Stellungnahme: Zum Denkmal der Vertreibung in Berlin
Das revanchistische Projekt, ein "Zentrum gegen Vertreibung" in Berlin errichten zu wollen, hat eine bundesweite Debatte ausgelöst, in der ein Stück deutscher Vergangenheit neu verhandelt wird .
Der zu erwartende, geschichtsrevisionistische Charakter des Zentrums und die völkischen Kategorien mit denen in den Debatten bisher hantiert wurde und wohl weiter werden wird, bleiben trotz aller zur Schau getragener Differenzen verbindende Elemente zwischen dem Bund der Vertriebenen und jenen, die eine Europäisierung des Zentrums fordern.
Genau diese Gemeinsamkeiten werden damit in der öffentlichen Wahrnehmung zu unwidersprochenen Wahrheiten, - sowohl was die Vergangenheit anbelangt, als auch für Zukunft.
Ergebnis ist
a) die Loslösung der Vergangenheit von ihrem Kontext (Entkontextualisierung),
b) die Negation des ursächlichen Zusammenhangs von NS-Volkstums- und Vernichtungspolitik auf der einen und die Umsiedlung der Deutschen auf der anderen Seite.
Die Umsiedlung wird so als ethnischer Konflikt diffamiert und umgedeutet, folglich nicht mehr als Reaktion auf die Verbrechen Deutschlands gedeutet.
Durch die gesteuerte Ethnisierung gesellschaftlicher Konflikte, also der Umdeutung von politischen und sozialen Kontroversen in ethnische, wird ein völkisches Verständnis hergeleitet, aus der Vergangenheit heraus in die Gegenwart und bis in die Zukunft und als unumstößliche Geschichtswahrheit weiter zementiert.
Die Debatte läuft im Augenblick auf nicht mehr und nicht weniger hinaus, als auf die Infragestellung des Potsdamer Abkommens, welches die Niederlage des Nationalsozialismus endgültig fest schrieb.
Eine historische Parallele zwischen dem Angriff in der Weimarer Republik auf den Vertrag von Versailles durch die deutsche Politik und heute auf das Potsdamer Abkommen, dokumentiert auf erschreckende Weise mit welchen Formen völkischer und nationalistischer Politik in Deutschland von allen politischen Parteien wieder gearbeitet wird.
Diese Tendenzen gilt es entschieden zu kritisieren und anzugreifen.