Deutschland: Bald einen Sack Kartoffeln als Lohn?
Albtraum Arbeitslosigkeit
Wie lebt es sich mit ALG II?
Es muß wieder mehr gearbeitet werden so lautet eine Forderung von CDU-Chefin Angela Merkel.
Doch bei welchen Arbeitgebern? könnten die rund fünf Millionen Arbeitslosen dagegenhalten.
Selbst um die Verteilung der Ein-Euro-Jobs ist es schlecht bestellt.
Auch im Kreis Pinneberg, denn dort werden für rund 13000 beschäftigungsfähige Personen nur etwa 320 Tätigkeiten angeboten.
In den ersten Arbeitsmarkt verschlägt es keinen der Betroffenen.
Die meisten richten sich weiterhin ein, vom Arbeitslosengeld II über die Runden zu kommen, irgendwie.
Elmshorn.
345 Euro erhalten Arbeitslosengeld II (ALGII) Empfänger, und wenn ein gleichfalls arbeitsloser Partner im gleichen Haushalt lebt, bezieht dieser 311 Euro.
Die Mietkosten werden weiterhin durch eine Pauschale getragen.
Sollte ein ALG II-Empfänger einen Minijob ergattern, wird ihm der Lohn angerechnet, so daß etwa 38 Euro übrigbleiben.
Wie lebt es sich mit den geringen Bezügen?
Reicht das Geld tatsächlich aus oder ist es gar noch üppig berechnet, wie ein Mitarbeiter bei der ARGE im UeNa-Gespräch behauptete?
Die UeNa haben mit Betroffenen aus Elmshorn gesprochen.
In Hainholz werden etwa 34 Prozent der Einwohner zu den Sozialhilfeempfängern gerechnet, oder besser ALG-II-Bezieher, wie es seit Anfang des Jahres heißt.
Auch die Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks der Arbeiterwohlfahrt (AWO), das jeweils einmal wöchentlich in den Räumlichkeiten der AWO ausgerichtet wird, gehören zu diesem Personenkreis.
Und sie sind voller Wut auf die herrschenden Verhältnisse.
Wer sie fragt, ob sie von dem ALG II leben können, erhält bitteres Gelächter als Antwort.
Davon muß alles abgedeckt werden, Bekleidung, Tierfutter, Möblierung, Lebensmittel und vieles mehr. Das schafft doch niemand in Deutschland, so Marina S., 31 Jahre und Mutter von zwei Kindern (Namen von der Redaktion geändert).
Nach den alten Richtlinien des Sozialgesetzbuches konnten Bekleidungszuschüsse und eine Kostenbeteiligung an Einrichtungsgegenständen oder Waschmaschinen bewilligt werden.
Das gibt es jetzt nicht mehr, so Marina.
Einen Ein-Euro-Job hat die Hilfsarbeiterin nicht.
Die bei der ARGE haben mir gesagt, daß sie mich benachrichtigen werden, wenn etwas Geeignetes für mich dabei ist.
Dabei will ich meinen Hauptschulabschluß nachholen, um vielleicht noch eine Lehre im Handwersbereich machen zu können.
Es gibt jedoch ein Problem:
Ich müßte die Schulausbildung selber finanzieren, da es keine Zuschüsse von der Arbeitsagentur gibt. Dafür habe ich kein Geld.
Denn von dem knapp bemessenen Obulus müssen auch noch die Schulsachen für die Kinder bezahlt werden.
Meine kleine Tochter würde gerne an der Ferienfreizeit der AWO teilnehmen. Ich krieg es nicht übers Herz, ihr das zu versagen, weil das Geld dafür nicht da ist. Also mache ich Schulden.
Wie sie den Dispositionskredit wieder abtragen will, weiß sie noch nicht.
Klara W. (53) hat einen MiniJob im Restaurant.
Ich bin sehr froh darüber, eine Beschäftigung zu haben, obwohl mir als Lohn nur 38 Euro übrigbleiben.
Die Arbeit hat sie nicht von der Arbeitsvermittlung.
Eine Freundin hat mich empfohlen. Von der ARGE kam nichts.
Auch Tina (34) kommt mit ALG II nicht zurecht.
Mein Sohn hat Legasthenie. Die Therapie kostet 75 Euro im Monat.
Woher ich nun das Geld nehmen soll, weiß ich nicht.
Ich schäme mich dafür.
Mein Kind muß darunter leiden, daß ich keine Arbeit finde.
Auch Medikamente gegen Erkältung kann sie sich nicht leisten.
Tina würde gerne als Pflegerin jobben, hat aber die nötigen Qualifikation nicht.
Früher hatte man noch die Chance, im Pflegeheim angelernt zu werden. Das geht jetzt nicht mehr.
Außerdem sorgt sich Tina, daß ihre Kinder in der Schule ausgegrenzt werden.
Ich kann ihnen die Sachen nicht kaufen, die andere Kinder haben, werde es auch nie können.
Auch die 38jährige Rosa D., Hilfsarbeiterin mit Hauptschulabschluß, bangt um die Zukunft ihrer Kinder.
Wie soll ich meine Töchter motivieren, sich um eine Ausbildung zu kümmern. Die sehen doch, daß es trotz guten Noten keine Arbeit gibt. Vertrauen in die Politik haben alle Frauen nicht mehr.
Die tun so, als ob das ein Vermittlungsproblem ist. Wohin sollen die Agenturen die Leute denn schicken? Es gibt schlichtweg keine Arbeit für uns alle, so Tina und die anderen stimmen ihr zu.
Rosa ist ganz pessimistisch:
Es kommt noch soweit, daß es einmal die Woche für zwei Stunden irgenwo etwas zu tun gibt. Als Lohn tragen wir dann einen Sack Kartoffeln nach Hause, weil das für die Unternehmen wirtschaftlicher ist.
Marina schüttelt traurig den Kopf.
https://www.uena.de/news/archiv/?id=1626044&dbci=1
Ich denke...
also bin ich hier falsch.