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König Richard Löwenherz

König Richard Löwenherz

Die Gefangenschaft König Richard I Löwenherz von England, ein welthistorisches Ereignis am Ausgang des 3. Kreuzzuges.
Am 11. Juli 1192 wurde Akkon von den Kreuzfahrern des 3. Kreuzzuges eingenommen. Mit dabei war damals auch das Heer des Babenberger Herzogs Leopold V., das bereits zwei Jahre zuvor ins Heilige Land aufgebrochen war und durch die lange Reise und vor allem durch eine Seuche im Lager stark strapaziert war. Zum anderen waren hier auch die unversehrten Truppen des englischen Königs Richards I. und die Männer des französischen Königs Philipp II. August.

Von diesem Zeitpunkt an ranken sich die Legenden um ein weltgeschichtliches Ereignis, das hier vor Akkon seinen Ausgang nahm und mit einer spektakulären Lösegelderpressung endete. Sicher schwer übel genommen wurde Richard Löwenherz, dass er nur das französische Heer mit den Beutestücken und an sich genommenen Schätzen beteiligen wollte, nicht aber die schon monatelang vor Akkon ausharrenden deutschen, kaisertreuen Truppen.

Der Babenberger Herzog trat noch im Jahr 1191 die Heimreise an. Bei seiner Rückreise im Herbst 1192 erlitt Richard Löwenherz Schiffbruch und musste auf dem Landweg durch das Gebiet der ihm feindlich gesinnten Grafen von Görz und der Babenberger. Im Dezember 1192 wurde er trotz seiner Verkleidung als Pilger in Erdberg bei Wien von den Gefolgsleuten des Babenberger Herzogs erkannt und von dessem treuen Ministerialen Hadmar von Kuenring auf die Burg Dürnstein gebracht.

Im Jänner 1193 reiste Leopold V. mit seinem Gefangenen zum Hoftag Kaiser Heinrichs VI. nach Regensburg. Da er sich aber mit dem Kaiser über die Entschädigung nicht einigen konnte, nahm er den englischen König wieder mit nach Dürnstein.

Mitte Februar 1193 kam ein bemerkenswerter Vertrag in Würzburg zustande, der die Bedingungen der Übergabe des englischen Königs an den Kaiser regelte.

Zu Ostern 1193 wurde Richard I. Löwenherz von Dürnstein nach Speyer gebracht und dann in der Festung Trifels von Kaiser Heinrich VI. gefangen gehalten. Die Freilassung erfolgte endlich am 4. Februar 1194 in Mainz.

Das Lösegeld für die Freilassung König Richards I. stellt eine der größten Geldtransaktionen des Mittelalters dar (150.000 Mark Silber Kölner Gewichts - 35.000 kg), deren Aufbringung selbst England und seinen festländischen Besitzungen sehr schwer fiel.

Eine Sage
Eine andere, ebenso beliebte Sage berichtet wie sich England und seinen verschwunden König sorgte und der Sänger Blondel auszog, um ihn zu finden. Er wanderte von Burg zu Burg, stimmte überall die erste Strophe eines Liedes an, das er und Richard Löwenherz einst gemeinsam gesungen hatten - und hörte endlich unter den Mauern von Dürnstein aus dem Verließ die Stimme seines Herrn, der die zweite Strophe sang.

Eine rührende Geschichte, nur ist sie leider nicht wahr. Denn natürlich blieb den Engländern keineswegs unbekannt, dass Richard gefangengenommen worden war, und auch sein Aufenthaltsort blieb nicht lange geheim. Dazu gab es auch keinerlei Grund: Eine gewaltsame Befreiung aus Dürnstein - oder später aus Trifels - war so gut wie unmöglich und ist auch nicht versucht worden. Zur Verhandlung um das Lösegeld aber musste mit England ohnehin rasch Verbindung aufgenommen werden.

Aber die ritterliche Gestalt des „Coeur de Lion“ in der Zeit des Minnesangs und der fahrenden Sänger schrie förmlich nach einer romantischen Sage, in der es um mehr als bloß um Macht und Geld geht. Richard Löwenherz selbst hat in seiner Gefangenschaft ein Gedicht verfasst, das so beginnt: „ Schwach ist die Stimme und stockend sind die Worte, Mit denen ein Gefangener seine schwere Not bejammert,…“

Die Troubadoure nicht nur am englischen Hof bemächtigten sich der Geschichte des tapferen Königs, dem so übel mitgespielt worden war. Und es gibt sogar eine historische Figur, die Vorbild für den Sänger Blondel gewesen sein könnte: den Ritter Jean de Nesles aus Artois, seines langen blonden Haares wegen berühmt.





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