Welt der Wunder: Wurde das sagenhafte Reich Atlantis nun entdeckt?
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Die einzigen Überlieferungen zu Atlantis stammen vom griechischen Philosophen Platon. In seinen Schriften „Kritias“ und „Timaios“ berichtet er von einem mächtigen Staat mit schier unermesslichem Reichtum. Mit einem tragischen Ende: Binnen eines Tages und einer Nacht soll Atlantis im Meer versunken sein.
Seit Jahrhunderten suchen Abenteurer und Forscher nach der versunkenen Insel. Vermutet wurden ihre Überreste schon fast überall auf der Welt – jüngst unter anderem vor der Straße von Gibraltar und sogar bei Japan. Nach einer anderen neuen Theorie soll es sich bei dem antiken Troja um Atlantis gehandelt haben.
Nur zwei Quellen erzählen von einem untergegangenen Reich namens Atlantis: Platons Schriften „Kritias“ und „Timaios“. Dort beruft sich der griechische Philosoph auf den Weisen Solon, der rund zweihundert Jahre zuvor in Ägypten gewesen sein soll. Ein ägyptischer Priester habe diesem eine Schriftrolle mit einem Bericht über einen phantastischen Staat gezeigt, der angeblich vor langer Zeit versunken sei: Atlantis.
Unermesslicher Reichtum
Platon beschreibt Atlantis als sehr wohlhabend: Vor allem die mit Silber und Messing verzierte Palastanlage zeugte von unermesslichem Reichtum. Gut geschützt lag sie inmitten von drei ringförmigen Kanälen. Auch für Kriege war Atlantis angeblich bestens gerüstet: In einem künstlich angelegten Hafen ankerte die 1.200 Schiffe starke Seestreitmacht. An Land warteten Bronzewaffen und Streitwagen auf ihren Einsatz. Mit den antiken Griechen soll das mächtige Reich Krieg geführt haben.
Der Zorn der Götter
Nach den Schilderungen des griechischen Philosophen ließ ihr unermesslicher Reichtum die Bewohner von Atlantis jedoch übermütig werden. Was die Götter erzürnte: Gewaltige Erdbeben und Fluten zerstörten das mächtige Reich in nur einem Tag und einer Nacht.
Über 100 Fundorte ausgemacht
Zunächst kümmerte sich lange Zeit kaum jemand um Platons Atlantis-Erzählungen. Erst zweitausend Jahre später gruben die Gelehrten der italienischen Renaissance die alten Geschichten wieder aus – und betrachteten sie als historische Tatsachenberichte. Seitdem haben Abenteurer und Forscher auf der ganzen Welt nach dem versunkenen Staat gesucht. Über 100 Städte, Inseln und Landstriche wurden mittlerweile ins Gespräch gebracht. Von Stonehenge in England bis zur Libyschen Wüste reichen die angeblichen Fundorte von Atlantis. Kein Ort ist zu abwegig, um nicht für Platons Staat gehalten zu werden.
Eine der jüngsten Vermutungen führt nach Asien. Vor der Insel Yonaguni im Südwesten Japans haben Taucher vor wenigen Jahren eine sensationelle Entdeckung gemacht: 30 Meter unter dem Meeresspiegel steht eine gigantische und merkwürdige Felsformation. Überall weist der Monolith gerade Flächen, Kanten, senkrechte Wände und Treppen auf. Handelte es sich um ein Schloss oder eine Tempelanlage?
Dass sich ein von Menschenhand errichtetes Bauwerk so weit unter der Wasseroberfläche befindet, ist zu erklären: Vor rund 12.000 Jahren, gegen Ende der letzten Eiszeit, war in dieser Stelle noch Land. Erst das Abschmelzen des Eises ließ den Wasserspiegel steigen und den Felsen untergehen.
Doch selbst wenn es hier eine Hochkultur am Ende der Eiszeit gab, kann es sich wohl kaum um Atlantis gehandelt haben. Denn dessen Bewohner führten laut Platon mit den Griechen Krieg. Und dafür ist Japan einfach zu weit weg.
Einst lag vor Gibraltar eine Insel
Näher liegt da ein Fundort, den der französische Geologieprofessor Colina-Girard von der Universität Aix-en-Provence ausgemacht haben will. Er vermutet das versunkene Reich im Atlantis vor der Straße von Gibraltar. Denn als er den Meeresspiegel in dieser Region für das Ende der letzten Eiszeit berechnete, etwa 9.000 vor Christus, machte er eine verblüffende Entdeckung: Die Wasseroberfläche lag damals 150 Meter unter dem heutigen Niveau. Weshalb damals westlich der Meerenge eine Insel gelegen haben muss.
Doch auch diese Annahme hat einen Haken: Die Insel maß gerade einmal 14 mal fünf Kilometer – viel zu klein für die von Platon beschriebene Macht und Größe von Atlantis. Oder hat sich der alte Grieche schlicht und einfach verrechnet?
Hat Platon sich verrechnet?
Möglicherweise sind Platon nicht nur bei den Größenangaben Fehler unterlaufen. Vor allem die Zeitangabe könnte der Philosoph falsch aus dem Ägyptischen übersetzt haben. Da die Ägypter in Mondjahren rechneten, darf man eventuell nicht 9.000 „Jahre“, sondern 9.000 „Monate“ zurückgehen – und würde dann nicht mehr am Ende der Eiszeit, sondern Mitte des 2. Jahrtausends vor Christi Geburt landen.
Im 2. Jahrtausend vor Christus gab es nicht weit vom griechischem Festland eine faszinierende Hochkultur – auf Kreta. Die frühe Zivilisation der Minoer erinnert in vielem an die der Atlanter. Die Minoer waren reich, sie verzierten ihre Paläste mit aufwendiger Kunst. Wie in Atlantis gab es in der Herrscherstadt Knossos Kanäle und Wasserleitungen. Und die Minoer pflegten einen ausgeprägten Stierkult – genau wie die Atlanter. Allerdings: Die Minoer hatten keine Seestreitmacht, Knossos war keine Handelsmetropole und die Bewohner führten gegen niemanden Krieg. Die Kernaussage des Platonberichts ist nicht erfüllt.
Wie Atlantis kämpfte Troja gegen die Griechen
Wo aber lag dann Atlantis? Ein Staat, der so reich war, dass die Bewohner die Paläste mit Silber und Kupfer bedecken konnten? Ein Land, das stark genug war, gegen die Griechen in den Krieg zu ziehen? Aus den Überlieferungen kennen wir nur eine Handelsmetropole, die damals gegen die Griechen kämpfte: Troja.
Vom Mythos zur Realität
Auch dieser Ort galt Jahrtausende lang als Mythos, begründet vom griechischen Dichter Homer in seinem „Ilias“-Epos. Doch der Deutsche Heinrich Schliemann war überzeugt, dass es Troja wirklich gegeben hat – und stieß tatsächlich auf die Reste einer Siedlung. Im Laufe der Jahrzehnte gruben sich die Archäologen immer weiter durch die Ruinen und legten dabei die Grundmauern einer äußerst wehrhaften Stadt frei. Wie die Rekonstruktion zeigt, zog sich eine Befestigungsanlage ringförmig um einen Palast. Außerdem lag Troja einst am Meer und hatte einen künstlich angelegten Hafen. Und nicht zuletzt wurde hier Kupfer abgebaut – alles Punkte, die auch auf Atlantis zutreffen.
Eine mächtige Stadt
Der einzige Haken: Diese rekonstruierte Anlage erschien immer noch zu klein für die Macht der Atlanter. Doch bei weiteren Ausgrabungen entdeckten Forscher Hinweise auf eine große Unterstadt, die einst die zentrale Festung umschlossen haben muss. Troja war also weit größer als zunächst vermutet. Doch ob es bei allen Gemeinsamkeiten tatsächlich Atlantis war, bleibt offen. Denn immerhin existierte Troja viel später, als Platon Atlantis datiert. Über das Rätsel des versunkenen Staats darf also weiter spekuliert werden.