Zeit und Wahrheit - Greenpeace

100 Millionen Klospülungen landen jährlich in Ostsee

100 Millionen Klospülungen landen jährlich in Ostsee

Montag, 18. Juni 2007 12:58 100 Millionen Klospülungen landen jährlich in Ostsee
Stralsund (dpa) - Pro Jahr landen nach Schätzungen der Umweltstiftung WWF rund 100 Millionen Klospülungen aus Schiffen ungeklärt in der Ostsee. Hinzu kommen 1,6 Milliarden Liter Schmutzwasser aus Duschen und Putzeimern. Das ergab eine Umfrage des Verbandes unter 50 Reedereien von Kreuzfahrtschiffen und Fähren im Ostseeraum, wie der WWF am Montag in Stralsund mitteilte. Jährlich flössen damit rund 450 Tonnen Nitrate und 150 Tonnen Phosphate aus den Schiffen in das Binnenmeer. Diese Stoffe beförderten die Blüte von oft giftigen Blaualgen. Nicht einmal ein Viertel der Schiffe entsorgt laut der Umfrage seine Abwässer an Land.

«Die braune Brühe wirkt wie Dünger. Die Pflanzen wachsen verstärkt und entziehen dem Wasser den Sauerstoff», sagte der Leiter des WWF- Ostseebüros, Jochen Lamp, in Stralsund. Diese Nährstoffe trügen in der flachen Ostsee dazu bei, dass das Binnenmeer immer wieder von der Algenpest heimgesucht werde. Mit rund 60 000 Schiffspassagen und 90 Millionen Passagieren gehört die Ostsee zu einem der stark befahrenen Meere der Welt.
Lediglich neun Reedereien erklärten laut WWF in einer freiwilligen Selbstverpflichtung, im Jahr 2007 keine Fäkalien in die Ostsee abzuleiten. Darunter seien mit Hurtigruten und Peter Deilmann auch zwei Anbieter aus Deutschland. Bisher gibt es kein ausdrückliches Entsorgungsverbot von Fäkalien außerhalb der Zwölf-Seemeilenzone in der Ostsee. Eine solche verbindliche Regelung wäre aber erstrebenswert, sagte Lamp. Die Reederei Aida Cruises kündigte laut WWF an, sich vom kommenden Jahr an der Selbstverpflichtung anzuschließen.
Neben den Reedereien sind laut Lamp auch die Häfen gefragt. Sie müssten künftig die entsprechenden Kapazitäten bereithalten, damit die Schiffe die Abwässer umweltfreundlich entsorgen können. Von jeder Kleinstadt werde erwartet, dass sie ihre Abwässer entsprechend behandelt. Umso mehr könne man dies von den schwimmenden Luxusstädten erwarten. «Kein Reisender hat Interesse, auf einer Kloake zu schippern», sagte Lamp.




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