Schülerdemo heute in Berlin
kopiert aus: https://www.jungewelt.de/2006/09-13/038.php
Ganz ohne Hurra: Die Schule brennt
Berlins Schüler wollen am heutigen Mittwoch streiken
Wladek Flakin
Seit Wochen kursiert ein Aufruf der Schülerinitiative »Bildungsblockaden einreißen« an Berliner Schulen: Am heutigen Mittwoch um 10 Uhr wollen Schüler vor dem Roten Rathaus gegen Bildungsabbau demonstrieren. Die Forderungen der Schülerinitiative lauten: Wiederherstellung der Lernmittelfreiheit, keine Einführung von Studiengebühren, Einstellung von genügend Lehrern, keine Schulschließungen, Einrichtung von ausreichend Ausbildungs- und Studienplätzen und Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems.
Während der Streikvorbereitungen der letzten Tage haben indes Repressionen von seiten der Schulleitungen zugenommen: Schüler, die an der Protestaktion teilnehmen wollen, wurden systematisch eingeschüchtert. So wurde am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin-Pankow in einem Schreiben an alle Schüler behauptet, daß es sich bei dem Schulstreik »nicht um eine legale Handlung handelt«.
Drohungen dieser Art sind keine Einzelfälle. Die jüngste Ausgabe der Schülerzeitung der Schiller-Oberschule in Charlottenburg wurde verboten, weil sie einen Streikaufruf veröffentlichte; Lehrer und Schulleitungen verschiedener Schulen drohen streikwilligen Schülern mit Strafen. Diese reichen von Tadeln und Nachsitzen bis hin zu der Drohung, die Klassenzimmer abzuschließen.
Trotz des Drucks lief die Mobilisierung weiter. Am Coppi-Gymnasium in Lichtenberg wurde am Montag eine Gesamtschülerversammlung, auf der über Bildungsabbau und Proteste dagegen diskutiert werden sollte, von der Schulleitung untersagt. Daraufhin fand die Versammlung auf dem Schulhof statt.
Im Zuge des Wahlkampfes haben diverse Politiker zu der geplanten Aktion Stellung genommen. Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) beteuerte in der RBB-Sendung »Klipp und Klar«: »Ich finde das gut, wenn Schülerinnen und Schüler selbst aktiv werden«. Auch die Spitzenkandidatin der Grünen, Franziska Eichstädt-Bohlig, sprach sich in einer Podiumsdiskussion an der Rheingau-Oberschule in Schöneberg deutlich für die Schülerdemonstration aus: »Ich finde es genau richtig, wenn Schüler sich engagieren.« Und selbst der CDU-Abgeordnete Andreas Apelt proklamierte in einer Diskussion an der Schliemann-Oberschule in Prenzlauer Berg, der Streik sei »eine Super-Sache«. Es blieb Stefan Liebich, dem Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei, überlassen, einen Streik in der Woche vor den Wahlen bei derselben Veranstaltung als »etwas demokratiefeindlich« zu bezeichnen.
www.schulaction.de
... mache mich auch gleich auf den Weg zum Roten Rathaus um ein paar Impressionen von dieser Demo mit meiner Digicam einzufangen
bjk
Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier