderbacken zu drücken und zu wissen, dass er Tonks’ Kind berührte. Dann kam die Trennung.
Tonks hatte ihm tief in die Augen gesehen und gesagt, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein konnte. Remus hatte ihr nicht widersprochen und hatte sie nicht angefleht bei ihm zu bleiben. Die Bitte lag noch immer ungesagt auf seiner Zunge und ließ ihn vor Bitterkeit würgen. Er hatte geahnt, dass es so kommen würde und hatte nicht gewagt sich dagegen zu stellen. Tonks hatte es verdient einen gesunden Mann zu bekommen, einen vor dem sie sich nicht fürchten musste. Dabei hätte ihr Remus niemals im Weg stehen können. War das Liebe?

Wahrscheinlich hätte es Remus nie über das Herz gebracht ein Kind zu zeugen, ohne zu wissen ob es gesund sein würde. Einen unschuldigen Säugling mit diesem Fluch zu strafen kam ihm verwerflich vor, die größte Schuld die ein Mensch auf sich laden konnte. Dennoch verspürte der alte Mann ein wenig Selbstmitleid, als er Summer betrachtete und sich für einen Moment erlaubte, sich vorzustellen, dass sie seine Tochter sei.
Er hatte seinen Vater kaum gekannt, er starb bei dem Versuch ihn vor dem Werwolf zu beschützen. Wie gern hätte er seinen Kindern von seinem Vater erzählt, hätte sie ebenso beschützt wie Divicus Lupin es getan hatte. Remus hatte diese Gefühle und Bedürfnisse stets auf seine Nichten und später deren Kinder übertragen. Sie konnten den Platz in seinem Herzen trotzdem nicht völlig ausfüllen. Remus hatte noch viel mehr zu geben.
Als Remus ansetzte Summer die Geschichte seiner Schulzeit zu erzählen war er doch erstaunt, dass das Mädchen darüber nicht schon Bescheid wusste. Zu Harrys Schulzeit waren die Geschichten der Rumtreiber legendär gewesen. Man wusste einfach darüber Bescheid. Aber in diesen Zeiten wurde so viel vergessen und verdrängt. Niemand sprach mehr über Harry und Voldemort. Sie versuchten es totzuschweigen, als könnten sie es dadurch ungeschehen machen. Jedes Mal wurde Remus mit Groll erfüllt wenn er daran dachte. Wie konnte die Zaubererwelt die Taten der Potters und ihrer Weggefährten nur so missachten?
So viele Schüler Hogwarts’ waren Waisen. Hatten sie denn nicht wenigstens verdient, dass auch ihre Schulkameraden von deren Heldentaten erfuhren? Remus musste unbedingt noch ein ernstes Wort mit Percy darüber sprechen. Die Kinder sollten alles erfahren. Nur so konnte der Friede gewährleistet werden, nur so konnte eine erneute Rückkehr des Dunklen Lords verhindert werden! Doch niemand hörte mehr auf den alten Mann. Hinter vorgehaltener Hand schimpfte man ihn sogar schwachsinnig und spürten die Bedrohung nicht.
Remus selbst hatte die Hoffnung auf einen endgültigen Sieg des Guten längst aufgegeben. War es denn möglich, dass die Dunkle Magie jemals völlig verschwinden würde? War das Gute noch gut, wenn es keinen bösen Gegenspieler mehr hatte? Existierte der Frieden überhaupt noch, wenn er nicht vom Krieg bedroht wurde? Die Fragen bereiteten Remus oft Kopfschmerzen, dennoch konnte er nicht aufgegeben. Er fühlte die Last der Verantwortung auf seinen Schultern. Er musste die anderen Zauberer vor SEINEN dunklen Machenschaften schützen, selbst wenn sie es gar nicht wollten. Er würde unermüdlich weiter kämpfen, versuchen die Menschen aufzurütteln und die Vergangenheit immer erzählen, bis sie niemals mehr vergessen werden konnte.

Nach einer langen Zeit in der Remus geschwiegen hatte, begann er endlich zu sprechen. Man konnte den Eindruck haben, als hätte Remus erst über den Grund nachdenken müssen. Als läge die Erinnerung irgendwo verschüttet in seinem Gehirn, aber dem war nicht so. Es war alles so nah, als wäre es gestern geschehen. Der alte Mann beugte sich ein wenig zu Summer hinab, die noch immer auf dem weichen Gras zu seinen Füßen saß.
„Als ich fünf war wurde ich von einem Werwolf gebissen, um mir eine normale Schulzeit zu ermöglichen wurde die Peitschende Weide gepflanzt. Von ihr führte ein Weg zu einem geheimen Ort, wo ich mich während der Vollmondnächte versteckt hielt. Die Weide wurde also gepflanzt, um die anderen Schüler vor mir zu beschützen.“
Das freundschaftliche Glitzern in Remus’ Augen war bei den letzten Worten verschwunden und eine Leere hatte sich breit gemacht. Es war nötig die anderen vor ihm zu beschützen. Er war eine Gefahr. Jedes Mal stieg Bitterkeit in Remus auf, wenn er daran dachte. Nach wenigen Herzschlägen wurde ihm jedoch bewusst, dass er sich nicht um ihn Sorgen zu machen brauchte, sondern um die Ravenclaw-Schülerin. Er hatte ihr doch soeben eröffnet, dass sie in der letzten halben Stunde völlig ahnungslos neben einem Monster gesessen hatte.
„Ich hoffe, ich habe Sie nicht erschreckt!“, fügte er deshalb hinzu und die Bestürzung war ihm deutlich anzumerken. „Momentan geht keinerlei Gefahr von mir aus, aber ich könnte es verstehen, wenn Sie sich in meiner Gesellschaft nun unwohl fühlen…“
Remus hätte es ihr nicht übel genommen, wenn sie nun vor ihm geflohen wäre, doch er hoffte, dass Summer sich anders entscheiden und bei ihm bleiben würde. Er hatte den leisen Verdacht, dass er sich nicht in ihr getäuscht hatte.




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Presentiment - is that long Shadow - on the Lawn -
Indicative that Suns go down -
The Notice to the startled Grass
That Darkness - is about to pass -

Emily Dickinson.