Wildhammerklan - Am Lagerfeuer

Chorans Reise

Chorans Reise

Chorans Reise


Choran hatte das Gefühl durch einen grünen Nebel zu schweben. Er konnte Geräusche und Stimmen wahrnehmen, die aus großer Entfernung zu kommen schienen. Doch bevor er sich richtig auf sie konzentrieren konnte, stand er wieder auf festen Füßen und der grüne Nebel war verschwunden.

Choran blickte sich orientierungslos um. Er stand in einer großen Halle, die aus hartem Stein zu bestehen schien. Große Eisenpfannen mit lodernden Feuer standen an den Wänden und tauchten die Halle in ein angenehm warmes Licht. Ein großer Durchgang befand sich zu seiner Linken, ein Thron aus Stein, der auf einer Erhöhung stand, zu seiner Rechten.

Endlich sprang Chorans Erinnerungsvermögen an; er befand sich im Thronraum von Eisenschmiede, doch war Einiges anders als er es gewohnt war.

Zuallererst konnte er keinen einzigen Laut hören; weder das Hämmern aus der großen Schmiede, das Brodeln des heißen Metalls, noch das Knistern der brennenden Kohle in den Kohlenpfannen. Auch die zwergischen Wachen kamen ihm seltsam vor. Keiner von ihnen bewegte sich und merkwürdigerweise konnte er ihre Gesichter nicht erkennen, als ob ein Schleier vor ihren Gesichtern schweben würde. Zudem war der Thronsaal irgendwie anders eingerichtet: Der Thronsitz war leer und inmitten des Saals stand ein großer Tisch. 

Um den Tisch herum standen zwei Zwerge und eine Zwergin. Auch sie waren regungslos wie Statuen, aber anhand ihrer angedeuteten Gesten vermutete Choran, daß sie entweder heftig diskutierten oder sich stritten. Wie bei den Wachen waren die Gesichter der "Tischzwerge" verschleiert, aber bei einem Zwerg war Choran sich sicher, daß es sich um einen Wildhammer handelte; er erkannte die typische Greifenrüstung sofort.

Plötzlich veränderte sich die Szenerie. Hinter jedem "Tischzwerg" tauchte ein Gruppe von dunklen Schemen auf, der Größe nach zu urteilen, mußten es ebenfalls Zwerge sein. Die Schemen bewegten sich aufgeregt und Choran konnte auch laute Stimmen hören, aber so sehr er sich anstrengte er konnte kein Wort verstehen, obwohl er sich sicher war das Zwergisch gesprochen wurde. 

Plötzlich spürte Choran eine Berührung an seiner linken Schulter, er drehte sich um...

...und stand unvermittelt in einem langen Gang. 

- Ende Teil 1 -




Re: Chorans Reise

Teil 2


Der Thronsaal war verschwunden. An seiner Stelle erstreckte sich nun ein langer aus grauen Ziegelsteinen bestehender Gang in zwei Richtungen, wovon eine nach ein paar Schritten in einer Sackgasse endete und die andere kein Ende zu haben schien. Die Decke war durchgehend gewölbt und brennende Laternen hingen im Abstand von ein paar Metern herunter. Von den Ausmaßen her war alles perfekt auf Zwergengröße abgestimmt. Choran mußte grinsen bei der Vorstellung, ein Mensch oder sogar ein Draenei müsse hier durch. 

Bis auf seine eigenen Schritte war nichts weiter zu hören, aber der Gang war nicht völlig leer. Zu beiden Seiten hingen Gemälde an den Wänden, auf denen Gesichter zu sehen waren. Jedes Gemälde war mit einem schlichten hellfarbenen Holzrahmen versehen und hing in zwergengerechter Augenhöhe. Unter jedem Bild war eine kleine goldfarbene Tafel angebracht auf dem etwas eingraviert war. Angestachelt von seiner Neugierde sah Choran genauer hin.

Ein unbekannter Künstler hatte Zwerge (und Zwerginnen) porträtiert, wobei Choran anhand der Tätowierungen auf den Gesichtern und den Schulterbedeckungen erkennen konnte, daß es ausnamlos Wildhammerzwerge waren. Auf den goldenen Tafeln konnte Choran Zahlen erkennen; er vermutete, daß sie Geburts- und Todestag des darüber Porträtierten waren. 

Neugierig wer wohl noch auf den Bildern zu entdecken war, ging Choran von Gemälde zu Gemälde und studierte jedes genau. Viele Gesichter waren ihm wohl bekannt: Haurin, Cinola, Uri und die Anderen Aus dem Hinterland sowie die ehemals Versprengten aus dem Schattenmondtal. Dabei fiel ihm auf, das die die noch am Leben waren, kein Todesdatum auf ihren Tafeln eingraviert hatten. Darüber war Choran sehr froh, denn ihm blieb schmerzhaftes Zukunftswissen erspart. 

Durch die vielen Bilder, die es zu entdecken gab, verlor Choran jegliches Zeitgefühl. Ob nur ein paar Minuten, mehrere Stunden oder sogar schon Tage vergangen waren wußte er nicht mehr, es war ihm auch egal. Er verspürte weder Hunger noch Durst noch Müdigkeit. Der Entdecker in ihm trieb ihn unerbittlich voran und gönnte ihm erst eine Pause als der Gang endete und Choran vor einem Bildnis in voller Körpergröße (auf Zwerge bezogen natürlich) halt machte.

Den dargestellten Zwerg erkannte Choran sofort, es war Khardros Wildhammer, der Than der Wildhammer während des Krieges der drei Hämmer und seine Lebenszeit war über ihm auf der typischen goldenen Tafel eingraviert. 

War hier Chorans Reise zuende? Nirgendwo ging es weiter. Ratlos betrachtete er das lebensgroße Gemälde des Thans. Wenn da wenigstens eine Tür wäre... Moment mal! Choran betrachtete das Bild genauer und tastete vorsichtig den Rahmen ab. Nichts! Dann legte er seine rechte Hand auf die Leinwand und übte etwas Druck aus. Sie gab nach! 

Choran bat den verstorbenen Than in Gedanken um Verzeihung und riß ein handbreites Loch links von Khurdrans Haupt. Ein muffiger Luftzug wich aus der dunklen Öffnung, ansonsten war kein Laut zu hören oder etwas genaues zu sehen, aber Choran war sich sicher, daß der Gang dahinter weiterführte. Also zerstörte er das Bildnis des Thans komplett und ging hindurch.

Ende Teil 2