Re: Links und Literatur
Da bin ich ja mal gespannt , hört sich ja ganz interessant an, halt nix für Hollywood-vans . mal sehen was abgeht
Der Adler der neunten Legion
Filmkritik
Gibt es bald wieder eine neue Sandalenfilm-Welle? Für eine solche
Behauptung ist es vielleicht noch etwas zu früh, aber das Genre scheint
auf jeden Fall wieder an Beliebtheit zu gewinnen. Während sich im TV
nach der Erfolgsserie Rome" auch der Spartacus"-Ableger als Hit erweist, wird in Hollywood bereits fieberhaft an einer Cleopatra"-Monumentalfilmproduktion mit Angelina Jolie in der Titelrolle gearbeitet. Und im vergangenen Jahr hat Neil Marshall mit Centurion"
vorgemacht, wie man das Splatter- mit dem Historien-Genre unterhaltend
vermischt. Inhaltlich in Marshalls Fußstapfen tritt nun Kevin Macdonald (Der letzte König von Schottland", State of Play"
mit Der Adler der Neunten Legion". Auch der Schotte widmet sich in
seinem Epos dem mysteriösen Verschwinden der Neunten Römischen Legion,
setzt seine Handlung aber knapp 20 Jahre nach Centurion" an. Und auch
wenn die Verfilmung des Bestsellers von Rosemary Sutcliff
einige blutige Szenen aufweist, ist Macdonalds Ansatz doch ein ganz
anderer. Ihm schwebte für Der Adler der Neunten Legion" ein
quasi-dokumentarischer Abenteuerfilm vor, der sich ganz bewusst von der
fiktionalisierten Opulenz eines Gladiator" abhebt.
Sowohl inhaltlich wie auch ästhetisch ist Der Adler der Neunten Legion"
eine äußerst mutige Produktion. Es verwundert deshalb gar nicht, dass
die Entwicklung des Projekts so lange gedauert hat. Aber das Baby des
britischen Filmproduzenten Duncan Kenworthy (Vier Hochzeiten und ein Todesfall", Tatsächlich Liebe"
sollte unter den besten Bedingungen zur Welt kommen - und auf gar
keinen Fall von Hollywood verkorkst werden. Nachdem der vorgesehene
Regisseur Mike Newell (Prince Of Persia - Der Sand der Zeit" ausstieg, sprang der aufstrebende junge Filmemacher Kevin Macdonald ein. Der ehemalige Dokumentarfilmer (Sturz ins Leere", Ein Tag im September"
eignete sich nicht nur wegen seiner schottischen Herkunft für Die
Adler der neunten Legion". Sein realistisch-dynamischer Erzählstil, der
schon in Der letzte König von Schottland" Idi Amins
Schreckensherrschaft glaubwürdig nachzeichnete, passte perfekt zu
Kenworthys Interessen. Von den Rüstungen, den Waffen, der Lagerbauweise
bis hin zu den Schlachtenszenen alles sollte dokumentarisch wirken,
nicht wie in Gladiator" filmisch überhöht werden. Zum weitgehenden
Gelingen dieser Intention trägt am Ende vor allem die Kameraarbeit des
Oscarpreisträgers Anthony Dod Mantle (Slumdog Millionär" bei. Wie schon in den Werken von Lars von Trier und Danny Boyle
setzt Dod Mantle auf einen exzessiven Handkameraeinsatz und bleibt
dabei immer dicht an den Figuren. Diese erprobte Technik sorgt nur in
den wenigen Actionszenen für Probleme. Sicher, die Zusammenstöße der
Kämpfenden wirken realistisch, aber mit dem bloßen Auge ist häufig gar
nicht zu erkennen, wer hier gerade wen niedermäht. Es fehlen das
Raumgefühl und die Übersicht bei all den verwackelt-verkanteten
Einstellungen.
Dennoch zählt die düster-dreckige Ästhetik eindeutig zu den Stärken von
Der Adler der neunten Legion". Der Film erreicht in den Kampfszenen
allerdings eine Brutalität, die mit dem Anspruch des Jugendbuchs von
Rosemary Sutcliff nichts mehr zu tun hat. Diese Härte setzt sich in der
Figurenzeichnung fort. Wer eine Liebesgeschichte sucht, wird in
Macdonalds Film nicht fündig, Frauen spielen in dieser römischen
Macho-Männerwelt keine Rolle. Eine Amazone des Bösen wie sie Olga Kurylenko in Centurion" darstellte, hätte aber auch nicht zum realistischen Anspruch von Der Adler der neunten Legion" gepasst.
Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt! Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig!