Schau in die Sterne und erkenne deine Nichtigkeit
In Hamburg gibt es eine Kirche, die heisst "Arche".
Und jeden Sonntag werden aus dieser Kirche Predigten im Fernsehen übertragen. Pastor Wegert, einer der liebevollsten Menschen die ich kenne, hält sie im allgemeinen.
Letzten Sonntag ging es um ein Thema, das in vielen Foren immer wieder angeschnitten wird. Diese Predigt gibt so viele Antworten auf gestellte und ungestellte Fragen, dass ich sie hier wiedergeben möchte:
Die Fernsehkanzel
aus der Arche
TV- Sendung vom 02.07.2006 (Nr. 703 W1)
Was ist der Mensch?
Von Pastor Wolfgang Wegert ©
Predigttext: "Denn nicht Engeln hat er die zukünftige Welt, von der wir reden, unterstellt, sondern an einer Stelle bezeugt jemand ausdrücklich und spricht: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder der Sohn des Menschen, daß du auf ihn achtest?" (Hebräer 2,5-6)
Der gesamte Textabschnitt, in dem unser Bibelvers steht, zeigt uns den tiefen Fall der Menschheit und auch die Wiederherstellung. In Vers 5 wird uns sogleich gesagt: "Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden", sondern Menschen werden einmal die neue und ewige Welt Gottes regieren. Das ist der Ansatz, von dem der Hebräerbrief ausgeht, und man fragt sich sogleich, wie das denn angehen kann? Wie kann es sein, daß nicht die Engel, jene erhabenen, göttlichen Wesen, einst den neuen Himmel und die neue Erde regieren werden, sondern der irdische und sterbliche Mensch? Deshalb fragt der Apostel mit einem Wort aus dem Alten Testament: "Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest?" Was antwortet die Bibel nun auf die Frage, was der Mensch ist?
Der Mensch von Gott geplant und gewollt
Die Bibel lehrt nicht, daß der Mensch das zufällige und wahllose Ergebnis einer Millionen Jahre alten Evolution ist. Nein, sie behauptet vielmehr, daß der Mensch von dem einen Gott des Himmels und der Erde ganz bewußt geplant, gewollt und auch persönlich von Ihm erschaffen wurde. Wir lesen in Gottes Wort: "Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase" (1. Mose 2,7).
Nicht nur die Erschaffung des Menschen im allgemeinen, sondern auch jeder Mensch persönlich ist ein Gedanke Gottes. Auch du bist nicht das biologische Zufallsprodukt deiner Eltern, sondern du bist das Ergebnis einer konkreten göttlichen Absicht. Wenn deine Eltern dich vielleicht auch nicht gewollt haben, so bist du dennoch von Gott gewollt. Dein Schöpfer, der Herr des Himmels und der Erden, hat dich gewollt, und darum bist du da. Nicht, weil es der Zufall so wollte, sondern weil Gott es wollte, bin ich auf dieser Erde. Und das gibt meinem Dasein einen Sinn.
Viele Menschen leiden wegen der Sinnlosigkeit, die sie in ihrem Leben sehen. Unlängst hat sich der Sohn eines Multimillionärs erschossen. Er hinterließ einen Zettel, auf dem stand: "Was soll das Ganze? Mein Leben hat keinen Sinn." Dieser Mann war nicht in kriminelle Machenschaften verstrickt, er litt auch nicht unter Armut oder befand sich in sozialen Nöten, sondern er war ein zivilisierter, gebildeter, wohlhabender Mensch, der einfach in seinem Leben keinen Sinn finden konnte.
Ein solches Schicksal ist ja leider kein Einzelfall, sondern eher die Spitze eines Eisberges. Wie viele Menschen haben Depressionen, ihr Leben lang. Und wenn sie auch ihrem Leben kein Ende setzen, ist ihr Dasein doch von Trübsinn und Dunkelheit gekennzeichnet. Das hängt zu einem großen Teil auch damit zusammen, daß sie vergessen haben daß vielleicht auch du vergessen hast , daß sie
ein Ergebnis des heiligen und absichtlichen Willens des lebendigen Gottes sind und nicht das Produkt eines anonymen Schicksals oder Zufalls. Kein Geringerer als der ewige Schöpfer steht hinter deinem Leben, und Er hat "ja" zu dir gesagt. Ist das nicht wunderbar? Das gibt mir Kraft und Sinn und Ziel für mein Leben. Ich gehöre zu dem lebendigen Gott!
Der Mensch Ebenbild Gottes
Die Bibel lehrt weiter, daß der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen wurde. "Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau" (1. Mose 1,26-27). Wir sehen: Beide, sowohl Mann als auch Frau, entsprechen gleichermaßen dem Bilde Gottes. Die Bibel stellt also gleich zu Anfang, in ihrem ersten Kapitel, die Gleichwertigkeit beider Geschlechter fest. Die Heilige Schrift braucht deshalb keinen feministischen Nachhilfeunterricht. Von keinem anderen Geschöpf auf Erden als nur von Mann und Frau wird gesagt, daß sie dem Bilde Gottes gleichen. Damit hat Gott dem Menschen in der Tat eine einzigartige Würde gegeben.
Und worin bestand nun die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott? Der Mensch war, wie Gott, ein geistliches, vernunftbegabtes, moralisches, unsterbliches Wesen, ausgestattet mit Erkenntnis, Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit. Wir sollten den wahrhaftigen und heiligen Charakter Gottes widerspiegeln und ihn reproduzieren. Dazu war kein anderes Geschöpf in der Lage als nur der Gott ebenbildliche Mensch. Der Zweck seiner Erschaffung war, daß er Gottes Wesen abstrahlen sollte. Ja, er war als Krone der Schöpfung berufen, der Abglanz der Herrlichkeit Gottes zu sein. Darin bestand die wahre und wirkliche Würde des Menschen.
Der Mensch ein gefallenes Wesen
Nun lehrt aber nicht nur die Bibel, daß der Mensch diese ursprüngliche Ebenbildlichkeit mit Gott verloren hat, sondern wir sehen das ja auch jeden Tag selbst. Die Bibel berichtet von einer schrecklichen Katastrophe nämlich der des Sündenfalls. Einst besaß der Mensch auch die gottähnliche Fähigkeit zur unabhängigen Entscheidung. Aber im Sündenfall benutzte er ausgerechnet dieses edle Geschenk des freien Willens, um es gegen Gott einzusetzen. Und so übertrat er Sein heiliges Gebot.
Damit befleckten die ersten Menschen ihr reines Gottesebenbild und zerstörten es in seinem Kern. Somit verloren sie die Würde, weiter in der Gegenwart des Allmächtigen zu leben. Sie verwarfen die Gerechtigkeit Gottes und machten sich unwürdig, weiter in der Herrlichkeit des Paradieses zu bleiben. Gott mußte sie deshalb von Seinem reinen Angesicht vertreiben und sie in ihrer Übertretung dahingeben.
Seitdem lebt der Mensch in Trennung von Gott. Weil er durch die Einlassung mit der Sünde die wesentlichen Elemente seiner Gottähnlichkeit verspielt hat, ist er ein gefallenes, verdorbenes und verlorenes Wesen. Darum bekennt Luther in seinem Kleinen Katechismus: "Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott
sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat
" Verloren und verdammt, das ist der Zustand des gefallenen Menschen.
Da kommt wirklich die Frage auf: "Was ist der Mensch?" Er sollte erhaben sein und über die Schöpfung herrschen, aber nun ist er ganz und gar abgestürzt, weit unter die Engel, wie es in unserem Textabschnitt gesagt wird: "Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel" (Hebräer 2,7). Achtet auf den Ausdruck "eine kleine Zeit". Hier kommt schon Hoffnung auf. Aber wir müssen noch bei dem gefallenen Menschen bleiben.
Aufgrund des Verlustes des wesentlichen Teiles seiner Ebenbildlichkeit ist der Mensch in seinem Verhältnis zu Gott zu einem Nichts, zu einem Staubkorn, einem Wurm herabgesunken. Er ist durch den Sündenfall ganz und gar verloren. Die Schrift sagt: "Aber Menschen sind ja nichts, große Leute täuschen auch; sie wiegen weniger als nichts, soviel ihrer sind" (Psalm 62,10). Unser Predigtvers findet sich abgewandelt in Psalm 144, 3 wieder: "Herr, was ist der Mensch, daß du dich seiner annimmst, und des Menschen Kind, daß du ihn so beachtest? Ist doch der Mensch gleich wie nichts; seine Zeit fährt dahin wie ein Schatten."
In Psalm 39, 6 heißt es: "Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie ein Nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher meinen zu leben." Ja, sogar "alle Völker sind vor ihm wie nichts und gelten ihm als nichtig und eitel" (Jesaja 40,17).
Das ist der Grund, warum viele Menschen von der Bibel nichts wissen wollen. Solche Zeugnisse der Heiligen Schrift über den Menschen sind dem menschlichen Stolz zuwider. Aber wenn wir denn wirklich sorgfältig und ehrlich und fair das Wort Gottes wiedergeben wollen, müssen wir uns auch beugen unter dieses Zeugnis. Und wir sehen ja auch, daß es in unserem täglichen Leben so ist. Denn was ist der Mensch? Wir sehen die absolute Niedrigkeit, Bedeutungslosigkeit und Unwürdigkeit des Menschen. Das müssen wir erkennen, sonst verstehen wir die Bibel und ihr Evangelium nicht.
Der Schreiber des Hebräerbriefes hat es verstanden, in welche Abgrundtiefe sich der Mensch gestürzt hat, und betet mit dem Psalmisten an: "Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, daß du dich seiner annimmst?" (Psalm 8,4-5).
Was ist der Mensch im Vergleich zum endlosen Universum? Jemand hat gesagt: "Würde diese Erde vernichtet, würde es im Weltall so wenig auffallen, als wenn man ein Sandkörnchen von den Ufern der Meere wegnehmen würde." Und wieviel weniger als die ganze Welt ist noch ein einzelner Mensch! Schaue in der Nacht zum Himmel, zähle die Lichtjahre entfernten Welten, die Sterne und Milchstraßen, schaue hinein in die Unendlichkeit. Die Fülle und Weite des gigantischen Alls zeigt dir, wie unwichtig und bedeutungslos du bist. Da bleibt wirklich nur die eine Frage: "Was ist der Mensch?" "Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest?" (Hebräer 2,6).
Inwiefern bedenkt und beachtet Gott denn den Menschen? Eine Antwort lautet: Er hat ihm noch etwas von Seinem wunderbaren Ebenbild gelassen. Die Begabungen, die der Mensch im Paradies einst aus Gott erhalten hatte, waren sowohl geistliche als auch natürliche. Das geistliche Ebenbild ist total zerstört. Das geistliche Leben aus Gott hat der Mensch gänzlich verloren. Er ist tot in Übertretung und Sünde, sagt die Bibel (Epheser 2,1). Er hat durch die Missetat jede Beziehungsfähigkeit zu Gott verloren. Auch von der Reinheit, Gerechtigkeit und Heiligkeit, die er einst vor Gott hatte, ist nichts mehr übriggeblieben.
Aber dennoch bezeichnet die Bibel auch den gefallenen Menschen immer noch als Ebenbild Gottes, wenn auch völlig ruiniert, da er das Entscheidende das geistliche Element verloren hat. Aber natürliche Fähigkeiten und Anlagen, die auch aus Gott stammen und die uns Ihm immer noch ähnlich sein lassen, sind dem Menschen geblieben. So spricht zum Beispiel Jakobus davon, daß alle Menschen nach dem Bilde Gottes gemacht sind: "Mit der Zunge loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind" (Jakobus 3,9).
Warum ist das so? Weil das sogenannte natürliche Ebenbild Gottes auch im verdorbenen Menschen zwar sehr dezimiert, aber noch immer vorhanden ist. Denn da ist noch die Gott ähnliche Befähigung vorhanden, sich seiner selbst bewußt zu sein, zu denken, zu erkennen, zu forschen, schöpferisch zu wirken, zu entscheiden und zu handeln.
Diese Vernunftbegabung findet man in keinem anderen Geschöpf, weder in Tieren noch in Pflanzen. Und so bleibt auch der gefallene Mensch der ganzen Schöpfung gegenüber ein einzigartiges Wesen. Insofern hat Gott trotz Sünde und Schande immer noch an ihn gedacht und seiner nicht vergessen. Ein gewisses Licht hat Er ihm gelassen.
Denn niemand anders als der Mensch kann die wunderbare Schöpfung Gottes bewußt erkennen und bewundern. Er ist klein und ein Nichts, er ist böse und tief gefallen, aber eine Kraft hat er noch, als einziger auf dem Globus. Wie schön sind die Blumen, wie groß sind die Bäume, wie wunderbar sind auch die Tiere und die Fische im Meer. Aber eines fehlt all diesen Geschöpfen: die Intelligenz. Sie können die Werke Gottes nicht erkennen und sie nicht bestaunen, sie nicht durchdenken und erforschen. Aber wir, die wir nur Staub sind, dürfen Verstand und Einsicht haben. Ja, wir dürfen die Himmel sehen und auch Seiner Finger Werk, den Mond und die Sterne. Was sollten wir tun für ein so großes Vorrecht, daß Gott immer noch so an uns gedacht hat, wie sollten wir uns verhalten?
Der Mensch sollte Gott danken
An dieser Stelle ist möglicherweise ein zweiter Sündenfall über die Menschen hereingebrochen, denn obwohl Gott uns in Seiner Gnade noch eine Einzigartigkeit nämlich die Vernunftbegabung vor aller anderen Kreatur gelassen hat, setzen wir diese wiederum nicht ein, um Ihm zu danken, Ihn zu ehren und zu preisen, obwohl wir mit den Kräften dieser Vernunft erkennen können, daß die Erde nicht durch sich selbst, sondern durch einen Schöpfer entstanden ist.
Die Bibel sagt: "Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so daß sie keine Entschuldigung haben. Denn obwohl sie von Gott wußten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert" (Römer 1,19-21).
Ich bitte dich und uns alle: Laßt uns nicht diesen Weg des zweiten Sündenfalls gehen, sondern laßt uns die Kräfte unseres Verstandes, unserer Vernunft, unserer Intelligenz, unserer Wahrnehmungsfähigkeit einsetzen, um Gott die Ehre zu geben, der uns diese Gnade geschenkt hat! Du sollst Jesus preisen, weil du Kräfte der Vernunft hast und an den Werken der Schöpfung erkennen kannst, daß da ein lebendiger Gott ist.
Und ich glaube, es ist der Liederdichter Tersteegen gewesen, der dieses wunderbare Lied verfaßt hat: "Ich bete an die Macht der Liebe
mit der ich Wurm geliebet wart." Laßt uns dieses Lied gemeinsam singen.
Ich bete an die Macht der Liebe
1. Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart.
Ich geb mich hin dem freien Triebe, mit dem ich Wurm geliebet ward.
Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.
2. Wie bist Du mir so sehr gewogen, und wie verlangt Dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und stark gezogen, neigt sich mein alles auch zu Dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen, Du hast mich, ich hab Dich erlesen.
3. Ich fühls, Du bists, Dich muß ich haben, ich fühls, ich muß für Dich nur sein.
Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben, mein Ruhplatz ist in Dir allein.
Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen, drum folg ich Deinen selgen Zügen.
4. O Jesus, daß Dein Name bliebe im Grunde, drück ihn tief hinein!
Möcht Deine süße Jesusliebe in Herz und Sinn gepräget sein!
In Wort und Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen.
Herausgeber: GEMEINDE UND MISSIONSWERK ARCHE e.V., Doerriesweg 7, D-22525 Hamburg,
Tel:(040) 54705 -0, Fax:-299 e-Mail:
Gottesdienst: sonntags 09.30 Uhr Internet: www.arche-gemeinde.de
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich.
Martha
Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
(Friedrich Hebbel)