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Doch kein Schulboykott in Waischenfeld

Doch kein Schulboykott in Waischenfeld

Petition wird im Landtag noch einmal behandelt – Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof gegen Kombiklasse eingelegt – CSU im Visier der Eltern

WAISCHENFELD (tw)- Der von den Eltern einst angekündigte Schulboykott wegen der Bildung der Kombiklasse in den beiden ersten Jahrgängen der Grundschule blieb gestern in Waischenfeld aus. Wie Elternbeiratsvorsitzender Ralph Buus erklärte, habe man auf Proteste am ersten Schultag mit Rücksicht auf die Kinder verzichtet. Ihrem Unmut über die Einrichtung der Kombiklasse machten die Eltern aber dennoch im Gespräch mit unserer Zeitung und gegenüber einem Kamerateam des Bayerischen Fernsehens Luft.


Außerhalb der Schule gab es aber nach wie vor Protest der sich gegen die CSU richtet. Neben allen großen Wahlkampfplakaten der CSU hatten die Eltern ihre Transparente aufgestellt auf denen unter anderem zu lesen ist: „Keine Kombiklasse – gleiches Recht für alle“, oder: „Keine Sparmaßnahmen auf Kosten unserer Kinder“. Nach Informationen unserer Zeitung will die CSU nun prüfen lassen, ob sie die Protesttransparente der Eltern neben ihren Wahlkampfplakaten entfernen lassen kann. Wie Bürgermeister Edmund Pirkelmann dazu erklärte, hätten ihn die Eltern gefragt ob sie dort ihre Protestransparente aufstellen dürfen. „Ich habe da nichts dagegen, denn sie stehen ja auf Stadtgrund“, so Pirkelmann.

Vor allem dem neuen Schulleiter Andreas Fraas ist es zu verdanken, dass es am ersten Schultag weder einen Boykott noch weitere Proteste in der Schule gab. Dies bestätigten mehrere Eltern. Wie Fraas erklärte, sei es für ihn zunächst sehr wichtig, wieder Ruhe in die Schule zu bringen. „Ich spüre eine große Bereitschaft der Eltern und der Lehrer und vom Schulamt werden wir wirklich sehr gut mit Unterrichtsstunden und Lehrkräften unterstützt“, erklärte Fraas.

Das Modell der neuen Kombiklasse sieht laut Fraas so aus: Acht Erstklässlerinnen und 13 Zweitklässler bilden die Kombiklasse die von Ulrike Fischer als Klassenleiterin unterrichtet wird. Fünf zusätzliche Lehrerstunden gibt Margareta Nikol, Lehrerin der jahrgangsreinen zweiten Klasse vor allem für die 13 Zweitklässler in der Kombiklasse. Damit werde laut Fraas eine Verzahnung mit der jahrgangsreinen zweiten Klasse hergestellt um den Lernstand regelmäßig abzugleichen. Weitere fünf Differenzierungsstunden in der Kombiklasse gibt die neu an die Schule gekommene Förderlehrerein Petra Summa zur Unterstützung von Klassenleiterin Ulrike Fischer. Fraas ist sich sicher, dass man damit eine gute Lösung gefunden hat.

Udo Lunz, einer der Väter der ein Kind in der Kombiklasse hat, sagte, dass ihn vor allem die Art und Weise störe, wie man dies den Eltern vermittelt habe. „Denn es handelt sich um eine reine Sparmaßnahme“, so Lunz. Auch Bürgermeister Pirkelmann betonte, dass Waischenfeld die einzige Gemeinde im gesamten Landkreis sei, wo die Kombiklasse eine reine Sparmaßnahme ist. Irmgard Heckel, die Mitglied des Elternbeirats ist, wünschte sich von den Verantwortlichen am Schulamt, dass man künftig früher informiert „und mehr mit uns gesprochen wird“. „Ich wünsche mir, dass die Kombiklasse wieder abgeschafft wird“, betonte sie.

Dafür kämpfen auch nach wie vor alle Eltern. Wie Buus informierte, habe er inzwischen vom Landtag die Mitteilung erhalten, dass die Petition in der nächsten Legislaturperiode wegen Falschinformationen der Ausschussmitglieder durch die Schulverwaltung und Regierung von Oberfranken von noch einmal im Bildungsausschuss des Landtags behandelt wird.

Hedwig Haas, die vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth für ihre Tochter Pauline geklagt hatte damit diese nicht in die Kombiklasse kommt, übergab gestern an Fraas einen Brief mit dem Hinweis, dass sie Pauline nur unter Vorbehalt in die Kombiklasse gebe, weil die Regierung noch immer nicht über ihren eingereichten Widerspruch entschieden habe.

Auch rechtlich verfolgen die Eltern die Sache weiter. Durch ihren Anwalt Ortwin Lowack haben sie inzwischen Beschwerde beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen den ablehnenden Beschluss des Bayreuther Verwaltungsgerichts einlegen lassen. Wie Lowack erklärte, habe die Regierung die Kombiklasse gegen den Willen von allen Eltern durchgesetzt. „Ohne die Eltern ist jedoch ein erfolgreicher Schulbetrieb überhaupt nicht möglich und in einem modernen Schul- und Unterrichtswesen müssen die Eltern so weit wie möglich mit einbezogen werden, wenn das Schul- und Bildungssystem Erfolg haben will“, erklärte Lowack.