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Franz Kafka

Franz Kafka

Viele hier mussten sich vermutlich innerhalb ihres Deutschunterrichts oft nur sehr widerwillig mit Franz Kafka auseinandersetzen. Ich muss gestehen, dass mich mein Deutsch-LK nicht nur zu einem glühenden Verehrer von Kleist, Grillparzer, Rilke und der Bachmann gemacht hat, sondern auch zu einem riesigen Fan von Kafka.

Ich besitze die von 2001 verlegte Gesamtausgabe seiner Werke inkl. Tagebücher und Briefe. Tatsächlich halte ich ihn auch innerhalb seines Symbolismus für einen intellektuellen Wegbereiter der Phantastik.

Wie ist Eure Meinung zu Kafka?

Es grüßt





Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.

Re: Franz Kafka

Vorweg: Ich hatte keinen Deutsch-LK (Mathe/Physik) und im Deutschunterricht nie Kafka gelesen. Daher bin ich schulisch nicht vorbelastet. (Goethe: "Faust" wohl - kann ich einfach nicht lesen.)

Kafka finde ich großartig. Habe ich bestimmt schon 23 Mal erwähnt. "Die Verwandlung", "Der Prozess", "Das Urteil", diverse kürzere Sachen begeistern mich einfach. Dabei bin ich mir gar nicht mal so sicher, woran das liegen mag. Mal ab von der Vieldeutigkeit liebe ich die Stimmung, die er mit wenigen Sätzen einfangen kann.
Ich habe ebenfalls die 2004 von Zweitausendeins herausgegebene Gesamtausgabe. Das ist überhaupt eine Idee - wenn mich Goodkind end-ermüdet hat, werde ich was Kurzes von Kafka zur Erfrischung lesen.

Theophagos

Re: Franz Kafka

Kafka war mir von den "Schulautoren" mit Abstand der liebste. Das andere Ende der Leiste markiert dann Thomas Mann

Aber, wie so oft, habe ich mir über Sekundäres kaum Gedanken gemacht. Mich haben die Bücher interessiert, nicht der Autor.


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Re: Franz Kafka

Ich hab vor langer Zeit mal die Verwandlung gelesen, kann mich aber kaum
noch dran erinnern. Aber, Ich habe mir vor wenigen Wochen mal - Das
große Lesebuch - von Kafka mit genommen, als Mängelexemplar für 1 €. Und
jetzt hab ich s mal aufgeschlagen, auf deinen Anreiz hin und finde "Ein
Landarzt" darin :-) ! Wurde mir ja empfohlen, hier, als ich nach einem
guten Grusel fragte. Kann mir nicht verkneifen gleich mal loszulesen.
Die Story ist kurz, grad 6 Seiten.

Gruss Alechadro

Re: Franz Kafka

Ich hatte niemals Schullektüre und konnte Klassiker entsprechend selber
entdecken (GOttseidank).

Ich hab diese gelbe HC-Kassette mit 7 Bänden von Fischer (laut meinem
Vermerk 1989 gekauft, da war ich also 17). — Die Roman(e-Fragemte) sind
von gemischter Güte, mit »Der Prozeß« und »Das Schloß« weit vorneweg
(Amerika find ich eher mau).

Ganz groß ist der Korpus von Franzels Kurzgeschichten. Allen vorweg für
mich: Die Strafkolonie. Der kurze Text »Ein Traum« bereitete mir als
Teen Alpträume. Sozusagen Lynch-Prosa bevor David Lynch geboren wurde.

Blöd ist ja, daß es mittlerweile verschiedene Editionen gibt. Ich werd
wahrscheinlich noch zuschlagen und mit die 2001-Ausgabe holen.

Ein paar Merkmale, markante Aspekte zu Kafkas Werk und Wirkung:
• Kafka ist ein beeindruckendes Sprachrohr der Loser (Verliehrer und
Zauderer, der Verzagt-, Verklemmt- und Verängstigten). Das ist nicht
immer angenehm zu lesen, aber mir als Trost ab und an ganz recht.
• Kafka ist ein Meister der Umstandshuberei, was ich nicht vorwurfsvoll
meine. Man muß in aufmerksamst lesen, aber dann kriecht einem fast
schon sowas wie ›kosmisches Grauen‹ in die Knochen.
• Kafka wurde laaaaaaaange Zeit zu ›ernst‹ gelesen. Da gibt es diesen
Ausspruch, dass bei den Kafka-Lesungen im Freundeskreis damals
›Gelächter‹ kein seltenes Geräusch war. Es ist halt kein
Schenkelklopferhumor, eher so der Humor der Verzweiflung, aber
immerhin: eine aparte, zarte und dabei erfrischend bittere Sorte Humor.
Wenn man z.B. um Kafkas Beschäftigung mit Fabrikunfällen weiß (siehe
sein Versicherungsjob), dann kommen mir die entsprechenden Bilder aus
Lynchs »Elephantenmensch« und ich grusel mich heftig!
• Kafka ist ein großartiger Phantast. Leider hatte (siehe zu ernste
Lesart bestimmter Kafka-Groupies) das nicht die wünschenwerten
Auswirkung auf die deutschsprachige Phantastik-Verfassung.
• Ich finde die Kafka-Homage von Soderbergh (der s/w-Film »Kafka«)
ziemlich fein (mit Jeremy Irons und Armin Müller-Stahl), auch wenn der
Film damals ziemlich gemischt aufgenommen wurde. Ich finde, Soderbergh
nimmt sich mit erfreulicher Sensibilität der ›Genre-Trash‹-Aspekte von
Franzels Weltenbau an.
• Absolut legendät der Tagebucheintrag vom 2. August: »Deutschland hat
Russland den Krieg erklärt. — Nachmittags Schwimmschule.«

Grüße
Alex / molo

Re: Franz Kafka

Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen, als begangen zu werden.

Neben seinen Novellen, liebe ich Kafkas Aphorismen. Ich halte ihn für wirklich perfekt in Form und Inhalt. Dieser kleine gequälte Versicherungsangestellte, der unter dem gigantischen Schatten seines dominanten Vaters lebt und nur innerhalb seiner Phantasie sich den eigentlich zu führenden Kämpfen stellt, entwickelt gerade durch den emotionalen Überdruck eine ungeheure literarische Kraft.

Ein wenig hatte ich immer damit Probleme, dass Max Brod Kafkas Werke nach seinen Ableben gegen den ausdrücklichen Willen des Autoren veröffentlicht hat, auch wenn der Weltliteratur ohne Kafka ein wichtiger Bestandteil fehlen würde.

Es grüßt





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