Ohnesinn - Philosophie

Guido Knopp und der Historiker an sich.....

Guido Knopp und der Historiker an sich.....

Sah gestern eine Werbung auf n-tv für irgendeins der üblichen Nazi-SS-Videos.

Zitat: "....vom bekannten führenden Historiker Guido Knopp."

Klasse.

Am Abend lese ich weiter im Roman "Der große Süden" von Ward Moore. Der Protagonist, Historiker:

"Jeder, so dachte ich, kann ein paar Bücher lesen und sich als Historiker bezeichnen; ein Physiker wurde man nur durch echtes Studieren."

Wie gut, daß der Protagonist zu diesem Zeitpunkt des Romans noch unter einem ausgeprägten Mangel an Selbstwertgefühl leidet.....



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„Die Vorstellung, dass eine moderne Gesellschaft in der Lage sein müsste, sich als multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, mit möglichst vielen kulturellen Gruppen, halte ich für abwegig. Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen.“

Helmut Schmidt


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Übertriebene Toleranz ist ein Beweis des Mißtrauens gegen das eigene Ideal

Re: Guido Knopp und der Historiker an sich.....

In der Historikerzunft gehört es mittlerweile zum guten Ton, den großen Professor mit einer entweder eher milde-belächelnden oder abwinkenden Geste zu bedenken.

Aber eines muß man ihm lassen: er hat sich das Medium Fernsehen dienstbar gemacht und ein ganzes Imperium mit eifrigen Lohnschreibern und sonstigen Knechten in halb Europa aufgebaut, ich weiß nicht wie viele Millionen damit verdient. Das geht auch nur, wenn man die heute verkorkst wirkende Struktur des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit ihren Wiederholungstätern und dem beabsichtigten Gewöhnungseffekt berücksichtigt.

Immer die gleiche Mischung mit einer dumpf-drohend tönenden Hintergrund-Musik und recht ins Licht gesetzten Zeitzeugen, die das Gefühl suggerieren, man sei an den Brennpunkten des Geschehens angelangt und höre jetzt die ganze, aber auch die ganze und nichts als die Wahrheit.
Dazu das Buch zum Film, das auch die erreichen soll, die mit der Zeit tatsächlich zu Fernseh-Muffeln geworden sind oder den angerichteten Brei nur langsam und häppchenweise zu sich nehmen können.

Man denkt, daß irgendwann diese Art und Weise des Umgangs mit den Zeitzeugnissen abgedroschen wirkt. Aber niemand kann zur Zeit der "Knoopisierung" des Fernsehens wirksam ein Ende bereiten.

Neid? ach eigentlich nicht. Man weiß ja, wer wirklich gut und tiefgründig zu schreiben vermag, bloß nicht den Weg ins Fernsehen gefunden hat. Wenn ich da nur an Nicholas Boyle denke, der gerade an Band 3 seiner Goethe-Biographie sitzt und dabei von der Nahe geschickten Wein genießt...