Re: Mike Oldfield
- Zitat: Eric
Beim Joggen ist Musik viel gefährlicher. Da hört man auch die für Jogger gefährlichen Radfahrer nicht mehr. |
Beim Joggen ist Musik viel gefährlicher. Da hört man auch die für Jogger gefährlichen Radfahrer nicht mehr. |
|
Öhm ja, nachdem das jetzt geklärt wurde, kommen wir mal wieder zum Thema zurück, gell?
Am 14. April 1979 hab ich ein supergeniales Konzert von Oldfield in der Bremer Stadthalle besucht. Ich hatte mir einen Sitzplatz in der fünften Reihe vorne gesichert. Die übersichtliche Setlist dieses Abends war die gleiche wie auf den Exposed-Veröffentlichungen:
Incantations Part 1
Incantations Part 2
Incantations Part 3
Incantations Part 4
Tubular Bells Part 1
Guilty
Tubular Bells Part 2
The Sailor´s Hornpipe
Guilty
Viele meiner Bekannten, die auch Oldfield-Fans waren, waren damals etwas enttäuscht von Incantations, da es ihrer Meinung nach etwas zu aufgeblasen war und nicht so in sich stimmig wie die drei Vorgängerplatten Tubular Bells, Hergest Ridge und Ommadawn. Ich hingegen war von Incantations begeistert, denn so tolle Musik hatte ich bisher noch nie gehört, auch nicht von Oldfield. Die drei Jahre Wartezeit (abgesehen von den Oldfield-Non-Album-Singles In Dulci Jubilo, Don Alfonso, Portsmouth und William Tell Overture) hatten sich wirklich gelohnt. Aber mit Incantations ist es halt genau so wie mit Tales From Topographic Oceans. Man muss sich zweifellos auf dieses Album einlassen und unbedingt zusammen hören. Doch man sollte sich Zeit nehmen.
Aber zurück zum Konzert:
Unter tosendem Applaus betraten Mike, die Band, das Orchester und der Frauenchor die Bühne, winkte freundlich ins Publikum, schnallte sich seine Gitarre um und los ging es mit dem kompletten Incantations-Album, das allerdings wie auf Exposed etwas geküzt dargeboten wurde, war aber nicht weiter schlimm. Bei Teil 1 konnte sich jeder auf der Bühne total verausgaben, sowohl die Instrumentalisten als auch der Frauenchor. Teil 2 war in der ersten Hälfte nicht ganz flüssig, da es immer wieder ein paar kleinere Spielfehler gab. Doch die waren schon fast schon wieder vergessen, als Steeleye-Span-Frontfrau Maddy Prior mit dem Hiawatha-Gesangsteil begann und ihn fast noch besser sang als auf dem Studioalbum, die Tonart wurde auch etwas nach oben transponiert. Der dritte Teil dann war auch wieder sehr kraftvoll performt, fand es nur schade, dass Mike dort sein Gitarrensolo nicht gebracht hat. Egal, es war trotzdem sehr gut. Der vierte und letzte Teil der "Beschwörungen" war dann nur noch genial, sowohl das Vibraphonsolo von dem leider inzwischen verstorbenen Pierre Moerlen und seinem Bruder Benoit, als auch Mike, der beim Finale das Publikum dazu animierte mitzuklatschen. Und genau wie auf der offiziellen Exposed-DVD schaute er auch in Bremen etwas grimmig ins Publikum und winkte ungeduldig ab, wenn jemand in die zwei Pausen reinklatschte. Mitklatschen bei Oldfield ist vielleicht nicht ganz so einfach wie beim Flori Silbereisen. Auch Frau Prior zog gesangstechnisch noch mal alle Register. Danach gab´s erst mal eine 20-minütige Verschnaufspause, bis sich dann sowohl Publikum als auch die Musiker wieder im Saal einfanden. Weiter ging es mit Teil 1 der Tubular Bells. Ohrenbetäubender Jubel, als das weltberühmte Intro erklang. Der gesamte Part 1 wurde etwas rockiger und mit mehr Drums dargeboten als auf der Originalversion. Witzig waren auch die Sonnenbrillen, die Mike und seine beiden Begleitungsgitarristen während des Blues-Teils aufhatten. Nach dem Finale von Part 1 mit den einzeln aufeinanderfolgenden Instrumenten, folgte die fetzige Disconummer Guilty, die von vielen klatschenden Händen begleitet wurden. Ich hatte nie ernsthaft Probleme damit, dass Oldfield nun auch in Diskotheken gespielt wurde. Highlight war der tanzende Frauenchor auf der oberen Bühnenebene und die vielen Incantations- und Tubular Bells-Elemente in Guilty. Nach dieser Tanznummer wurde es wieder etwas anspruchsvoller, der zweite TB-Teil begann ab dem Caveman-Teil. Das Orchester übernahm vollständig die Parts, die Mike auf dem Studioalbum ja noch ins Mikro gebrüllt hat. Teil 2 klang dann sehr schön mit einer angerockten Version des Ambient Guitars-Teils. Insgesamt ist die Exposed-Live-Version meiner Meinung nach die beste TB-Version, die es gibt. Da hätten die späteren Neuauflagen nicht sein müssen. Den offiziellen Konzertschluss bildete dann die Sailor´s Hornpipe, bei der es sich Maddy Prior nicht nehmen ließ, einmal durch das Publikum zu tanzen. So eine unglaubliche Spielfreude, die perfekt mit der Begeisterung der Zuschauer fusionierte. Nach minutenlangen Standing Ovations verließen Mike und seine Musiker die Bühne, kamen dann aber doch noch mal für ein weiteres Mal Guilty auf die Bühne. Und so beendeten sie einen großartigen Konzertabend.
Ich habe Oldfield dann auf der Discovery-Tour 1984 noch mal in Hamburg gesehen (mit dem großartigen Simon Phillips an den Drums und Maggie Reilly und Ex-Triumvirat-Sänger Barry Palmer an den Vocals), doch Discovery war das letzte gute Oldfield-Album, mit Amarok bin ich immer noch nicht warmgeworden und die meisten Alben von ihm danach fand ich dann nicht mehr so toll. Und auch wenn Alben wie Platinum, QE2, Five Miles Out, Crises und Discovery etwas kommerzieller ausgerichtet waren, waren diese Alben immer noch sehr gut gemacht. Ähnlich wie bei Yes in den 80ern.
____________________
High vibration go on
to the sun, oh let my heart dreaming
past a mortal as me.
Where can I be?
Vielen Dank für Deinen Konzertbericht big-generator.
____________________
Das neue Yes- Forum:
In der Leiste oben völlig überlesen.
Ein toller Konzertbericht, ich hätte Oldfield auch gerne während seiner Hóchzeit gesehen.
Oldfields aktuelles Programm scheint aber auch im Vergleich zu seinem TB3 Zeug und Vergleichbarem besser zu werden... vielleicht tritt er auch nochmal auf damit?!
Aber an "Exposed" kommt er wohl nicht mehr ran. Wenn das DIN/Cinch Kabel wieder funktioniert lege ich sie nochmal auf den Plattenspieler.
Och, dafür nicht!
Die 79er war ja Oldfields erste Tour und dann gleich so ein Knaller mit Chor und Orchester, der absolute Wahnsinn. Allerdings soll es für Mike ja in finanzieller Hinsicht eine ziemliche Katastrophe gewesen sein. Das Konzert war auf jeden Fall der Hammer, ich hab auch die dazugehörige Live-DVD, auch wenn es auf DVD vielleicht nicht ganz so magisch ist, wie wenn man selbst im Konzert dabei ist. Trotzdem ne tolle DVD, auch die Interviewsequenzen vor dem Konzert sind teilweise interessant, da z.B. Leute von der Bühnentechnik, aus dem Orchester, aus dem Chor und auch Pierre Moerlen und Maddy Prior zu Wort kommen und über die Besonderheiten der Konzerte ihre Eindrücke schildern. Die Live At Montreux finde ich auch sehr gut, gerade wegen Ommadawn, das ich 1979 sehr gern gehört hätte. Aber wahrscheinlich hätte das Konzert dann zu lange gedauert.
Ich hab mal im TV die beiden Uraufführungen von TB2 und TB3 gesehen. Das TB2-Konzert war mittelmäßig bis in Ordnung, die TB3-Premiere dagegen war, offen gesagt, für die Tonne. Man hat das Gefühl, es kommt alles vom Band. Die TB3 als Album war auch alles andere als ein Anlass für Jubelarien. Naja, es scheint ja Leute zu geben, die so etwas mögen, aber dafür noch nie was von den wahren Meisterwerken gehört haben.
Hehe, sowohl Amarok, Five Miles out, Exposed, Incantations und Ommadawn kenne ich ALLE NICHT Da muss ich wohl was nachholen, aber TB III finde ich schon klasse... |
Hey, vielen Dank für diesen tollen Bericht, Thomas. Immer wieder interessant, Berichte von Konzerten vergangener Tage zu hören. Damals waren Konzerte ja noch was Besonderes, kein Internet, keine Spoiler. Man müsste sich wirklich mal ne Zeitmaschine bauen.
Die TB3 als Album war auch alles andere als ein Anlass für Jubelarien. Naja, es scheint ja Leute zu geben, die so etwas mögen, aber dafür noch nie was von den wahren Meisterwerken gehört haben.
|
Ich habe Oldfiel ca. 1981 live gesehen. Das war noch OK. Aber kein Vergleich zum Zeitpunkt der Alben wie Ommadawn oder Incantations. Seinen späteren Stilwechsel zu celtig-chilligen Sounds fand ich (teilweise) geglückt!
Geglückt fand ich insbesondere The Songs Of Distant Eart (tolles Elektronik Ambient Album) und auch Voyager. Die beiden Alben und TB2,mehr braucht man nicht von Oldfield aus den 90ern.
Geglückt fand ich insbesondere The Songs Of Distant Eart (tolles Elektronik Ambient Album) und auch Voyager. Die beiden Alben und TB2,mehr braucht man nicht von Oldfield aus den 90ern. |
|
War die nicht von '89 Nein, tatsächlich von 1990. Asche auf mein Haupt |