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über 80 mittelfränkische Haupt­schulrektoren

über 80 mittelfränkische Haupt­schulrektoren

„Mittelschule“: Kultusminister erläuterte mittelfränkischen Rektoren seine Pläne


VON ULRICH GRASER

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat über 80 mittelfränkische Haupt­schulrektoren über sein Konzept der „Mittelschule“ informiert. Beim Bayeri­schen Lehrer- und Lehrerinnenver­band (BLLV) stößt er damit aber immer noch auf Ablehnung.
NÜRNBERG — Dem Patienten Hauptschule geht es bekanntlich nicht gut. Er leidet unter Auszehrung. Zur Gesundung soll ab dem kommen­den Schuljahr die „Mittelschule“ bei­tragen. Ihr Kern ist der Zusammen­schluss mehrerer Hauptschulen, der an bestimmte Voraussetzungen gebun­den ist. Die Schulverbünde dienen nach dem Willen der Staatsregierung dem Ziel, „möglichst viele Standorte zu erhalten“, wie Kultusminister Spa­enle nach dem Lehrer-Gespräch gegenüber unserer Zeitung sagte.
Rund 975 Hauptschulen zählt Bay­ern heute. Viele stehen kurz vor der Schließung. Dafür sind vor allem zwei Gründe maßgeblich: die schwindende Akzeptanz der Schulform bei den Eltern; und die allgemein zurückge­hende Zahl der Kinder.
In einigen Gegenden Bayerns schrumpft die Schülerzahl in den nächsten Jahren um 40 Prozent; im Schnitt um zehn bis 20 Prozent. Bin­nen zehn Jahren wurden bereits 680 Hauptschul-Standorte aufgegeben, rechnet BLLV-Präsident Klaus Wen­zel vor. Während Ludwig Spaenle stolz darauf ist, zugunsten der neuen Mittelschule das Geld für 200 Lehrer­planstellen herausgeholt zu haben, hält Wenzel ihm 1500 gestrichene Stel­len seit dem Jahr 2003 entgegen. Letzt­lich fehlten also weit über 1000 Stel­len. Die von Spaenle propagierte Reform schaffe allenfalls eine „Haupt­schule mit neuem Klingelschild“ und werde ihren Niedergang keineswegs aufhalten. Erhält die Hauptschule also ihre letzte Chance? „Ich hoffe nicht,“ sagt der Minister. Die Eltern, besonders auf dem Land, würden die Vorteile erkennen: „Starke Berufsori­entierung, differenzierte Förderung ab der fünften Klasse, wohnortnah.“

Mindestens zweizügig
Mittelschul-Verbünde müssen min­destens zweizügig sein. Sie haben ein Ganztagesangebot vorzuhalten und drei berufsorientierende Zweige: Tech­nik, Wirtschaft, Soziales. Die fränki­schen Rektoren hatten viele organisa­torische Fragen. Denn die praktische Seite — von der Zuweisung der Lehrer­stunden bis zum Schülertransport und der Frage, welche Schule den M-Zweig anbietet — ist von den Ver­bünden selbst zu organisieren. Auch die Gemeinden reden mit.
Über einen M-Zug führt die Mittel­schule zu einem „mittleren Bildungs­abschluss auf Realschulniveau“ nach der zehnten Klasse. Diesen Abschluss bieten Hauptschulen schon heute. Auf­gehalten hat das die Schülerabwande­rung bisher nicht. Nach Ansicht der Landtags-SPD kuriert die Mittel­schule daher keineswegs den schwind­süchtigen Patienten. Bildungsexperte Hans-Ulrich Pfaffmann: „Man drückt sich so um die Tatsache, dass die Hauptschule keine Akzeptanz mehr hat.“