Der Beginn meiner Therapeutenreise
Therapien und Psychologen haben schon immer eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Als ich mit starkem Untergewicht und einer heftigen Essstörung dann vor knapp einem Jahr schließlich bei einer Jugenberatungsstelle landete, fand ich die ganze Sache super und interessant und war fast sogar ein bisschen stolz. "Sehen wir uns mal meinen zukünftigen Bruf an", dachte ich mir gespannt und begab mich motiviert an die therapie. ich dachte es gäbe ein rezept um normal zu werden. ich dachte, die therapeuten machen das schon, die wissen, was sie tun, ich hab nur eine kleine seelische magenverstimmung, in zwei monaten ist alles gut. nette idee, nur leider ein bisschen zu einfach. Monat für monat ging ins land und meine stimmungseinbrüche verschlimmerten sich. leere wechselte sich mit hass, verzweiflung, langeweile, gleichgültigkeit, wut und verwirrung ab. depressionen ließen mich in apathischen zuständen versinken. (ich liebe dramatik...) Ich gehe weiterhin zu meiner therapeutin, weil ich in ihr jemanden zum reden habe. aber ich bin zu der ansicht gekommen, dass therapeuten nur meine sicht der dinge verändern, nicht aber die dinge selbst. und da es mir widerstrebt beschissenes schön zu reden, muss ich wohl bei meiner sichtweise bleiben. trotzdem tut es gut, wenn jemand einen auf den boden zurückholt. meine eltern schlugen mir schließlich vor noch in eine systemische zu gehen (meine eltern: Stiefvater und mutter). Mein vater schlug mir vor doch eine psychoanalyse zu machen. In der systemischen war ich jetzt zwei mal, aus der psychoanalyse ist noch nichts geworden. Als ich das erste mal in der systemischen war, hasste ich den typen von anfang an. er erinnerte mich an die schlechten seiten meines stiefvaters und ausserdem ist er hässlich und fett und fragte mich dreimal hintereinander nach meinem alter. als er schließlich sagte, ich solle meine essstörung einfach loslassen, symbolisch aufstehen oder sitzenbleiben, antwortete ich, dass man auch versuchen könne, aufzustehen, aber dass man manchmal zurückgedrückt wird. er sagte nein, ggibt es nicht, steh auf oder bleib sitzen. das löste in mir den impuls aus, ihm vor die füße zu kotzen. Gestern, bei meiner zweiten sitzung mit ihm, erzählte ich ihm wie wütend es mich gemacht hatte, als er mir vorschlug einfach mal drei tage zu tun, als sei ich nicht essgestört. Es hatte auf mich den eindruck gemacht, als suche ich es mir aus, so zu sein und würde mich in die federweichen kissen der störung zurücklehnen.er verstand meinen einwand. ich lud bei ihm den rest meines seelischen abfalls ab und fühlte mcih dabei ganz gut. ich habe beschlossen, ihn nicht mehr zu hassen. mal sehen, ob es klappt. auf jeden fall gehe ich noch mal hin. aber ich weiß: Diese reise ist noch nicht zu ende.