Þursaflokkurinn
Diese Gruppe ist eine sehr unbekannte Folk-Artrock-Band aus Island, die sehr fröhlich springende, teilweise auch pastorale Musik macht.
Das verbindet klassisch britische Progelemente mit isländischer Folkmusik - eine spannende Mischung.
Ich besitze die ganze Diskographie, schreibe hier mal was zum Debüt:
Dass man in etwa weiß, was diese Band ist, eine Rezi zu deren Debut:
Nun bin auch ich im Besitz dieser Scheibe, dem Debut einer isländischen Progband, die sehr geschickt isländische Folkmusik mit krummen, gentlegiantähnlichen Riffs und akustischem Rock (mal ruhig, mal treibend) verbindet.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass nur an ganz wenigen Stellen die Elektrogitarre zu hören ist - nämlich nur an den Stellen, an dem schwebende Töne nötig sind. Außerdem gibt es hier kein Stück, das die 7-Minuten-Grenze überschreitet, sodass wir auf eine Länge von 34 Minuten kommen.
Erstmal die Fakten:
Hinn Ìslenzki Þursaflokkur [The Icelandish Trollflock]
- Einsetumaður Einu Sinni [The Hermit] (5:28)
- Sólnes [Solnes] (5:03)
- Stóðum Tvö Í Túni [Together we stood in the rain / Farewell] (4:03)
- Hættu Að Gráta Hringaná [No more crying, young lady] (2:45)
- Nútíminn [Modern Time] (4:59)
- Búnaðarbálkur [Georgia] (4:17)
- Vera Mátt Góður [You may be Good] (0:52)
- Grafskript [Epitaph] (6:42)
Tómas Tómasson: Bassgitarre, Harmonium
Egill Ólafsson: Leadgesang, Pianoforte und Akustikgitarre
Rúnar Vilbergsson: Fagott, keltische Trommel
Þórður Arnason: alle Gitarren
aufgenommen:: Juli-September 1978
Nun die Rezi:
Wir beginnen direkt beim 5,5minütigem Opener, Einsetumadur Einu Sinni, der mit einem fröhlich stampfenden Thema mit La-La-Gesang, aber krummer Tonfolge und wirren Rhythmen beginnt. Unterbrochen wird das teilweise durch pastorale Abschnitte mit sehr schönem Arrangement von Bass, der gezupften Akustikgitarre (oder ist es eine Mandoline?) und dem rezitierenden, vortragenden Gesang. Zwischendrin werden rapide die Tempi runtergesetzt und wieder angehoben, um am Ende wieder fröhlich stampfend zu enden. Ein wundervoller Opener, der mich sehr an Gentle Giant erinnert, aber mit seinem isländischen Gesang eher in die germanische Richtung geht.
Sólnes ist ein wunderschönes ruhiges Instrumental mit Flügelakkorden und fließender E-Gitarre. Hier lassen sich einige Parallelen zur britischen Band "Sky" erkennen.
Das nächste Stück, Stóðum Tvö Í Túní beginnt mit einer Solomelodie vom Fagott zu psychedelisch zitternden E-Gitarren. Der Refrain ist durch die bluesige Gesangslinien und die verzerrten E-Gitarren recht hart und wird hier ebenso textlos vorgetragen. Ruhig wird das Stück durch Akustikgitarren zuendeführt.
Weiter geht es mit Hættu Að Gráta Hringaná, das wegen des tanzend-polternden Rhythmus und den hymnischen Zwischenspielen stilistisch an den Opener erinnert.
Nútíminn beginnt sehr temperamentvoll mit lauten Akustikgitarrenakkorden und belebten Gesang. Der Instrumentalteil in der Mitte geht in freiere Gefilde- hier dürfen zu schrägen E-Gitarrentönen und Windgeräuschen die Becken und die Stimme solieren. Mit Gesang geht das Stück (das einfachste auf der CD - eingängig sind sie alle) wieder zu Ende.
Das Instrumental Búnaðarbálkur besticht wiederum durch das ausgefeilte Arrangement - hier hört man die Trollbande zu einem Rhumba- und Bolerorhythmus (beides irgendwie vermengt) quietschen, jaulen und jodeln; Klavier, Fagott, Drums und Bass sorgen für ein schönes Fundament.
Vera Mátt Góður ist ein kurzes Volkslied mit Handtrommel, Gesang und Gitarre.
Grafskript ist das pastoralste und mit 6,5Minuten das längste Lied auf der Scheibe. Zu Harmoniumakkorden, Windgeräuschen, Schlagzeug, dezenten E-Gitarrentönen und Paukenschlägen wird eine düstere Melodie vorgetragen. Ein wunderschöner Abschluss für eine rundum gelungene CD.
Mit dem Album beweist die Band, dass verspielter, proggiger, teilweise hymnischer Artrock nicht von "der" Insel, sondern auch von einer anderen Insel kommen kann - einer Insel, auf der Rockmusik eher selten ist.
Die 1978 entstandene Platte überzeugt vor allem durch einen zeitlosen, glasklaren Sound, der allerdings dennoch sehr warm klingt und zur folkigen Musik passt (anscheinend sind fast alle Stücke umarrangierte Volkslieder).
Leider fehlt mir jedoch auf der CD eindeutig Musik - 1978 hatten LPs eine größere Kapazität als 34 Minuten. Und durch die kurzweilige Musik wirkt diese halbe Stunde wie eine Viertelstunde.
Dann mal was zum Reinlauschen:
Dann hier mal ein paar Hörbeispiele:
https://www.myspace.com/thursaflokkur
Das elektronische "Gibbon" aus 1982 fällt total aus der Reihe, ist aber nicht wirklich schlecht... die anderen beiden Stücke sind repräsentativ für das Frühwerk dieser tollen isländischen Truppe.
Besonders "Bunadarbalkur" mit seinen krummen Rhythmen ist sehr interessant, während die Hochzeitslieder eher rollend davormarschieren.
https://www.youtube.com/watch?v=GJ--dACoOtc&feature=related\" target="_blank">Hier kann man "Grafskript" in einer 2007er Orchesterversion hören, toll, aber nicht so eindrucksvoll wie die blasenden Harmoniums und rollenden Pauken des 1978er Originals.
Hier gibt es zu allen 5 Alben und zu einer Compilation (Nutíminn) 30sekündige Schnipsel, die sehr viel zur Musik sagen. "Spíla" heißt "abspielen".
https://www.tonlist.is/Music/Artist/2717/thursaflokkurinn/