Erstes Turnier mit Sanny - 20.06.2005
Ich war richtig aufgeregt. Heute war mein erstes Turnier mit SanDomingo. Er war bereits einmal auf einem Turnier für Freispringer gestartet, als ich jedoch noch nicht seine Turnierreiterin gewesne war. Es war um ehrlich zu sein auf mein erstes Turnier, seit ich umgezogen war. Früher ging ich auch nur Dressurturniere oder machte eben Reitabzeichen, für die man ja auch springen musste. Aber an einer großen Veranstaltung mit integriertem Springbewerb hatte ich noch nie teilgenommen.
Da kam es mir nur gelegen, dass der Bewergb auf dem hauseigenen Hof war. Zum einen musste Sanny nicht die Strapazen der Anreise mitmachen und zweitens war so für mich einiges vertraut.
Ich hatte ihn in der Stallgasse des Deckhengststalls angebunden, um ihn putzen zu können. Er verstand sich gut mit den anderen Hengsten, wie es für außer Konkurrenz stehende Zuchttiere so üblich war. Außerdem war er nicht einmal alt genug, um sich wirklicher Gefahren, die von ihnen ausgehen konnten, bewusst zu sein. Und trotzdem war er schon voll im Deckeinsatz. Doch um mit ihm an einer Hengstleistungsprüfung teilnehmen zu können, musste ich ihn erstmal erneut kören, wenn er vier war und bei weitem mehr drauf hatte.
Natürlich waren diese Gedanken eigentlich nur dazu da, dass ich meine Nervosität vergessen konnte. Ich hatte ihn bereits schön geputzt und war nun damit beschäftigt, seine eigentlich viel zu lange Mähne zu flechten. Wenn er zum Top-Turnierpferd werden sollte, musste sie geschnitten werden. Doch das hatten Jeanine und Verena zu entscheiden. Meine Hände zitterten und es passierte nicht selten, dass mir eine Strähne aus der Hand glitt und ich damit von vorne Anfangen musste. Den Schweif des Hengstes ließ ich offen, denn er würde ihm keine Probleme bereiten.
Jeanine sah kurz vorbei. Zum einen, weil sie sehen wollte, wie ich mit Sanny zurecht kam, zum anderen, weil sie früher etwas im Stall vergessen hatte. Sie hatte nicht viel Zeit, gerade genug, um mir zu sagen, dass die Vertrauensprüfung gleich zu Ende sei. Schneewi war bereits mit Chesbury in der Prüfung, und es waren nur zehn Minuten zwischen den Turnieren. Ich startete als letzte, deshalb hatte ich genug Zeit, doch konnte man nie früh genug anfangen.
Also brachte ich das Putzzeug weg und holte Sattel und Zäumung. Und natürlich die Springglocken. Ich wollte sie ihm erst nach ein wenig Bodenarbeit zum Aufwärmen hinaufgeben, doch konnte man sie nie früh genug dabei haben.
Nachdem er fertig war, nahm ich ihm das Halfter ab, legte es zur Seite und führte den Hengst nach draußen. Er trottete gemütlich neben mir her, doch sobald ihn der Turnierlärm der Vertrauensprüfung umfing, wurde er nevös und tänzelte herum.
Um ihn nicht direkt in das Geschehen zu führen, wärmte ich ihn im Schritt vom Boden aus vor dem Stall heraus, ehe ich aufstieg und ihn in allen drei Gangarten lockerte. Erst nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, sprang ich wieder herunten, gab ihm die Springglocken hinauf und trabte zum Abreiteplatz. Es war ziemlich viel los, da durch ein kleines Irrtum ein paar Teilnehmer der Stutenshow schon hier waren, aber das konnte schnell geklärt werden.
Ich ritt ihn noch im Trab außen in der Bahn, ehe ich ihn zum kleinen Übungshindernis wandte und ihm die Galopphilfen gab. Er sprang ruhig um, leiß sich schön versammeln und schwebte förmlich über die rot-weißen Stangen. Wenn alles so gut ging, was konnte dann noch passieren?
doch meine Sicherheit wurde erschüttert, als ich den Slalompacours sah. Ob Sanny wendig genug dafür war? Ich hatte hier keine Möglichkeit, es zu testen und es war mittlerweile zu spät, noch wegzureiten. Also versuchte ich einfach, ihn am geraden Abreitplatz im Slalom zu reiten, was mir natürlich nicht sonderlich gelang. Meine einzige Hoffnung war, das Springen so gut zu meistern, dass wir im Slalom ruhig Punkte verlieren konnten.
Also wandte ich ihn wieder auf das Hinderniss zu und sprang es in verschiedenen Gangarten, ehe Julia mit History den Pacours betrat und wir in Vorbereitung gerufen wurden. Natürlich konnten wir nicht, wie bei einer normalen Springprüfung, einfach reinreiten, sondern mussten warten, bis sie die Hindernisse überwunden hatten. Dann trabte ich an und sah mir die Sprünge noch einmal an, ehe ich SanDomingo die Galopphilfen gab und den hengst ruhig auf die ersten Stangen zuhielt.
Wider erwartet, schien er vor dem Hindernis nervös zu werden und war kurz davor, zu verweigern, als ich ihn noch mehr schlecht als Recht darüberzwang. Doch so konnte es nicht weitergehen, also ritt ich eine kleine Tour, um ihn zu beruhigen, ehe wir auf das nächste Hindernis zuritten. Das würde Strafpunkte kosten, doch was sollte es? Besser als dass sie sein Talent nicht sehen konnten.
Bei dem nächsten Sprung spürte ich seine federnden Galoppsprünge unter mir, und machte mich schon auf etwas gefasst, doch dass er über einen Meter sprang, warf mich beinahe aus dem Sattel. Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, konnte ihn jedoch wieder ordnungsgemäß versammeln und nahm das dritte Hindernis in Angriff, das er mit schwereloser Leichtigkeit überwand, ehe wir uns den letzten beiden zuwandten.
Ich lobte ihn kurz, ehe wir auf das Slalom zugingen. Bereits beim Anblick der Stangen, wurde er nervls und es bedurfte einiger Zusprache, ehe er mir überhaupt erst um die Kurve glitt. Doch der Hengst hatte Probleme mit engen Wendungen, ich wusste es, denn es war bereits bei seiner Ausbildung bemerkt worden.
Zwei Mal berührten wir eine Stange. Einmal ich mit dem Knie, einmal der Holsteiner mit seiner Kruppe. Doch ich war trotzdem sehr stolz auf das edle Tier. Er war gut gegangen, auch wenn wir ein paar Fehler gemacht hatten. Für unser erstes gemeinsames Turnier war es bemerkenswert gewesen.
Dieser Meinung schien auch Jeanine zu sein, denn nach der Preisverleihung, bei der sie mit ihrer Cindy den ersten Platz bekam, die beiden waren wirklich gut gewesen, kam sie zu mir, um mir für meinen vierten Platz zu gratulieren. Doch ich wandte ihr Lob gleich ab und sprach es Sanny zu, denn er war wirklich klasse gewesen.
Noch eine Stunde führte ich ihn am Führstrick über den Hof, ehe ich ihn in die Box stellte und er einen mit Möhren gefüllten Eimer erhielt.
"Ein Geschenk für dich", flüsterte ich ihm zu, gab ihm einen Kuss zwischen die Nüstern und verließ den Hof, um wieder nach Hause zu kommen.