An alle "Wissenden": Hier steht der Bericht eines "Unwissenden" Journalisten der Rheinischen Post v. 20.11.01: 20.11.2001 in der Philipshalle In der "Symphonic Tour 2001" gab die Gruppe "Yes" vor über 2000 begeisterten Fans sein Konzert in der Philipshalle. Die Idee, gemeinsam mit einem Sinfonie-Orchester aufzutreten, hatten bereits mehrere Rockgruppen. Legendärer Pionier war Jon Lord, der seine Hardrock-Band "Deep Purple" mit den Londoner Sinfonikern zusammenbrachte. Aber auch "Procol Harum", "Metallica" und die "Scorpions" machten die Rechnung auf, nach der, Rock mit Klassik addiert, klassischer Rock herauskommen solle. Den "Scorpions" gebührt die Ehre, sich da besonders verrechnet zu haben. Bei ihrer "Symphonic Tour 2001" gab nun "Yes" mit dem European Festival Orchestra in der Philipshalle ein zweieinhalbstündiges, umjubeltes Konzert. Eigentlich hatte man von den britischen Classic-Rockern, die ihre erfolgreichste Zeit vor rund dreißig Jahren hatten, ein derartiges Projekt schon viel früher erwartet. Ihre häufig als Suiten arrangierten, bis zu 20 Minuten langen Songs bieten reichlich freien Klangraum, den früher Keyboarder Rick Wakeman mit orgiastischen Klangbildern füllte. Gleichwohl hakte es beim Start mit "Close To The Edge" etwas. Weder das Zusammenspiel innerhalb der Band noch das mit dem Orchester klang nach perfekt abgestimmter Harmonie. Dabei hatte Dirigent Larry Groupe seine jungen Talente, die mit verblüffend viel Spass und Temerament ihre Sache angingen, gut im Griff. Aber "Yes", mit den Gründungsmitgliedern Jon Anderson (Gesang, Perkussion und Gitarre), Steve Howe (Gitarren), Chris Squire (Bass) sowie dem Bruford-Ersatz Alan White (Schlagzeug) und dem Wakeman-Ersatz Tom Brislin (Keyboards) brauchte offenbar Zeit zum Warmspielen. Die über 2000 Fans in der bestuhlten Halle störten kleinere klangliche Unstimmigkeiten weniger. Nach 20 Minuten "Close To The Edge", das mitunter hart nach am Rande des Erträglichen klang, gab es dennoch bereits frenetischen Jubel. Wie Anderson selbst bei der Ankündigung von "Ritual", einem Song aus dem 73er Album "Tales From Topographic Oceans", konstatierte, hat ein "Yes"-Konzert den Charakter eines Rituals, eines Treffs von Freunden eben. Mehrheitlich angegraute Fans versenken sich zurück in die rock musikalischen Favoriten ihrer Jugend, dürfen sich jung dabei fühlen. In diesem Bewußtsein hört man sich die zugegebenermaßen technisch brillante Fingerfertigkeit auf mindestens einem Dutzend verschiedener Gitarren eines Steve Howe, die die basszupfende Einfallslosigkeit in Person von Chris Squire sowie die Ver suche, wahlweise wie Kate Bush oder ein Mitglied der "Bee Gees" zu klingen, von Jon Anderson an. Doch mit Klassikern wie "Long Distance Run around" sowie "Your Move" schürte "Yes" die Begeisterung. Zu den Höhepunkten aber zählten vielmehr Solo-Einlagen von Steve Howe, der in dem Song "Course Of The Day" mit flinken Fingern US-Country und englischen Folk harmonisch und witzig zusammenpickte, und das entfesselte Trommelquartett von White, Anderson, Squire und Brisley. Die Songs des neuen Albums "Magnification" wie das gleichnamige Titelstück, "Don`t Go" oder "In The Presence Of" sorgten in ihrem abgespeckten Sound für wenig Aufmerksamkeit. Dieses Konzert war der Erinnerung gewidmet; da möchte niemand "ja" zur Zukunft von "Yes" sagen. BERND SCHUKNECHT
Traurig, daß damit noch Geld verdient wird.
Keep on rockin´! Yes will never end! Nous sommes du soleil
Re: Berichte von Unwissenden
Zitat:
Dieses Konzert war der Erinnerung gewidmet; da möchte niemand "ja" zur Zukunft von "Yes" sagen.
Grrrr.... Solche Berichte habe ich schon mehrmals gelesen! Die Journalisten haben fast nie eine Beziehung zu der Musik und wissen wirklich gar nicht, worum es geht. Sie denken diese Musik ist nur fur Leute die alter als 40 sind... Wen sie nur mal gewusst hatten, wieviel junge Leute diese Musik abgottisch lieben! Yesmusik ist uberzeitlich!
ich rege mich da auch immer furchtbar drüber auf, aber irgendwie können einem die Leute nur Leid tun, die sowas schreiben. Wer nachdem er ein Yeskonzert gesehen hat noch sowas schreibt, hat weder ein herz noch einen guten Geschmack noch Ahnung. Aber es gibt ja auch sooo viele schöne Berichte:-)
Keep on rockin´! Yes will never end! Nous sommes du soleil
Re: Berichte von Unwissenden
Zitat: SallyKhatru
Wer nachdem er ein Yeskonzert gesehen hat noch sowas schreibt, hat weder ein herz noch einen guten Geschmack noch Ahnung.
Genau, Sally. Sie wissen nicht, was gut ist...
Zitat: SallyKhatru
Aber es gibt ja auch sooo viele schöne Berichte:-)
Hmm, leider kann ich mich jetzt nicht erinnern, wann habe ich in einer tschechischen Zeitung einen guten Bericht das letzte Mal gelesen. Die Journalisten bei uns wiederholen immer nur dasselbe: "Es ist zu lang und deshalb langweilig...", "Es ist nur fur die altere Generation, damit sie an ihre Jugend erinnern konnen...", "Sie spielen immer nur dasselbe usw." Es ist aber ein Paradox, wenn sie etwas neueres spielen, dann schreiben die Journalisten, dass "sie damit Fehler gemacht haben" und dass "es niemanden interessierte". (Solch was habe ich in einem Bericht uber dem Konzert am 17. Juni diesen Jahres gelesen...) Hoffentlich ist es bei euch ein bisschen besser.
Es ist doch so: Plattenkritiken (oder auch Konzert-Reviews) sind wie ein Blinddarm: reizt, ist aber letzten Endes überflüssig! Wer in ein Konzert geht, geht dahin, weil er die Musik mag und sie hören will. Bei einem Kritiker ist das nicht immer der Fall - er wird geschickt, schreibt oft Halbgares, Gehörtes, Vermutetes, etc. Ich erinnere mich in dem Zusammenhang noch an das tolle Beispiel von Musikjournalismus, als einer die Platte "Interview" von "Gentle Giant" als überflüssige Interview-Lp abgetan hatte, obwohl auf dieser Scheibe nichts als Musik ist. Ich selbst sehe auch meine Lieblingsmusik kritisch, kann also nichts mit "Friede-Freude-Eierkuchen" und "alles-war-toll-und-Ihr-seid-einfach-göttlich" anfangen. Eine gewisse Distanz zwischen Musiker und Fan ist völlig okay und "Vergötterung" jedweder Art fehl am Platz.
Re: Berichte von Unwissenden
Nonsuch: Ich selbst sehe auch meine Lieblingsmusik kritisch, kann also nichts mit "Friede-Freude-Eierkuchen" und "alles-war-toll-und-Ihr-seid-einfach-göttlich" anfangen. Eine gewisse Distanz zwischen Musiker und Fan ist völlig okay und "Vergötterung" jedweder Art fehl am Platz.
Richtig! Dein letzter Satz. Mir aus der Seele gesprochen.:klappp:
Einer meiner Bekannten hat mir etwas erzählt, nachdem er mit Backstage-Karte in einem Konzert (ich glaube der Rolling Stones) war: Die Kritiker sitzen hinten und lassen sich vollaufen, :eooe: die Kritik ist schon fix und fertig geschrieben.
Die obige Fall zeugt von Unkenntnis bzw. schlechten Recherchen. Ich rege mich über sowas garnicht auf und runzle bestenfalls etwas anderes als meine Stirn.
Martyn
Re: Berichte von Unwissenden
ich bin selber Musiker und stehe deshalb, wei ihr bestimmt schon gemerkt hat etwas anders zum Thema kritik. ich fine auch das es manchmal gut ist ein wenig kritisch zu sein, aber ist es nicht mindestens genauso wichtig, die Musik an sich ranzulassen ohne ständig kritische Gedanken??? Ich weiß wie schwer es ist, ich schreib selbst Songs ( gut das kann man wahrscheinlich schlecht vergleichen) und sehe das deshalb etwas lockerer.
Keep on rockin´! Yes will never end! Nous sommes du soleil
Re: Berichte von Unwissenden
,,YES“ im Gewandhaus Ekstase mit Bierbauch und Orchester
Viel Nebel im großen Saal des Gewandhauses. Eine stolze Lichtanlage taucht die heilige Halle in ein trübes Farbenmeer. Und über der Bühne prangt in grünen Lettern YES. Yes durchqueren gerade mit ihrer ,,Yessymphonic“ – Tour Europa und haben Station in Leipzig gemacht, inklusive dem European Festival Orchestra. Dessen Altersdurchschnitt liegt wie unter dem von Band und Publikum. Junge schöne Menschen, die, wenn sie die Stars mal nicht musikalisch unterstützen, voller Elan die Trompeten, Hörner und Posaunen in die Luft schwingen. Natürlich sind sie nicht Berliner Philharmoniker, aber wer bräuchte die schon. Yes machen Rockmusik allem Kunstanspruch zum Trotz. Und wenn es ordentlich krachen soll, ist für ausgefeilte Tonmalereien nicht viel Platz ( Anm. von mir: War dieser Mann auf dem Konzert???).Da bleiben vom Begleitensemble gerade mal ein paar piepsige Blechbläser übrig. Als Jon Anderson und Co. zu ,,Close To The Edge“ ansetzen, schlagen ihm imposante Begeisterungsstürme entgegen. Yes sind ein Symbol für die Zeit, als Rock noch prächtig, unbescheiden, großspurig sein durfte. Als ein Song mehr als drei Akkorde hatte, und auch mal am Kunstanspruch scheiterte, ohne seine Würde zu verlieren. Das ist jetzt schon fast 30 jahre her, doch hat sich gegen Dudelradio und Viva durchgesetzt. Nicht, dass sie in den letzten Jahren Heerscharen von neuen Fans gewonnen hätten. Aner die alten sind ihnen treu geblieben und feiern Yes wie Götter. Dabei sehen sie aus wie ihr Publikum. Bierbauch-Ansatz, ergraut, die Kleidung unbeschwert unaktuell ( noch eine Anm. von mir: Na Danke!!!!)Ohne Allüren, wen auch mir Sendungsbewusstsein ziehen sie ihre Show ab. Jeder bekommt Solo und Jubel. Sich und andere in Ekstase spielen, da waren Yes immer eine gute Adresse. Song von ihrer neuen Platte,, Magnifiaction“ bleiben sehr überschaubar. Die Menge bekommt was sie will. ,, Ritual“ oder ,, Roundabout“ – kein Problem. Nur der eintige Riesenhit ,, Owner Of a Lonely Heart“ bleibt ungespielt. Aber nötig hatten sie ihn soweiso nie. Selten nach einem Rockkonzert so viele aufrichtig glückliche Gesichter gesehen.
Quelle : Leipziger Freie Presse 2001 - Johannes Brandt
-Also mit den aufrichtig glücklichen Gesichtern kann man ihm wohl recht geben, gut beobachtet, aber wo war seine bemerkenswerte Beobachtungsgabe während des Konzerts? Und die Beschreibung von uns lieben alten, dummen ergrauten, hässlichen Fans, fand ich auch echt nett...-
Keep on rockin´! Yes will never end! Nous sommes du soleil
Re: Berichte von Unwissenden
Auch auf die Gefahr hin, dass mich jetzt alle steinigen - ich muss den Jounalisten rechtgeben. Das Berliner Konzert war so was von gruselig - soundtechnisch und als Show überhaupt. Eine kaum eingespielte Band (von Zusammenspiel keine Rede) übertönt das Orchester nahezu vollständig (insbesonder Squire), ein mir unbekannter Keyboarder ersetzt (obwohl man seine Parts nur hört, wenn man sie kennt) das Orchester stückelang, nur wenn die Band mal Pause macht, kommt das Originelle des Orchesters rüber (die waren echt klasse). Zwischen den Songs säuselt Anderson was über "my greatest love, my sweet Janiiiee", die sitzt nämlich neben dem Technikpult und winkt - einfach peinlich. Die Setliste war für mich eine Enttäuschung - 6-7 Songs, und 2 h sind um: dramaturgisch gesehen gibt es zwar mit GoD einen Höhepunkt, aber der Rest schien mir recht beliebig aneinander gereiht. Tut mir leid, aber die 120 DM waren rausgeschmissenes Geld und ich war sauer.