MEDIALLAS - Kulturforum

Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

Es war einmal eine der ersten Agenturen, welche die Erlaubnis erhalten hatte, für Komparsen tätig zu sein. Sicherlich ist dies kein leichter Job, denn die Auseinandereszungen mit den Produktionsfirmen werden immer härter.
Da jedoch neben den Kampf um die noch bestehenden Konditionen, Ehrlichkeit und Offenheit, wir machen ja alle Fehler, zu meinen Kriterien für die Aufnahme in meine Komparseninfo-Berlin zählen , habe ich die Agentur Olliges aus diesem Info herausgenommen.
Es kann nicht angehen, für einen Dreh als Fotograf gebucht zu werden und
als einziger nicht mit entsprechendem Honorar bezahlt zu werden.
Da kein erklärender Anruf erfolgte, wie gesagt, Fehler passieren, werte ich dies als bewußte Handlung. Da ich dann von einigen „alten Hasen“ der Branche erfahren habe, dass einigen Komparsen der Dreh abgesagt wurde, weil angeblich die Produktion den Termin verschoben hätte, war mein Vertrauen in diese Agentur nicht mehr gegeben.
Wenn was überbucht ist, sollte man ehrlich zugeben, dass dies der Fall ist, denn viele Komparsen, halten sich diese Termine frei. Die nächste Lüge war das angebliche Casting aller Fotografen, was nicht auf alle zutraf. Ferner ist das ewige Gejammer über Produktionsfirmen auch nervend, weil es von eigenen Fehlern ablenkt.
Sehr interessant war aber, dass bei dieser Produktion bzw. dem Drehbuch es selbst Schauspielern wie Mario Adorf nicht möglich war, den vorgegebenen Text zu ändern. Vermutlich lag es an der rechtlichen Absicherung des Drehbuchautoren.
Wenn diese Vermutung richtig ist, wird das Niveau weiter sinken, denn kein Drehbuchautor ist bis in die kleinste Dialog-/Texteinheit perfekt. Die Annäherung der Komparsentätigkeit an eine „Zelluloidsklaverei“ war ja schon länger zu beobachten - sind nun auch die
Schauspieler betroffen ?
Eine Filmproduktion ist ein anstrengender Gruppenprozeß, der nur zu einem guten Ergebnis führt, wenn sich alle Beteiligten als Team verstehen.
Und die größten Kostenfaktoren entstehen nicht bei der Komparserie, sondern bei unsicherer Regie, fehlender Abstimmung oder unzureichender Disposition (Location, Zeitplanung).

Rané

Re: Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

Bravo, Ranè – daß du immer so engagierte Beiträge schreibst!
Überlege doch mal, ob du nicht vielleicht einen –auch etwas witzig
gehaltenen- Newsletter herausbringst, wo du solche Entwicklungen aufs Korn
nimmst! Das kann man schön ausbauen. Kostet aber wahrscheinlich auch eine
Menge Mut.
Liebe Grüße,
Katjusha
PS.: Ich denke, ich muß mal wieder mit einem Filmchen zu dir kommen...

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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Rané [mailto:@carookee.com]
Gesendet: Sonntag, 12. Dezember 2004 00:35
An: MEDIALLAS - Kulturforum
Betreff: Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

Es war einmal eine der ersten Agenturen, welche die Erlaubnis erhalten
hatte, für Komparsen tätig zu sein. Sicherlich ist dies kein leichter Job,
denn die Auseinandereszungen mit den Produktionsfirmen werden immer härter.
Da jedoch neben den Kampf um die noch bestehenden Konditionen, Ehrlichkeit
und Offenheit, wir machen ja alle Fehler, zu meinen Kriterien für die
Aufnahme in meine Komparseninfo-Berlin zählen , habe ich die Agentur Olliges
aus diesem Info herausgenommen.
Es kann nicht angehen, für einen Dreh als Fotograf gebucht zu werden und
als einziger nicht mit entsprechendem Honorar bezahlt zu werden.
Da kein erklärender Anruf erfolgte, wie gesagt, Fehler passieren, werte ich
dies als bewußte Handlung. Da ich dann von einigen „alten Hasen“ der Branche
erfahren habe, dass einigen Komparsen der Dreh abgesagt wurde, weil
angeblich die Produktion den Termin verschoben hätte, war mein Vertrauen in
diese Agentur nicht mehr gegeben.
Wenn was überbucht ist, sollte man ehrlich zugeben, dass dies der Fall ist,
denn viele Komparsen, halten sich diese Termine frei. Die nächste Lüge war
das angebliche Casting aller Fotografen, was nicht auf alle zutraf. Ferner
ist das ewige Gejammer über Produktionsfirmen auch nervend, weil es von
eigenen Fehlern ablenkt.
Sehr interessant war aber, dass bei dieser Produktion bzw. dem Drehbuch es
selbst Schauspielern wie Mario Adorf nicht möglich war, den vorgegebenen
Text zu ändern. Vermutlich lag es an der rechtlichen Absicherung des
Drehbuchautoren.
Wenn diese Vermutung richtig ist, wird das Niveau weiter sinken, denn kein
Drehbuchautor ist bis in die kleinste Dialog-/Texteinheit perfekt. Die
Annäherung der Komparsentätigkeit an eine „Zelluloidsklaverei“ war ja schon
länger zu beobachten - sind nun auch die
Schauspieler betroffen ?
Eine Filmproduktion ist ein anstrengender Gruppenprozeß, der nur zu einem
guten Ergebnis führt, wenn sich alle Beteiligten als Team verstehen.
Und die größten Kostenfaktoren entstehen nicht bei der Komparserie, sondern
bei unsicherer Regie, fehlender Abstimmung oder unzureichender Disposition
(Location, Zeitplanung).

Rané




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Re: Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

Liebe Katjusha,

eine gute Idee mit dem Newsletter, doch erst im neuen Jahr.
Zwei Projekte mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen mich noch
und dann die Ausstellung in der GdK. Wenn Du zur Vernissage kommst,
wirst Du auch Jan Fritz treffen...vielleicht wäre seine Agentur was für
Dich.

Liebe Grüße

Rané

Re: Komparsen beim Film - die neuen Sklaven ?

tja,
irgendwie nimmt die tendenz zum real-tv zu, was bedeutet, dass
menschen immer mehr zu material werden, was auch für schauspieler
weniger engagements bedeutet, denn lieschen müller berichtet für ein
paar euro aus ihrem leben und für die hartz4-zuschauer bedeutet es die
befriedigung ihrer sensationslust, hat was von einem pranger aus mittelalterlicher zeit, lieschen müller ist dann am ende psychisch fertig,
weil nun ihre nachbarschaft alle einzelheiten ihres familienlebens incl.
ungeklärter vaterschaften und sexuellen vorlieben kennt, die rezipienten
erfreuen sich am elend, weil es den real dargestellten noch beschissener
geht, ein einziges mediales jammertal, wäre was für die uno-menschenrechtskommission, wenn es denn engagierte rechtsanwälte geben
würde, die nicht nur in honorarsätzen denken, sondern ihrem berufsethos
folgen würden, ähnliches gilt für ärzte und andere berufsgruppen,
viel zeit bleibt nicht mehr, denn bildung ist nicht das pauken von wissen,
sondern die differenzierte abwägung von argumenten, thesen u.a. und
vor allem die kritische hinterfragung des derzeit bestehenden.