Ich bin ja ein überzeugter Humanist und möchte hier in diesem Zusammenhang auf folgendes aufmerksam machen:
Es ist für mich völlig unbegründet, wieso religiöse Gefühle schützenswerter sein sollten, als jede andere (z.B. politische) Überzeugung, die ja auch karikiert, diskutiert und relativiert werden können und sollten.
Ich möchte aus dem Petitionstext der humanistischen Giordano Bruno-Stiftung zum Thema Meinungsfreiheit und Abschaffung des §166 zitieren:
"Hätten die Aufklärer der Vergangenheit nicht den Mut aufgebracht, religiöse Gefühle zu verletzen, würden in Europa die Scheiterhaufen wohl heute noch brennen. Angesichts der sehr realen Gefahr, dass wir möglicherweise auf ein Zeitalter der Religionskriege zusteuern, brauchen wir deshalb in der gegenwärtigen Situation nicht weniger, sondern weit mehr religionskritische Stimmen in der öffentlichen Debatte. Die Zeiten, in denen weltanschauliche Offenheit religiösem Offenbarungswahn geopfert wurde, sollten endgültig vorbei sein!"
Die wichtige und wie wir sehen sehr aktuelle Petition zur Abschaffung des §166 und pro Meinungsfreiheit ist unter folgendem Link zu finden:
Das Forum und die Mailingliste für Fans von China Miéville und seiner Werke.
Re: Petition für Meinungsfreiheit
Sehr interessanter Link, sehe ich ganz genauso wie du. (Und denke dabei insbesondere an die Islam-Debatte der letzten Jahre und den Streit um die Mohammed-Karrikaturen in einer gewissen Zeitung.) Ich habe vor Urzeiten mal eine sehr fesselnde Giordano-Bruno-Biographie gelesen - Autor war ... Eugen Drewermann? - dein posting hat mich wieder daran erinnert, dass ich mich endlich einmal intensiver mit dem Thema beschäftigen sollte.
Re: Petition für Meinungsfreiheit
Für mich ist der fortschreitende Erfolg der islamistischen Bewegung ebenso eine Gefahr, wie die Zunahme von Rechtsextremen.
Ich denke keiner von uns kann ermessen, wie furchtbar die Situation eines Homosexuellen in einem islamistischen Land ist. Vor gar nicht langer Zeit wurden zwei 15jährige Jungs im Iran aufgrund ihrer sexuellen Beziehung zueinander aufgehängt. Leider hat diese Tat eine viel zu geringe Aufmerksamkeit innerhalb der westlichen Welt bekommen. Zudem widerspricht die traditionelle Rolle der Frau im Islam wirklich allen meinen humanistisch-demokratischen Werten. Als überzeugter Vertreter individueller Menschenrechte und der Aufklärung kann ich mich nur als Gegner des Islamismus (und auch des christlichen Fundamentalismus) verstehen.
Darüber hinaus sehe ich nicht den kleinsten Grund, warum religiöse Überzeugungen schützenswerter sein sollten, als politische.
Die Website inkl. Forum für Fans von China Miéville und seiner Werke.
Re: Petition für Meinungsfreiheit
Hundertprozentige Zustimmung. Aber wehe du schreibst so etwas in einem der etwas größeren Foren, du wirst sofort gnadenlos von allen Seiten beharkt - Intoleranz ist da noch das harmloseste, was sie dir an den Kopf werfen werden. (Oder aber du bekommst Zuspruch von sehr merkwürdigen Gestalten...) Bin eben wegen diesem Thema vor kurzem im RPG-Board als "erzkonservativer Zombie" und - durch die Blume - als rechtsradikaler Spinner abgetan worden, witzigerweise teilweise von den selben Leuten, die sich dort für die Todesstrafe und das Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" aussprechen. Auf solche "Diskussionen" habe ich allmählich einfach keinen Bock mehr, gegen Denkverbote und Dogmen lässt sich nun einmal nicht anargumentieren.
Re: Petition für Meinungsfreiheit
Ja, ich kenne das. Ist schon interessant, dass viele schon allein aus einem (historisch absolut nachvollziehbaren!) Reflex heraus aus lauter Multi-Kulti-Romantik, die größte Toleranz für die größte Intoleranz haben.
Ich würde mich immer gegen jede Form von Unterdrückung stellen, egal ob sie aus religiösen Ansichten oder einem faschistischen Menschenbild heraus entsteht. Mittelalterliche und völlig rückschrittliche Ansichten muss man auch als solche benennen und kritisieren. Individuelle Menschenrecht dürfen nie verhandelbar sein. Kulturelle und religiöse Eigenheiten können und dürfen Intoleranz, Menschenverachtung und Unterdrückung niemals entschuldigen.
In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf ein Forum, in dem ich mal sehr aktiv war und in dem sich Religiöse aller Colour regelmäßig auf Basis von Flachheiten und Unwissen zum Affen machen, indem sie sich aus Prinzip (und Angst!) gegen jedes vernünftige Argument mit unglaublich hanebüchenden Aussagen zu verteidigen glauben.
Was mich an dem Forum nach einiger Zeit genervt hat, war die Tatsache, dass Dummheit wie Unkraut ständig nachwächst und man x-mal die selben Diskussionen mit anderen (neuen) Mitgliedern führt. Aber um einen Einblick in die oft recht simple Gedankenwelt von insbrünstig Gläubigen zu erhalten, lohnt es sich auf jeden Fall einige Threads zu lesen.
Auf solche "Diskussionen" habe ich allmählich einfach keinen Bock mehr, gegen Denkverbote und Dogmen lässt sich nun einmal nicht anargumentieren.