Die Advokaten - Taverne

Wie alles begann ...

Wie alles begann ...

ooc: Vor einigen Tagen habe ich angefangen, die Geschichte meiner Jägerin aufzuschreiben. Sollte es grottenschlecht sein, oder hier nicht passen, bitte eine pn... ist neben dem ersten RP-Char auch die allererste geschriebene Geschichte meines Lebens.

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Prolog (Der Leopard)

 

Der Wind pfiff durch die verschneite Böschung, die langen Tannen wiegten sich im Takt der Böen. Es war ein Schneeeinbruch, wie er in den Bergen von Dun Morogh zu dieser Jahreszeit oft üblich war. Der Schnee fiel so dicht, dass man kaum eine Hand vor sich sehen konnte. In einer kleinen Kuhle unter den großen, alten Bäumen saß zusammengekauert eine kleine Gestalt. Sie zog ihren Lederkilt enger um sich und versuchte, sich noch kleiner zu machen. Um die Schultern lag ein Umhang aus feinem Stoff, aber dieser reichte nicht mehr aus, um Wärme zu spenden. Und so schlotterte sie schon seit Stunden, in der Hoffnung, dass der Sturm bald nachlässt.

Vor einigen Wochen war sie noch guten Mutes zur Jagt aufgebrochen. Dieses Mal allein, um zu zeigen, dass sie genug gelernt hat und bereit ist, sich bei den Schildwachen des Eschentals zu bewerben. So hatte sie etwas Proviant eingepackt, und ist mit einer Gruppe Kriegerinnen, die eine Priesterin in das weit entlegene Zwergenland in diplomatischer Mission begleiteten, ausgezogen. Es war eine stille, aber sehr angenehme Truppe und Fabiella, denn so hieß die kleine, jetzt vor Kälte bibbernde Elfe, genoss die Gemeinschaft. An der Grenze zu Dun Morogh trennten sich ihre Wege. Das war vor drei Tagen.

 

Auf sich allein gestellt, hatte Fabiella gleich nach den Spuren der Hirsche gesucht. Dabei führte der Weg sie immer weiter in das Gebirge hinein. Schon am Abend des ersten Tages entdeckte sie tatsächlich die ersten Spuren und folgte ihnen bis tief nach Mitternacht, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnte. Es machte ihr keine Mühe, die leichten Spuren in der Dunkelheit des Waldes zu folgen, denn Elune spendete genug Licht, welches durch die Gipfel und Zweige der mächtigen Tannen fiel. Ihre Augen erkannten mühelos den Tierpfad und so versuchte sie, so schnell wie möglich an die Herde der Hirsche zu kommen. Die Spur war höchstens eineinhalb Tage alt und so hoffte sie, schon bald auf sie zu stoßen. Auch den zweiten Tag folgte sie der Spur der Tiere. Nur kam ihr am dritten Tag, wo sie auf die Herde zu stoßen hoffte, dieser Schneesturm dazwischen. Sie hatte in einem mächtigen Baum übernachtet, in den dicken alten Zweigen, die eine Gabel bildeten und ihr einen guten Schutz bieteten. Am Morgen hatte dann der Schneefall eingesetzt, erst leicht, dann immer stärker. Sie hatte nur ein Stück Gewürzbrot gefrühstückt und war dann wieder aufgebrochen, die Spur der Hirsche immer vor Augen. Der Schnee legte sich wie ein frischer Mantel auf die Erde und es wurde mit der Zeit immer schwieriger, der Spur zu folgen. Schon bald folgte sie der Spur eher instinktiv, denn das immer stärker werdende Schneetreiben verdeckte die Sicht und verwehte alle Spuren. Trotzdem folgte die Elfe den Spuren noch ein ganzes Stück weit mit einer bewundernswerter Sicherheit. Jeder Mensch oder Zwerg hätte längst aufgegeben, aber ihre scharfe Sicht ermöglichte es ihr, auch die kleinste Veränderung in der Umgebung, auch die kleinste Schneeerhebung zu sehen. Aber irgendwann half das nicht mehr und so stapfte sie einfach weiter in die Richtung, in der sie die Hirsche vermutete. Zum Abend wurde der Schnee noch dichter und der Wind stärker und sie musste endgültig feststellen, dass sie die Spur verloren hatte und zudem nicht mehr wusste, wo sie war. So beschloss sie, ein Versteck zu suchen und bis zum Morgen abzuwarten, in der Hoffnung, dass der Schneefall nachlässt und sie neu die Spur des Wildes aufnehmen kann. Sie fand eine Böschung, die ihr etwas Schutz vor dem kalten Wind bietete und durch die großen umliegenden Tannen und Fichten geschützt war. So kauerte sie sich hin, zog ihren Umhang fest um sich, legte ihren Bogen griffbereit neben sich und versuchte zu schlafen. Tatsächlich gelang es ihr für einige Stunden, doch als der Wind stärker pfiff und das Schneetreiben zu einem Sturm anwuchs, wurde sie wach. Die Kälte kroch langsam in ihre Glieder und sie spürte ihre Finger nicht mehr.

So saß sie nun zusammengekauert in einer Kuhle am Fuße der Böschung und wartete auf den Morgen. Bald würde es dämmern. Sie hob ihren Kopf und sog die kalte Luft ein.

 

Plötzlich drang etwas an ihr Ohr. Sie drehte den Kopf und lauschte. Der Wind pfiff in den Baumgipfeln und dichte Schneeflocken umtanzten ihr Gesicht. Nach einer kurzen Zeit beruhigte sie sich wieder und umklammerte ihre Beine mit ihren Händen, in der Hoffnung etwas Wärme halten zu können. Doch eine Windböe trug erneut ein leises Geräusch an ihr Ohr. Aufmerksam hob Fabiella den Kopf und versuchte die Richtung zu bestimmen, woher das Geräusch kommen könnte. Sie nahm ihren Eibenholzbogen auf, der leicht und mit kunstvollen Schnitzereien an den Seiten verziert war, auf; umklammerte mit klammen Fingern das Holz. Mühsam erhob sie sich, der Wind peitschte ihr die Schneeflocken ins Gesicht. Langsam, gegen den Wind ankämpfend bewegte sie sich die Böschung hoch. Nach jedem Schritt blieb sie kurz stehen, um erneut zu hören. Oben angelangt, wurde das Geräusch etwas deutlicher und die Bewegungen der Elfe bestimmter. Es musste aus unmittelbarer Nähe kommen. Plötzlich nahm sie eine Bewegung in einigen Schritten vor sich wahr. Vorsichtig kniete sie in den Schnee und betrachtete ein kleines weißes Bündel Fell vor sich, dass sich bewegte und von dem offensichtlich diese Geräusche kamen. Sie streckte eine Hand danach aus und hob das Fellknäul am Nacken hoch, um es besser betrachten zu können. Zwei kleine blaue Augen starrten sie an und aus dem Maul kam ein erschöpftes Fauchen. Sie hielt ein Schneeleopardenjunges in der Hand. Das kleine in der ausgestreckten Hand vor sich haltend sah sich die Elfe um. Wo war das Muttertier? Fabiella hob ihren Kopf und sog die Luft ein. Aufmerksam lauschte sie in alle Richtungen, in Reglosigkeit verharrt. Nach einiger Zeit wendete sie ihren Blick wieder dem kleinen Fellknäul in ihrer ausgestreckten Hand zu. Der kleine Leopard konnte erst einige Monate alt sein, noch viel zu jung um seine Höhle allein zu verlassen. Kurz entschlossen steckte sie das Fellknäul unter ihre Armbeuge und stapfte zurück.

Unten angekommen kauerte die Elfe sich wieder hin, den kleinen Leopard an sich gepresst. Das kleine Tier wehrte sich nicht, wahrscheinlich war es zu erschöpft. Zusammen warteten sie nun, bis der Schneesturm nachlassen würde.

Kahranos

 

Die Siedlung in der Nähe des Flüsschens Eiswellenklamm lag still und ruhig in der winterlichen Landschaft. Die wenigen Häuser waren aus massivem, grauem Stein gebaut. Aus den Schornsteinen stieg Rauch auf. Im Zentrum der Siedlung standen die zwei wichtigsten Gebäude: die Schmiede und das Gasthaus mit einer Brauerei im Keller. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und die Bewohner der kleinen Siedlung ihren alltäglichen Geschäften nach. Aus der Schmiede ertönten die Hammerschläge eines mächtigen Ambosses. Ein stämmiger Zwerg Namens Zarumal stritt sich gerade lauthals mit dem Schmied. *Halsabschneider! 5 Goldstücke, das ist ein Wucher!*  Zarumal sah man auf den ersten Blick einen Krieger an. Sein Brustpanzer, der jetzt auf einer Bank vor der Schmiede lag und den eigentlichen Punkt der lauten Auseinandersetzung darstellte, glänzte in der Sonne silbern. Er wies einige unschöne Beulen auf und zeugte auch sonst von vielen gewaltsamen Auseinandersetzungen. An dem Gürtel des Zwergs hingen rechts und links je eine Kampfaxt mit einem kurzen Holzstiel. Seinen Stahlhelm hatte er unter dem Arm geklemmt, auch dieser sah etwas lädiert aus und hatte wohl eine Reparatur nötig. Die roten Haare des Zwergs standen widerspenstig in alle Richtungen ab, links und rechts in einen mächtigen Zopf geflochten. Sein Bart erweckte einen etwas ungepflegten Eindruck, aber sonst war seine Kleidung sauber und sein Auftreten verlangte Respekt ab. Neben ihm stand ein gesattelter Widder, dessen struppiges graues Fell dringend Pflege benötigte. Es kaute geduldig an seinem Zaumzeug, während sein Meister wild gestikulierend neben ihm stand und sich lautstark über den Preis der Reparaturdienstleistung beschwerte.

*Also, was ist jetzt, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!* Der Schmied sah ihn an: *So kommen wir nicht ins Geschäft. Ich brauche einen ganzen Tag, um diese Rüstung zu reparieren. Da ist der Lohn angemessen!* Zarumal fluchte laut. *Würdet ihr besser auf eure Rüstung acht geben…* warf der Schmied noch ein, worauf Zarumal noch lauter fluchte. Plötzlich nahmen beide eine Gestalt wahr, die sich dem Zentrum von Kahranos näherte. Sie war groß und schlaksig, beinahe zweieinhalb Mal so groß wie Zarumal. Ihre Schultern waren etwas nach vorne gebeugt, und selbst eine Kopfbedeckung konnte ihre langen Ohren nicht verdecken.

Zarumal und der Schmied schauten verdutzt der Elfe nach, die sich etwas unschlüssig umsah und dann in Richtung des Gasthauses ging. Auf einmal hatte Zarumal es sehr eilig: *Dann nimm halt deine 5 Goldstücke, du Halsabschneider!* Er kramte in einem kleinen Beutel an seinem Gürtel und legte die Goldstücke dem Schmied in die Hand. *Aber den Helm will ich auch ausgebessert haben!* warf er noch ein und drücke den lädierten Helm dem überraschten Schmied in die Hand. Bevor dieser etwas entgegnen konnte, stapfte Zarumal bereits murrend zum Gasthaus. Der Widder trottete ihm hinterher, die Leine hinter sich herschleifend. Ohne ihn eine Blickes zu würdigen, betrat Zarumal die warme Stube des Schankraums.

*Schätzchen, bring mir einen Krug von deinem besten Lagerbier!* rief er laut der Wirtin zu und suchte die Taverne nach der Elfe ab. Da saß sie, in einer Ecke, ihren recht großen Reisebeutel auf den Boden neben ihr gelegt. An dem Stuhl hinter ihr lehnte ein Bogen. *Na, was führt dich hierher?* Zarumal pflanzte sich mit Schwung auf den freien Stuhl am Tisch der Elfe. Sie hob den Kopf und sah ihn mit ihren silbernen Augen an. *Was ist, hat´s dir die Sprache verschlagen?* der Zwerg kicherte. Die Elfe sah ihn immer noch wortlos an. *Wofür brauchste son gefährliches Ding?* Zarumal deutete auf den Jagtbogen der Elfe *damit muss man auch umgehen können!* Die Augen der Elfe funkelten für einen Moment auf: *das geht euch nichts an, Zwerg!* *Na, na… ich wollte nur wissen, ob du auch sprechen kannst* lachte Zarumal versöhnlich und nickte der Wirtin zu, als diese einen großen Humpen Bier vor ihn stellte. Mit einem Zug leerte er den Humpen und hob ihn winkend hoch, als Zeichen dass die Wirtin ihm mehr bringen soll. *Und… * Zarumal rülpste laut, *was führt dich hierher?* Er sah die Elfe mit unverhohlener Neugier an. Der Reisebeutel der Elfe bewegte sich auf einmal. Verdutzt starrte der Zwerg darauf. *Was ist das? Das Bier kann’s noch nicht sein!* Die Elfe schlug den Rand des Reisebeutels zurück und ein kleiner Leopard krabbelte heraus. Er muss die ganze Zeit geschlafen haben und fauchte jetzt hungrig. *Sieh an, was haben wir denn da… * murmelte der Zwerg.

Als sein bestelltes Bier gebracht wurde, und dann noch eines, und später noch eines, saß Zarumal am Tisch der Elfe und hörte ihrer Geschichte zu. Der kleine Leopard bekam frisches Wasser und ein paar Knochen aus der Küche. Die Elfe entpuppte sich als recht gute Geschichtenerzählerin, und Zarumal liebte Geschichten. Nachdem die Elfe fertig war, erzählte er ihr von seinen Abenteuern. Irgendwann, schon in den Morgenstunden, begaben sie sich in ihre Zimmer, die die Wirtin freundlicherweise bereitgestellt hatte.

 

Als Zarumal einige Stunden später mit brummendem Schädel die Treppe hochkam, herrschte in der Taverne helle Aufregung. Die Elfe, Fabiella hieß sie, erinnerte er sich, stand mitten im Raum. Am Tisch saßen drei Gebirgsjäger mit einer Mahlzeit vor ihnen. Der Kleidung nach waren sie auf der Durchreise und machten hier wohl nur eine Rast.

*Wenn das so ist, dann muss ich unverzüglich aufbrechen* sagte die Elfe gerade. Sie schritt an Zarumal vorbei zu ihrem Zimmer. Zarumal bestellte gerade ein Bier, um richtig wach zu werden, als die Elfe schon wieder im Schankraum auftauchte, in Lederrüstung und ihrem Bogen hinter den Schultern. Der Leopard trippelte hinter ihr her.

*Wo genau am Pass ist es passiert?* fragte sie die Gebirgsjäger. *Hinter dem Dun Alkaz-pass* murmelte einer von ihnen kauend. *Du wirst es nicht verfehlen, sie haben ihre Vorhut dort postiert.*

*Gut.* Fabiella nickte dem Zwerg zu und wandte sich dem Ausgang zu.

*Warte, wo willst du so schnell hin?* Zarumal sprang ihr mit seinen kurzen, stämmigen Beinen hinterher. *Es gab einen Überfall, hast doch gehört*, meinte sie knapp. *Und da willst du einfach so allein hin? Bist du wahnsinnig?* Sie drehte sich um und starrte ihn an. *Die zwei Kriegerinnen der Schildwachen sind auf dem Rückweg in einen Hinterhalt geraten. Sie sind niedergemetzelt worden*, ihre sonst melodische Stimme klang trocken und Unheil verkündend. *Du hast keine Chance!* Zarumal sah sie an *Nicht ohne einen Zwerg, der es versteht mit Äxten umzugehen und immer bereit ist, eine Tracht Prügel auszuteilen!*

Die Elfe wandte sich wieder zum gehen um. *Jetzt bleib doch stehen. Sind alle deiner Art so störrisch? Ich packe meine Rüstung zusammen, dieser Nichtsnutz von einem Schmied wird wohl fertig sein. Und Proviant lasse ich noch einpacken, wir werden für die Reise einige Tage brauchen.* Da Fabiella Zarumal einige Sekunden lang nachdenklich anschaute, nutzte er die Chance und setzte sich in Bewegung, bevor sie etwas entgegnen konnte und es sich womöglich anders überlegte. Auf dem Tresen blieb einsam ein Humpen Lagerbier stehen.





Re: Wie alles begann ...

 Der Pass


Sie waren nun einige Tage unterwegs, haben Loch Modan durchquert und näherten sich nun dem Pass von Dun Algaz. Zarumal ritt auf seinem struppigen Widder voraus um Ausschau nach den Spähern der Orks zu halten. Fabiella lief nun schon seit geraumer Zeit in einem flottem Tempo den breiten Pfad, den die Zwerge vor Jahrhunderten angelegt haben. Sie war froh, dass Zarumal das ganze Gepäck und sogar den Leopard, für den er eigens eine Tasche auf den Rücken des Widders umgeschnallt hat, eingepackt hat und sie sich so viel leichter und schneller im Gelände bewegen konnte. Bisher war auch nichts nennenswertes passiert. Aber nun kamen sie dem Pass immer näher und Fabiellas Anspannung wuchs an. Ihre Augen schweiften aufmerksam durch die Landschaft.

Als die Straße eine Biegung machte, sah sie Zarumal auf seinem Widder stehen. *Es ist nicht mehr weit bis zum Pass* sagte er. *Wie weit?* Fabiella sah ihn fragend an. *Eine, zwei Stunden... bei diesem Tempo* erwiderte er. *Dann bleiben wir hier, bis die Abendsonne sich ankündigt.* Fabiella trat an die Satteltaschen des Reittiers, holte den Leopard heraus und setzte ihn auf dem Boden ab. Zarumal brummte: *Diese störrische, lange, blaue besserwisserische Elfe. Wieso muss es nach deinem Kopf laufen? Ich will sehen, wen ich vor meiner Axt habe.*

Fabiella verschwand wortlos nahem Gebüsch. Dieses Gespräch führten sie nun schon seit ihrem Aufbruch in Kahranos. Dieser Zwerg wollte einfach so und bei helllichtem Tageslicht in das Lager der Orks einfallen. Aber davon hielt sie nichts. Zum einen konnte sie selbst im Dunkeln hervorragend sehen und zum anderen wollte sie das Lager erst auskundschaften. Wer weiß, vielleicht lebten die Kriegerinnen noch? Sie würde das Lager auskundschaften und dann alle abschlachten. Woher kam dieser Zorn in ihr? Sie wusste es nicht, aber sie fragte auch nicht danach. Ihre Ausbilder im Eschental sahen sie oft nachdenklich an. Vielleicht lag es an ihrer Vergangenheit? Aber daran erinnerte sie sich nicht. Alles, was sie wusste war, dass ihre Mutter vor vielen Jahrzehnten, als sie noch ein Kind war, von den Trollen umgebracht wurde. Und sie muss es mitangesehen haben. Jedenfalls fand man sie neben der Leiche ihrer Mutter, total verstört. Was genau passiert war, konnte ihr keiner sagen. Nur, seitdem verschwand ihr Gedächtnis oft. Sie konnte sich nicht mehr an Dinge erinnern, die in der Vergangenheit lagen. Und selbst die Priesterinnen Elunes und die weisen Druiden vom Zirkel des Cenarius konnten mit all ihrer Kunst und Weisheit nicht helfen. Es blieb wie es war, manchmal verschwand sie einfach tagelang und keiner wusste wo sie war und was sie trieb. Oft kam sie mit zerrissener Kleidung und blutverschmiertem Messer nach Tagen zurück. So dachte man, es wäre gut, wenn sie die Kunst der Jäger lernen könnte und dem Befehl der Schildwachen unterstellt wäre. Denn so wie die Dinge lagen, konnte sie unmöglich in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und den Dienst als Priesterin Elunes verrichten. Zu viel Zorn war in ihr verborgen und das bereitete ihren Zieheltern große Sorge.


Sie suchte einen trockenen und sauberen Platz und setzte sich hin, der Leopard war ihr nach gelaufen und begann nun die Gegend zu erkunden. Sie sah der kleinen Katze lächelnd zu. *Was mach ich bloß mit dir?* murmelte sie leise. Dann versank in ihre Gedanken.


Als der Abend nahte und die Sonnenstrahlen den Himmel rot färbten, stand sie auf und suchte den Zwerg. Dieser hatte sich grummelnd und etwas gekränkt unweit der Straße ein Lagerfeuer entzündet und da diese Elfe eh nichts von den guten Speisen verstand, *man denke nur, sie ernährt sich nur von trockenem Brot!* es sich gut gehen lassen. Denn ohne gutes Essen und mit leeren Bauch zu kämpfen, war für ihn undenkbar. Überhaupt hat ihn nur die Neugier und die Aussicht auf eine ordentliche Auseinandersetzung dazu bewogen, diese hochnäsige Elfe zu begleiten.

Natürlich half sie ihm auch nicht beim packen, sondern stand daneben und sah ihm wortlos dabei zu. *Soll diese Lange nur* dachte er sich, sie war ja doch auf seine Hilfe angewiesen. Er lachte sich still in den Bart und löschte das Feuer.


Kurze Zeit später liefen sie in den Tunnel hinein. Genau genommen gab es drei Tunnel, die durch den Pass führten, die von einer überragenden Baukunst des stolzen zwergischen Volkes zeugten. Mitten durch das Bergmassiv führten die Tunnel, hoch und breit genug gebaut, dass zwei ausgewachsene Wollmammuts durch passen würden. Natürlich hat Zarumal noch nie eins gesehen, aber in der umfangreichen Geschichtsbibliothek in Eisenschmiede gab es einige Zeichnungen von diesen urzeitlichen Tieren.

Den Berichten der Gebirgsjäger zufolge hatte der Überfall vor dem letzten Tunnel statt gefunden. Dort, wo die Vegetation wieder anfing und der Schnee dem zarten Grün gewichen ist. Sie haben Zarumals Reittier im Tunnel gelassen und schauten sich dann die Gegend jenseits des Tunnels an. Es war bereits dunkel geworden, wie Fabiella es geplant hatte. Sie suchte nach Spuren des Überfalls, entdeckte aber zunächst nichts. Dann, noch bevor man etwas sehen konnte, hörte sie etwas. Sie gab Zarumal ein Zeichen und sie schlichen sich in Richtung des Geräusches. Dieses kam schnell näher. Zwei Orkspäher liefen an ihnen vorbei, ohne auch nur von der Existenz der Elfe und des Zwergs in ihrer Nähe zu ahnen. Sie machten viel Lärm und bewegten sich sicher im Gelände. Das Lager musste ganz in der Nähe sein. Langsam bewegten sich Zarumal und Fabiella in die Richtung, aus der die Orks kamen. Sie entdeckten die Wachen, die in der Nähe des Lagers postiert waren. Bevor diese auch nur verstehen konnten, wie ihnen geschieht, lag einer von ihnen mit einem Pfeil in der Brust und der andere mit einer Axt im Rücken auf dem Boden. Fabiella sah anerkennend zum Zwerg. Dieser verstand es wirklich mit seinen Waffen umzugehen.

Das Lager selbst war offenbar ein von den Zwergen verlassener Beobachtungsposten. Ein mächtiger Turm erhob sich in der Dunkelheit vor ihnen. Drumherum haben die Orks ihr Lager aus Holzhütten aufgeschlagen, die nun von den Lagerfeuern schwach erhellt wurden. Einige Wachen saßen an den Feuern und unterhielten sich laut lachend. Wenn die Kriegerinnen der Schildwachen noch leben sollten, wurden sie bestimmt in einer dieser Hütten festgehalten. Zarumal und Fabiella sahen sich kurz an, und dann brach ein Inferno über dem Lager aus. Bevor die schlafenden Orks aus ihren Behausungen laufen konnten, lagen vier oder fünf von ihnen leblos auf dem Boden. Dann aber, aufgeweckt von dem Lärm tauchten immer mehr von ihnen auf und stürzten sich auf die Eindringlinge. Zarumal lies seine Äxte herumwirbeln und stürzte sich auf die Gegner, die doppelt so groß wie er selbst waren. Fabiella schoss einen Pfeil nach dem anderen ab, und jeder ihrer Schüsse war tödlich.

Sie haben sich schon zur Turmwehr durchgeschlagen, als plötzlich drei Orks hinter Fabiella auftauchten. Sie ließ den Bogen fallen und wirbelte herum, in der Bewegung die Dolche ziehend. Einer der Orks sank zu Boden, der Dolch steckte in seinem Hals. Der andere brüllte wütend auf, blutend am Arm und stürzte sich auf Fabiella. Von dem dritten nahm sie nur eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, dann wurde es dunkel um sie.