Hundefreundeforum - Hunderassen & Standarts

Nova Scotia Duck Toller Retriever

Nova Scotia Duck Toller Retriever

Nova Scotia Duck Toller Retriever

copyright by prawitz
CH. Bright Flower´s Here I Am
Besitzer: S. u. U. Sponholz



Heute liebevoll als "Toller" bezeichnet, wurde diese Rasse einst als "Little River Duck Dog" (Kleiner Fluss-Enten-Hund) genannt, da sie im Bezirk Little River des Kreises Yarmouth, Nova Scotia, entstand. entstand. Dieser bezaubernde Hund ist ein Spezialist für die Jagd auf Wasservögel. Das Tolling ist das Anlocken von Enten in die Reichweite von Jagdwaffen. Jäger hatten dieses Verhalten bei Füchsen oft beobachtet und züchteten einen kleinen fuchs-ähnlichen Hund, um vom Tolling während ihrer eigenen Jagd Gebrauch machen zu können. Es gibt heute nur noch zwei Lockhunde-Rassen: Unsere Toller und das Koojkerhondje.

Toller sind kräftige, mittelgroße sportliche Hunde, sind sehr intelligent, gelehrig, ewig verspielt und verrückt nach Arbeit, haben Power ohne Ende. Rüden messen 48 bis 51 cm und wiegen 20 bis 23 kg, Hündinnen sind 45 bis 48 cm groß und wiegen 17 bis 20 kg. Das Fell ist mittellang mit einer dichten Unterwolle, ist rot oder apfelsinenfarbig, und es kann weiße Abzeichen auf der Schwanzspitze, auf dem Brustkorb, an den Füßen und an der Stirn haben. Der Schwanz ist lang und reich mit Fell bewachsen, und er ist in voller Aktion, wenn der Hund mit dem Tolling beschäftigt ist. Das Fell ist ein typisches doppelschichtiges Retrieverfell, die äußere Schicht ist wasserabweisend, die untere Schicht wärmeisolierend.



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Bright bei der Dummiearbeit





Die Hunde werden als ausgezeichnete Jäger beschrieben, stets willig, auch unter kalten und nassen Bedingungen zu arbeiten. Von einigen Hunden wird berichtet, dass sie einen Fehlschuss ihres Hundeführers mit dem Ausdruck von Abscheu quittieren... Obwohl die Rasse für die Jagd auf Wasservögel entwickelt wurde, werden viele Hunde auch im Niederwildrevier erfolgreich geführt. Es ist ihnen gleichgültig, ob die Witterung über dem Wasser, am Boden oder in der Luft ist. Gut trainierte Hunde jagen nahe am Jäger und stöbern nicht, aber sie arbeiten ebenso begeistert und zuverlässig in größerer Entfernung vom Jäger. Sie sind sehr gute Partner für Obedience oder Agility, und einige werden als Therapie-Hunde benutzt.

Falls jagdliche Fähigkeiten von Interesse sind, dann suche sich der interessierte Welpenkäufer verantwortungsbewusste Züchter, die entweder mit ihren Hunden entweder selber jagen oder wenigstens Welpen in Jägerhaushalte verkauft haben. Arbeitsprüfungen mögen zwar ein jagdliches Potential anzeigen, aber Prüfungen werden nie die volle Geschichte über die tatsächlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten der Hunde erzählen. (z.B.: ist der Hund vielleicht mehrfach durch Prüfungen gefallen und brauchte er mehrere Anläufe, um eine bestimmte Prüfung schließlich doch zu schaffen?) Allerdings soll dieses nicht besagen, dass ein ausstellungs-orientierter Züchter unfähig wäre, gute Hunde (auch unter Arbeits- und jagdlichen Aspekten) zu züchten. Ein guter Züchter wird sich stets bemühen, beiden Aspekten gerecht zu werden: Sowohl das Erhalten der jagdlichen Anlagen als auch des Formwertes.

Je mehr der interessierte Welpenkäufer forscht und fragt, desto wahrscheinlicher wird er den Züchter finden, der ihm den Welpen geben kann, der am besten seinen spezifischen Bedürfnissen und seinen individuellen Vorstellungen entspricht.

Wird der Toller unter dem Dach von F.C.I. und VDH gezüchtet?

Ja, diese Rasse (Gruppe 8 Nr. 312) wird unter dem Dachverband F.C.I., dem auch der VDH angehört gezüchtet. In Deutschland ist der Zuchtverein der Deutsche Retriever Club e.V. (DRC).

Ganz wichtig ist: In Deutschland gezüchtete Toller nur (!!!) aus dem DRC nehmen, das ist derzeit der einzige deutsche Zuchtverein, in dem Toller unter dem Dach des VDH und damit der F.C.I. gezüchtet werden. Bei ausländischen Züchtern darauf achten, dass deren Zuchtvereine in der F.C.I. organisiert sind. Man hüte sich bitte in seinem eigenen Interesse vor Hundehändlern, Schwarz"züchtern" und Hundevermehrern! Auch in Deutschland gibt es diese. Man denke stets daran: "Es gibt keinen anderen Grund, papierlos zu züchten, als die bewusste (!) Umgehung der Zuchtvorschriften!"

Hat der Toller tatsächlich den Fuchs unter seinen Vorfahren?

Nein. Dieses ist genetisch unmöglich. Sie wurden so gezüchtet, um Füchsen zu ähneln.

Wie schwer ist es, Toller auszubilden?

Toller sind ausgezeichnete Familienhunde. Sie sind lebhafte, intelligente und verspielte Arbeitshunde. Junge Toller sind erheblich empfindsamer als es Retriever allgemein sind. Toller sind eher Spätentwickler. Im Alter von ungefähr zwei Jahren erreichen sie ein Niveau "geistiger Reife", die es ihnen ermöglicht, die Ausbildung leichter zu verarbeiten. - Dieses soll nun nicht bedeuten, dass Toller nicht bereits vor diesem Zeitpunkt ausgebildet werden können.

Grundlage der Erziehung ist kompromisslose Konsequenz. Motivation ist die Methode. Spiel ist das ideale Lob. Strafe, Zwang, Drill oder Druck in jeder Form ist "Gift" für den Toller. Trainingseinheiten sollten kurz sein und ohne Druck, dafür aber mit viel Spaß und voller körperlicher und "geistiger" Herausforderung sein. Man muss unbedingt wissen, dass Toller sehr schnell lernen, was ehrgeizige Hundeführer und Ausbilder die gründliche, nachhaltige Ausbildung der "basics" vernachlässigen lässt. Man muss auch wissen, dass Toller hervorragend Körpersprache lesen können und dies natürlich stets zum eigenen Vorteil nutzen.

Was ist "Tolling"? Tanzen sie dabei am Ufer herum?


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Peanut of Redpine
Züchter & Besitzer: S. U. U. Sponholz

Tolling bedeutet anlocken, verleiten, locken. Die Hunde tanzen nicht wirklich am Ufer. Der Jäger schafft sich mehrere Verstecke am See- oder Flussufer. Wenn das Wetter entsprechend ist, geht der Jäger in eines der Verstecke. Von hier wird der Hund ausgesandt, um kleine Stöcke und anderes Material zurückzuholen, das der Jäger in Richtung Ufer wirft. Der Toller geht direkt heraus und holt den Stock wie jeder andere gute Retriever. Diese flinken, blitzartig-hastigen Bewegungen des Tollers und noch mehr das plötzliche Aufleuchten seiner weißen Fellstellen machen die auf dem Wasser schwimmenden Enten neugierig, sie werden davon "magisch angezogen". Wenn eine gewisse Anzahl Enten innerhalb des Schuss-Bereiches ist, wird geschossen, und der Toller wird anschließend geschickt, um die getöteten und verwundeten Enten zu apportieren.

Vielleicht interessant zu wissen: Nicht nur Füchse zeigen das Tolling, auch bei Wölfen wurde es beobachtet und wissenschaftlich beschrieben.

Wird die Jagd auf Basis des Tolling oft ausgeübt?

In Kanada, dem "Mutterland" der Toller, ist diese Form der Jagd über die Jahre gesunken, wird jetzt aber wieder häufiger – offenbar in dem Maße, wie das Interesse am Toller wächst. Auch in den USA hat das Tolling nie wesentlichen Anklang gefunden. Mir ist bekannt, dass in Schweden auf Basis des Tollings gejagt wird. In Mitteleuropa ist das Tolling nahezu unbekannt. Es ist sicherlich ein wichtiges Anliegen, dass Hundeführer, die einen Jagschein haben und einen Toller führen, diese Form der Jagdausübung in der Jägerschaft bekannter zu machen.

Ist Tolling alles, was Toller tun können?

Natürlich nicht. Sie sind sehr gute Jagdhunde, die besonders zur Jagd auf Wasservögel eingesetzt werden können. Im Niederwildrevier werden sie für die Arbeit nach dem Schuss eingesetzt, arbeiten zuverlässig auf der Schweißfährte. Sie sind (in der Regel) weder spurlaut noch sichtlaut. Das Tolling ist eine einzigartige Fähigkeit, die sie mitbringen und die der engagierte Jäger entsprechend nutzen sollte.

Toller sind natürlich erfolgreich einsetzbar für alle hundesportlichen Aktivitäten, wie z.B. Dummyarbeit, Agility, Flyball, Obedience. Einige Toller werden auch als Rettungshunde, Behindertenbegleithunde oder Therapiehunde geführt. – Nur als Schutzhunde sind sie vollkommen ungeeignet.

Sind Toller gute Haustiere?

Wie alle Retriever sind Toller ausgezeichnete Haustiere und relativ leicht erziehbar. Sie sind sehr familienorientiert. Sie gehören in eine aktive Familie, die dem Toller regelmäßig körperliche wie "geistige" Beschäftigung sicherstellen kann und die ihm die Aufmerksamkeit widmet, die er verdient. Es sind intelligente Hunde, die daher schnell zu "Untaten" (nach menschlichen Maßstäben) neigen, falls sie nicht genug ausgelastet sind.

Ist "Jagd" die einzig wahre Beschäftigung für den Toller, ist Dummyarbeit allenfalls eine Art "Ersatzbeschäftigung" und ist Hundesport als nicht-tollertypisch, vielleicht sogar als "minderwertig" einzuschätzen?

Nein, in keiner Weise. Auch wenn in diesen FAQ eine ganze Menge zum Thema Jagd ausgesagt wird: Alles ist richtig, gut und sinnvoll, was die Bindung zwischen Mensch(-en) und Hund fördert. Der Hund will und muss gefordert und gefördert werden, körperlich wie "geistig".

Kann man Toller im Zwinger halten?

Dies muss eindeutig verneint werden. Toller haben eine sehr starke Bindung zu ihrer Familie.

Welche Informationen zur Geschichte der Toller sind bekannt?

Die frühesten, schriftlich überlieferten Hinweise zur Verwendung kleiner roter Hunde zum Anlocken von Wild findet man in Schriftstücken von Nicholas Denys, der im 17. Jahrhundert sowohl Nova Scotia als auch New Brunswick kolonisierte. Denys berichtete nicht, woher diese Hunde kamen. Er beschrieb ihre Fähigkeit zu tollen und nach dem Schuss zu apportieren. Eine bislang nicht weiter belegbare Spekulation besagt, dass diese Hunde aus Belgien stammten, wo sie benutzt wurden, um Wasservögel in Netze zu locken.

Es gibt andere überlieferte Berichte, dass kleine rote Indianerhunde zu eben dieser besonderen Form der Jagd verwendet wurden. Ob diese Hunde die frühen Toller-Vorfahren sind oder wenigstens mit zu ihnen gehören, weiß niemand.

Eine weitere Version zu den Ursprüngen des Tollers lautet, dass ein gewisser James Allen (oder Allan) im Jahre 1860 einen leberfarbigen Flat Coated Retriever erhielt. Dieser Hund wurde mit einem kurzfelligen Retriever ähnlich einem Labrador gekreuzt, wahrscheinlich war das ein Lesser-St. John's Water-Dog (diese Rasse ist jetzt erloschen, gehört aber zu den züchterischen Hintergründen von Labrador Retriever, Chesapeake Bay Retriever und Neufundländer). Welpen aus dieser Kreuzung wurden dann mit braunen Cocker Spaniels und schließlich mit Irischen Settern für die rote Farbe weiter gezüchtet. Es ist auch spekuliert worden, dass Bauernhof-Schäferhunde, Golden Retriever und Chesapeake Bay Retriever eine Rolle gespielt haben mögen.

In ihrem allseits bekannten Toller-Buch umreißen Alison Strang und Gail MacMillan eine recht überzeugende Version, dass im Hintergrund der Toller mindestens zum Teil holländische Kooikerhondje zu finden sind. Diese Kooikerhondjes sind in ihrer physischen Erscheinung den Tollern sehr ähnlich und sind ebenfalls Lockhunde. Die Autoren spekulieren, dass diese Jagdpraxis mit Lockhunden mit Auswanderern aus den Niederlanden erst nach England kam und dann weiter in den Bezirk Yarmouth.

Den Anstrengungen von Cyril Colwell ist es zu verdanken, dass die Rasse 1945 vom Canadian Kennel Club anerkannt und "Nova Scotia Duck Tolling Retriever" benannt wurde. Die Anerkennung durch die F.C.I. erfolgte 1981.

Gibt es Literatur speziell über den Toller?

Ja, natürlich. Hier eine kleine, sicher unvollständige Auswahl an Monographien:

Alison Strang and Gail MacMillan: "The Nova Scotia Duck Tolling Retriever", erschienen 1996 bei Alpine Press, ISBN 0931866731, unterdessen ist bereits eine Nachauflage auf dem Markt.

Gail MacMillan: "A Breed Apart: Nova Scotia's Duck Tolling Retriever", erschienen bei Nimbus Publishing Ltd., Halifax

Judith Gieskens: "De Nova Scotia Duck Tolling Retriever", erschienen 1999 bei Uitgiverij Gilanova, Almere, ISBN 9090124926

Gabi Boysen: "Der Toller", erschienen bei Boysen Novoprint, keine ISBN

Sind Toller eine seltene Rasse?

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Ja. Es gibt in Deutschland derzeit ungefähr 110 registrierte Toller.

Bedeutet dieses, dass ich recht lange suchen muss, um einen Welpen zu finden?

Ja, wahrscheinlich. Du wirst etwas Zeit auf einen Welpen warten müssen. Es fallen nur wenige Würfe, und es gibt eine hohe Nachfrage. Vielleicht hilft Dir aber auch das Glück ein wenig?

Vorstehender Text ist von Peter Beythien, seine Homepage mit vielen Fotos und weitere Informationen zum Toller findet man unter
Toller Online