Sauerland Cup 2006

Sellinghausen. 29 Grad im Schatten, kein Wölkchen trübt den Himmel über dem idyllischen Hochsauerland-Ort Sellinghausen, 533 Meter über dem Meeresspiegel. Die Spieler von Fußball-Regionalligist Sportfreunde Siegen kommen beim Trainingslager mächtig ins schwitzen.

Auf dem benachbarten Golf-Platz verirrt sich bei Loch 7 fast kein Spieler. Die Hitze ist allgegenwärtig.

Doch der guten Stimmung im 200-Seelen-Dorf tut das keinen Abbruch. Vor allem beim Fußball-Tennis blühte der Flachs, Björn Weikl legte sogar einen lupenreinen Fallrückzieher hin. "Wir haben jetzt drei Wochen intensiv trainiert, das merkt man den Jungs an. In der vierten Woche hier in Sellinghausen lege ich besonders viel Wert auf Spielformen und Tempoläufe. Beim Sauerland-Cup werden wir nicht den spritzigsten Eindruck machen können, das ist völlig normal", erklärte Siegens Trainer Ralf Loose.

Auf dem Heimplatz des Mescheder A-Ligisten SV Dorlar-Sellinghausen bereitet Loose das neu formierte Sportfreunde-Team auf den Tag X, den 4. August, vor. Dann geht es bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart um die ersten drei Punkte in der Regionalliga Süd.

Die Sauerland-Cup-Partien gegen die Nord-Regionalligisten Borussia Mönchengladbach II (heute, Dienstag, 17.30 Uhr in Bad Sassendorf) und Wuppertaler SV (Donnerstag, 19.30 Uhr, in Schmallenberg) sollen trotzdem anständig über die Bühne gebracht werden, schließlich haben die Siegener schon dreimal in Folge den Cup eines Energieversorgers gewonnen.

Die personellen Probleme bei den Siegenern halten sich zweieinhalb Wochen vor dem Saisonstart in Grenzen. Der französische Neuzugang Gaetan Krebs und Robert Vujevic mussten sich gestern mit Lauftraining begnügen. "Krebs hatte einen Muskelfaserriss, er ist aber auf dem Weg der Besserung. Ende der Woche kann er voll belastbar sein. Vujevic hatte am Montag große Probleme, da müssen wir jetzt abwarten", erklärte Ralf Loose.

Der als Nummer eins verpflichtete Keeper Thomas Richter ist nach seiner Verletzung im Lauftraining und soll heute einem Härtetest unterzogen werden. Loose: "In Bad Sassendorf wird Richter nicht spielen. Ab Mittwoch wird er mit Klaus-Peter Woll auch torwart-spezifisch trainieren."

Die von einigen DFB-Protagonisten geforderten Klinsmann-Methoden sind bei Ralf Loose übrigens nicht so angesagt: "Ich bin kein Freund von Psychologen und US-Methoden. Den Psychologen spiele ich selbst. Zudem habe ich mit meinem Co-Trainer Sascha Franz einen läuferisch fitten Mann, der alle konditionellen Übungen mitmachen kann."

Sellinghausen. Zum ersten Mal in der 107-jährigen Vereinsgeschichte spielen gleich drei Franzosen bei den Sportfreunden. Yann Schneider, Gaetan Krebs und Youssef Sofiane wollen in der Krönchenstadt für Furore sorgen.

Der einzige, der der deutschen Sprache mächtig ist, ist Schneider. Der Elsässer musste beim Termin mit der WP für seine Kollegen übersetzen. Gaetan Krebs spricht so gut (oder schlecht) Deutsch wie sein berühmter Landsmann Bixente Lizarazu in seinem fünften Jahr bei den Bayern. "Zehn Prozent verstehe ich, mehr nicht", verriet er mit einem Schmunzeln.

Kein Wort Deutsch spricht Youssef Sofiane, der aber schon beim Londoner Klub West Ham United gespielt hat und sich deshalb in Englisch mit seinen neuen Kollegen verständigen kann.

"Als wir wussten, dass wir zu den Sportfreunden gehen, habe ich erst einmal im Atlas nachgeschaut, wo Siegen überhaupt liegt. Die Stadt und das Stadion gefallen mir, aber ehrlich gesagt ist Straßburg doch schöner", erklärte Yann Schneider mit einem süffisanten Lächeln.

Einen tollen Blick über seine neue Heimat hat das Trio aber auf alle Fälle. Sie wohnen im Hotel Johanneshöhe, wo man alle schönen Seiten Siegens problemlos überblicken kann.

Eingelebt in der neuen Umgebung hat sich das Trio noch nicht. Schneider: "Unsere Mitspieler sprechen nicht viel, es geht im Trainingslager wirklich nur um Fußball", kann sich Schneider einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Aber das spricht auch für die konzentrierte Arbeit, die unter Trainer Ralf Loose in Sellinghausen abgeliefert wird.

Mit seinem ersten Einsatz, 24 Minuten lang, war Schneider noch nicht zufrieden. Seine Wunschposition ist die des zentralen Defensivmanns. Sein großes Vorbild ist der französische Weltmeister Laurent Blanc. Weniger bescheiden, was sein Vorbild angeht, ist Gaetan Krebs, er sieht sich als Spielmacher ähnlich wie sein berühmter Landsmann Zinedine Zidane.

Youssef Sofiane, in Lyon geboren, hat sich als Minimalziel 15 Tore in seiner ersten Saison in Siegen gesetzt. "Gegen Mönchengladbach hat es nicht so gut geklappt, wie in meinem ersten Spiel gegen Engers, als ich sofort ein Tor geschossen habe", übte Sofiane sich in Selbstkritik.

Yann Schneider hat nach zwei Wochen in Deutschland auch schon den entscheidenden Unterschied im Fußball der WM-Zweiten bzw. -Dritten ausgemacht: "An das neue taktische System muss ich mich erst gewöhnen. In Frankreich wird in der Offensive viel mehr über die Seiten gespielt. In Deutschland geht doch mehr durch die Mitte."

Gaetan Krebs hofft indes auf sein erstes Spiel im Sportfreunde-Trikot. Die Folgen des Muskelfaserrisses sind fast ausgestanden.

Gestern Nachmittag verbrachte das französische Trio die Freizeit auf verschiedene Weise. Schneider und Krebs wollten sich einfach nur erholen, Sofiane nach einer Massage nur noch in den kühlenden Swimming-Pool. Heute Abend in Schmallenberg wollen die sympathischen "drei Musketiere" auf dem Platz Gas geben. Ein wenig französisches Blut tut den Siegenern mit Sicherheit gut.

Sellinghausen. (misch) Der Kraftakt bei Temperaturen um die 40 Grad in Bad Sassendorf hat Siegens Trainer Ralf Loose in seiner Einstellung bestätigt, dass er einen sehr ausgeglichenen Kader zusammengestellt hat. Til Bettenstaedt und Neuzugang Marcel Heller hatten die Führung der Mönchengladbacher Reservisten noch spät in einen 2:1-Sieg umgewandelt.

"Es ist für mich als Trainer unheimlich wichtig, dass ich mit meinen Einwechslungen etwas bewegen kann. Die neuen Spieler waren der Schlüssel zum Sieg", betonte Ralf Loose.

Am heutigen Donnerstag (19.30 Uhr, Stadion am Wormbacher Berg in Schmallenberg) kann mit einem Sieg gegen den Nord-Regionalligisten Wuppertaler SV der vierte Finaleinzug in Folge beim Sauerland-Cup perfekt gemacht werden.

Das hat aber bei Ralf Loose nur eine untergeordnete Bedeutung. Viel wichtiger ist dem Fußball-Lehrer die Erkenntnis, dass er allen Akteuren Spielpraxis geben kann und die Mannschaft trotz Rotation nicht schwächer wird: "Gegen die starken Wuppertaler werden die spielen, die gegen Mönchengladbach nur kurze Einsatzzeiten hatten."

Also spielen heute die Neuzugänge Yann Schneider, Denis Berger, Torschütze Marcel Heller, Zdenek Kroca, Marco Stark und Patrick Dama von Beginn an. Zum Glück findet die Partie in Schmallenberg erst um 19.30 Uhr statt, eine neuerliche Hitzeschlacht wird es also nicht geben.

Zu seinem ersten Einsatz im Sportfreunde-Trikot soll der neue Torwart Thomas Richter kommen. Loose: "Er hat die Belastungen bisher gut weggesteckt. Vor dem Spiel soll er zum ersten Mal torwart-spezifisch trainieren und in Schmallenberg eine Halbzeit spielen."

Gestern hatten die Spieler ihren freien Nachmittag. Nach einer harten Trainingseinheit mit Waldlauf bei 30 Grad tat die Ruhe mit Sicherheit gut. Einige Spieler wie Kapitän Peter Nemeth brauchten aber weiter Action und stiegen aufs Pferd, um in der idyllischen Landschaft des Hochsauerlandes zu reiten.

Gestern Abend gab es noch einen zünftigen Grillabend beim Golfplatz. Dazu angereist war auch der neue Vorstandsvorsitzende Hans-Dieter Blecker. Sport-Manager Harald Gärtner war bereits in Bad Sassendorf vor Ort.

Nicht mehr mit dabei ist dagegen Test-Spieler Michael Lehmann. Der Ex-Lauterer wird nicht verpflichtet.