Gut geklaut ist halb geschrieben
Es war Nacht und ich konnte wieder einmal nicht schlafen. Ich lag auf der Seite und starrte an die Wand.
Nach einer Weile spürte ich so ein merkwürdig warmes Gefühl. Der ganze Raum schien davon erfüllt zu sein. Ich drehte mich um.... auf einmal war sie da. Wie aus dem Nichts tauchte sie aus dem Dunkel der Nacht auf und hielt mir ihre Hand entgegen.
Sie glich einem Engel, doch hatte sie kein blondes sondern schwarzes Haar. Woher sie kam weiß ich nicht, aber in diesem Moment war mir eines klar, sie kam nur für mich. Von Anfang an vermittelte sie mir dieses Gefühl der Vertrautheit. Ich wollte sie fragen woher sie kommt und was sie hier wollte, doch brachte ich keinen Ton heraus.
Noch immer hielt sie mir ihre Hand entgegen, lächelte und schien auf mich zu warten. Ohne weiter zu zögern griff ich sofort nach ihrer Hand. Sobald unsere Hände sich berührten, bekam ich dieses Kribbeln im Bauch und alles um mich herum begann sich zu drehen.
Als ich wieder zu mir kam sah ich mich verwirrt um. Es schien immer noch Nacht zu sein, denn sah ich Mond und Sterne am Himmel prangen. Doch andererseits war es auch taghell. Und überhaupt, wo war ich hier? Ich sah mich erneut um. Ein wunderschöner Anblick bot sich mir dar. Goldene Flüsse, Wasserfälle und alte Ruinen und noch vieles mehr. Ich wusste gar nicht wohin ich zuerst schauen sollte.
Dann zuckte ich leicht zusammen, denn bemerkte ich die Hand, die auf meiner Schulter ruhte. Ich drehte mich langsam um und schaute in die wunderschönsten Augen, die ich je erblickte. Diese Augen lächelten. ? Sie gehörten zu ihr, meinem Engel.
Sie machte eine Geste, dass ich ihr folgen sollte und das tat ich auch. Vorbei an Regenbögen, Einhörnern und Drachen blieben wir an einem riesigem Wasserfall stehen. Ich schaute sie fragend an. Eine lockere Handbewegung von ihr und der Wasserfall teilte sich wie ein Vorhang. Was dahinter zum Vorschein kam, war ein riesiges Schloß, wie aus einem Märchen....
Sie pfiff kurz und ein edler Rappe kam aus der Ferne angaloppiert. Seine seidige Mähne wehte im Wind und es schien, als würde er Eins mit seiner Umgebung sein. Ein wunderschönes Tier. Sie half mir auf und wir ritten zu ihrem Schloß. Sie führte mich durch ihren Rosengarten und setzte sich schließlich an den Brunnen. Ich musterte sie.
Sie musste wirklich ein Engel sein, ein Engel in wunderschöner Gewandung mit glänzendem schwarzem Haar.
Als ich sie so anschaute, überkam mich ein wohlig warmes Gefühl in meinem Herzen. Ich konnte nicht anders, ging auf sie zu und küsste sie zärtlich... Es war unbeschreibliches Gefühl und in genau diesem Moment schienen wohl tausende von Sternschnuppen von Himmel zu fallen.
Das nächste woran ich mich erinnere war das ich wieder in meinem Bett lag. Erschrocken schaute ich mich um. Wo war sie hin? War es doch nur ein Traum? Nein, das glaub ich nicht! Es war doch alles so real...
In dieser Nacht zeigte mir ein Engel die Anderswelt. Was mir geschehen ist, war wie aus einem Märchen ? Sie ist die Prinzessin, doch welche Rolle spiele ich? Egal, denn wer auch immer sie wirklich ist, für mich wird sie immer meine Märchenprinzessin bleiben. Ein Engel der Nacht, der mir wunderschöne Erinnerungen geschenkt hat....
Ob wohl jeder so einen Engel hat?
Ich hoffe jedenfalls, dass es nicht das letzte Mal war, dass sie mich in die Anderswelt entführte...