Naturpark Fränkische Schweiz bietet Attraktionen für Gaumen und Auge
Schlaraffenland auf Weltmeisterkurs
Naturpark Fränkische Schweiz bietet Attraktionen für Gaumen und Auge
Er wirbt mit drei Markenzeichen, den Burgen, Mühlen und den Höhlen. Er ist nach dem Altmühltal der zweitgrößte in Bayern und hat als erster in ganz Deutschland das Qualitätssiegel erhalten. Die Rede ist vom Naturpark «Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst», den wir heute vorstellen.
Die Fränkische Schweiz ist zweifellos das Aushängeschild dieses vor 40 Jahren gegründeten Verbunds, auch wenn der riesige Veldensteiner Forst ökologisch von größter Bedeutung ist, nicht nur, weil ein Großteil des Nürnberger Trinkwassers dort entspringt.
Die Zauberlandschaft im Städtedreieck zwischen Nürnberg, Bamberg und Bayreuth ist vor rund 200 Jahren als Urlaubsgebiet entdeckt worden, durch Romantiker wie die beiden aus Berlin stammenden Studenten Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder, die mit ihrer «Pfingstreise» durch das «Muggendorfer Gebürg» für Aufsehen sorgten. Als Jakob Reiselsberger und Joseph Heller die Miniaturlandschaft in den Adelsstand der Schweizen erhoben, kamen vornehme Kurgäste in Scharen. Ernst Moritz Arndt und Joseph Victor von Scheffel gerieten ins Schwärmen über diesen «Schlupfwinkel des deutschen Gemüts».
Lange Zeit drohte die Tourismus-Region als Rentner-Gebirge der Berliner in der Entwicklung zu erstarren, doch seit der Grenzöffnung wird das Gebiet im Herzen Europas gerade für Sportler und Familien immer beliebter. So locken Höhlen in die Tiefe, während sich auf der Wiesent die Kanus stauen und sich Kletterer an den weltweit schwersten Routen wie der von Wolfgang Güllich 1991 erstbegangenen «Action directe» versuchen. Die Deutsche Zentrale für Tourismus reiht den «größten Klettergarten» in die Top Ten der Inlands-Reiseziele ein. Qualitäts-Wanderwege wie der Frankenweg, aber auch der Brauereien-Weg rund um die Weltmeister-Gemeinde Aufseß sorgen für einen Übernachtungsboom.
Verbuschung droht
Den besonderen Reiz des Naturparks bilden markante Felstürme, tief eingeschnittene Täler, blühende Obstgärten, geheimnisvolle Höhlen, idyllische Dörfer, romantische Städte, trutzige Burgen, sagenumwobene Ruinen sowie eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Kein Wunder, dass Fernsehsendungen von der reizvollen Landschaft schwärmen. Und doch ist sie nicht mehr zu vergleichen mit dem kargen Karsterscheinungsbild vor 100 Jahren. Weil die Hänge forst- und landwirtschaftlich nicht mehr genutzt werden, drohen sie zu verbuschen. So ist die Naturparkverwaltung gefordert, mit Felsfreilegungen das charakteristische Erscheinungsbild und den Artenschutz sicherzustellen.
Dieses Bemühen hat inzwischen ebenso Vorbildcharakter wie das landesweit viel beachtete Kletterkonzept, das die Interessen von Sport und Natur in Einklang bringt. Ein weiteres Konsensprojekt soll die Besucherströme in den Schauhöhlen kanalisieren und bedrohte Refugien schützen.
Die Vermarktung regionaler Spezialitäten über die weltweit größte Dichte an Brauereien, Metzgereien und Bäckereien lockt immer mehr Besucher in dieses Schlaraffenland. Dazu kommen Edelbrände aus dem größten Süßkirschen-Anbaugebiet ganz Europas. Für viele steht die Fränkische Schweiz dem Elsass oder der Toskana deshalb in nichts mehr nach außer im Preis.
Richard Reinl