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Die Titanic

Die Titanic

Als die Titanic vom Stapel lief, war sie das größte Schiff der Welt. Ein gigantischer Luxusdampfer, der die Reichen und Schönen im April 1912 von Southampton nach New York schippern sollte. Doch ein Eisberg beendete die Fahrt - und die Titanic wurde zum unsterblichen Mythos. Luxus pur im damals größten Schiff der Welt

Der Name
Was bedeutet "Titanic"?
Ein Schiff "Titanic" zu nennen, ist bemerkenswert - und scheint im Nachhinein fast fahrlässig: Bei den Titanen handelte es sich in der griechischen Mythologie um das Göttergeschlecht, das den Kampf gegen die Olympier verlor und in den Tartaros gestürzt wurde - den Strafort der Unterwelt, der noch hinter dem Hades liegt.

Davon wusste man bei der britischen Reederei White Star Line entweder nichts oder wollte nichts davon wissen: Dort sah man in einem Titan nichts anderes als einen kraftstrotzenden Riesen, was für die Titanic, das zu diesem Zeitpunkt größte Schiff der Welt, unzweifelhaft zutraf.
Über 1.300 Passagiere und 900 Besatzungsmitglieder hatte der Luxusdampfer bei seiner Jungfernfahrt an Bord. Bis zu 4.350 US-Dollar ließen sich die Fahrgäste, darunter die vier reichsten Männer der Welt, die Fahrt von Southampton nach New York kosten. Die Titanic war gigantisch: 269 Meter lang, 28 Meter breit und 53 Meter hoch, mit bis zu 60.000 PS rund 39 Stundenkilometer schnell. Zwischen den Eichenfußböden und Glaskuppeln war - zumindest in der ersten Klasse - alles vom Feinsten: Neben den luxuriösen Suiten und den stilvollen Rauch- und Speisesälen gab es ein beheiztes Schwimmbad, ein türkisches Bad, einen Gymnastikraum, eine mehrstöckige Squashanlage - und natürlich das Promenadendeck, auf dem die Reichen und Schönen zu flanieren pflegten.

An der falschen Stelle gespart

Gespart wurde allerdings an anderer Stelle: Rettungsboote gab es nur für die Hälfte der Mitreisenden. Die ursprünglich geplanten 64 Boote, die theoretisch allen Platz geboten hätten, hätten laut Ansicht der Reederei die freie Sicht auf das Promenadendeck verhindern und die Passagiere verunsichern können. Genehmigt wurden schließlich zwanzig Rettungsboote. An jenem 14. April wurde das erste davon gegen 0.45 Uhr zu Wasser gelassen, besetzt nach dem Grundsatz "Frauen und Kinder zuerst". Viele Passagiere weigerten sich jedoch anfangs, das vermeintlich sichere Schiff zu verlassen, und einige der verantwortlichen Offiziere fürchteten, die Boote zu überlasten. Bis zum letzten Platz gefüllte Rettungsboote stießen nur wenige in See: Von 1.178 vorhandenen Plätzen wurden nur 705 genutzt.

Rund 1.500 Passagiere starben

Das letzte Boot verließ die Titanic um 2.05 Uhr. Eine Viertelstunde später verschwand der Dampfer von der Wasseroberfläche und schlug in mehr als 3.800 Metern Tiefe mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Stundenkilometern auf. Rund 1.500 Menschen ertranken oder starben an Unterkühlung: Die Wassertemperatur lag in dieser Nacht unter 0 Grad Celsius, etwas oberhalb des Gefrierpunkts von Meerwasser. Einige Reisende konnten sich auf umhertreibende Gegenstände retten. Laut einem britischen Untersuchungsbericht überlebten 711 Menschen.

Entdeckung des Wracks 1985

Unzählige Forscher machten sich in den darauffolgenden Jahrzehnten daran, das Wrack des Luxusdampfers zu finden. Am 1. September 1985 war es dank moderner Technik soweit: Für den amerikanischen Tiefseeforscher Robert Ballard ließ "der erste Blick nicht den geringsten Zweifel" - zusammen mit seinem Team hatte er die Titanic aufgestöbert. Ballard setzte sich dafür ein, die Titanic vor Grabräubern zu schützen. Die letzte Überlebende des Unglücks, Millvina Dean, hatte sich noch kurz vor ihrem Tod im Jahr 2009 dagegen gewehrt, dass Stücke aus dem Wrack geholt werden. "Ich habe immer gehofft, dass man keine Gegenstände vom Schiff bergen wird. Das ist doch ein Grab, mein Vater liegt dort unten."

Mittlerweile stirbt die Titanic auch selbst: Mikroorganismen zersetzen das Metall des Schiffes, fressen es regelrecht auf. "Eines Tages wird das Schiff auf dem Meeresboden kollabieren", heißt es von Seiten der Firma RMS Titanic Inc., die sich 1994 die Rechte an dem Wrack gesichert hat. In mehreren Expeditionen wurden technische Gerätschaften, Schmuck, Münzen und andere Erinnerungen geborgen. Mehr als 5.500 Fundstücke sind es mittlerweile, die restauriert und teilweise in Ausstellungen gezeigt wurden. Jetzt versuchen Forscher des Unternehmens, das gesamte Wrack für die Ewigkeit zu bewahren - wenn auch nur als dreidimensionales digitales Modell.

Titanic trotzdem unsterblich

In den Köpfen wird der Mythos Titanic unsterblich bleiben: Schon seit nahezu hundert Jahren fasziniert der Untergang des Stahlgiganten die Menschen und lässt sie schaudern. Massen von Büchern und Filmen haben versucht, den Glanz des Luxusdampfers und den Horror seines Endes zum Leben zu erwecken. Der Titan war damals schließlich das Stärkste und Spektakulärste, was die Menschheit den Naturgewalten entgegenzusetzen hatte. Heute liegt er gebrochen tief am Meeresgrund, muss sich der Natur beugen - und kann sich letztlich als Mythos doch über sie hinwegsetzen.







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