Zitat: ATA
Aber dies sollte im Prinzip aber auch für Banken und Hegdefonds gelten. Ich erinnere hier wieder an das Video von Tschicki. https://www.youtube.com/watch?v=m_mG1FLEiD4
Ich betone dies deshalb, weil ich die Sachlage genau so sehe, wie der "böse" Gysi von den Linken. Vorschlag: Bundesverdienstorden für Bürgeraufklärung an Gregor Gysi. |
Danke ATA, dass Du dieses Thema nach hier gezogen hast, denn eigentlich wollte ich zu dem Thema gar nichts mehr sagen und im öffentlichen Bereich erst recht nicht. Aber da es nun hier angekommen ist kann ich mich ja mal wieder bequemen meine abweichende Meinung zum Besten zu geben.
Zunächst zum Bundestverdienstorden: Da das Ding nach Parteienproporz vergeben wird wird er ihn schon noch erhalten. Üblicherweise hängt man die Dinger um, wenn die politische Karriere ihr Ende gefunden hat. Folglich ist Gysi noch nicht reif dafür.
Nun zu seiner Ansprache: Ich muss sagen, dass er seine Dinge gut verkauft hat und auch sehr glaubwürdig herüber gekommen ist (Showbusiness ist eben auch wichtig in dem Geschäft ). Zudem sind viele Dinge aus dem Winkel, den er einnimmt auch ganz gut nachvollziehbar dargestellt, bzw. erscheinen einleuchtend.
Ich möchte jetzt ein Beispiel diskutieren wo ich nicht seiner Meinung bin, bzw. seinen Lösungsvorschlag als nicht richtig empfinde, auch wenn er einige Fehlentwicklungen durchaus richtig aufzeigt.
Er zeigt beispielsweise auf, dass die Banken mit billigem Geld überschüttet werden und diese Banken eben dieses Geld nun zu höheren Zinsen Staaten wie Griechenland, Spanien, etc. zur Verfügung stellen und damit ungeheure Renditen einfahren. Das ist so richtig beschrieben und auch aus meiner Sicht nicht optimal. Er schlägt zur Lösung nun vor, dass alle Banken verstaatlicht werden sollen, damit auf die Renditen verzichtet werden kann und das Geld den Ländern billiger zur Verfügung gestellt werden kann.
An diesem Punkt bekomme ich erhebliche Bauchschmerzen und ich will nachfolgend auch erklären warum.
Zunächst einmal ist gerade das billige Geld der Auslöser der Probleme in denen just jene Länder stecken. Wer sich bis zur Halskrause mit billigen Krediten (sagen wir mal zu 1%) eindeckt, der bekommt automatisch ein Problem, wenn er erstens nie einen Gedanken darüber verloren hat das Geld jemals zurück zu zahlen und zweitens später teurer Refinanzieren muss. Denn genau das ist ja gerade das momentane Problem dieser Länder. Sie sind in der Lage billige Finanzierungen zu stemmen, können aber höhere Konditionen nicht bedienen, bzw. ihre Kredite überhaupt nicht zurück fahren. Das war auch offensichtlich nie eingeplant. Die meisten Länder haben sich darauf eingerichtet, dass eine Refinanzierung einfach ist, stets neue Schulden aufgenommen werden können und eine Rückzahlung nie vorgesehen ist. Bei solchen Parametern haut es Jeden um, wenn sich nur das kleinste Bisschen ändert.
Auf Basis der zuvor beschriebenen Zusammenhänge hat sich in weiten Bereichen der Bevölkerung auch ein gewisser "Schlendrian" eingestellt. Dessen Folge war, dass es einfacher war durch Korruption, Steuerbetrug und angebliche Wertzuwächse von Immobilien sein Leben zu gestalten, als durch Arbeit. Das hält keine Volkswirtschaft auf Dauer durch. Außerdem hat es eine Umverteilung des Vermögens von unten nach oben zur Folge, denn Wertzuwächse kann nur verzeichnen, wer auch etwas besitzt. Anders herum werden gewisse Dinge für andere unerreichbar, wenn sich die Werte schneller erhöhen, als man das Geld durch Arbeit verdienen kann. Ich will mal gar nicht darauf eingehen, dass es für Wohlhabende auch viel einfacher ist von Korruption und Steuerbetrug zu profitieren.
Wer also etwas für die Bevölkerung tun will muss diese Mechanismen bekämpfen. Und glaubt hier wirklich jemand, dass da irgendetwas in der Richtung passieren würde, wenn man die Länder weiter mit billigem Geld überschütten würde???
Nun will ich auf die Banken kommen. Ja es ist korrekt beschrieben, dass sich die Banken billig finanzieren können und das Geld um erhebliche Aufschläge versehen an die notleidenden Länder vergeben. Jetzt ist es aber nicht so, dass das alles nur die bekannten und unbekannten Zockerbanken sind, die sich so bereichern. Zockerbanken und -fonds wetten eher auf den Bankrott der Länder, weil sie so noch größere Renditen einfahren können. Solche Banken hätten überhaupt kein Interesse daran den Ländern überhaupt Geld zukommen zu lassen, denn das würde ja ihre Chancen minimieren. Wäre schließlich schlecht für sie, wenn die Länder nicht Pleite gingen und das letzten Endes auch noch verhindert würde weil sie selbst finanziert hatten. Der Vorwurf ist von der Mechanik her richtig, trifft aber meines Erachtens nicht die Tatsachen. Im Augenblick kommt ein großer Teil dieser Gewinne auch gerade deutschen Staatsbanken, bzw. deren Bad-Banks, zu Gute, denn sie sind es ja, die durch die hohen Renditen angelockt in den Krisenländern gezockt haben und nun retten müssen, was zu retten ist. So gesehen fließt ja ein großer Teil des Geldes wieder in den Staatshaushalt zurück.
Letztlich möchte ich nun zu der Forderung Stellung nehmen die Banken zu verstaatlichen. Da wäre meine erste Frage worin denn bitteschön der Vorteil liegen soll? Wie sehen denn unsere staatlichen Banken, IKB, BayernLB, WestLB, HSH Nordbank, ... heute aus? In Hessen gibt es, glaube ich, auch so ein Prachtexemplar. Man verliert schon den Überblick und sucht vergeblich eine staatliche Bank, die gut funktioniert. Sind es nicht gerade diese Banken gewesen, die vollkommen ungebremst und offensichtlich durch die jeweiligen politischen "Aufsichtsräte" angespornt wie verrückt in jeden ausländischen Zockerfonds eingestiegen sind, statt das Geld der eigenen Wirtschaft zukommen zu lassen. Der kleine Unternehmer in Deutschland blitzte doch durchgehend ab, weil der die spinnerten Auflagen von Basell 2 nicht erfüllen konnte (so hat beispielsweise ein Unternehmer eine höhere Bonität, wenn er schon mal eine Insolvenz hingelegt hat ). Demgegenüber war es aber offensichtlich kein Problem in Immobilienblasen und Schuldenländer zu investieren, um die Probleme noch zu vergrößern. Ich kann keinen Vorteil erkennen, den staatliche Banken haben sollen.
Die Probleme sind keineswegs so einfach zu lösen und egal welchen Weg man einschlagen wird er kann nur steinig sein. Wir werden spätestens über die kommende Inflation, von der ich überzeugt bin, an dem Problem beteiligt werden. Da ist es übrigens auch egal wo man sitzt. Angst macht mir der Zeitpunkt, wenn die US-amerikanischen Wahlen gelaufen sind, weil dann auch die amerikanischen Finanzen auf den Prüfstand kommen. Und dann gnade uns Gott, oder wer auch immer ...
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