The Story goes on - Forever - Hogsmeade

Weasley Domicile

Weasley Domicile

Auf der etwas abgelegenen Deadwood Main Street befindet sich das gemütliche Fachwerkhaus der Familie Weasley. Hier leben Percy, Penelope und Unity.


____________________


Das Leben ist ein Traum, den man wie ein Schlafwandler durchschreitet.

Violetta Kimmkorn- Lockhart - 17 Jahre alt - Gryffindor - Schulsprecherin
other characters: Ilja Krum - Pansy Malfoy-Parkinson - Remus Lupin - Jack Weasley - Benoit Vergniaud

26.09.2008

„Wahrscheinlich willst du…willst du mich nie wieder sehen nach diesem Abend … Was ich meine ist, dass du wissen solltest, dass ich mich normalerweise nicht so verhalte.“
Unity schien das ganze plötzlich wirklich peinlich zu sein und sie versuchte sich auf eine seltsame und doch ehrliche Art und Weise dafür zu entschuldigen, auch wenn es keinen Grund für eine Entschuldigung gab, zumindest nicht in Benoits Augen.
Vor kurzen noch hatte er Unity viel zu kritisch betrachtet und es als einen Fehler gesehen, dass sie zu viel Wein getrunken hatte und nun auf ihn angewiesen war. Aber er musste sich eingestehen, dass auch er mehr als einmal betrunken gewesen war. Natürlich nicht dann, wenn er jemanden beeindrucken wollte, denn man konnte sich nur dann von seiner besten Seite zeigen wenn man noch unterscheiden konnte welche das war. Zu Unitys Wohl und vielleicht auch seinem eigenen, hatte er beschlossen nichts von dem was Unity an diesem Abend zu ihm gesagt hatte in Erinnerung zu behalten. Selbstverständlich gab es ein paar Dinge die er sich sehr wohl merken würde, wie etwa die Tatsache, dass sie Percy Weasleys Tochter war, doch die Geständnis die darauf folgten würde er wohl am besten vergessen. Gleich als erstes würde er Unitys Liebesgeständnis vergessen, denn das war wohl wirklich nur dem Alkohol zu verdanken und keinen wahren Gefühlen. Ja, ganz bestimmt würde er das als Erstes aus seinem Kopf verbannen, denn er wusste, dass wenn er noch eine Weile daran dachte, er es nie mehr vergessen würde und sich dann noch einbildete auch in Unity ein wenig verliebt zu sein. Aber das war ja blanker Unfug. Es war schon spät und Benoit war müde vom langen Tag, der hinter ihm lag. Niemand war hier in irgendwen verliebt. Ende.
Fast schon ruckartig stand er vom Tisch ab, als wollte er diesen Teil des Abends nun endlich völlig abschütteln. Als er Unity in den Mantel half, streiften seine Fingerspitzen kurz über Unitys Nacken, aber zwang sich nicht über die Berührung nachzudenken. Sie bedeutete absolut nichts. Benoit stellte sich vor, er hätte eben Mascha in den Mantel geholfen und dabei ihren Hals berührt. Es war genau so nichts sagend. Kein Grund jetzt in Panik zu verfallen oder Gänsehaut zu bekommen. Eine flüchtige, unabsichtliche Berührung nichts weiter. Alles war völlig bedeutungslos. Und dennoch konnte Benoit plötzlich nicht mehr richtig atmen. Es war beinahe so, als hätte sich die Luft plötzlich zusammen gezogen und in dem ganzen Raum gab es kein einziges Molekül Sauerstoff mehr für Benoit. Das war ja wohl ein böser Scherz. Hatte Benoit nicht gerade beschlossen nicht in Unity verliebt zu sein?
Das Pub war Benoit mit einem Mal zuwider und er wollte keinen Augenblick länger in dem verrauchten und stickigen Lokal bleiben, als wäre das Gebäude an allen verzwickten Gefühlen schuld. Daher ging er auch gar nicht auf Unitys Worte ein, als könnte er damit ein weiteres Verweilen in den verfluchten Wänden verhindern, sondern fokussierte allein die Tür und ging mit langen Schritten darauf zu.
Als sie den Ausgang endlich erreicht hatten, stieß Benoit ungeduldig die Tür auf und trat ins Freie.
Die frische Luft verfehlte ihre Wirkung nicht. Nach einem tiefen Atemzug fühlte sich Benoit mit einem Schlag fiel freier und der Gedanke, dass er sich in dem Gasthaus, das er für mehrere Stunden mit seiner Anwesenheit beehrt hatte, eben noch gefangen und beengt gefühlt hatte, erschien wie ein absurder Traum. Sofort kehrte das Lächeln auf Benoits Gesicht zurück und die rastlose Eile die ihn eben noch gefangen gehalten hatte, fiel von ihm ab wie ein kraftloser Schatten.
Jetzt fiel es ihm endlich wieder leicht Unity in die Augen zu schauen und sich dabei nicht wie der größte Idiot der je auf Erden gewandelt war vorzukommen. Er hoffte seine pubertäre Launenhaftigkeit nun endlich überwunden zu haben und seine Meinung über Unity nicht wieder alle zehn Minuten zu überdenken. Als er sich nun Unity seinen Arm anbot, schreckte er vor der nachfolgenden Berührung nicht zurück, weil er wusste, dass sie niemals die gleiche Wirkung auf ihn ausüben würde, als das unabsichtliche Streifen ihres Nackens, als er ihr in den Mantel geholfen hatte. Hier in der kalten, rauen Abendluft war alles fiel klarer und es war einfacher rational zu denken. Benoit glaubte sich wieder völlig in der Gewalt zu haben und auch der angetrunken Unity schien es hier draußen endlich besser zu gehen. Sie konnte den Weg nach Hause ohne Probleme angeben und zwar so, dass Benoit überzeugt war die richtige Straße einzuschlagen.

Als sie die belebte Hauptstraße mit den Lokalitäten hinter sich ließen und in die Dunkelheit der Wohnsiedlung, die nur ab und zu vom Licht einer Straßenlaterne durchbrochen wurde, eintauchten fühlte sich Benoit endlich frei genug um das Gespräch, das er in den „Drei Besen“ unterbrochen hatte, wieder aufzunehmen. Die letzten fünf Minuten waren sie schweigend nebeneinander her gegangen, doch Benoit hatte das Schweigen durchaus als angenehm empfunden und es hatte ihm geholfen, seiner Gefühlswelt wieder Herr zu werden. Er wusste noch immer nicht, wie er am besten mit seinen Gefühlen für Unity umgehen sollte, aber er hatte beschlossen, diese Entscheidung auf einen anderen Tag zu verschieben. Vielleicht wachte er morgen auf und wusste ganz genau, wie er mit dieser Sache am besten weiter verfahren sollte. Während er jedoch sehr zufrieden mit sich zu sein schien, wirkte Unity nicht ganz so glücklich. Vielleicht waren das Auswirkungen des Alkohols, er wusste es nicht.
„Ich halte dich übrigens nicht für eine notorische Trinkerin.“, sagte er ins die dunkle Nacht hinein, ohne sich Unity zuzuwenden. „Es ist ok, hin und wieder mal zu viel zu trinken, auch wenn man das nicht gerade machen sollte, wenn man mit einem Fremden unterwegs ist. Man weiß nie ob man es nicht mit einem psychopathischen Gewaltverbrecher zu tun hat und wenn doch, sollte man noch in der Lage sein schnell weg zu laufen.“
Benoit lächelte. „Jetzt rechts, nicht wahr?“
Auf der Straße war nichts mehr zu hören, als das Klackern ihrer Absätze und Benoit war auch ganz froh darum. Als er noch im Pub war, hatte er das laute Stimmengewirr um sich herum gar nicht wirklich wahrgenommen, aber nun, da er wieder wusste wie schön sich Stille anhören konnte, wollte er sie nicht mehr missen.
„Im Übrigen ist es so Unity, dass ich dich liebend gern wieder sehen würde. Aber dann sollten wir besser bei Kürbissaft bleiben.“ Er zwinkerte ihr fröhlich zu.
Schneller als gedacht, standen sie auch schon vor dem Haus der Familie Weasley. Wie erwartet fand Benoit ein schmuckes, weiß gestrichenes Einfamilienhaus vor, das weder protzig noch einfach wirkte. Mit dem gepflegten Vorgarten und dem weiß lackierten Gartentor sah es genauso aus, wie man sich das Haus vom Schulleiter Weasley vorstellte.
Obwohl Mitternacht bestimmt schon seit einer Weile vorbei war, brannte im Erdgeschoss des Hauses noch Licht und durch die ovale Glasscheibe der Eingangstür konnte man verschwommen die Umrisse der Garderobe und des Stiegenhauses sehen. Das Gartentor quietschte nicht, als Benoit es für Unity aufschwang. Fast schon war der junge Franzose enttäuscht, denn hatten Gartentore eigentlich nicht aus Prinzip zu quietschen? Doch bei Percy Weasley war alles anders, alles akkurat und gepflegt. Natürlich gab Percy Weasleys Gartentor keinen Laut von sich!
Eigentlich hatte Benoit beschlossen sich schon am Zaun von Unity zu verabschieden und das Grundstück gar nicht erst zu betreten, aber als es dann so weit war überlegte er es sich doch anders und folgte Unity ein Stück weit zur Eingangstür. Das hätte er besser nicht gemacht, denn der Augenblick in dem Benoit sich so einfach verabschieden hätte können, war längst verstrichen.
„Gute Nacht, Unity. Wir sehen uns ja dann … bald … in Hogwarts.“ Unsicher hob Benoit die Hand und wusste plötzlich nicht was er tun sollte. Ihr die Hand reichen, wie einer Fremden? Winken, obwohl er nur eine Armlänge von ihr entfernt stand? Oder einfach die Hand wieder sinken lassen, wie der größte Idiot und sich davon schleichen wie ein geprügelter Hund? Nein, das war alles ganz falsch und dann gab es ja noch diese eine Sache, die Benoit zu gern tun wollte. Danach würde er ganz bestimmt wissen, ob er in Unity verliebt war, oder nicht.
Ohne, dass er noch einmal über die Sache nachgedacht hätte, streckte Benoit die eben noch nutzlose Hand nach Unity aus und legte sie sanft auf ihre Wange und bevor er wusste, was er überhaupt tat und wie ihm geschah, ging er einen weiteren Schritt auf Unity zu, so nahe, dass er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. Als seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von Unitys Mund entfernt waren, hörte er ein leises Knacken an der Haustür. Unity stand mit dem Rücken zur Einganstür, doch Benoit konnte über ihre Schulter hinweg einen roten Haarschopf sehen.
„Guten Abend, Mr. Weasley!“
Mit einem Mal fühlte sich Benoit wie ein kleiner Junge, den man bei etwas Verbotenem erwischt hatte. Der Versuch Unity Weasley zu küssen gehörte anscheinend auch zu den Dingen die verboten waren.
Benoit wusste nicht, was schlimmer war: Vom Vater der Frau erwischt worden zu sein, die er gerade küssen wollte, oder Percy Ignatius Weasley, den Schulleiter von Hogwarts in seinem blauen Flanellpyjama zu sehen.
Beides löste in Benoit das Bestreben aus so schnell wie möglich zu fliehen und das, obwohl er der Überzeugung war nichts Falsches getan zu haben, denn Unity war mittlerweile immerhin 22 Jahre alt und somit längst erwachsen.
Obwohl es ihm leid tat Unity in dieser prekären Lage einfach allein zu lassen und abzuhauen, verabschiedete er sich in Windeseile von Unity mit einem einfachen „Wir sehen uns dann“ und verschwand im Dunkel der Nacht.







____________________

Beauty is a form of genius.

Oscar Wilde

29.09.2008

Schweigend und nachdenklich setzte Unity einen Fuß vor den anderen und ging so an Benoits Seite den wohlbekannten Heimweg, der ihr doch eigentlich so vertraut war wie der sauber sortierte Inhalt ihrer Manteltasche. Nun aber, in Begleitung eines jungen Mannes, der tatsächlich Wert darauf legte, sie nach Hause zu bringen, und unter dem fahlen Schimmer des hellen aber wolkenverhangenen Mondlichtes, erschien ihr die Umgebung ihres Heimatdorfes nahezu fremdartig unbekannt. Vielleicht lag dieser verzerrte Eindruck allerdings auch lediglich an dem Alkohol, dem sie am heutigen Abend doch zweifellos etwas zu sehr zugesprochen hatte. Ruhelos und forschend, ständig darum bemüht, alles im Blick zu haben, wanderten die großen blaugrauen Augen der rothaarigen Hexe über die Umrisse der Gebäude, an denen sie vorbeikamen, während sie im Augenwinkel immer auch Benoit sah, dessen dunkle Silhouette gleichermaßen vertraut und irreal zu wirken schien. Das Licht der spärlich aufgestellten Straßenlaternen durchbrach immer wieder kurz die Dunkelheit, doch nie lange genug, so kam es Unity vor, als dass sie ihrem französischen Begleiter ausgiebig in sein rätselhaftes Gesicht hätte blicken können. Und doch wusste sie genau, was die Nacht vor ihr verborgen hielt. Die tiefen braunen Augen des Lehrers hatten sich längst so tief in ihr Inneres gebrannt, dass selbst die finsterste Dunkelheit es nicht vermochte, diese Erinnerung zu mildern. Es erschien ihr selten dämlich, dass diese Augen es ihr so angetan hatten. Augen waren doch nicht mehr als die Sehorgane des Menschen und als solche natürlich auch unverzichtbar, doch sie sollten nicht die Macht haben, ihr Herz höher schlagen zu lassen.
Die mittlere Augenhaut, Uvea, deren vorderster Abschnitt die Regenbogenhaut ist, bildet die Pupille und reguliert den Lichteinfall. Ihre Pigmentierung verursacht die Augenfarbe. Und bei Benoit war diese Augenfarbe ein wahres Meisterwerk. So warm, so durchdringend und zugleich freundlich, wie auch schelmisch funkelnd. Undurchschaubar und doch tausende Geschichten erzählend, Aber das hatte, wie die junge Medimagierin wusste, nicht wirklich etwas mit ihm zu tun. Er hatte wohl lediglich gute Gene. Wer wusste schon, wie hübsch die Augen seines Vaters waren oder die seiner Mutter, seine eigenen bildeten doch nur ein Konglomerat aus diesen beiden Polen. Zufrieden lächelte sie über diese Erkenntnis und wie selbstverständlich gelang es ihr, ihre zierliche Hand unter den höflich dargebotenen Arm des jungen Zauberers zu schieben. Trotz des dicken Umhangstoffes spürte sie die Wärme seiner darunterliegenden Haut und erinnerte sich an den kurzen Moment, in dem sie die feingliedrige Hand des Franzosen berührt hatte. Alle Erinnerungen an die Zeit, die sie in den "Drei Besen" verbracht hatten, kamen der rothaarigen Hexe seltsam unwirklich vor, waren überdeckt von dem feinen Schleier des Weins, der diesen Abend zu dem gemacht hatte, was er gewesen war. Und er war, so ehrlich war Unity zu sich selbst, ein kleines Schaulaufen ihrer Peinlichkeit gewesen. Seltsamerweise jedoch schien Benoit dies kaum zu stören, vielleicht, weil auch er das Geschehene als so surreal wahrnahm, dass es kaum wahr sein konnte. Vielleicht, so überlegte Unity weiter, fand er sie, betrunken und verwirrt, wie sie war, aber auch einfach nur amüsant. Oder er fühlte sich ihr verpflichtet, weil er gut erzogen war. Wohlmöglich machte er sich Sorgen, dass sie den Weg nach Hause alleine nicht finden und am Wegesrand sterben würde. In der Zeitung würde am nächsten Tag stehen, dass er der letzte gewesen war, der sie lebend gesehen hatte.  Unity konnte sich durchaus vorstellen, dass sowas ziemlich rufschädigend sein konnte. Ausserdem würde er sich vor ihrem Vater rechtfertigen müssen - und das tat niemand gern.
„Ich halte dich übrigens nicht für eine notorische Trinkerin.“ Die weiche Stimme des Franzosen durchbrach die dunkle Stille, in der sie die letzten Minuten vebracht hatten. Weiterhin blickte er geradeaus und schien sich auf den Weg zu konzentrieren, den Unity ihm zuvor beschrieben hatte, doch obwohl sie es nicht sehen konnte meinte sie, das Lächeln hören zu können, welches seine folgenden Worte begleitete „Es ist ok, hin und wieder mal zu viel zu trinken, auch wenn man das nicht gerade machen sollte, wenn man mit einem Fremden unterwegs ist. Man weiß nie ob man es nicht mit einem psychopathischen Gewaltverbrecher zu tun hat und wenn doch, sollte man noch in der Lage sein schnell weg zu laufen.“
Für einen kurzen Moment war die Weasley Tochter sich nicht sicher, ob er sie nur necken wollte, oder sich respektlos über sie lustig machte, was wohl vor allem in der Tatsache begründet war, dass sie mit Ersterem kaum Erfahrungen hatte. Dennoch beschloss sie, die ihm doch am heutigen Abend schon fast zu viele Facetten ihrer kapriziösen Perönlichkeit präsentiert hatte, ausnahmsweise einmal nicht schnippisch auf das Gesagte zu reagieren. "Ich dachte, die Frage hätten wir schon geklärt" gab sie stattdessen zu bedenken und bohrte mit dem Zeigefinger ihrer rechten Hand in den groben Maschen ihres gestrickten Schals "Wenn du doch ein psychopathischer Gewaltverbrecher sein solltest, was bedeuten würde, dass du mich vorhin belogen hast, würdest du das bestimmt schnell bereuen." Ein verhaltenes Lächeln glitt über ihr elfenhaftes Gesicht, das sie Benoit nun zuwandte "Ich kann ziemlich laut schreien. Und das Haus meiner Eltern ist nicht weit." erklärte sie wie selbstverständlich und löste ihren Blick vom markanten Gesicht ihres Begleiters. Sie war sich sicher, dass er nicht gefährlich war, obwohl es doch sonst eher ihrem Wesen entsprach, in allem und jedem eine mögliche Gefahr zu sehen. Sie war ein wenig ängstlich, ja, aber das diente ausschließlich dem Selbstschutz. Doch wie war es zu erklären, dass sie nun, zum wohl ersten Mal in ihrem jungen Leben, nicht übervorsichtig war und keinerlei Gefahr befürchtete? Sie war doch nicht der Typ Frau, der beschützt werden wollte und der möglichst laut quiekte, wenn eine kleine Maus durchs Zimmer huschte, nur, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen. Sie brauchte keinen Kavalier an ihrer Seite, der ihr den Weg wies, brauchte keinen Aufpasser. Und dennoch ging ein Mann neben ihr, der seinen Wunsch, sie nach Hause zu begleiten, widerspruchslos durchgesetzt hatte. Und schlimmer noch, es gefiel ihr. Diese Erkenntnis ließ Unity schwer schlucken, während der Blick aus ihren glitzernden Augen sich auf die Stelle heftete, an der ihre beiden Körper sich berührten. Ihre Hand, die fahl und fremd wie die einer Porzellanpuppe wirkte, schloss sich sanft um den Unterarm des Franzosen und lachte ihr hämisch ins Gesicht, als wolle sie ihr zurufen, dass sie genau dort hingehörte. Fahrig schüttelte Unity den Kopf. Die Hand hatte unrecht, sie wusste es genau. Wie zur Bestätigung ihrer eigenen Gedanken und zur Strafe dieser dümmlichen Hand zog sie diese weg und ließ sie in ihrer eigenen Manteltasche verschwinden. Kaum, dass sie die beruhingende Wärme des männlichen Armes nicht mehr spürte, wurde ihr kalt, doch es hätte ihrer Peinlichkeit wohl die aus billigem Modeschmuck bestehende Krone aufgesetzt, wenn ihre Hand nun den Weg zurück gefunden hätte. Also grub Unity ihr weich konturiertes Kinn energischer in ihren Schal, bis dieses sogar einen Teil ihres Mundes bedeckte und sorgte mit den Gedanken an das wohlige Kaminfeuer, das zuhause auf sie warten würde, dafür, dass die Kälte an Wirkung verlor. Zumindest ein bisschen.

„Im Übrigen ist es so Unity, dass ich dich liebend gern wieder sehen würde. Aber dann sollten wir besser bei Kürbissaft bleiben.“ witzelte Benoit fröhlich und schien sich der Wirkung, die seine Worte auf seine rothaarige Begleitung hatten, kaum bewusst zu sein. Er wollte sie wieder sehen, Kürbissaft hin oder her. Unity liebte Kürbissaft, aber sie würde auch Gurkenwasser trinken, wenn sie nur die Chance bekäme, den vermasselten ersten Eindruck, den er von ihr haben musste, zu revidieren.
"Ja, vielleicht ist das wirklich besser." Leicht lächelnd wickelte sie sich eine Strähne ihres langen rostroten Haares um den Finger, während sie in kurzer Entfernung bereits das elterliche Haus entdeckte, das in ihr, zumindest hatte dies sich nicht geändert, wohl immer ein warmes Gefühl der Zugehörigkeit hervorrufen würde. Hier gehörte sie hin, hier konnte sie sein, wie sie war, ohne sich Gedanken darum machen zu müssen, wie ihr Verhalten auf ihre Mitmenschen wirken mochte. Sie konnte den ganzen Tag auf dem Bett liegen und lesen, konnte sich die Füße von ihrer Katze Twoface, deren eine Gesichtshälfte weiß, die andere schwarz war, wärmen lassen und über alles nachdenken, was sie beschäftigte. Und das war, wie sie ehrlich zugeben musste, im Moment einiges. "Morgen Nachmittag werde ich in Hogwarts sein, auf der Krankenstation. Du kannst..." Unity pausierte mit erstauntem Gesicht, während sie sich selbst fragte, was sie eigentlich gerade von sich gab. Schlug sie ihm ein Treffen vor? Ja, in der Tat, genau das hatte sie vor. Wie absonderlich. Nun, aber das hatte ja nichts mit Gefühlen zu tun, es stand lediglich im Dienste des höheren Zieles, den heutigen, etwas verqueren Abend, in Vergessenheit fallen zu lassen. "...gerne einfach vorbeikommen. Wenn nicht viel zu tun ist, kann ich dir das Schloss zeigen." bot sie freundlich an und war selbst überrascht, wie erstaunlich richtig diese Worte sich anfühlten. Die Idee, ihn in Hogwarts zu treffen, was wahrscheinlich ohnehin nicht schlecht, denn dort kannte sie sich aus, fühlte sich wohl und hatte den Heimvorteil klar auf ihrer Seite. Zwar war das in den "Drei Besen" an und für sich ähnlich gewesen, doch im Schloss wurde, soweit sie wusste, kein Wein augeschenkt.
Längst hatten sie nun das einladend wirkende Haus der Familie Weasley erreicht, den Vorgarten, den Penelope mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail pflegte, durchquert und waren nun vor der Eingangstür, die Unity noch von der Wärme des Kamins und der Gemütlichkit ihres Bettes trennte, zum Stehen gekommen.
„Gute Nacht, Unity. Wir sehen uns ja dann … bald … in Hogwarts.“ Die junge Heilerin wollte ihrerseits ansetzen, den Franzosen zu verabschieden, doch kaum, dass ihre Lippen sich ein Stück geöffnet hatten, um die Worte zu formen, die sie an Benoit richten wollte, klappten diese auch schon wieder zu. Dieser Anblick musste zweifellos große Ähnlichkeit mit einem blubbernden Fisch gehabt haben, doch dieser Tatsache galt in diesem Moment nicht Unity Aufmerksamkeit. Benoits Hand lag auf ihrer Wange. Und sie hatte keine Ahnung, was das sollte. Verabschiedete man sich neuerdings durch Handauflegen? Hieß das, dass sie ihm auch eine Hand auf die Wange legen musste? Nun, es fühlte sich schon gut an, irgendwie warm und geborgen, viel besser als ein Händedruck, aber dennoch ungewohnt. Und dann kam er näher. Noch ein Stück. Viel zu nahe, um ihr nur etwas Leises zuzuflüstern. Er wollte doch...er wollte sie doch nicht etwa küssen? Entsetzt riss Unity ihre großen Augen auf und zog hörbar die Luft ein, wobei sie seinen herben, männlichen Geruch deutlich wahrnahm. Sie wusste in diesem Moment, dass sie diesen Geruch ebensowenig wieder vergessen konnte wie die braunen Augen des Mannes, von dem er ausging. Ein Kuss. Musste man dafür nicht verliebt sein? War Benoit etwa in sie verliebt? So ein Quatsch. Und sie selbst hatte ihm doch deutlich genug erklärt, dass sie nicht vorhatte, sich zu verlieben. Und sie war auch nicht verliebt. Punkt. Dennoch bewegte sie sich nicht zurück, kein Stück. Aus Angst? Begründet durch die überraschte Unfähigkeit, sich zu bewegen? Oder aus Neugierde? Ob seine Lippen weich sein würden? Waren ihre Lippen überhaupt weich? Sie wusste es nicht.

„Guten Abend, Mr. Weasley!“ Wie vom Donner gerührt fuhren die beiden auseinander, als Percy Weasley die Tür öffnete und verdutzt in das zarte Gesicht seiner Tochter blickte. Unity hätte es wissen müssen. Hätte doch wissen müssen, dass er noch wach sein würde. Wie hatte sich sich nur so überrumpeln und aus dem Konzept bringen lassen können?
„Wir sehen uns dann“ beeilte Benoit sich noch zu sagen, bevor er in der Dunkelheit, die sie beide hergeführt hatte, verschwand. Unitys volle Lippen fanden kein Wort des Abschieds, fahrig hob sie die Hand, mehr brachte sie nicht fertig, während ihre Gedanken um die Frage kreisten, was sie ihrem Vater jetzt sagen sollte. Würde er wissen wollen, wer der junge Mann gewesen war? Würde er sie tadeln für den nächtlichen Umtrieb mit fremden Männern? Die rothaarige Hexe wusste all dies nicht, weil sie all dies noch nie zuvor getan hatte. Schwer schluckte sie, während sie vorsichtig einen Fuß über die Schwelle setzte und ins Innere des Hauses trat, wobei sie ihrem Vater den obligatorischen Kuss auf die Wange hauchte. Den Kuss, der doch für Benoit bestimmt gewesen war.
"Hallo Dad" grüßte sie den Schulleiter kleinlaut und hängte ihren Mantel an die Garderobe. Plötzlich überfiel sie, wie um sie aus dieser Situation zu retten, eine große Müdigkeit. "Ich bin sehr müde, Dad, du siehst auch müde aus." befand sie mit einem süßen Lächeln und wickelte sich den Schal vom Hals. Vielleicht würde er keine Fragen stellen. Vielleicht musste sie einfach so tun, als sei alles ganz normal und in bester Ordnung. "Wenn ich morgen vor dir wach bin, mache ich dir ein Frühstücksei mit. Sieben Minuten, wie du es gern hast." plapperte die junge Hexe weiter und wandte sich der Treppe zu, die sie nach oben in ihr Zimmer führen würde. "Vielleicht frühstücken wir zusammen, was meinst du?" Gähnend hielt Unity sich die Hand vor den Mund, bevor sie ihren Vater sachte an sich drückte und sich auf den Weg ins Bett begab. Es war spät. Es war viel passiert. Und mit ein bisschen Glück würde sie am nächsten Tag zumindest nicht alles davon bereuen.






____________________

wenn die nacht anbricht
wenn sie wach da liegt
fragt sie sich
soll das alles sein?


...namen sind schall und rauch...
|susannah potter|lavinia vaughan|reva tudor-alaric|brighid mayfield|logan munroe|desdemona saffron|

15.12.2008

cf: London // Winkelgasse // Flourish and Blotts

Fröhlich griff Unity mit ihrer zierlichen, in weiche türkisfarbene Wolle gehüllten Hand nach der deutlich kräftigeren Hand Saschas, nicht ohne seine Bemerkung, er habe sich nur mit ihr verabredet, um in den Genuss der unvergleichlich leckeren Orangenbiscuits ihrer Großmutter Molly zu kommen, durch das Rausstrecken ihrer Zunge zu kommentieren, das sich nicht recht entscheiden konnte, ob es nun kindisch und naiv oder frech und kokett anmuten wollte. Ebenso, wie Unity selbst diese Entscheidung nie zu treffen bereit war und wohl gar nicht wusste, dass sie überhaupt vor dieser Wahl stand. Sie sah sich selbst so selten als Frau, dass sie sich der Tatsache kaum bewusst war, dass sie als eine solche auch eine gewisse Wirkung auf Männer haben mochte. Es gab durchaus viele schöne Frauen auf dieser Welt, das wusste sie, doch zu diesen zählte Unity sich nicht, sie hatte es nie getan. Sie hatte sich dafür entschieden, die intelligente Außenseiterin zu sein und sie hatte sich nie über ihr Aussehen definiert, so dass sie mittlerweile fast vergessen hatte, dass ihre Optik vielleicht etwas Anziehendes haben könnte. Und wenn sie es gewusst, ja, wenn sie es nur geahnt hätte, so hätte es ihr keineswegs geschmeichelt. Hassen würde die junge Medihexe den abscheulichen Gedanken, dass irgendetwas außer ihrem wachen Geist sie interessant machen könnte.
War es nicht von jeher so, dass derjenige die Macht hatte, der die Welt definierte?
„Dass du so berechnend bist, ist mir neu, Sascha Pince. Was ist nur aus dir geworden…?“ tadelte die rothaarige Hexe schmunzelnd und wusste doch zugleich, dass er sie lediglich necken wollte. Ja, bei ihm wusste sie  - obwohl sie sich lange nicht gesehen hatten - doch stets, was er ernst meinte und was als harmloser Spaß zu verstehen war, ganz anders, als es doch am gestrigen Abend bei Benoit, dem französischen Lehrer, der Fall gewesen war.
Benoit, an den sie doch gar nicht mehr hatte denken wollen, so schalt sie sich selbst erbost und kurz erlosch das strahlende Lächeln von ihren vollen Lippen, das doch zuvor ihrer guten Laune und der Freude über das Wiedersehen mit ihrem alten Freund Ausdruck verliehen hatte.
Da Unity aber nicht zu jenen Menschen gehörte, die ihren Gefühlsregungen gerne öffentlich nachgaben, tat sie sogleich ihr möglichstes, die unwillkommenen Gedanken an den gutaussehenden Franzosen schnellstmöglich wieder zu verdrängen und das Lächeln als schützendes Deckmäntelchen zurück auf ihr Gesicht zu zaubern. Er hatte nicht das Recht, ihr ihr Lächeln zu stehlen und sich in ihrem Kopf zu befinden. Wer hatte ihn denn überhaupt dort, wo doch nur Platz für medizinische Fachbegriffe und die Geburtsdaten der zahlreichen Familienmitglieder sein sollte, hinein gelassen? Sie selbst, so musste sie einsehen, wohl im Rausche des Weins…
Ein stures, fast schnippisch wirkendes Schnauben entfuhr der zierlichen Stupsnase der hübschen Hexe, der man derlei unfeine Geräusche kaum zutrauen mochte, als sie bemerkte, dass der kleine Benoit in ihrem Kopf keineswegs die Absicht zu haben schien, sich von dort in absehbarer Zeit zu verabschieden. Nun, dann sollte er eben dort bleiben. Ihr sollte es egal sein. Mit stoischem Gleichmut, von dem sie doch selbst nur zu gut wusste, dass er lediglich gespielt war, wies sie den blöden Kerl an, es wenigstens bloß nie wieder auch nur zu wagen zu versuchen, den Weg von ihrem Kopf in ihr Herz zu beschreiten. Dieser sollte ihm fortan und für immer verboten sein. Mit spitzen Steinen würde sie ihn pflastern, wenn dies nötig sein sollte. Sie hätte es gestern schon tun sollen. In ihrem Kopf störte er sie doch bereits so sehr, dass er sie davon ablenkte, sich mit Sascha zu unterhalten, aber Unity wusste auch, dass sie als Gesellschaft erst recht völlig nutzlos werden würde, wenn sie zulassen würde, dass sich irgendetwas von Benoit, irgendeine lapidare Erinnerung an den gestrigen Abend, in ihr kleines, unbeschriebenes Herz schlich, das doch an diesem Morgen nichts weiter empfinden sollte als die unschuldige Freude darüber, den Tag mit Sascha zu verbringen. Der vergangene Abend spielte keine Rolle mehr.
Wie gerne hätte sie das geglaubt.
Sie konnte es nicht vergessen, konnte seine Augen nicht vergessen und musste zu allem Überfluss immer wieder an dieses ungelenke Liebestgeständnis denken, das so fehl am Platz gewesen war wie ein Schneemann im Sommer. Ja, sie hatte es an einem einzigen Abend geschafft, alle peinlichen Facetten ihres Wesens offen zu legen und - was vielleicht noch schlimmer war - sie wusste nichtmals, ob sie wirklich etwas für Benoit empfand. Natürlich, so redete sie sich ein, war dem nicht so, weil es eben einfach nicht sein sollte, doch ihre völlig bescheuerten Gefühle, die sie am Liebsten mit Gewalt zhum Schweigen gebracht hätte, gaben keine Ruhe, sie hatten die ganze Nacht keine Ruhe gegeben und wenn sie die Augen schloss, dann sie noch immer das schiefe aber durchaus charmante Lächeln des jungen Lehrers vor sich.
Unzufrieden nestelte Unity an ihrer türkisfarbenen Mütze herum, als würde sie darauf hoffen, dass all die unwillkommenen Gedanken aus ihrem Kopf herausplumpsen würden, wenn sie nur ein wenig an diesem kratzte. Natürlich, wie es doch eigentlich nicht anders zu erwarten gewesen war, ereignete sich jedoch nichts dergleichen, aber zumindest fiel ihr endlich auf, dass sie und Sascha nun schon seit einigen, endlos scheinenden Momenten nebeneinander standen und einträchtig die Hand des jeweils anderen hielten, wobei dies doch eigentlich dem einen und alleinigen Zweck hatte dienen sollen, dass Unity sie beide in ihr Elternhaus apparieren wollte, wie sie selbst es zuvor vorgeschlagen hatte.
„Worauf wartest du noch?“ lächelte Sascha und blickte Unity abwartend an, woraufhin diese endlich die Augen schloss, sich das elterliche Haus, einen Ort, der ihr so vertraut war wie kein anderer, vorstellte, tief durchatmete und ein „Plopp“ verursachte, das sehr zum Ärger der Weasley Tochter ungleich lauter war als das, mit welchem sie nur kurz zuvor angekommen war. Natürlich mochte dies daran liegen, dass ihr Appariervorgang nun zwei Menschen den Weg ebnete, diese Erklärung hätte sie akzeptieren können, aber Unity  hatte auch schon früher zwei oder mehr Menschen appariert und so laut wie am heutigen Tag war es wirklich noch nie gewesen. Es musste also unweigerlich etwas mit ihrer mangelnden Konzentration zu tun haben, was ein Umstand war, der sie kolossal störte.

„Home, sweet home“ milde lächelnd öffnete Unity die klaren blaugraunen Augen und verließ das Wohnzimmer, in welchem sie gelandet waren, kurz, um ihren Mantel und die winterlichen Accesoires – Handschuhe, Mütze und Schal – an der im Flur befindlichen Garderobe aufzuhängen. „Machs dir doch schon mal gemütlich, ich komme sofort“ rief sie mit ihrer glockenhellen Stimme zu Sascha hinüber, dem gegenüber sie ein minütlich größer werdendes schlechtes Gewissen verspürte. Sie brauchte einen kurzen Moment, um wieder ihre Ruhe zu finden, ihren Mittelpunk, denn er hatte ihre unliebsame Zerstreutheit nicht verdient, die sie nun jedoch schon wieder einholte.
 Der Blick aus den großen, von dichten schwarzen Wimpern umrahmten Augen  der hübschen Hexe fiel auf die Haustür und durch das kleine Fenster nach draußen. Dort vor dem Haus hatte sie mit Benoit gestanden, dort hatte er versucht, sie zu küssen. Oder so etwas Ähnliches.
Um ehrlich zu sein, so hatte Unity überhaupt keine Ahnung, wer am gestrigen Abend eigentlich was genau versucht hatte. Ihr war nur eines unangenehm klar und das war die peinliche Tatsache, dass sie viel zu viel getrunken und sich infolgedessen schrecklich lächerlich aufgeführt hatte. Und dies würde sie nie wieder ändern können. Der so entscheidende erste Eindruck, sie hatte ihn ruiniert. Aber sollte ihr nicht ohnehin egal sein, was dieser dahergelaufene französische Ker von ihr dachte? Welche Rolle spielte ein erster Eindruck schon, wenn es wahrscheinlich nie ein zweites Treffen geben würde. Natürlich, er hatte gesagt, dass er sie wiedersehen wollte, aber bestimmt hatte diese unbedachte Äußerung allein daran gelegen, dass auch er Wein getrunken hatte.
Zornig riss sie sich die Mütze von der rostroten Lockenpracht und warf diese ungewohnt achtlos auf den Garderobenständer,  bevorsie auf dem Absatz kehrt machte, der Tür, die doch für sie wohl nie wieder nur eine blöde hölzerne Haustür sein würde, einen grimmigen Blick zuwarf und ins Wohnzimmer zurückkehrte, während ihre türkisfarbene Baskenmütze langsam von der Garderobe hinuntersegelte.
Tief atmete Unity ein und aus. Heute war sie nicht betrunken, heute würde sie sich im Griff haben. Und überhaupt würde sie am Besten nie wieder etwas Alkoholisches anrühren. Aber sie würde jetzt Spaß mit Sascha haben, sie würde mit ihm plaudern und den Tag genießen, würde möglichst nicht mehr an den vergangenen Abend denken, so schwer ihr dies auch fallen mochte. Sie war es doch sich selbst schuldig und sie war es auch Sascha schuldig, der von ihr wohl mehr erwartete als einige gedankenlos dahingeworfene Äußerungen, die nicht ihr Stil waren.

„Na, bist du schon ein bisschen aufgetaut?“ erkundigte Unity sich mit dem Anflug eines Lächelns, rieb ihre noch immer ein wenig kalten Hände aneinander und ließ ihren Blick auf Saschas vertrauter Gestalt ruhen, die eine angenehm beruhigende Wirkung auf sie ausübte, während sie sich neben den Kamin stellte, über dem eine Uhr hing, die der Uhr nachempfunden war, die im Esszimmer des Fuchsbaus zu finden war, dem Elternhaus von Unitys Vater. Der einzige Unterschied war wohl der, dass die hiesige Uhr lediglich über drei Zeiger verfügte, einen für Percy, einen für Penelope - beide standen auf "Arbeit" - und natürlich einen für Unity, der soeben von "London" auf "Zuhause" umgesprungen war, wie die rothaarige Hexe mit einem kleinen Lächeln registrierte. Sie wohnte schon seit einigen Jahren nicht mehr hier in Hogsmeade, doch anscheinend hatte die Uhr diese Veränderung noch immer nicht registriert. Und ja, vielleicht hatte sie sogar Recht, sofern eine Uhr denn überhaupt Recht haben konnte, denn Unity empfand noch immer diesen Ort, dieses gemütliche kleine Haus am Stadtrand, in dem es immer nach Büchern und Leder roch, als ihr Zuhause.
„Wenn ich mich nicht irre, habe ich dich mit Tee und Keksen hergelockt, also will ich mein Versprechen mal halten, bevor du direkt wieder das Weite suchst“ grinste Unity und strich mit einer fließenden Handbewegung zunächst ihren royalblauen Pullover glatt, der ihre rote Mähne besonders schön strahölen ließ, bevor sie auf den Weg in die Küche kurz über Saschas Haare fuhr, mehr ein kurzer Windhauch als eine wirkliche Berührung, und mit neckendem Unterton befand „Ganz schön lang, deine Haare. Ich dachte, Olga achtet ein bisschen auf dich.“
Feixend verschwand die zierliche Hexe in der großzügig angelegten Küche, die viel zu selten wirklich genutzt wurde, aus der nun jedoch schon bald das Geräusch von Keksen zu vernehmen war, die in eine Porzellanschüssel fielen. Und so vielversprechend dies auch zunächst klingen mochte, so wurde es doch kurz darauf jäh unterbrochen von der weichen Stimme Unitys, die ungewöhnlich schrill klang, als sie ein lautes „Oh Nein!“ durch das Haus gellen ließ.
Wie überraschend war es wohl, dass eine junge Frau wie sie nicht in der Lage war, einen einfachen Tee zu kochen?
Sie war nicht praktisch veranlagt, war keine gute Hausfrau und auch, wenn sie doch als durchaus sehr ehrgeizig zu betrachten war, hatte sie doch nie den Ehrgeiz gehabt, eine solche zu werden. Unity hasste das Rollendenken, das viele Menschen an den Tag legten, doch dennoch ärgerte sie sich jetzt über ihre eigene Unselbstständigkeit, der es doch zu verdanken war, dass sie sich nun die Hand verbrannt hatte und sich damit konfrontiert sah, dass die Arbeitsfläche zum Teil in Flammen stand. Sie hatte das Kochen von Wasser auf die Art versucht, die für ihren Hexenverstand die einzig logische gewesen war, sie hatte einen Topf genommen, ihn mittels des „Aguamenti“-Zaubers mit Wasser gefüllt und dann leise „Incendio“ gemurmelt, um dieses zu erhitzen. Die Flammen, die aus ihrem Zauberstab geschossen waren, hatten sie komischerweise überrascht. Natürlich hätte sie mit diesen rechnen müssen, denn dies war nun einmal der Sinn und Zweck des Zaubers, und an jedem anderen Tag hätte sie dies zweifellos gewusst und besonnener gehandelt, doch nun stand sie erneut vor den unangenehmen Folgen ihrer Gefühlsverwirrung.
„Aguamenti!“ hörte man sie erneut rufen, mehrmals hintereinander, während sie den Zauberstab verzweifelt auf die züngelnden Flammen richtete. „Der Tee wird wohl noch etwas auf sich Warten lassen…“ ächzte Unity atemlos und stellte erst jetzt fest, dass sie es nun auch noch fertig gebracht hatte, die herrlichen Orangenbiscuits unter Wasser zu setzen. „Wenn die Kekse der Grund dafür waren, dass du hergekommen bist…“ fuhr sie gehetzt fort und strich sich fahrig die nassen Haarsträhnen aus dem erhitzten Gesicht, bevor sie in den Türrahmen trat und sich dort dem Blick Saschas stellte.
„…muss ich dir beichten, dass mir ein kleines Malheur passiert ist.“ musste sie zugeben und ließ den Kopf kurz hängen, bevor sich ein verzweifeltes Lächeln auf ihr fein geschnittenes Elfengesicht schlich.
„An mir hast du heute keine gute Gastgeberin“ seufzte Unity, hob die schmalen Schultern und warf einen Blick auf ihren verbrannten Handrücken, der noch immer ein wenig schmerzte. „Magst du auch nasse Orangenbiscuits?“ erkundigte sie sich und ignorierte den dicken Wassertropfen, der an ihrer zierlichen Nasenspitze hing, während sie sich schräg zur Seite wendete und hinter sich nach der Schüssel griff, in der die nun sehr weichen Kekse pappig aneinander klebten. „Man sagt, sie seien dann besonders saftig“ flachste sie mit einem Anflug von Zynismus in der Stimme, wie sie es nur mit Sascha konnte und kam nicht umhin, über ihre eigene Misere zu schmunzeln.








____________________

wenn die nacht anbricht
wenn sie wach da liegt
fragt sie sich
soll das alles sein?


...namen sind schall und rauch...
|susannah potter|lavinia vaughan|reva tudor-alaric|brighid mayfield|logan munroe|desdemona saffron|