The Story goes on - Forever - Hogsmeade

Eberkopf

Eberkopf

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Das Leben ist ein Traum, den man wie ein Schlafwandler durchschreitet.

Violetta Kimmkorn- Lockhart - 17 Jahre alt - Gryffindor - Schulsprecherin
other characters: Ilja Krum - Pansy Malfoy-Parkinson - Remus Lupin - Jack Weasley - Benoit Vergniaud

20.04.2008

Cedric Malfoy sass ganz alleine auf dem Westturm, seinem Lieblingsort, wenn er alleine sein und nachdenken wollte. Er lehnte sich an die kalte Steinwand, den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Er sass genau gegenüber vom kleinen Turmfenster, so dass er die Ländereien überblicken konnte, was für ihn die höchste Form der Freiheit symbolisierte. So fühlte er sich wohl, geborgen, ruhig und mutig, ja, er war einfach stark genug, alle Steine zu überwinden, die ihm in den Weg gelegt wurden.
Oft schon hatte er freie Nachmittage und Abende hier oben verbracht, an denen er einfach aus dem Fenster gestarrt und nachgedacht hatte.
Natürlich war auch er bei der ersten Aufgabe, doch mitbekommen hatte er nichts von dieser. Er konnte nicht einmal sagen, wer schlussendlich gewonnen hatte. Die ganze Zeit war er gedankenversunken und damit die anderen nichts bemerkt hatten, hatte er einfach die ganze Zeit über auf das Feld gestarrt. Das fiel nicht weiter auf, da er sowieso sehr oft ruhige Momente hatte.
Gleich nach dem Ende, stürmte er von der Tribüne hinunter, rannte in seinen Turm, wo er sich hinsetzte und ein in schwarzes Leder gebundenes Buch, mit den Initialen CM in verschnörkelter Schrift, aus der Tasche zog, welches jetzt geöffnet auf seinem Schoss lag. In der Hand hielt er eine Feder und bemerkte nicht, dass die Tinte auf das Papier tropfte. Ja, so mädchenhaft es jetzt klang, Cedric Malfoy schrieb Tagebuch und das schon seit einer geraumen Weile. In seinem bisherigen Leben hatte er schon viele Seiten mit seiner klaren Handschrift gefüllt. Kein Mensch hatte bisher auch nur eine einzige Seite daraus zu lesen bekommen. Cedric war nicht umsonst ein Zauberer, er wusste genau, wie er es verstecken musste, so dass es niemand fand.
Es half ihm, Geschehnisse zu verarbeiten und seine Gedanken zu ordnen. Das hatte er momentan auch bitter nötig, denn in seinem Kopf schwirrten so viele Dinge herum. Völlig in Gedanken versunken, liess er seine Feder über das Papier wandern, gar nicht realisierend, was er schrieb.

Vater, warum hast du mir das angetan? Ich wollte dir immer nur genügen, doch egal was ich getan habe, nichts war dir gut genug. Du hast mich solange gedemütigt und mit den Füssen getreten, bis ich am Boden lag und mich nicht mehr aufrichten konnte. Jedes Mal habe ich es über mich ergehen lassen, jedes Mal habe ich mich wieder aufgerafft und weiter gemacht. Doch kaum hatte ich den Gipfel wieder mühsam erklommen, holtest du zum nächsten Schlag aus und ich fiel erneut. Ich bin es leid, mich immer wieder hochzukämpfen. Ich will oben auf dem Gipfel stehen, stolz und unantastbar, ich möchte den Wind spüren, der mir durch die Haare weht und auf die Ländereien hinunterschauen. Das nenne ich Freiheit Vater. Jeder Mensch hat das Recht auf Freiheit, auch ich. Ich bin kein Spielzeug, das man für seine Zwecke brauchen kann. Ich bin kein Haustier, das man so erziehen kann, wie man es gerne haben möchte. Ich bin ein Mensch und deswegen werde ich kämpfen. Ich lasse mir meine Freiheit von dir nicht mehr rauben. Du hast mir so viele Jahre meines Lebens gestohlen, die ich nicht mehr zurückbekomme. Dafür hasse ich dich. Jetzt lebe ich endlich mein Leben und du, du kannst nichts dagegen tun. Ich konnte die Liebe kennenlernen. Ja Vater, die Liebe, die du nicht kennst. Ich werde für sie kämpfen. Ich bin ein Rebell.

Ja, ein Rebell, das war er wirklich. Doch der Weg, den er ging war nicht einfach. Immer wieder stellte er sich vor, dass er auch ein anderes Leben, unkomplizierteres Leben hätte haben können. Wäre er den Weg seines Vaters gegangen, hätte er eine reinrassige, züchtige und attraktive Frau an seiner Seite, viel Geld und ansehen, eine Schwester, die ihn vergötterte und Eltern, die zufrieden waren. Was hatte er jetzt? Eine Familie, die ihn verstossen hatte. Doch schon alleine, um den Geruch der Freiheit zu riechen und die Liebe kennenzulernen, hatte es sich gelohnt. Er fühlte sich soviel freier.

Cedric liess nocheinmal die ganze Szene im leeren Klassenzimmer Revue passieren, wie schon so oft in den letzten Stunden. Es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Noch immer hallten die Stimmen seiner Familie in seinem Kopf wieder und er erinnerte sich noch an jede Geste seines Vaters und der anderen. Noch immer hörte er die harten Worte seines Vaters, als er ihn verstiess. Auch spürte er den extremen Hass, der in den Blicken seiner Schwester lag und das machte ihm. Zum ersten Mal trat heute die Erinnerung an seine Mutter in sein Gedächtnis. Sonst dachte er nie an seine Mutter, die einfach nur dagestanden war und nichts gesagt hatte. Doch heute sah er den Schmerz in ihren Augen, als Draco Malfoy seinen Sohn verstiess. Seiner Mutter hatte das ganze also doch geschmerzt, es war ihr also doch nicht egal. Es war für ihn unverständlich, wie eine Mutter das eigene Kind, das sie neun Monate in ihrem Bauch getragen hatte und unter Schmerzen auf die Welt gebracht hatte, einfach so verstossen konnte. Das musste doch für jede Mutter eine Qual sein. Vielleicht konnte er einmal mit ihr reden? Vielleich würde sie ihm zuhören und wenigstens versuchen, zu verstehen, was in ihm vorging? Ein bisschen Hoffnung flammte in Cedric auf. Er würde so gerne mit jemandem aus der Familie sprechen, um zu verstehen, warum das alles passiert war. Mit seiner Schwester konnte er nicht reden, die war schon zu sehr von seinem Vater manipuliert und sein Vater, Cedric lachte innerlich beim Gedanken auf, seinen Vater zu fragen, warum das alles passiert war. Er liebte Susannah, das war klar, er würde alles dafür tun, um mit ihr zusammen zu sein, trotzdem liebte er auch seine Familie und es war ein harter Schlag für ihn, von der Familie verstossen zu werden.
Ja, er würde seiner Mutter schreiben, ob sie sich heute noch mit ihm in Hogsmeade treffen würde. Das einzige was er dann machen musste, wenn er den Brief geschrieben hatte war, sich aus dem Schloss zu schleichen und nach Hogsmeade zu gehen. Das würde nicht allzu schwer werden, da eh alle damit beschäftigt waren, mit ihren Champions zu feiern, oder aber, diese zu trösten. So nahm er erneut ein Stück Pergament und setzte seine Feder an.

Mutter,

Was geschehen ist im leeren Klassenzimmer geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich verstehe so viele Dinge nicht. Wie kannst du es zulassen, dass dein eigener Sohn einfach so von der Familie verstossen wird, nur, weil er sich in jemanden verliebt hat, der euch nuneinmal nicht passt? Mein Leben gehört doch mir, ich habe doch das Recht so zu leben, wie ich es für richtig halte. Ich wünsche mir sehr, mich noch einmal mit dir zu unterhalten. Ich wende mich an dich, weil ich denke, dass du noch die einzige Person bist, mit der ich reden kann. Mama, ich bin doch dein Sohn, egal was ich tue, du kannst doch nicht leugnen, mich auf die Welt gestellt zu haben. Liebst du mich denn gar nicht? Ich möchte doch einfach nur glücklich sein, wie so viele andere Zauberer auf dieser Welt. Ich habe so lange versucht, euch zu genügen, euer Leben zu leben, doch egal wie sehr ich das tue, ich bin nicht glücklich dabei. Bitte treffe mich heute um 20 Uhr in Hogsmeade, vor dem Eberkopf. Ich hoffe sehr, du kommst.

Cedric


Cedric seufzte, als er den Brief noch einmal durchlas, und ihn dann seiner Eule gab. „Bitte flieg damit schnell zu Mama“ flüsterte er leise. Er hatte keine Ahnung, warum er das tat, er wusste nur, dass es ihm nach diesem Gespräch besser gehen würde. Die Frage war, ob seine Mutter kommen würde. Würde sie ihren Sohn ganz verleugnen und nicht auftauchen? Cedric wusste eines, es würde ihm das Herz brechen, wenn das passieren würde.
Er zog die Beine an seinen Körper, um sich ein bisschen warm zu halten. Sein Herz klopfte wie wild. Nachdem er noch ein bisschen weiter aus dem Turmfenster gestarrt hatte, machte er sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, um zu duschen und sich fertig herzurichten. Niemand beachtete ihn und so verliess er den Gemeinschaftsraum nach kurzer Zeit wieder und verschwand unauffällig aus dem Schloss. Er schaffte es, nach Hogsmeade zu gelangen, ohne dass jemand ihn bemerkte und aufhielt. Gespannt stand er vor dem Eberkopf und schaute auf die Uhr. Fünf vor 8. Nervös wie er war, steckte er seine Hände in die Hosentaschen und lehnte sich an die Mauer. Er schaute sich um. Würde seine Mutter kommen?


24.04.2008

cf.: Malfoy Manor

Als Pansy endlich ihr Schlafzimmer erreichte und die Tür hinter ihr zufiel, konnte sie noch immer nicht glauben, was sich eben ereignet hatte. Der Brief von Cedric schien jetzt noch unglaubhafter zu sein, nun da sie ihn verbrannt hatte und es nicht mehr möglich war ungläubig auf Cedrics Schrift zu starren. Gern hätte Pansy den Brief noch mal und noch mal in die Hand genommen um sich zu vergewissern, dass er wirklich existiert hatte. Dass es möglich gewesen war ihn zu berühren, dass Cedric ihn bis vor kurzem noch in Händen gehalten hatte und nichts davon Pansys verstörtem Geist entsprungen war. Der Brief war nun aufgrund Pansys eigener Entscheidung unwiederbringlich verloren, aber das war nicht wirklich bedeutend, denn aller Zweifel zum Trotz wusste Pansy instinktiv, dass alles Wirklichkeit war und Cedric sie brauchte. Er brauchte seine Mutter ebenso, wie Pansy ihren Cedric brauchte um glücklich sein zu können.
Noch viel Zeit musste bis zum vorgeschlagenen Zeitpunkt des Treffens verstreichen und Pansy wusste schon jetzt, dass sie viel zu früh da sein würde und die Ungeduld angesichts der Langsamkeit der Zeit ihr den letzten Rest an Nerven rauben würde.

Doch nun wollte Pansy sich ablenken, in dem sie sich für ihren Ausflug zurecht machen wollte. Pansy zog sich ein sauberes, dunkelblaues Kleid an, kämmte ihre langen blonden Locken und frischte das zarte, kaum zu sehende Make-up auf. Sie wusste, dass jede dieser Tätigkeiten völlig nutzlos war, denn Cedric würde den frischen Puder auf ihrer Haut nicht bemerken, geschweige denn als notwendig erachten. Dennoch halfen diese kleinen Aufgaben die lange Wartezeit zu überbrücken und die Zeit schlich langsam, aber stetig vorbei. Immer wider horchte Pansy nach einem Geräusch von Draco und hoffte inständig, dass er sich in den nächsten Augenblicken nicht bei ihr sehen lassen würde. Nur ein Blick in seine eisgrauen Augen und Pansy würde ihr heimliches Unterfangen sofort beenden ohne Reue oder Bedauern zu empfinden. Draco war ihr Mittelpunkt der Welt. Ihr ganzes Dasein drehte sich um diesen Mann, dem sie vor so vielen Jahren versprochen hatte, immer für ihn da zu sein. Dieses Versprechen hatte die blonde Frau niemals bereut; in den letzten Jahren war ihr Wunsch sich für Draco aufzuopfern noch viel größer geworden. Nun, da sie wusste wie wertlos und leer ihr Leben ohne Draco war, würde sie alles tun um nie wieder ohne ihn leben zu müssen, selbst wenn das bedeuten würde selbst nicht mehr zu sein. Zweifellos wünschte Pansy sich dieses Treffen mit Cedric sehr, aber der Gedanke etwas hinter Dracos Rücken zu tun und ihn dabei, selbst wenn er es gar nicht wusste, zu enttäuschen nagte sehr an der treuen Ehefrau. Wenn sie ihn jetzt sah, dann würde sie hier bleiben und nicht gehen, selbst wenn er sie dazu auffordern würde allein einen Spaziergang zu machen.
Es fiel ihr ohnehin schon schwer zu gehen.

Die Zeiger der Uhr waren nun endlich so weit fortgeschritten, dass sie sieben Uhr anzeigten. Noch immer war es viel zu früh um aufzubrechen, denn Pansy brauchte nur wenige Sekunden um vom Haus der Malfoys direkt nach Hogsmeade direkt vor den Eberkopf zu apparieren. Seit ihrer Prüfung im Sommer nach der 7. Klasse, die sie allerdings nur sehr knapp und mit Dracos Hilfe bestanden hatte, apparierte Pansy sehr häufig. Sie konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das letzte Mal auf einem Besen gesessen hatte, denn diese unbequeme Art der Fortbewegung hatte ihr schon als junge Slytherin-Schülerin nicht gefallen. Zu Apparieren war wesentlich effektvoller und dem stolzen Gemüt einer Syltherin angemessen.
Pansy hielt jedoch nichts mehr im Zimmer, einige Minuten hatte sie aus dem Zimmer über die Landschaft geschaut, die vor ihren Augen immer dunkler wurde, dann hatte sie ein Buch aufgeschlagen und achtlos ihre Augen über einige Zeilen fliegen lassen und später war sie ungeduldig auf ihrem Bett gesessen und hatte gespannt auf das tickende Geräusch ihrer Uhr gehört. Nach einer Weile beschloss die Todesserin aufzubrechen und vor dem Eberkopf warten, in der Angst, dass nun doch noch etwas schief gehen würde.
Leise öffnete sie die Tür ihres Schlafzimmers und betrat mit gewohnt sanftem Schritt den Gang. Auf dem Weg nach unten begegnete ihr eine Hauselfe, die Pansy zuerst mit geradem Blick nach vorn ignorierte, dann besann sie sich aber doch anders und drehte sich nach der hässlichen Kreatur um. „Wenn Draco nach mir fragt, richte ihm aus, dass ich einen Spaziergang mache!“
Die Hauselfe nickte geflissentlich und verbeugte sich so tief, dass ihre Nasenspitze den Fußboden berührte. Nach dieser letzten Begegnung verließ Pansy das Haus, ging einige Schritte bis sie vom Haus nicht mehr gesehen werden konnte und verschwand plötzlich in der hereinbrechenden Nacht.

Nur wenige Augenblicke später tauchte sie in Hosmeade wieder auf. In ihrem schwarzen Umhang erregte sie keine Aufmerksamkeit, denn in diesem Dorf, das nur von Hexen und Zauberern bewohnt wurde, kümmerte sich niemand um plötzlich auftauchende Menschen in ihrer Mitte. Ein Blick auf ihre schmale goldene Uhr, die sie stets auf ihrem Handgelenk trug, informierte Pansy, dass sie mehr als eine halbe Stunde zu früh war. Nun, damit hatte Pansy ja gerechnet. Sie wollte sich jedoch nicht in den Eberkopf setzen und dort auf ihren Sohn warten. Diese Spelunke war voller zwielichtiger Gesellen; hauptsächlich betrunkene Männer! Unter normalen Umständen hätte Pansy niemals auch nur einen Fuß über die Schwelle dieses Lokals gesetzt, aber da es die einzige Möglichkeit war sich ungesehen mit Cedric zu treffen, nahm sie dieses furchtbare Etablissement in Kauf. Trotzdem wollte sie nicht allein darin warten, lieber blieb sie hier draußen in der Kälte stehen.
Sie trat noch einen Schritt zurück in den Schatten, sodass sie von den vorbeitorkelnden Männer nicht gesehen und vor allem nicht belästigt werden konnte und wartete gespannt auf ihren Sohn.

Während sie wartete schwirrten ihr tausend Gedanken im Kopf herum. Sie war nervös, dachte an Draco, der vielleicht zu Hause schon ihre Abwesenheit bemerkt hatte und fürchtete sich zugleich vor dem anklagenden Blick ihres Sohnes. Langsam begann Pansy zu frieren. Sie knetete ihre eiskalten Hände und versuchte sich ein wenig auf der Stelle zu bewegen um vielleicht etwas Wärme in ihre Füße zu bekommen. Plötzlich unterließ sie dies aber schlagartig, als sie die herannahenden Schritte einer Person hörte. Instinktiv wusste Pansy, dass dies nur ihr Sohn sein konnte. Er hatte sie aber nicht gesehen, wie denn auch, sie war ja im Dunkel verborgen, sondern wartete vor dem Gasthaus. Einen Augenblick lang wollte Pansy umdrehen und unbemerkt wieder verschwinden. Sie betrachten ihren Sohn von der Seite, der sich lässig an die Mauer des Lokals gelehnt hatte und den Eindruck erweckte, als würde er auf einen guten Freund und Trinkkumpanen warten. Nur die Hände, die er in den Taschen seines Mantels vergraben hatte, verrieten, dass er auch leicht angespannt war.
Endlich, nach langen Sekunden des Zögerns, gab Pansy sich einen Ruck und trat aus ihrem Versteck hervor, sodass Cedric sie im Licht einer Laterne, die neben dem Eingang zum Eberkopf aufgehängt worden war, sehen konnte.
Ihre Hände zitterten ein wenig als sie auf Cedric zuging. Die linke Hand hielt sie fest mit der Rechten umklammert. Sie wusste nicht welches Wort sie zuerst an ihren Sohn richten sollte, was er von ihr hören wollte. Sie mochte diesen kurzen Moment als sich ihre Blicke trafen und niemand etwas sagte.
„Cedric“ Die Stille zwischen ihnen war zerstört, der Weg zu einer Aussprache war geebnet. Pansy stand wieder vor dem großen Problem so viel sagen zu wollen und für nichts Worte zu finden. Sie liebte und brauchte Cedric. Sie war dankbar, dass er ihr einen Brief geschrieben hatte und den Kontakt zu ihr wieder aufnahm, weil sie selbst niemals die Kraft gefunden hätte dies zu tun. All ihre Gefühle flossen in diesem einen Wort, seinem Namen zusammen, so wie an dem Tag an dem sie ihn verloren glaubte. Auch damals hatte sie nur dieses eine Wort über die Lippen gebracht, aber es hatte ebenso viel bedeutet wie an diesem Tag.
Pansy lächelte ihrem Sohn verhalten zu und ihre Augen wurden glasig. Nein, weinen wollte Pansy nicht. Das Lächeln, das sie auf den Lippen trug, war ihr ehrlich gemeintes Geschenk an Cedric. Sie war froh ihn wieder zu sehen, sie liebte ihn – aber auf den Gedanken ihn in ihre Arme zu schließen kam sie nicht.




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Pansy Malfoy-Parkinson – 42 Jahre – Todesserin
other characters: Violetta – Ilja – Jack – Remus - Benoit

Kein Wort vermag Unsagbares zu sagen.
Drum bleibe, was ich trage, ungesagt.
Und dir zuliebe will ich nicht mehr klagen.
Denn du, mein stolzer Sohn hast nie geklagt.

Und hätt' ich hundert Söhne: Keiner wäre
Mir je ein Trost für diesen, diesen einen
Sagt ich: hundert? Ja, ich sagte hundert
Und meinte hundert. Und ich habe keinen.

Mascha Kaléko

12.05.2008

Cedric war nervös. Er wusste nicht, ob es eine gute Idee war, seiner Mutter einen Brief zu schreiben, doch nun war er schon einmal hier. Doch irgendwie kam in ihm das Gefühl von Verrat hoch. Er fühlte sich seiner Geliebten gegenüber wie ein Verräter. Schliesslich hatte er wegen ihr den Kampf gegen die Familie aufgenommen, damit sie zusammen sein und etwas aufbauen konnte. Auch sie war sehr tapfer und stellte sich ihrer Familie, auch wenn das auch für sie nicht einfach war. Auch in ihrer Familie gab es Gegner. Ihr Bruder Sebastian, den sie so abgöttisch liebte, würde ihre Beziehung nie akzeptieren. Sie war so stark und er zeigte nun schon der erste Anfall von Schwäche, indem er sich mit seiner Mutter traf. Doch Cedric konnte nicht anders. Es hatte ihn zu sehr geschmerzt, einfach so von der Familie verstossen zu werden. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Susannah das verstehen würde. Sie hing noch mehr an ihrer Familie und wusste bestimmt wie schlimm es war, von der Familie verstossen zu werden. Er würde mit seiner Mutter reden und dann sofort zurück zu Susannah gehen und ihr von all dem berichten.
Cedric schaute erneut auf die Uhr und im selben Moment hörte er die Glocke der Kirche läuten. Es war acht Uhr. Cedric schaute sich um, seine Hände in den Taschen zitterten leicht. Dann sah er sie, wie sie hervortrat, im Licht der Laternen. Cedric stiess sich von der Wand ab und machte einen Schritt auf sie zu. Sie war tatsächlich gekommen und auch sie war so angespannt, wie er es war. Es war so ein schönes Gefühl, sie hier zu sehen. Sie sah gut aus, gepflegt, wie sie es immer war, bis zum vermeintlichen Tod seines Vaters. Dann hatte sie sich gehen lassen, hatte sich weder um sich selber noch um ihre Kinder gekümmert. Cedric hatte sie dafür verachtet. Er hatte nicht verstanden, wie sie sich selbst so von einer Person hatte abhängig machen lassen. Es war ihm so vorgekommen, als könne sie nur unter der Führung von Draco leben. Cedric hatte das nicht verstanden. Doch jetzt wusste er, dass seine Mutter ihren Mann einfach nur geliebt hat und alles für ihn getan hatte. Er hatte jetzt verstanden, dass seine Mutter ihre Trauer einfach anders ausgelebt hatte, wie Ginny Weasley, die er immer so bewundert hatte. Cedric wusste jetzt was es hiess jemanden zu lieben, so sehr, dass man alles für diese Person aufgeben und alles für diese Person tun würde. Cedric konnte sich nun ein bisschen vorstellen, wie sich seine Mutter gefühlt haben musste, als sie von Tod des Mannes erfahren hatte. Pansy musste sich in der Zeit der Abwesenheit ihres Mannes einfach so einsam, hilflos und alleine gelassen gefühlt haben. Es wäre für Cedric unvorstellbar, wenn Susannah irgendetwas passieren würde. Und er hatte noch nicht wie seine Mutter, eine Ehe mit ihr geführt und viele Jahre an ihrer Seite gelebt. Durch diese Erfahrung konnte Cedric seine Wut, die er all die Jahre gegenüber seiner Mutter verspürt hatte ablegen. Jetzt wusste er, dass sie es nie böse gemeint hatte, dass sie aber einfach keine andere Wahl gehabt hatte. Es war ihm nun wieder möglich, ihr in die Augen zu schauen und sie als seine Mutter zu akzeptieren. Sie hatte es bestimmt nie einfach gehabt, so im Schatten eines Draco Malfoys zu leben und immer die Form zu wahren, wie sich das für eine Malfoy gehörte. Cedric fing Schritt für Schritt an, seine Mutter zu bewundern.

Ihre Augen trafen sich für einen Augenblick und Cedric genoss die Stille, die zwischen den beiden herrschte. Seine Mutter war eine wunderschöne Frau, das fiel Cedric das erste Mal seit langem wieder auf. Was Cedric auch beruhigte war, dass er in ihren Augen wieder Gefühlsregungen erkennen konnte, was auch lange nicht der Fall gewesen war. Cedric verspürte eine solche Erleichterung, dass sie gekommen ist und er ihr nicht einfach egal war. Es tat so gut, sie zu sehen. Am liebsten wäre er wie ein kleiner Junge auf sie zu gerannt und hätte sich in ihren Armen vergraben. Doch Cedric riss sich zusammen. Er war jetzt ein erwachsener junger Herr und solche machten das nicht mehr. Deswegen wartete er geduldig, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorkam, bis sie endlich vor ihm stand.

„Cedric“ hörte er sie sagen und dieses eine Wort, in dem so viele Emotionen stecken erweichten sein Herz. Er bekam ganz weiche Beine und musste sich zusammenreissen, damit er nicht nach hinten taumelte, und sich an der Wand abstützte. Cedric spürte in diesem einen Wort die Liebe seiner Mutter, die er so lange Zeit vermisst hatte. Er spürte, dass sie genauso froh war wie er, dass sie nun beide voreinander standen und sich sahen. Eine einzelne Träne lief seine Wange hinunter. Cedric wurde so überrollt von all diesen Emotionen, dass er die Träne nicht mehr zurück halten konnte. In all den Jahren hatte Cedric die Mutter vermisst, die sich um ihn kümmerte und um ihn sorgte. Wie gerne hätte er ihr einen Brief geschrieben, wenn er ein Problem gehabt hätte. Wie gerne hätte er in ihrer Antwort Trost und neuen Mut gefunden. Doch all das hatte Cedric nicht gehabt, weil sich seine Mutter nach dem Tod von Draco so hatte gehen lassen. Doch jetzt war sie wieder da, die liebende Mutter, der es nicht egal war, was aus ihren Kindern wurde. Das tat Cedric einfach nur gut. Er prägte sich dieses eine Wort, seinen Namen, ein. Er wollte dieses Gefühl nie mehr vergessen. Als er nun auch noch das verhaltene Lächeln seiner Mutter sah, war es einfach nur perfekt. In diesem Moment sah er in ihr nur eine liebende Mutter, die sich freute, ihren Sohn zu sehen. All das was im Klassenzimmer passiert war, war für einen Moment vergessen. Cedric genoss dieses ehrliche Lächeln und erwiderte es sogar. Es störte ihn nicht, dass seine Mutter ihn nicht in die Arme schloss. Dieses Wort und dieses ehrliche Lächeln waren ihm im Moment genug. Er wusste, dass seine Mutter sehr verschlossen war und dass es ihr sehr schwer fiel, ihre Gefühle offen zu zeigen. Er wischte sich kurz mit dem Handrücken über die Augen und die Wange, um die einzelne Träne zum verschwinden zu bringen. Er wollte nicht wie ein kleines Kind rumflennen.
„Mutter“ erwiderte er ihre Worte und auch in diesem einen Wort, das ihm über die Lippen trat steckte die unglaubliche Erleichterung von Cedric, dass sie hier war. Cedric hatte sich nicht erträumen lassen, dass er jetzt hier vor seiner Mutter stand.

Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Er wollte ihr soviel sagen, er wollte sie soviel Fragen, doch wusste er nicht, wo er anfangen soll. Er war noch völlig überwältigt und brauchte noch einen Augenblick, um sich wieder zu sammeln. Dann riss er sich zusammen und schaute seiner Mutter erneut in die Augen. „Lass uns reingehen“ sagte er dann, nahm ihren Arm und führte sie in den Eberkopf. Er suchte sich einen Tisch, ganz hinten in einer Nische, wo sie für sich waren und nicht gestört werden würden. Hier sah sie auch niemand, so dass Cedric keine Angst haben musste, dass ihm irgendjemand aus Hogwarts über den Weg laufen würde. Er bestellte zwei Butterbiere, konnte seinen Blick fast nicht von seiner Mutter wenden. Cedric wollte erst anfangen zu reden wenn er sicher sein konnte, dass sie nicht mehr gestört werden würden. Cedric kam es wie eine Ewigkeit vor, bis die Butterbiere endlich vor den beiden hingestellt wurden. Cedric nahm einen Schluck überlegend, wie er am besten beginnen sollte. Es war schon ein riesen Erfolg für ihn, dass seine Mutter überhaupt hier ihm gegenüber sass. Cedric schluckte einmal schwer. „Gut siehst du aus“ sagte er dann und lächelte leicht. „Ich bin sehr froh, dass du hier bist“ fügte er dann noch hinzu, den Blick nicht von ihr nehmend. Er wollte jetzt hier und heute alles klären. Er wollte ihr sagen, wie sehr ihn das alles schmerzte und verwirrte. Er wollte ihr sagen, wie er sich fühlte und er wollte vor allem verstehen, warum das alles passiert ist und warum sie das alles zugelassen hatte. Warum hatte sie ihren Sohn nicht verteidigt, als er so von Draco angegriffen wurde? Warum war sie in der letzten Zeit nie dagwesen, wenn er sie gebraucht hatte? Warum liess sie das alles mit sich machen, wie eine Marionette? Sie war doch eine starke und vor allem eigenständige Frau mit einer eigenen Meinung und einem eigenen Charakter. Cedric wünschte sich so, dass sie einmal aus dem Schatten treten würde und sich so zeigen würde, wie sie wirklich war. Er hatte ihre Liebe ja auch schon draussen gespürt. Wieso konnte sie diese nicht offen zeigen und in Worte verpacken? Schon als kleines Kind hatte er sich das immer gewünscht. Schon als kleines Kind hatte er immer neidisch den Kindern zugeschaut, die von ihren Müttern auf dem Bahnhof in die Arme gezogen und fest gehalten wurden, denen über den Kopf gestreichelt wurde und zärtliche Worte in die Ohren geflüstert wurde. Bei Cedric und Bellatrix fiel der Abschied am Bahnhof immer kühl aus. Ein kurzes Kopfnicken und ein „bis bald und viel Erfolg“ und damit hatte es sich auch schon. Manchmal wurden sie nicht einmal zum Bahnhof gebracht sondern mussten selber schauen, wie sie dahin kamen. Es waren solche Kleinigkeiten, die Cedric jedes Mal einen Stich ins Herzen versetzt hatten. Aus diesem Grund bedeutete es ihm auch so viel, jetzt mit seiner Mutter hier zu sitzen. Auch das war das erste Mal in seinem Leben und es machte ihn glücklich. Wenn da nicht soviel passiert wäre, hätte man sie glatt als kleine, glückliche Familie sehen können.

„Ich verstehe so vieles nicht, Mutter. Ich erhoffe mir Erklärungen“ begann er dann das Gespräch und senkte die Augen. Er hatte keine Ahnung, ob es richtig war, gleich so mit der Tür ins Haus zu fallen. Er wusste einfach nicht, wie er beginnen sollte und wie er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen sollte. „Warum hast du das zugelassen? Warum hast du zugelassen, dass mein Vater mich so behandelt und aus der Familie verstösst? Warum hast du nicht eingegriffen? Ich verstehe es nicht. Ich möchte es so gerne verstehen. Ich bin und bleibe doch dein Sohn. Ist es dir denn gleichgültig, was aus mir wird, was ich mache, denke und fühle? Ich bin doch ein Teil von dir“ brach es dann aus ihm hervor und er verspürte gleich nach seinen Worten eine unglaubliche Erleichterung. Es tat so gut, das alles loszuwerden. All das, was sich die Jahre über angestaut hatte. Cedric war nuneinmal ein sehr emotionaler Mensch. Er war nicht wie sein Vater oder wie Bellatrix. Er wollte seine Gefühle nicht verbergen, er wollte sie in die Welt hinausschreien. Er wollte nicht die Form wahren und sich kalt geben, wenn er es nicht war. Aus diesem Grund hatte er auch so gegen die Erziehung seines Vaters rebelliert. Er war anders und er würde auch immer anders sein.


15.05.2008

Minuten, Tage, Monate stand Pansy vor ihrem Sohn und blickte ihm unbeweglich in die Augen. Auch Cedric war vor diesem ersehnten Moment so überwältigt, dass er einige Schritte vor seiner Mutter stehen blieb. Er hatte sich immer schon Mühe gegeben verschlossen zu sein und keine Gefühlsregungen zu zeigen, Draco hatte das immer von seinen Kindern verlangt, denn es war der übliche Habitus eines Todessers, heute war es nicht anders. Aber in seinen Augen konnte Pansy leicht das gesamte Spektrum seiner Gefühle ablesen. Ob er Susannah wohl erzählt hatte, das er seine Mutter treffen würde? Bestimmt, denn er legte ja neuerdings so viel Wert auf Ehrlichkeit und Offenheit. Ob sie erfreut gewesen war, oder verletzt? Eigersüchtig? Wütend?
Eigentlich konnte Pansy das ja ganz egal sein. Sie hatte kein Interesse an diesem Potter-Nachwuchs, nicht einmal ihrem Sohn zu liebe würde sie jemals Interesse heucheln.
Wie er da so stand und sie erwartungsvoll anblickte. Fast schon unheimlich, diese wortlose Begegnung. Verhielt sich so eine normale Mutter zu ihrem Sohn? Aber glücklich war Cedric. Auf seinen Lippen erschien ein zartes Lächeln, als Antwort auf Pansys Zugeständnis zu einer Gefühlsäußerung. Eine einzelne Träne tropfte über Cedrics Wange und Pansy musste dem starken Drang widerstehen auf ihn zuzugehen und sie mit ihrem Ärmel energisch fortzuwischen. Quälend langsam bahnte sie sich ihren Weg nach unten und versank spurlos in Cedrics dunklem Mantel. Was für eine Erleichterung, dass dieser Beweis seiner schwachen, sanften Seite endlich fort war. Draco wäre sehr verstimmt gewesen, wenn er gewusst hätte, dass sein Sohn wegen einer Begegnung mit seiner Mutter weinte.

“Mutter“ Das erste Wort, das Cedric an sie richtete! Pansy wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass der Bann nun endlich gebrochen war. Bestimmt würde Cedric sie nicht bitten zwischen sich und seinem Vater vermitteln. Es war eine schöne Illusion zu glauben, dass er ihr nun die Trennung von Susannah eröffnen würde. Oh wie gern würde sie glauben, dass dies der Grund für ihr Treffen war. Oder vielleicht hatte Susannah sich von ihm getrennt, oder war bei einem tragischen Unglück plötzlich verstorben – was für ein reizender Gedanke!
Mit einem Mal erlangte Cedric seine Sicherheit wieder und mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht gespielt sondern nur gelebt werden kann, griff er galant nach ihrem Arm und führte sie in die hässlichste und herunter gekommenste Spelunke der Zauberwelt.
Sie setzten sich an einen Tisch in eine Ecke, die sogar für den Eberkopf herausragend dunkel war und warteten auf eine Bedienung. Stumm waren sie zu dem Einverständnis gekommen, dass sie mit der Fortsetzung ihres Gespräches warten wollten, bis sie vollkommen ungestört waren. Während sie warteten starrte Pansy auf die Tischplatte. Mehrere tiefe Kerben und Furchen zeugten von dem harten Leben dieses Tisches, seine Oberfläche war dreckig und bestimmt sehr klebrig von all dem Bier und den anderen Getränken die auf ihm verschüttet worden waren. Pansy ekelte sich vor der Einrichtung dieses Gasthauses, vor diesen Leuten, vor dem Glas aus dem sie nun bald Butterbier trinken musste. Ein Blick auf die anderen Gäste des Eberkopfes gab ihr eine farbenprächtige Vorstellung der vielen sabbernden, schorfverkrusteten, dreckigen Münder die sich schon an den Rand ihres Glases gelegt hatten. Pansy schluckte. Einmal konnte sie wohl davon trinken ohne zu sterben, Cedric zu liebe. Auch wenn der vermutlich gar nicht wusste, welch große Überwindung dies seine Mutter kosten würde.
Das Butterbier wurde gebracht und Cedric nahm ohne zu zögern einen Schluck aus seinem Krug. Pansy beobachtete ihn mit einer gewissen Mischung aus Faszination und dem unterdrückten Drang ihm den bakterienverseuchten Krug aus der Hand zu reißen. Als er seinen Krug wieder auf den Tisch stellte, richtete er sein Wort erneut an Pansy.
„Gut siehst du aus“ Seine Ernsthaftigkeit irritierte Pansy. So sprach kein Kind zu seiner Mutter. Vielleicht wenn die Mutter alt und krank war, aber nicht wenn sie in der Blüte ihres Lebens stand. Sie blickte ihrem Jungen mit einer gewissen Verwirrung an und setzte ein flüchtiges Lächeln auf, ohne jedoch etwas auf das Kompliment zu antworten. Es war zu ungewohnt solche Worte aus seinem Mund zu hören.
Doch schnell waren die liebevollen Worte verbraucht und Cedric fand schnell zu jenen, die er schon so lange auf dem Herzen trug und die Pansy in einen aufgeregten, nervösen Zustand versetzten. Plötzlich wurde die Stimmung ernst und Cedrics Ton war fast feierlich als die Worte langsam aus seinem Mund kamen.
„Ich verstehe so vieles nicht, Mutter. Ich erhoffe mir Erklärungen… Warum hast du das zugelassen? Warum hast du zugelassen, dass mein Vater mich so behandelt und aus der Familie verstößt? Warum hast du nicht eingegriffen? Ich verstehe es nicht. Ich möchte es so gerne verstehen. Ich bin und bleibe doch dein Sohn. Ist es dir denn gleichgültig, was aus mir wird, was ich mache, denke und fühle? Ich bin doch ein Teil von dir“

Na Pansy, du törichtes Geschöpf. Hast du wirklich geglaubt das Gespräch würde anders verlaufen? Du hast doch gewusst, dass es so kommen würde. Wie lächerlich zu glauben, dass er sich für die Familie entschieden hätte. Dieser Gedanke war einer reifen Frau, wie du es sein solltest, nicht würdig. Schämst du dich, weil du so naiv warst zu hoffen, er würde dich bitten ihn mit Draco auszusöhnen.
Was wirst du ihm jetzt sagen, Pansy? Warum hast du dir keine Antworten zurecht gelegt wo du doch die Fragen nur zu gut kanntest?

Pansy wusste nicht was sie sagen sollte. Sprachlos starrte sie Cedric einige Augenblicke an. Es tat ihr leid, dass er so empfand, aber er verstand alles falsch. Wie sollte sie ihm das nur erklären?
Draco wäre so viel besser wie sie in diesen Dingen. Er war wesentlich eloquenter, er konnte seine Gedanken besser in Worte kleiden als Pansy. Sie war noch nie besonders gut darin gewesen jemandem ihre Gefühle zu erklären, oder ihn von ihren Meinungen zu überzeugen. Ihre Gefühle behielt sie immer für sich. Ihre Kinder wussten nichts von ihr. Wie sehr sie sie liebte konnten sie nur in einigen seltenen Augenblicken erahnen, doch niemals hatten sie eine Erklärung dafür erhalten warum Pansy immer so verschlossen war. Sie wussten ja noch nicht einmal etwas von Pansys Kindheit. Vom unverzeihlichen Fluch der beinahe ihren Vater getötet hätte, von der Mutter, die sie niemals hatte. Aber ihren Kindern wollte sie eine Mutter sein, nur wusste sie manchmal nicht wie. Es gab niemanden den sie hätte kopieren können. Sie musste einfach so handeln wie sie es für richtig hielt und das hatte sie bisher immer getan. Draco hatte sie immer unterstützt.
Lange hatte Pansy geschwiegen. Zu lange vielleicht. Eine liebende Mutter, eine normale Mutter, hätte sofort ausrufen müssen, dass sie ihr Kind doch über alles liebte und immer nur das Beste für ihn gewollt hatte. Pansy hatte das nicht getan. Sie hatte gewartet, in der Hoffnung, dass die richtigen Worte endlich den Weg zu ihrer Zunge finden würden, aber sie taten es nicht.
Pansys Kopf war wie leer gefegt und so musste sie Worte finden, wo keine waren.
„Cedric…“, ihre Stimme war leise, aber laut genug, dass er sie hören konnte. Ihre Nervosität war plötzlich verflogen, denn es war ihr als würde Draco hinter ihr stehen und ihr tröstend die Hand auf die Schulter legen um sie zu unterstützen. Fest richtete sie den Blick ihrer eisgrauen Augen auf ihren Sohn.
„Wir lieben dich beide, Draco und ich. Alles was wir tun ist zu deinem Besten! Du denkst, dass wir dir dein Leben ruinieren wollen, aber so ist es nicht. Das Mädchen, das du zu lieben glaubst, ist deiner nicht wert.“
Fast schon beschwörend klangen Pansys Worte und der eindringliche Blick mit dem sie Cedric taxierte schien diesen Eindruck noch weiter zu unterstützen. Pansy wusste, dass Cedric diese Worte harsch zurück weisen würde, weil er dieser Tatsache einfach nicht ins Auge sehen konnte.
Aber Pansy musste doch ehrlich zu ihrem Sohn sein, auch wenn er sich jetzt undankbar und uneinsichtig zeigte.
„Die Wahrheit tut manchmal weh, Cedric. Es gibt Menschen die passen nicht zusammen. Sie denken zwar, dass sie füreinander bestimmt sind und einige Zeit lang können sie auch glücklich miteinander sein, aber das Ende ist schon vorprogrammiert. Wir wollen dich nur davor bewahren einen Fehler zu machen und unglücklich zu werden!“

Erst Sekunden nachdem Pansy geendet hatte wurde ihr klar, dass sie eben nicht ausdrücklich von Cedric und Susannah gesprochen hatte, sondern von ihren eigenen Eltern. Ana und Enoch hätten niemals heiraten sollen. Vor Anas Schwangerschaft waren auch die beiden Eltern dieser Meinung gewesen, doch als feststand, dass ein Kind unterwegs war, hatte es keine andere Wahl gewesen und wie unglücklich die beiden geworden waren! Vor diesem Unglück wollte Pansy ihren Sohn bewahren. Nur mit seiner Familie konnte er glücklich werden, das stand fest. In einer Gemeinschaft mit einer Potter war für ihn kein Glück zu finden. Pansy würde alles tun, damit er diese Erkenntnis erlangte bevor es zu spät war.




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Pansy Malfoy-Parkinson – 42 Jahre – Todesserin
other characters: Violetta – Ilja – Jack – Remus - Benoit

Kein Wort vermag Unsagbares zu sagen.
Drum bleibe, was ich trage, ungesagt.
Und dir zuliebe will ich nicht mehr klagen.
Denn du, mein stolzer Sohn hast nie geklagt.

Und hätt' ich hundert Söhne: Keiner wäre
Mir je ein Trost für diesen, diesen einen
Sagt ich: hundert? Ja, ich sagte hundert
Und meinte hundert. Und ich habe keinen.

Mascha Kaléko

19.07.2008

Cedrics Unsicherheit legte sich von Minute zu Minute. Es war die richtige Entscheidung gewesen, sich mit seiner Mutter hier zu treffen, auch wenn sie stur bleiben würde, so würde es ihn doch beruhigen und würde es ihm erleichtern, die Entscheidung seiner Eltern so hinzunehmen. Er konnte seine Eltern nicht ändern, das war ihm von Anfang an klar. Schon viel zu lange lebten sie in ihrer Welt mit ihren eigenen Normen und Werten. Wie sollte er als 17 Jähriger Junge sie von einer anderen Lebensweise überzeugen können? Doch Cedric konnte sich noch ändern. Er hatte seinen festen Platz im Leben noch nicht gefunden, er war noch immer auf der Suche nach dem, was ihn glücklich machte. Er war anders, als seine Eltern und seine Schwester, das hatte er schon früh gemerkt. Er war viel zu weich, für ein Leben als Anhänger des Dunklen Lords. Er machte sich viel zu viel Gedanken über das, was richtig war, er konnte nicht mitansehen, wie Mitmenschen einfach so verachtet und vielleicht sogar getötet wurden. Nur weil sie nicht der Norm dieser einen Welt entsprach, in der noch so viele Zauberer lebten. Sahen sie denn nicht, dass sie alle gleich waren? Was spielte es für eine Rolle, aus welcher Familie ein Zauberer oder eine Hexe stammte? Hermine Weasley war das beste Beispiel dafür. Sie war eine Hexe aus einer Muggelstämmigen Familie und trotzdem war sie intelligent und hatte auf der Seite von Harry Potter Grosses geleistet.

Cedric starrte seine Mutter an. Zugern würde er wissen, was in diesem Moment gerade in ihrem Kopf vorging. Freute sie sich, dass sie ihren Sohn sah? Lag ihr überhaupt noch etwas an ihrem missratenen Sohn? Cedric konnte nicht verstehen, dass seine Mutter kein Ton gesagt hatte, als sein Vater ihn verstossen hatte. Wie konnte sie das alles nur über sich ergehen lassen? Dieser Mann hatte sie schliesslich jahrelang getäuscht und alleine gelassen. Wie sehr musste sie ihn lieben und verehren, wie sehr musste sie ihm verfallen sein, dass sie so etwas einfach über sich ergehen lässt. Sie war Draco immer eine gute Ehefrau gewesen, auch wenn Cedric nicht wusste, wie sehr sein Vater ihre Liebe erwiderte. Für ihn war es doch nur wichtig, eine Familie zu haben, die sich den Normen angepasst verhält. Cedric hatte mit seinen Ansichten keinen Platz mehr in dieser Welt und musste deswegen gehen.

„Cedric…“ hörte er plötzlich die Stimme seiner Mutter und unterbrach seine Gedanken im selben Moment. Er ruckte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und trank noch einmal einen grossen Schluck aus seinem Glas. Er war nervös und er war gespannt, was seine Mutter ihm antworten würde. Bald würde er Gewissheit haben und dann würde er es vielleicht auch schaffen, einen Strich unter das Ganze zu ziehen. Es würde nicht einfach werden, denn es war trotz allem noch seine Familie. Aber immer, wenn er in einer solchen Situation voller Zweifel steckte, dachte er an Susannah, an ihr Lächeln, an ihre sanften Bewegungen und ihre Berührungen auf seiner Haut. Dann wurde er sofort wieder stark und wusste, dass es sich lohnte, für seine Liebe zu kämpfen. Dann raffte er sich auf und wollte das alles für Susannah durchstehen. Irgendwann würde man ihre Liebe akzeptieren, sie mussten nur dafür kämpfen. Dessen war er sich sicher.

Cedric sah in die eisgrauen Augen seiner Mutter, die fest auf ihn gerichtet waren. Was würde sie ihm wohl sagen? Würde sie ihn zurückweisen? Oder würde sie das was er gesagt hatte verstehen? Es hatte ihn viel Mut gekostet, seine Gefühle der Mutter zu offenbaren. Er konnte ihr einfach nicht hunderprozentig vertrauen. Was wenn sie zu seinem Vater gehen würde und diesem alles erzählte? Cedric konnte sich ausmalen, wie wütend sein Vater dann reagieren würde. Anderseits würde er dann bestimmt auch sauer auf Pansy sein, die sich schliesslich nicht an seine Regeln gehalten hatte und Kontakt mit Cedric aufgenommen hatte. Aber im Grunde genommen war es egal. Viel schlimmer wie es schon war konnte es fast nicht werden.

„Wir lieben dich beide, Draco und ich. Alles was wir tun ist zu deinem Besten! Du denkst, dass wir dir dein Leben ruinieren wollen, aber so ist es nicht. Das Mädchen, das du zu lieben glaubst, ist deiner nicht wert.“ Diese Worte versetzten Cedric wieder einen Stich in sein Herz. Wie konnte seine Mutter ihm bloss so eine Antwort geben? Hatte er denn überhaupt etwas anderes erwartet? Es war töricht gewesen zu glauben, dass wenigstens seine Mutter ihn verstehen würde. Wie hatte er bloss auf so eine Idee kommen können? Sie vertrat immer Dracos Meinung, auch wenn dieser noch so falsch war. Was ihr Mann sagte, war Gesetz für sie. Aber trotzdem hatte Cedric noch eine kleine Hoffnung in sich gehegt, dass seine Mutter sich vielleicht wenigstens dieses Mal ein bisschen gegen Draco stellen würde und wenigstens versuchen würde, ihren Sohn, den sie jahrelang alleine grossgezogen hatte zu verstehen. War es denn keine Qual für sie, ihr Kind einfach so hergeben zu müssen? Cedric war enttäuscht und seine Wut steigerte sich immer mehr, je mehr Gedanken er sich darüber machte. Er ballte seine Hände unter dem Tisch zu Fäusten, zwang sich jedoch ruhig zu bleiben, was gar nicht so einfach war. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und zwang sich, ganz ruhig ein und aus zu atmen. Als er sich wieder ein bisschen beruhigt hatte, schlossen sich seine Hände fest um sein Glas, um das Zittern zu verbergen und weil er sonst nicht wusste, wohin er mit seinen Händen sollte. Er hob das Glas an seine Lippen, die sich genauso wie sein Hals so ausgetrocknet anfühlten und genoss das Gefühl des durch den Hals hinab rinnenden Getränkes. Jetzt, da er sich wieder ein bisschen ruhiger fühlte, fühlte er sich in der Lage, auf diese Aussage seiner Mutter zu reagieren.

„Das nennst du Liebe Mutter? Seinen eigenen Sohn zu verstossen ist für dich Liebe und nur zu meinem Besten? Das kann ich einfach nicht glauben. Es dreht sich in eurer Welt einfach alles nur um Regeln, die eingehalten werden müssen. Aber mit Liebe hat das alles nichts zu tun. Ich merke schon, ich bin nur ein Instrument für euch, ein Mittel zum Zweck. Verhalte ich mich gut, wie es die Regeln verlangen, bin ich ein würdiger Nachfolger, der euren Namen weiter trägt. Lehne ich mich jedoch gegen euch auf, bin ich ein nichts. Dann habe ich keinen Wert für euch und ihr haltet es sogar für notwendig, mich zu verstossen, nur damit euer Ruf nicht beschädigt wird. Ich muss schon sagen, dass ist wirklich eine tolle Liebe Mutter, die ihr mir da entgegenbringt. Ich will nicht mehr euer Instrument sein, der euren Namen weiter trägt. Ich halte diese Oberflächlichkeit einfach nicht aus. Ich sehne mich nach richtiger Liebe und nach einem richtigen Familienleben“ sagte er dann und legte nach diesem Schwall von Worten erst einmal einen kurze Pause ein, in der er tief einatmete. „Was wollt ihr dann, wenn nicht mein Leben ruinieren?“ murmelte er dann leise und unterdrückte die Tränen, die in ihm hochkamen. Cedric war zutiefst enttäuscht und verletzt und das merkte man ihm auch an. Trotzdem schaffte er es, seine Tränen zu unterdrücken und schaute nach einer kurzen Zeit seiner Mutter wieder standhaft in die Augen. „Sag mir Mutter, was für ein Mädchen wäre meiner denn wert? Wenn nicht Susannah? Du kennst sie nicht, wie kannst du sie nur so verurteilen. Sie schaut zu mir, sie ist liebenswürdig und kümmert sich um meine Bedürfnisse. Sie ist für mich da, wenn ich sie brauche. Sie ist intelligent und ihr Lächeln ist einfach umwerfend. Sie ist das hübscheste Geschöpf auf Erden und sie schafft es immer, mich zu beruhigen. Sie schenkt mir genau das, was ich von euch nie bekommen habe und nach dem ich mich schon lange so sehne. Sie schenkte mir Liebe, Halt und Vertrauen. Mutter, wann hast du das das letzte Mal gespürt? Ich hatte das Gefühl, dass wenigstens du mich ein bisschen verstehen würdest, aber anscheinend habe ich mich getäuscht“ sagte er dann verbittert. Am liebsten wäre er aufgestanden und einfach gegangen. Doch er wollte warten, er wollte nicht einfach davonlaufen. Er wollte seiner Mutter die Chance geben, auf seine Anschuldigungen zu reagieren, deswegen zwang er sich, sitzen zu bleiben.

„Die Wahrheit tut manchmal weh, Cedric. Es gibt Menschen die passen nicht zusammen. Sie denken zwar, dass sie füreinander bestimmt sind und einige Zeit lang können sie auch glücklich miteinander sein, aber das Ende ist schon vorprogrammiert. Wir wollen dich nur davor bewahren einen Fehler zu machen und unglücklich zu werden!“

Jetzt platzte Cedric der Kragen, als er diese Worte hörte. „Welche Wahrheit Mutter? Woher willst du wissen, dass wir nicht zusammen passen, wenn du es uns nicht versuchen lässt? Ich will meine Erfahrungen selber machen, ich will nicht ständig von euch bewahrt werden, das in euren Augen falsche zu tun. Ich bin ein erwachsener Mensch und kann meine Entscheidungen selber treffen. Ich werde meinen Weg gehen und ihr könnt mich nicht davon abhalten. Denkst du wirklich, es ist der richtige Weg, mich nur aufgrund meiner Gefühle, die ich nicht lenken kann, zu verstossen? Denkst du wirklich, du bewahrst mich vor dem Unglücklichsein indem du mir verbietest, das Mädchen zu lieben, das ich bewundere? Denkst du wirklich, ich werde dadurch irgendwann einmal glücklich? Ich will keine Frau, die mir überall hinfolgt, die sich den Regeln anpasst, die aber so kalt ist und die ich nicht Lieben kann. Ich möchte die Frau, mit der ich glücklich sein kann, die ich lieben kann ohne wenn und aber. Versucht doch, uns auseinander zu bringen Mutter, ich schwöre dir, ihr werdet es nicht schaffen. Ich liebe Susannah und egal wie schwer der Weg wird, ich werde ihn mit ihr gehen und wir werden es schaffen“ brauste er dann auf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er während seiner Rede aufgestanden war, die Hände auf den Tisch gestützt und seine Mutter anstarrte. Jetzt, beruhigte er sich wieder und setzte sich wieder hin. Er nahm ein Bein auf den Stuhl und zog es fest an seinen Körper, den Kopf darauf gelegt und schaute seine Mutter aus glänzenden Augen an. „Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht Mutter“ murmelte er dann und schloss nocheinmal für einen kurzen Moment die Augen.


19.07.2008

Jedes einzelne ihrer Worte machte Cedric noch wütender. Sie konnte sehen, wie sein Mund immer verkniffener wurde, seine ganzes Gesicht war angespannt und die Fäuste, die er unter dem Tisch verborgen hielt, waren sehr wahrscheinlich zu Fäusten geballt, sodass die Knöchel seiner filigranen Hand weiß hervorstachen.
Pansy hatte ihren Sohn schon so oft wütend und verzweifelt erlebt, dass sie seine Reaktionen vorhersagen konnte. Er stand mit dem Rücken zur Wand, hatte nichts mehr zu befürchten, nichts zu verlieren. Er verlangte nichts, er war hier um sie um ihr Verständnis zu bitten. Warum fiel es ausgerechnet Pansy schwer ihm diesen Wunsch zu erfüllen? War sie nicht selbst fest davon überzeugt immer aus Liebe zu handeln?
Sie versuchte immer im Sinn der Familie zu handeln, was bedeutete so zu handeln, dass Draco mit ihr zufrieden war. Konnte Cedric bemerken, dass nicht alle Worte die ihr über die Lippen kamen auch ihren eigenen Gefühlen und Gedanken entsprachen? Wahrscheinlich nicht. Sie hatte ihm nie die wahre Pansy gezeigt. Die Pansy die sie hätte sein können, wenn sie keinen übermächtigen Ehemann an ihrer Seite gehabt hätte. Er kannte nur Mrs. Draco Malfoy. Sie hatte sogar ihren eigenen Namen verloren. Ihre eigene Sprache. Aus ihrem Mund kamen nur Dracos Worte. Ihre Überzeugungen waren die seinen. Sein Wunsch war der ihre. Träumte sie nicht auch manchmal von Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft war? Einmal etwas tun zu können ohne sich darum Gedanken machen zu müssen, was er eigentlich darüber dachte. Ihm ein einziges Mal widersprechen zu können, ohne dass er sie mit diesem hasserfüllten Blick ansah, der ihr jedes Mal das Herz brach? Und wenn es nur darum ging, dass Pansy in ein anderes Restaurant als Draco wollte.
Aber Liebe bedeutete auch, die Fehler des anderen hinzunehmen. So war Draco nun mal und sie liebte Draco so wie er war. Sie brauchte Draco mehr als alles andere in der Welt. Er war ihre Heimat, ohne ihn war sie nichts. Ein Leben ohne ihn war kein Leben mehr. Sie hatte es schon vor seinem vermeintlichen Tod gewusst, aber nach den drei quälenden Jahren ohne ihn wusste sie, dass ein weiterer Tag ohne ihn ihr Ende wäre.

Es war rührend wie Cedric von Susannah sprach. Pansy hörte ihm gerne zu wie er von ihr sprach, auch wenn sie sich selbst das niemals eingestanden hätte. Als Draco und sie ein Paar geworden waren, waren sie sogar jünger gewesen als Cedric jetzt. Und so wie Cedric überzeugt war in Susannah seine Partnerin gefunden zu haben, war auch Pansy überzeugt gewesen, dass Draco ihr Schicksal war. Aber da war immer noch diese Tatsache, über die Pansy nicht hinweg sehen konnte. Sie war eine Potter. Nicht irgendwer, sondern Harry Potters Tochter. Wäre sie eine normale Schülerin gewesen, Tochter irgendeines Hufflepuffschülers, den Pansy nicht einmal mehr erkannt hätte, wenn er sich überhaupt nicht verändert hätte und noch immer so aussähe wie in ihrer Schulzeit, dann wäre es Pansy leichter gefallen über ihren Schatten zu springen und Cedric ihre Zustimmung zu geben. Susannah Potter. Harry Potters Tochter. Warum ausgerechnet sie? Wahrscheinlich war es Harrys Rache über den Tod hinaus, der die beiden zusammen geführt hatte. Sie konnte seinen verachtenden Blick noch immer spüren. Er hatte immer geglaubt etwas Besseres zu sein, eine Mission zu haben und vom Schicksal auserwählt worden zu sein. Er hatte sich so wichtig und erhaben gefühlt, dass nicht einmal der Tod ihm Angst gemacht hatte. Was für ein törichter Mann! Jetzt war er tot. Würmer fraßen sich durch seine Gebeine, seine Witwe war mit zwei Kindern zurück geblieben und sein Ruhm war schon längst verblasst. An die dunklen Zeiten des Krieges wollte keiner mehr zurück denken und so wurde aus dem ehemaligen Helden, dessen Namen jedes Kind mit Erfurcht aussprach, nicht mehr als ein buntes Portrait auf einer Schokofroschkarte ohne erdenklichen Sammelwert. Hatte er das verdient?
Pansy war weit davon entfernt Mitleid für Harry Potter zu empfinden. Nein, ihm könnte sie niemals vergeben, selbst dann nicht, wenn ihr eigenes Seelenheil davon abhängen würde. Susannah Potter als ihre Schwiegertochter zu akzeptieren würde ihr schwer fallen. Ihr Anblick würde sie jedes Mal an Harry erinnern und es würde sich anfühlen, als hätte er schlussendlich doch gewonnen. Ihren Namen auszusprechen würde immer schmerzen, als hätte sie sich die Zunge verbrannt. So viel Schmerz hatte Pansy in ihrem Leben schon erduldet, ein wenig mehr würde sie nicht zu Boden drücken und irgendwann nahm man den Schmerz gar nicht mehr als solchen wahr, weil es normal geworden war.
Draco jedoch würde niemals auch nur einen Millimeter von seinen Prinzipien abrücken. Er hasste alles, das den Namen Potter trug. Niemals würde er Susannah in seinem Haus dulden. Pansy musste sich zwischen ihrem Ehemann und ihrem Sohn entscheiden. Sie hatte schon seit einiger Zeit befürchtet, dass es soweit kommen würde und nun hatte sie die Gewissheit. Beide Männer waren stur. Sie waren sich so ähnlich…
Wie sollte sich Pansy jemals entscheiden? Sie brauchte beide. Draco und Cedric. Wussten sie eigentlich wie grausam sie zu ihr waren, wenn sie eine Entscheidung forderten?

“…Denkst du wirklich, du bewahrst mich vor dem Unglücklichsein indem du mir verbietest, das Mädchen zu lieben, das ich bewundere? Denkst du wirklich, ich werde dadurch irgendwann einmal glücklich? Ich will keine Frau, die mir überall hinfolgt, die sich den Regeln anpasst, die aber so kalt ist und die ich nicht lieben kann. Ich möchte die Frau, mit der ich glücklich sein kann, die ich lieben kann ohne wenn und aber…“
Pansy schaute ihrem Sohn tief in die Augen und obwohl sie ausgefüllt war mit Trauer, schlich sich ein kleines stolzes Lächeln auf ihre blassen Lippen.
Ihr Sohn war groß geworden und erwachsen. Sie war stolz ihn, auf die Worte die er wählte und sie sah die große Ähnlichkeit zu seinem Vater, als er aufsprang und mit wild funkelnden Augen sprach. Pansy konnte den jungen Draco plötzlich wieder leibhaftig vor sich stehen sehen. Dieser Augenblick war jedoch schnell wieder vorbei. Dann saß Cedric wieder auf der Bank, umklammerte sein Knie mit den Armen, legte seinen Kopf darauf und schloss die Augen, als ob er schlafen wollte.
„Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht Mutter“
Pansy schwieg eine Weile und betrachtete ihren Jungen, der ihr mehr bedeutete als alles andere. Ihre Familie war alles was für Pansy zählte. Auf alles könnte sie verzichten ohne auch nur einmal mit Bedauern daran zu denken, aber diese drei Menschen: Draco, Cedric und Bellatrix. Für sie würde Pansy jederzeit ihr Leben geben. Sie betrachtete ihren einzigen Sohn und wurde plötzlich von einer Trauer ergriffen, die noch tiefer ging als alles andere zuvor. Er sah so traurig aus und Pansy wusste, dass sie dafür verantwortlich war. Es war ihre Schuld. Sie hatte nie gewollt, dass es einmal so enden würde.
Pansy warf einen flüchtigen Blick zur Seite. Die anderen Gäste des Eberkopfes saßen weit von ihnen entfernt und hatten nicht das geringste Interesse an ihrem Gespräch. Jetzt war die Möglichkeit all das zu sagen, was sie bisher immer vor ihren Kindern verheimlicht hatte. War es wirklich gut alles zu erzählen? Sich irgendwie zu erklären, obwohl es keine Entschuldigung geben konnte? Niemand hatte in ihrer Familie je über Gefühle gesprochen. Cedric hatte diese unausgesprochene Regel schon längst gebrochen.
„Als ich sechs war hat meine Mutter versucht Vater zu töten.“ Warum sagte sie das? Es war doch völlig unwichtig! Das hatte nichts mit Cedric zu tun, nichts mit Susannah, es hatte nicht einmal etwaas mit Draco zu tun. Sie sollte aufhören zu reden bevor sie sich lächerlich machte. Wer war schon an irgendwelchen rührseligen Kindheitserinnerungen interessiert?! Pansy hatte zu recht nie jemanden etwas davon erzählt, nur Draco wusste davon. Warum sprach sie heute, mehr als 36 Jahre danach, noch von diesem Tag? Und warum erzählte sie davon ausgerechnet ihrem Sohn? Es half ihm ja doch nicht und Pansy wurde deshalb auch nicht leichter. Sie holte damit nur alles zurück, was sie schon längst vergessen zu haben glaubte. Da war sie wieder als kleines Kind. Die Angst fühlte sie noch immer so an wie damals und die Einsamkeit war noch immer überwältigend. Pansy konnte jedoch nicht aufhören. Es tat weh sich zu erinnern, davon zu sprechen aber sie wollte Cedric davon erzählen. War das schon Verrat an Draco. Pansy zeigte Schwäche. Wie oft in ihrem Leben hatte sie das schon getan? Man konnte es bestimmt an einer Hand abzählen.
Ihr Verstand mahnte sie aufzuhören, aber sie konnte nicht mehr.
„Sie hat ihn irgendwie verfehlt…ich weiß selbst nicht wie das passieren konnte. Sie war sonst sehr gut im Umgang mit … Unverzeihlichen Flüchen.“
Pansy stockte wieder und fuhr sich mit der Hand flüchtig über die Augen. Aber sie waren völlig trocken. Pansy weinte nicht und trotzdem fühlte es sich so an, als würde sie es tun. Ihre Miene war wie versteinert, aber ihre Erregung konnte sie dennoch nicht verbergen. Sie knetete ihre Hände so heftig, als wären sie aus Wachs.
„Nach diesem Abend hat sie uns verlassen und ich habe nichts mehr von ihr gehört… Ich hatte nie eine Mutter die mir ein Vorbild gewesen wäre, die mir gezeigt hätte wie man sich als Mutter verhalten soll. Ich habe immer so gehalten wie ich es für richtig gehalten hätte und nie hat jemand zu mir gesagt, dass ich etwas falsch mache. Dabei habe ich so oft nicht gewusst was ich zu tun hatte…“
In 17 Jahren hatte Pansy niemals ein so ehrliches und aufrichtiges Gespräch mit Cedric geführt. Es war das erste Mal, dass sie mit einem ihrer Kinder über ihre Gefühle sprach. Sie war sich noch immer nicht sicher ob es richtig gewesen war, aber sie fühlte sich ein klein wenig befreiter. Auch wenn es lächerlich war das zu tun, weil sie spürte, dass das Verhalten ihrer Mutter von damals sie immer noch schmerzte.
„Ich könnte lernen Susannah als meine Schwiegertochter zu akzeptieren. Irgendwie würde es schon gehen, aber dein Vater… Er lebt seine Prinzipien. Sie bedeuten alles für ihn. Er kann davon nicht einfach so abrücken. Er hätte das Gefühl nicht mehr er selbst zu sein.
Ich liebe dich Cedric und ich liebe deinen Vater. Bitte zwinge mich nicht, mich zwischen euch zu entscheiden.“

Pansy war erschöpft vom vielen Reden und betrachtete ihren Sohn beinahe atemlos. Was würde er jetzt nur sagen. Wüsste er Pansys Offenheit zu schätzen oder hielt er sie nur für einen weiteren Beweis ihrer Schwäche? Pansys anfängliche Erleichterung sich Cedric anvertraut zu haben, endlich einmal das gesagt zu haben was sie tatsächlich fühlte, war schon wieder verschwunden. Sie schämte sich plötzlich Draco in den Rücken gefallen worden zu sein. Sie hatte ihn verraten, für die Liebe ihres Sohnes verkauft. Sie sollte sich schämen und konnte es nicht. Sie war dankbar, die Chance gehabt zu haben sich auszusprechen. Bald würde sie wieder nach Hause zurück kehren, sich ins Bett neben ihren Ehemann liegen und schlafen. Sie würde seinen regelmäßigen Atem neben sich hören und sich freuen, dass er gut schlief. Die Decke würde sie über die Schultern ziehen, weil ihr in der Nacht immer furchtbar kalt war. Dann würde sie langsam zu ihm hinüberrutschen, bis sie seine zarte Körperwärme spürte und dann würde sie regungslos in der Dunkelheit verharren und sich an diesem Glücksmoment satt trinken. Pansy wagte es niemals sich an Draco anzuschmiegen, wenn er es nicht initiierte. Er brauchte seinen Freiraum und Pansy konnte dies akzeptieren. Morgen würden sie dann beide wieder aufstehen und es wäre ein Morgen wie jeder andere. Aber wie sie es schaffen sollte ihrem Mann in die Augen zu schauen wusste Pansy nicht.




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Pansy Malfoy-Parkinson – 42 Jahre – Todesserin
other characters: Violetta – Ilja – Jack – Remus - Benoit

Kein Wort vermag Unsagbares zu sagen.
Drum bleibe, was ich trage, ungesagt.
Und dir zuliebe will ich nicht mehr klagen.
Denn du, mein stolzer Sohn hast nie geklagt.

Und hätt' ich hundert Söhne: Keiner wäre
Mir je ein Trost für diesen, diesen einen
Sagt ich: hundert? Ja, ich sagte hundert
Und meinte hundert. Und ich habe keinen.

Mascha Kaléko