Sven Fischer
Hier ist ein Interview aus der STZ, dass zum Olympiaempfang in Oberhof mit Sven gemacht wurde: 01.03.2006 INTERVIEW MIT SVEN FISCHER Ausnahme-Biathlet vom WSV Oberhof verurteilt Dopingversuche bei Olympia aufs Schärste Ich war mit dem Kopf unter Wasser Im gigantischen Medienrummel während des Oberhofer Empfangs für die Thüringer Olympioniken war Doppel-Olympiasieger Sven Fischer einer der begehrtesten Gesprächspartner. Zeit für einen etwas längeren Plausch mit der stz fand der 34-jährige Schmalkalder dennoch. Sicherlich sind Sie mit Gratulationen überfüttert worden. Ihre Heimatzeitung schließt sich dennoch an. Herzlichen Glückwunsch! Sven Fischer: Danke, davon kann man nicht genug bekommen. Sind Sie nun am Ende Ihrer sportlichen Träume angelangt? Wer mit drei Medaillen von Olympischen Spielen heimkehrt und nicht zufrieden ist, bekommt eine Ohrfeige. Wo bewahren Sie denn die wertvollen Stücke auf? Die drei Medaillen sind bereits in der Obhut meiner Eltern. Alle meine Medaillen, Pokale und sonstigen Trophäen werden von meinen Eltern sicher behütet und bewahrt. Bei Ihren vierten Olympischen Spielen haben Sie die ersehnte Goldmedaille in einer Einzeldisziplin erkämpft. Was ging Ihnen vor dem letzten Schuss durch den Kopf? Überhaupt nichts. Ich habe keinen Gedanken an etwaiges Gold verschwendet. In einem Wettkampf ist es wie in der Schule. Ich bin der Lehrer und stehe vor der Klasse. In diesem Fall vor den Zuschauern und den Kameras. Als Lehrer muss ich die Aufgabe lösen können. Soll heißen, alles was ich mir antrainiert habe, rufe ich im Wettkampf ab. Der Bewegungsablauf ist automatisiert. Wenn ich etwas anderes versuche, folgt der Fehler auf den Fuß. I n Ihrem letzten olympischen Wettbewerb, dem Massenstart, lief es nicht so gut. Hatten Sie die Spiele schon abgehakt? Nein, wenn ich mir die Startnummer überstreife, will ich auch um den Erfolg kämpfen. Allerdings hatte ich während der Spiele Körner gelassen, körperlich und auch geistig. Ich war einfach platt. Andere Athleten konnten halt die Spannkraft länger halten. Haben Sie schon halbwegs verarbeitet, was Sie geleistet haben? Sicher noch nicht. Dazu blieb bisher gar keine Zeit. Nach meiner Rückkehr am Sonntag habe ich mich erst einmal in aller Stille mit meiner Freundin und mit meinem Töchterchen gefreut. Weniger über die Medaillen, sondern über unser Wiedersehn nach langer Zeit. Vor Ihrer Abreise aus Turin hatten Sie und Michael Rösch mit einem Bad in einem eiskalten See für Aufsehen gesorgt. War das ein PR-Gag? Nein, wir beide hatten uns das im Falle von Medaillenerfolgen wirklich alleine aus einer Laune heraus auferlegt. Magdalena Forsberg war zufällig in der Nähe, als wir ins Wasser stiegen und hat das Ganze fotografiert. So sind die Bilder öffentlich geworden. Sie sind aber nur mit den Beinen ins Wasser gegangen? Nein, ich war mit dem Kopf unter Wasser, bin ein paar Meter geschwommen. Ebs war nur bis zum Bauch im Wasser. Gab es dafür Zoff mit Bundetrainer Frank Ullrich? Nein, der weiß, dass ich dabei meine Gesundheit nicht aufs Spiel gesetzt habe. Gefährlich wird es für mich nur, wenn ich mich längere Zeit in zugiger Luft aufhalte. Olympia wurde wieder von der Dopingproblematik überschattet. Neben dem Langlauf stand Biathlon dabei im Fokus. Ja, leider. Von Wolfgang Perner bin ich maßlos enttäuscht. Wer sich bei Nacht und Nebel weg stiehlt, hat etwas zu verbergen. Wer dopt muss gesperrt werden. Wer gar die Frechheit besitzt, bei Olympischen Spielen zu dopen, muss auf Lebenszeit gesperrt werden. Einfach, weil damit die ganze olympische Idee verraten wird. Glauben Sie, dass im Hochleistungssport saubere Wettkämpfe überhaupt möglich sind? Ich glaube daran, dass dreckige Athleten immer wieder erwischt werden. Wenn das nicht so wäre, würde ich mit dem Leistungssport aufhören. Apropos aufhören, Sie haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt? Ja, aber die Saison ist noch nicht zu Ende. Am Wochenende reisen wir zum Weltcup nach Pokljuka. Dort wird zum ersten Mal die Weltmeisterschaft im Mixed ausgetragen. Zwei weitere Weltcupwettkämpfe folgen noch in Finnland und in Norwegen. Sie führen in der Weltcupwertung, könnten die große Kristallkugel zum dritten Mal gewinnen? Darum mache ich mir keine Gedanken. Ich habe noch einen guten Leistungsstand und den will ich ausschöpfen. Was am Ende dabei rauskommt, werden wir sehen. In vier Jahren finden die Olympischen Spiele im kanadischen Vancouver statt mit Sven Fischer? Ich möchte gern in Vancouver dabei sein, allerdings nicht mehr als Athlet. INTERVIEW: GERT HELLMANN Mit breitem Siegerlächeln begrüßte Sven Fischer seine Fans in Oberhof. FOTO: SASCHA BÜHNER
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