Hallo Leute, ich habe gerade in sffworld-Forum gelesen, dass eine Teilnehmerin an einem Seminar zur Fantasy Fiction teilnimmt - einer der zu behandelnden Autoren wird China sein. Mir kan die Idee, mal zu schauen, ob seine Texte universitär häufiger behandelt werden.
Bis auf den Umstand, daß Phantastik bei uns oft unter dem Schutzzmäntelchen der Kinder- und Jugendmedien behandelt wird (siehe Uni Heidelberg), muß ich sagen, wird bei uns durchaus einiges dazu an Unis veranstaltet (wenn ich nicht irre z.B. in Göttinen, wo man durchaus ein Auge für SF hat). Gut, nicht so aktuell wie Fragestellungen a la urbane Phanastik. Aber gerade bei Anglisten und Amerikanisten wird da immer wieder was geboten (gothic novel, fin de siecle usw.) Auch zu den deutschprachigen Klassikern find ich immer wieder mal Seminare und Vorlesungsankündigungen (Kubin, Peruz, Kafka und Co.)
Zugestanden, wer in Deutschland Seminare zu Howard, Leiber und Co erwartet, wird wohl enttäuscht.
Um aber ehrlich zu sein: ich denke eh, daß die hiesige Litraturwissenschaft ca. 20 Jahre hinterherhinkt, was Genre-Betrachtungen betrifft. Immer noch wird regelmäßig Todorov als Ausgangstext herangezogen. Dabei ist doch, wenn man dem sein Standardwerk gelesen hat, evident, daß es absolut nichts taugt (ein unseliges Gewirks aus Psychoanalyse und seichtem Strukturalismus). Aber was will man machen: Mit middlebrow-Sachen hats die deusche Unilandschaft nun mal nicht so (Literaruuur darf keinen Spaß machen, sagt Teddy; und wenn mans beim ersten Mal lesen verstehen kann, ists wahrscheinlich faschistisch, sagt Teddy Dabei war Adorno viel humoriger, als seine witzlosen Akolyten irrigerweise glauben). Der Phantastik an sich schadet das nicht, denn die blüht ja wo sie will. Schad ists aber eben um die Geisteslandschaft, die durch dieses verknöcherte Festhalten an abgelaufenen Magermilchprodukten eben zu einer Geisterlandschaft verkömmt.
Grüße Alex / molosovsky
Re: China Miéville Rezeption
Ich durfte zu meinen Uni-Zeiten (Ruhr-Uni Bochum) tatsächlich noch sehr spannende und erhellende Seminare zu Kafka, E.T.A. Hoffmann, Kleist und de Sade besuchen. Aber tatsächlich scheinen Autoren verblichen sein zu müssen, um intellektuelle Relevanz an (deutschen!) Unis haben zu dürfen.