Jaaa da bin ich immer so ein bißchen hin und her. Zum Teil stehen da ja ganz vernünftige Sachen drin, aber zum Teil halt auch nicht.
Probleme am Spieltisch im Spiel zu lösen, ist wohl selten eine gute Idee (auch nicht mit leicht ironisch markierten Elephanten), und sich zum Spielen Sonnenbrillen aufzuziehen, das Licht zu löschen und laute Musik aufzudrehen, so daß man weder den Spielleiter verstehen noch sein Charakterblatt sehen kann naja, so Sachen. (Diese Stimmungsmittel sind übrigens der am häufigsten wiederholte Tip.)
Die ganze antagonistische Einstellung, die schon im Regelbuch immer wieder mitschwingt, scheint mir auch nicht sehr produktiv. Charaktere gegen Welt, klar, aber Spieler gegen Spielleiter?¹ Damit habe ich ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. (Die betreffenden Abschnitte sind natürlich extrem unterhaltsam zu lesen, aber zu einer funktionellen Spielrunde wird das eher nicht beizutragen.)
Dazwischen finden sich immer wieder richtig gute Ideen, aber es sind eben, neben dem Macher, gleich fünf Autoren, die anscheinend allesamt junge Fans waren; da wundert es nicht, wenn das Ergebnis ein bißchen durchmischt daherkommt.
Für mich am interessantesten ist das Kapitel 4, in dem Mike Pondsmith darüber redet, welche Ziele und Gedanken er mit dem Spiel verfolgt hat (S. 3640); ein unvermittelter Sprung auf eine ganz andere Ebene. Lesenswert! Ich bin sicher, der Mann hat einige phantastische Runden geleitet.² Wie es diese Ideen dann bei anderen Leuten ins Spiel schaffen sollen, ist mir allerdings nicht ganz klar. Statt dessen gibt es dann halt Maximum Metal.
Alles in allem muß man sagen, für den Zeitpunkt seiner Veröffentlichung nicht schlecht und größtenteils unterhaltsam, löst jedoch einige elementare Probleme nicht.
Aber das Allerbeste am ganzen Buch? Das ist der Titel. Der ist unnachahmlich großartig.
¹ Das kann funktionieren, aber dann braucht man schon ein System, das das zuleich stützt und begrenzt, wie in Burning Empires. (Dafür werde ich nie Spieler finden )
In general, Bumblebee Man only speaks in simple, over-enounced Spanish sentences. His catchphrases of choice are typically Ay, ay, ay, no me gusta! (I dont like it!), Ay, ay, ay, no es bueno! (Thats not good!) and Ay, Dios no me ama! (God doesnt love me!)
Re: Neulich, in Night City
Das war auch nicht so richtig ernst gemeint von mir. Es sind ja schon 20 oder mehr Jahre her, dass ich da reingeschaut habe. Die Sache mit den fallenden Elephanten -- ich denke, da sind wir uns einig. *alskleinerLöffelverbiegerauftret* There is no powergaming.
Was mir aber in guter Erinnerung geblieben ist, ist das Blue Booking (das hieß doch so, oder?). Überhaupt werde ich in 20 Jahren wahrscheinlich immer noch mehr aus LUYPSH parat haben, als aus dem DSA-Spielleiterpamphlet von neulich.
Hmm, ich könnte mal den Schrank durchforsten, und alle Spielleiterbücher nebeneinander legen. Und vielleicht auch reinschauen und ranken. Vielleicht auch nicht, schließlich bin ich Familienvater und kein Blogger, der nichts mit seiner Freizeit anzufangen weiß .
-- "There are four boxes to be used in defense of liberty: soap, ballot, jury, and ammo. Please use in that order." - Ed Howdershelt
Re: Neulich, in Night City
Zitat: Cyberpunk 2077-Macher
The pen & paper game rules are designed to give players as much flexibility as possible. They are more like a set of guidelines which players are at liberty to bend to their liking. Improvisation, dropping rules or adding new ones is a common practice for pen & paper games. This principle applies not only to gameplay rules, like combat or skill tests, but also to character customization. Players are limited only by common sense, the agreement of the group and their imagination.
Ich hab's nicht gesagt, das waren die! Jetzt geht hin und richtet sie! Schändet ihre Frauen, ersäuft ihre Kinder, schlagt tot ihr Vieh, verbrennt alles was ihrer ist und versalzt ihre Felder! (Weil ich über Kais Link drauf gestoßen bin, setz' ich das mal hier rein und nicht in den anderen Thread.)
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Re: Neulich, in Night City
Daß da was von Gruppenkonsens steht und nichts mehr von Spielleiteralleinherrschaft, ist ja schon ein Fortschritt. Und, ganz ehrlich, wenn man sich auf ein Regelwerk beschränkt, das aus Regeln für Skill-Tests, einem Kampfsystem sowie einer Anleitung zum Männchenbasteln besteht, dann muß man zwangsläufig auf die Findigkeit der Spieler setzen. Sonst stehen die nämlich in der Wüste.
Mandat zum Improvisieren ist absolut in Ordnung, wenn das bewußt als Teil des Systems eingesetzt wird. (System = Regeln aus dem Buch + der Umgang der Gruppe am Tisch damit.)
Aber, wie gesagt wenn die Regeln nichts taugen oder das Spiel aktiv behindern, dann sollte man vorher darüber nachdenken, bevor man sie veröffentlicht.
P.S. Jesses, da war ja noch was. Ja, das nannte sich blue booking. Das ist was, das ich noch nie in freier Wildbahn gesehen habe
Und mein Regal habe ich Laufe des Jahres mal durchforstet. Wirklich hilfreich war da wenig. Am meisten habe ich aus einigen modernen Spielen gelernt, die nicht nur Regeln, sondern auch System berücksichtigen, und ganz konkret Anleitung für den jeweils vorliegenden Fall geben.
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Re: Neulich, in Night City
Zitat: schoko roberto
schließlich bin ich Familienvater und kein Blogger, der nichts mit seiner Freizeit anzufangen weiß .
Vielleicht sollte ich ein Rollenspiel-Blog anfangen.
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Re: Neulich, in Night City
Dann laß mal hören, deine Ratings. (Ich mach gerne die Verschmäh-Ecke.)
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Re: Neulich, in Night City
Zitat: Dr. Zarkov
P.S. Jesses, da war ja noch was. Ja, das nannte sich blue booking. Das ist was, das ich noch nie in freier Wildbahn gesehen habe
Was war das noch mal?
Ich erinnere mich nur an die Elefanten und die Rules of Combat
____________________ "Ich will die fiese Scheiße sein, die anderen passiert." Punisher über sein Warhammer-Männel
Wenn ein Spieler seinen Charakter stärker ausleben möchte, als das in einer Gruppenrunde möglich ist, kann er, so der Vorschlag, sich ein Bluebook anlegen, eine Art Notizbuch oder Erlebnistagebuch für seinen Charakter. In dieser Kladde führt der Charakter dann gewissermaßen den Teil seines Lebens, der nicht im Gruppenspiel auftaucht. Der Spieler denkt sich aus, was zwischendrin passiert, was sein Männelchen macht, sagt, denkt, wen es trifft und was weiß ich, und schreibt das alles da rein. Dann nimmt der Spielleiter das Buch, schreibt seinen Teil rein, und gibt es wieder zurück.
Im Endeffekt ist Bluebooking also eine Solorunde für den einen Spieler neben der großen Runde. Regeln scheinen da nicht zur Anwendung zur kommen, es wird einfach rumerzählt und ausgelebt.
Ich vermute, das bedient Bedürfnisse, die in spielleitergetriebenen Spielen mit zu befolgendem Plot und gewinnorientierten Gruppen sonst nicht berücksichtigt werden können, ohne das Spiel zu sprengen. So ähnlich wie die ausufernden Charakterhintergründe, die man manchmal antrifft; dramatische Romane voller exakter Details, aber keinerlei Verbindung mit dem tatsächlich laufenden Spiel.
Weniger böswillig betrachtet wäre es unter anderem ein Notbehelf für Nebenher, wenn man nicht oft genug spielen kann, oder ein Mittel, um Lücken in der Handlung zu schließen sowie um Sachen auszuspielen, die einem am Tisch peinlich wären.
Ich hab übrigens grade mal im Tanelorn nach dem Begriff Bluebooking gesucht; das scheint vereinzelt tatsächlich praktiziert zu werden, allerdings selbst da nur sehr wenige Treffer.
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Re: Neulich, in Night City
Zitat: Dr. Zarkov
Weniger böswillig betrachtet wäre es unter anderem ein Notbehelf für Nebenher, wenn man nicht oft genug spielen kann
Du meinst also, das wäre was für die hier Anwesenden?
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Re: Neulich, in Night City
Zitat: Dr. Zarkov
Ich hab übrigens grade mal im Tanelorn nach dem Begriff Bluebooking gesucht; das scheint vereinzelt tatsächlich praktiziert zu werden, allerdings selbst da nur sehr wenige Treffer.
"Selbst da" ist vielleicht der falsche Ausdruck - das hätte ich jetzt intuitiv in die DSA-Ecke geschoben...
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