Haben wir den Krieg doch gewonnen?
Freitag, 23. April 2004
Hitler-Gruß und Stechschritt
Britischer Medienzar flippt aus
Aus Wut über seine Niederlage im Bieterstreit um die Zeitung "Daily Telegraph" soll der britische Medienzar Richard Desmond die Führung des deutschen Medienkonzerns Axel Springer als Nazis bezeichnet haben. Springer ist nach Angaben aus mit der Situation vertrauten Kreisen weiter im Bieter-Rennen um das Blatt.
"Er fragte, wie es uns gefalle, von einem Haufen 'verdammter Nazis' übernommen zu werden. Ungefähr so hat er sich ausgedrückt", sagte der geschäftsführende Chefredakteur des "Daily Telegraph", Jeremy Deedes, in einem BBC-Interview über eine Äußerung Desmonds während einer Besprechung am Donnerstag.
Bereits bei der Ankunft zu dem Treffen sei er von Desmond und seinen Mitarbeitern auf Deutsch gegrüßt worden, was er jedoch ignoriert habe. "Schon nach ein paar Minuten war ziemlich klar, dass dies keine sonderlich produktive Besprechung werden würde. Es wurde wohl kein einziges bekanntes Schimpfwort ausgelassen".
In Medienberichten hieß es, Mitarbeiter Desmonds hätten den Nazi-Gruß gezeigt und mit ihren Fingern an der Oberlippe den Bart Adolf Hitlers nachgeahmt. Desmond selbst sei im Stechschritt durchs Vorstandszimmer marschiert und habe anti-deutsche Tiraden von sich gegeben.
"Der Grund dafür ist vermutlich, dass Axel Springer zu den Bietern für die Zeitung gehört", sagte Deedes weiter. Desmond, der jüdischer Abstammung ist und in Großbritannien die Zeitungen der "Express"-Kette verlegt, hatte sich Ende März aus der Auktion für den "Daily Telegraph" zurückgezogen. Anfang des Jahres hatte er noch die Rechte an mehreren Porno-Magazinen verkauft, um sich in eine bessere Position für den Kauf des "Telegraph" zu bringen. Das Blatt gehört dem Verlagshaus Hollinger International, das auch die Zeitungen "Sunday Telegraph", "Chicago Sun-Times" und "Jerusalem Post" herausgibt.
Mehrere britische Zeitungen berichteten am Freitag auf ihren Titelseiten über den Streit. Desmond war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Axel-Springer-Verlag, der sich in seinen Grundsätzen zur "Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden " und der "Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes" bekennt, lehnte einen Kommentar ab.