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Der Tempel von Angkor Wat

Der Tempel von Angkor Wat

Der Tempel von Angkor Wat ist einer der größten religiösen Komplexe der Welt, welcher ungefähr 2,5 km² bedeckt. Das Heiligtum wurde von 1113 - 1150 unter König Suryavarnam II. errichtet und war als dessen Grabstätte gedacht. Angkor Wat ist dem Gott Vishnu* geweiht und stellt die hinduistische Kosmologie dar.

Die Könige des Khmer-Reiches betrachteten sich als irdische Inkarnation des Gottes und Angkor Wat war der himmlische Palast in dem sich der Geist der Könige aufhalten konnte.
Hier vermählten sich die Herrscher Nacht für Nacht mit einer neun- köpfigen Schlange und die Bauern des Landes schickten ihre schönsten Töchter als Tänzerinnen für das Heiligtum. Der Tempel selbst ist lediglich das Zentrum einer viel größeren Anlage von rund 200 km² Fläche und über 200 weiteren Tempeln. Von hier aus wurde ein Gebiet regiert, das neben dem heutigen Kambodscha auch Teile von Laos, Myanmar, Vietnam und Thailand umfasste.

Der große Tempel, von einem Festungsgraben umgeben, symbolisiert die Ozeane. Man gelangt zu ihm über einen 300 m langen Damm. Ein prächtiges Tor in der Außenmauer erlaubt den Zugang zu fünf konzentrischen und rechtwinkligen Höfen mit Türmen in Form von Lotosblüten. Der größte ist mehr als 60 m hoch. Die fünf zentralen Türme stellen die Spitze des Berges Meru dar, den Mittelpunkt des Universums.
Die Höfe sind untereinander durch Säulengänge mit wunderschönen Skulpturen und Flachreliefs verbunden. Es sind darauf lebhafte Szenen aus heiligen Hindu-Legenden dargestellt, üppige Götter und Göttinnen sind in erotischen Stellungen zu sehen. Die reichhaltige Ausschmückung steht in krassem Gegensatz zur streng geometrischen Anlage.

Erst 1860 wurden die Mauern und Türme des Tempels in der Wildnis von Kambodscha vom französischen Forscher Henri Mouhot wiederentdeckt.
Er beschrieb sie als gewaltiger als alles, was er an den antiken Stätten Griechenlands und Roms gesehen hatte.



*Vischnu/Wishnu
Eine indische Gottheit, die schon in der wedischen Religion bekannt war, der Glaube an Vischnu als den gnädigen Herren entwickelte sich jedoch erst im Hinduismus. Seine zehn Erscheinungsformen (awatara) in verschiedener Gestalt (z. B. als Fisch, Löwe, Eber, in menschlicher Gestalt als Rama und Krischna) vorgestellt, ermöglichten die Einbeziehung ursprünglich selbständiger Kulte in die Vischnu-Religion. So wurde Vischnu vor allem Gegenstand der Bhakti-Frömmigkeit im Hinduismus. Vischnus Gemahlin ist Lakschmi. Die Religion der Vischnu-Gläubigen ist monotheistisch. Die Erlösung von der unheilvollen Bindung an den Geburtenkreislauf (samsara) wird hier nicht durch eigene Werke, sondern allein durch die Gnade Vischnus gewonnen. Die Bhagawadgita ist das wichtigste literarische Dokument des Vischnu-Glaubens.






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Re: Der Tempel von Angkor Wat

Verfallene Urwald-Tempel, Götterstatuen, von Würgefeigen tödlich umarmt - das sind die Bilder, die der Name „Angkor“ in uns aufsteigen lässt. Doch Angkor, eigentlich schlicht „die Stadt“, war einst weit mehr als die Sakralbauten, die als einzige Gebäude des riesigen Siedlungsgebiets erhalten sind. In der weiten Schwemmlandebene Kambodschas blühte zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert das Großreich der Khmer, das sich zeitweilig auch über weite Teile des heutigen Laos, Thailand und Vietnam erstreckte.

Wie groß das Herz dieses Reiches wirklich war, darüber wird seit der Entdeckung der steinernen Überreste der Khmer-Zivilisation im 19. Jahrhundert immer wieder debattiert. Denn nur die Götter wohnten in reich verzierten Steinhäusern, und das sehr privat: das gemeine Volk durfte das Tempelinnere nicht betreten. Die Gottkönige wie ihre Untertanen begnügten sich mit vergänglichen Holzbauten, von denen nichts erhalten ist. Auch Stadtmauern, die Zivilisation und Wildnis trennten, gab es nicht. Das macht es schwer, die Einwohnerzahl Angkors abzuschätzen. Die meisten Wissenschaftler gehen seit Jahrzehnten von Zahlen zwischen einer halben und einer Million Einwohner aus. Die Zahlen variieren vor allem deshalb, weil die Leistungsfähigkeit des antiken Bewässerungssystems und damit die Ernteerträge unterschiedlich eingeschätzt werden. Weiß man, wie viel Tonnen Reis bei wie vielen Ernten pro Jahr eingefahren wurden, so lässt sich das in die Zahl der Menschen umrechnen, die damit ernährt werden konnten.