FJ 1100/ 1200 Forum - Bremsen allgemein

Stahlflexleitungen einbauen inkl. Bremsflüssigkeitswechsel

Stahlflexleitungen einbauen inkl. Bremsflüssigkeitswechsel










Hersteller
schreiben vor, dass spätestens alle zwei Jahre die Bremsflüssigkeit zu
wechseln ist und auch die Gummi-Bremsleitungen sind alle vier Jahre
auszutauschen. In den Wartungshinweisen wird dies zwar meist nicht
erwähnt, aber auch bei der FJ kann man davon ausgehen, dass die
serienmäßigen Leitungen mit den Jahren porös und weich werden. Die
Folge ist, dass der Druckpunkt weniger exakt wird, weil sich die
Leitung ausdehnt. Da es schleichend geschieht, merkt man es nicht
einmal.

Eine sinnvolle Alternative zum Serienbremsschlauch, der
zudem recht teuer ist, ist eine Stahlflex - Bremsleitung aus dem
Zubehör. Sie gibt es auch mit ABE für die verschiedenen FJ`ts, so dass
man das Motorrad nicht einmal beim TÜV vorführen muss. Obwohl es ratsam
ist das zu tun, denn meist bekommt man eine ABE die aus mehreren Seiten
besteht und nur die Brieftasche unnötig dick werden läßt.
Im
Gegensatz zur Gummibremsleitung wird eine Stahlflexleitung, die aus
einem Teflonrohr besteht, dass zu seinem Schutz mit einem
Stahldrahtgewebe umgeben ist, weder weich noch undicht, sofern nicht
Gewalteinwirkung vorgenommen wird. Ferner dehnt sie sich beim Bremsen
so gut wie gar nicht aus, die volle Bremsleistung wird erreicht - bei
einem exakten Druckpunkt.

Die Stahlflexleitung sollte genauso
verlegt und befestigt werden wie die Serienleitung. Auch sie darf weder
scheuern noch darf sie geknickt werden. Bei voll ausgefederter Gabel
darf sie nicht unter Spannung geraten und auch beim Einschlagen des
Lenkers nach beiden Seiten darf sie weder an irgendeiner Stelle
gequetscht werden noch unter Spannung stehen. Das gleiche gilt bei voll
eingefederter Gabel.

Wenn man eine neue Bremsleitung besorgt,
bitte darauf achten, dass neue Dichtringe beiliegen. Natürlich auch
gleich ein Döschen DOT4-Bremsflüssigkeit besorgen. Auch ist es wichtig
nachzufragen, ob sich die Ring-Anschlussstücke (Fittings) verdrehen
lassen. Meist geht das, aber leider nicht immer. Die Hohlschrauben der
alten Leitung kann man wieder verwenden.

ACHTUNG:
Bremsflüssigkeit ist ätzend und greift Lacke an – sauber arbeiten und
Lackflächen in der Umgebung des Hauptbremszylinders (Handpumpe)
unbedingt abdecken!

Alte Bremsleitung abbauen:

Ich sauge
zuerst die alte Bremsflüssigkeit mit einer ausgedienten Spritze aus dem
Behälter am Lenker – das spart später das Durchpumpen und vermindert
das Mischen von alter mit neuer Flüssigkeit.
Als nächstes stecke ich
einen durchsichtigen Plastikschlauch eines Enlüftungsgerätes
(erhältlich für kleines Geld beim guten Motorradzubehörhändler) auf den
Entlüftungsnippel auf dem Bremssattel. Nun den Nippel öffnen (SW8).
Dazu
gibt es spezielle Bremsnippel-Schlüssel, dessen Anschaffung sich
zumindest dann lohnt, wenn der Nippel fest sitzt. Ansonsten zuerst
einmal den Nippel mit einem guten Ringschlüssel lösen, dann kann man
ihn auch mit einem Gabelschlüssel öffnen und schließen. Bremsnippel
sind aus relativ weichem Material, drehen sich also gerne rund oder
reißen auch mal ab.
Die Bremsflüssigkeit fließt nun ab – man kann auch durch Pumpen am Bremshebel nachhelfen.
Nun
die Hohlschraube der Bremsleitung am Bremssattel abschrauben. Achtung,
es tritt noch Bremsflüssigkeit aus. Lappen bereithalten.

Nun
oben an der Handpumpe ebenfalls die Hohlschraube der Bremsleitung
abdrehen, Lappen drunter halten oder drum wickeln und Leitung aus ihren
Befestigungsösen ziehen und ausgestreckt auf einen Tisch legen. Die
Dichtringe verwenden wir nicht wieder.
Die Anschlüsse kurz mit Bremsenreiniger sauber sprühen, keine fusseligen Lappen verwenden, besser ein Papiertuch.

Ich
vergleiche jetzt die alte Bremsleitung mit der neuen. Hat sie die
gleiche Länge? Sind die Fittings, also die Ring-Anschlussstücke im
gleichen Winkel gebogen wie beim Original?
Die
Ring-Anschlussstücke muss man ausrichten, sie müssen genauso stehen wie
die an der alten Leitung. Die neue Leitung darf keinesfalls in sich
verdreht (kein Drill) eingebaut werden! Wie die Ring-Anschlussstücke
auszurichten sind, steht im „Beipackzettel“ der neuen Bremsleitung. Bei
manchen liegt ein kleines Werkzeug bei.

Erst wenn die neue mit der alten völlig identisch ist, kann sie eingebaut werden.

Dazu
bringen wird die neue Leitung in die gleiche Position wie die alte und
nutzen auch die originalen Befestigungen an der unteren Gabelbrücke und
die Drahtöse am Gabelholm. Ein Stück aufgeschnittener Gummischlauch an
den entsprechenden Stellen aufgeschoben gleicht den geringeren
Durchmesser der Stahlflexleitung im Vergleich zur Gummileitung aus und
sorgt für perfekten Sitz. Noch mal prüfen, ob die Leitung auch
spannungsfrei und ohne Drill zum Sitzen kommt.

Nun wird die
Leitung mit den Hohlschrauben und den neuen Dichtungen befestigt, noch
nicht festziehen. Erst noch mal kontrollieren, ob alles spannungsfrei
sitzt. Zum Prüfen auch Gabel einfedern lassen. Ist alles korrekt,
können wir die Stahl-Hohlschrauben der FJ mit einem Drehmoment von 25
Nm festziehen. Werden Alu-Hohlschrauben verwendet, sollte das
Drehmoment nur 15 Nm betragen.

Jetzt wird der
Bremsflüssigkeitsbehälter mit frischer Bremsflüssigkeit befüllt. Den
Lenker so drehen, dass die Überkante des Behälters möglichst waagrecht
steht. Den Deckel setze ich danach lose auf, denn beim Pumpen kann die
Flüssigkeit spritzen.
Man kann die Bremsflüssigkeit nun mit einer
Handpumpe durch die Leitung ziehen – ich bevorzuge die herkömmliche
Methode der Entlüftung: ein paar mal mit dem Handhebel Flüssigkeit bei
geöffnetem Entlüftungsnippel und aufgestecktem Schlauch des Enlüftungs
- gerätes so lange in die Leitung pumpen bis keine Blasen mehr kommen.
Zwischenzeitlich prüfen, ob noch genug Flüssigkeit im Behälter ist.
Wird er nämlich beim Entlüften leer gepumpt, kommt wieder Luft in die
Leitung und alles war für die Katz.

Entlüftet ist dann, wenn
keine Luftblasen mehr mit der Bremsflüssigkeit im durchsichtigen
Schlauch austreten und sich nach dem Zudrehen des Nippels sofort ein
fester Druck aufbauen lässt, der auch beim festen Ziehen am Bremshebel
nicht nachlässt oder schwammig wird.
Bremsflüssigkeit zur oberen Marke auffüllen und Deckel auf den Behälter schrauben.

Zur
Perfektion befestigt man einen festen Gummi über Hebel und Griff, so
dass der Bremshebel fest angezogen fixiert ist. Das lässt man dann über
Nacht so stehen. So verflüchtigt sich auch die letzte mögliche
Miniluftblase aus dem System.

Wenn man jetzt noch auf die Bremsbeläge der FJ umgerüstet hat, dann hat man das bestmögliche aus der FJ - Bremse herausgeholt.

Viel Spaß bei der Arbeit

Gerhard


Rechtschreibfehler sind Special-Effects meiner Tastatur


Gruß
Gerhard