PARDON-SATIRE FROM HOMELESS GIRLS & BOYS - Live-Veranstaltungen

Mitch Ryder in Town

Mitch Ryder in Town

03.02. Trebsen Schloss 20.00h
04.02. Plauen Malzhaus
05.02. Dresden Zeitgeist
06.02. Berlin Kesselhaus
07.02. off
08.02. Scheessel Scheesseler Hof
09.02. Kiel Räucherei
10.02. Schwerin Speicher
11.02. Twist Heimathaus
12.02. Worpswede Kulturfabrik
13.02. Osnabrück Lagerhalle
14.02. off
15.02. Potsdam Lindenpark
16.02. Hamburg Down Town
17.02. Magdeburg Feuerwache
18.02. Cottbus Brauhaus
19.02. Hannover-Isernhagen Bluesgarage
20.02. Kassel Fiasko
21.02. Ulm Roxy
22.02. off
23.02. Nürnberg Hirsch
24.02. Regensburg Alte Mälzerei
25.02. Lorsch Rex
26.02. Unna Lindenbrauerei
27.02. Bonn Harmonie
28.02. off
01.03. Rheinberg Schwarzer Adler
02.03. Frankfurt/M Nachtleben
03.03. München Monofaktur
04.03. Erfurt HsD
05.03. Affalter Linde
06.03. Schöneiche Kulturgießerei





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Re: Mitch Ryder in Town

Mit seinem neuen Album “A Dark Caucasian Blue” erfüllte sich Mitch Ryder den schon lange gehegten Wunsch, ein Blues-Album aufzunehmen. Dies geschah nun im November 2003 in Berlin. Innerhalb von fünf Wochen wurde die Platte mit seiner europäischen Band ‚Engerling’ eingespielt, die am 13. Januar 04 in die Läden kam. Der Titel bezieht sich auf das Schimpfwort ‚Caucasian’, das von Afroamerikanern für Weiße benutzt wurde und somit das Gegenstück zu ‚Nigger’ darstellt. Die Songs dieser Platte hat Mitch Ryder über längere Zeit verfasst, jedoch nie veröffentlicht. Damit sind sie nicht nur Spiegel für verschiedene Befindlichkeiten und Seelenzustände des Detroiter Sängers, sondern auch stilistisch sehr vielseitig. Sie demonstrieren sehr gut, wie viele Facetten der ‚Old Fashioned Blues’ haben kann, welche Einflüsse er aufnehmen kann, um sich selbst zu regenerieren.

Eingeleitet wird die Platte durch ein reduziertes typisches 12taktiges Single-Note-Riff. Das geschmackvolle Piano-Solo zelebriert die Atmosphäre einer Bluesbar. „Yeah you right“ ist kein voluminöser und plakativer Opener, sondern ein sehr ruhiger Start! In dem folgenden Bob Dylan Song ‚From a Buick 6’ erweist Mitch Ryder seinem erklärten Idol die Referenz und Heiner Witte erhält die Gelegenheit, neben einem weiteren Piano-Solo von Wolfram Bodag seinen geschmeidigen Gitarrenton in einem Solo zu demonstrieren.

Dennoch, eine reine Blues-Scheibe von Mitch Ryder hätte erstaunt und ist es auch nicht geworden. So würzt er ‚I guess I’m feeling blue’ mit reichlich Gospel und verleiht dem Refrain durch einen echten Gospelchor die nötige Authentizität. Der in einer depressiven Phase geschriebene Song beginnt durch einen satten unisono Riff mit reiner Blues-Rock Attitüde und führt damit zunächst auf die falsche Fährte, bekommt aber gerade daher Dynamik und Dramatik, ohne überladen zu wirken. Auf jeden Fall ist er eine der stärksten Nummern. ‚Detroit (by the river)’ ist eine Hommage an seine Heimatstadt. Dieser Song hat einen leichtfüßigen Reggae-Groove mitbekommen und räumt inhaltlich mit den Vorurteilen gegenüber der Motorenstadt auf. Beeindruckend wie Ryder hier den Refrain diszipliniert auf einem liegenden Ton singt.

Wieder ein traditionelles ‚Old Style’ Bluesthema ist die Grundlage für das mit Akustikgitarre und Harmonika getragene ‚The Porch’. Thematisiert wird der Ausbruch junger Leute aus dem amerikanischen Kleinstadtmief. Das Gesangsthema wiederholt die Band im Frage-Antwort-Stil.

Wie auf seinen früheren Alben positioniert sich Mitch Ryder auch auf der vorliegen Platte gegen den Krieg. Mit ‚Maikäfer fliege’ interpretiert er in deutsch ein Kinderlied. Kriegswaisen hatten es nach dem 2. Weltkrieg gesungen. Sein Solo über dem Knistern alter Schellackplatten bildet das Intro zu ‚The New Mother’. Hier schlüpft Ryder in die Rolle eines israelischen Familienvaters, dessen Frau im Kriegseinsatz ist. Die Angst um den Verlust der Mutter und Frau stellt die Verbindung zu dem Kinderlied her. Sehr emotional aufrüttelnd wird der Titel auch durch den Einsatz des Gospelchors und die im Hintergrund präsente Orgel sowie die abwechslungsreichen Rhytmuspattern.

In ‚God Won’t You Help This Child’ setzt ebenfalls der Gospelchor dem in typischem 12takt-Schema strukturierten Blues das Sahnehäubchen auf, welches einmal mehr dem altbekannten Muster eine eigene Note hinzufügt. Sehr schön hier der flirrende Orgelsound im B3-Gewand. Fast schon Power-Rock-Tendenzen zeigt dagegen das wütende ‚Another Bout With Justice’, mit dem Ryder aus eigenem Erleben heraus gegen das geldgesteuerte Justizsystem Amerikas ansingt.

Dicidedly British Blues’ wirkt durch die modalen Intervallschritte wie ein Kirchenlied, ist aber die Interpretation eines Themas von Ludwig van Beethoven. Und noch einmal anders wird das Klangbild im letzten Song des Albums, in ‚How how how how (the spider gets hungry)’. In diesem Tagtraum geht ein ‚Pretty Young Girl’ einem alternden Bluesman ins Netz. Die Pausen zwischen den Textzeilen füllt Heiner Witte mit satt gezupftem Stratocaster-Ton in Knopfler Manier über dem geschlossen durchlaufenden Backing der Band.

In allen Songs bereiten ‚Engerling’ den passenden Background und zeigen ihr internationales Profil. Die Band setzt selbstbewusst und souverän Ryders Intentionen in Musik um und unterstützt in jeder Weise angemessen die weit gefächerten Inhalte.

Mit dem vorliegenden Album ist es Mitch Ryder gelungen, verschiedene Blues-Stile zu benutzen, sie mit Gospel- und Rock-Facetten sowie guten Hooks auszuschmücken und ihnen so die eigene Trademark zu verleihen. Trotz des musikalischen Detailreichtums ist der Sound sehr natürlich gehalten und behält dadurch einen erdigen, ehrlichen Gestus. Eine raue Perle, die man sich vielleicht erst aneignen muss, die sich nicht gleich beim ersten hören erschließt. Dafür ist der gewonnene Eindruck nachhaltiger im Sinne eines Klassikers.





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Re: Mitch Ryder in Town

Mitch Ryder Discographie:



Take A Ride (1966) New Voice 2000
Breakout (1966) Sundazed Records
What Now My Love (1967) Dynavoice
Sock It To Me (1967) New Voice 2003
Mitch Ryder Sings The Hits (1968) New Voice
The Detroit Memphis Experiment (1969) Dot 25936
Detroit (1971) Paramount SPFL 277
How I Spent My Vacation (1979) Line 4.0047
Rock'n'Roll Soul Kitchen (1979) Line 6.20047AE Recorded live at the Rockpalast LP
Naked But Not Dead (1980) Line 4.00052
We're Gonna Win (1980) Line
Look Ma No Wheels (1981) Quality
Live Talkies (1981) Line 5.00002
Never Kick A Sleeping Dog (1983) Mercury 812 517-1
Wheels Of Steel (1983) PRT
Legendary Full Moon Concert (1985) Line LRMC-50.007 Rockpalast Konzert !
Red Blood White Mink (1988) Line 5.00030
Best Of (1990) WEA/Atlantic/Rhino 70941
La Gash (1992)
Rite Of Passage (1994) Line - mit der Ostberliner Band ENGERLING
Devil With A Blue Dress On (1995) Rhino
Beautiful Toulang Sunset (1995) Line
Got Change For A Million (1995) Line
Live At The Logo Hamburg (1996) Line
Monkey Island (1999) Line with King Chubby
A Dark Caucasian Blues (2004) Buschfunk





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Re: Mitch Ryder in Town

Der Auftritt von Mich Ryder in der Rockpalast-Nacht war für viele sicher eine freudige Überaschung. Er hatte eine lange Pause eingelegt, bevor im vergangenen Jahr ein erstaunliches neues Album von ihm Aufsehen erregte, das den bezeichnenden Titel trägt "How I Spent My Vacation". Wenn man sich die Platte anhört, merkt man sofort, wie fruchtbar dieser Urlaub gewesen sein muß. Der Rock 'N' Roll-Sänger Mitch Ryder stammt aud der Motorstadt Detroit, die auch so bedeutende Musiker und Gruppen wie MC 5, Bob Seger und Ted Nugent hervorgebracht hat. Seine erste Band hieß "Billy Lee And The Rivieras". Der Name wurde aber bald geändert. Als "Mitch Ryder And The Detroit Wheels" ging die Gruppe dann in die Geschichte ein. Mitch Ryder ist einer der wenigen weißen Sänger, die dem R and B bis ins Letzte beherrschen. Auf der Bühne strahlt er 150 Prozent Energie aus und offenbar hat er eine ganz besondere Wirkung auf die große Gemeinde seiner weiblichen Fans. Die Rock-Chronistin Lillian Roxon hat seine Wirkung beschrieben als "sweaty, barechested, hard-rock, bump-and-grind sexuality", was so präzise in deutsch schwer aus zudrücken ist.

"Mitch Ryder's famous ugly hour".Trotz guter Vorstimmung und geplanter Jam-Session drohte der Auftritt zum Chaos zu werden. Kurz vor dem Auftritt kam es in der Garderobe zum Streit und Tumult, und eine Gitarre verfehlte Mitch nur knapp. Schon das (Nicht-)Interview von Alan Bangs mit Mitch war ein Desaster. Alan fragte und Mitch fragte ganz was anderes zurück. Dann wendete sich Mitch plötzlich ab um mit irgend jemand anderem zu reden. Alan drehte ihn wieder zur Kamera und Mitch's Frage kam: Have you ever seen two dogs fucking in the street ? Das Publikum war jetzt schon zum Teil gegen ihn eingenommen. Dennoch kam es zu einem erstaunlichen Gig, die Band und er schienen einen Krieg auf der Bühne auszutragen, was den Songs aber keinen Schaden gab. Rock and Roll vom Feinsten. Auch ich ärgerte mich zuerst über Mitch Ryder, spührte jedoch schon welche Intensität die Songs hatten. Als ich mir später die Aufzeichnung seines Konzertes anhörte, wurde mir klar das, daß eines der besten Konzerte im Rockpalast war. Eine echte "Magic Night" in der Geschichte des Rockpalastes oder auch einfach der "Blues".


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Alan Bangs dazu:
"Meiner Meinung nach war sein Auftritt in jener Nacht eine der besten Vorstellungen, die ich je erlebt habe - und wie alle wirklich guten Vorstellungen enthielt sie Momente, in denen sich der ganze Mikrokosmos ihrer Größe widerspiegelt. Einer dieser Momente kam bei "Ain't Nobody White Can Sing The Blues", und heute noch läuft mir jedesmal, wenn ich daran denke, ein Schauer über den Rücken. Er offenbarte nicht nur die Spannung, die während des ganzen Konzertes zwischen Mitch Ryder und seiner Band bestand, sondern auch die zwischen Williard Levise (Ryders wirklicher Name) und seinem Alter Ego, dem schon genannten Mitch Ryder, nicht zu vergessen das gespannte Verhältnis zu seinem Publikum." - und weiter: " Der Blues ist nicht nur die Folge eines sozialen, sondern auch eines persönlichen Leidens, und Mitch Ryder hat in dieser Nacht gelitten. Manchmal tat es einem richtig weh, es mit anzusehen; es war schon fast zuviel. Manche Leute behaupteten nachher, daß Ryder zu weit gegangen war, daß er den Leuten mehr offenbart hatte, als ihnen zuzumuten war. Sie sagten auch, er hätte sich vor Millionen von Fernseh Zuschauern lächerlich gemacht. Sie waren peinlich berührt und wandten sich ab. Ich glaube sie haben etwas verpaßt." - aus Nightflights von Alan Bangs.

Re: Mitch Ryder in Town

Mitch Ryder stammt aus Detroit. Da baut man Autos oder macht Musik (und zwar Soul oder Rock). Im übertragenen Sinne hat er alles gemacht. Denn Mitch Ryder hat die Höhen und Tiefen des Rock'n'Roll-Geschäfts am eigenen Leib erlebt. Schon als Jugendlicher war er in den sechziger Jahren auf dem Weg, ein Star zu werden. Mit seiner Band, den DETROIT WHEELS spielt er schweisstreibenden R'n'B, abgeschmeckt mit einem guten Schuss Soul. Singles wie "Jenny Take A Ride", "Suck It To Me Baby" oder "Devil With a Blue Dress" rangierten in den Top Twenty. Dann ging Mitch neue Wege. Es entstand das Rockalbum "Detroit" (1971), produziert von Bob Ezrin (Pink Floyd, Alice Cooper). Kurz darauf - wahrscheinlich auch, weil der Erfolg ausblieb -, zog sich Ryder zurück und hörte auf, professionell Musik zu machen. Stattdessen ging er jahrelang einem stink normalen Job nach.
1979 meldete er sich dann mit neuer Band und neuer Platte zurück, die den bezeichnenden Titel trug "How I Spent My Vacation". Im Oktober 1979 gastierte Mitch Ryder in der WDR Rocknacht. Ein Konzert, das für viele Kultstatus hat und als "Legendary Full Moon Concert" in die Analen eingegangen ist. Kaum einer kannte diesen Mitch Ryder damals hier. Und anstatt dass dieser sich professionell die Herzen seiner Zuschauer (und potentiellen Kunden) erspielte, legte er sich sogar mit dem Publikum an. Er war vollkommen zugedröhnt.
"Tough Kid", "War", "Freezin In Hell", "Ain't Nobody White Can Sing The Blues", das sind Rockklassiker geworden. Songs, die nie an Bedeutung verloren haben. Genau wie "Er ist nicht mein Präsident", ein deutliches politisches Statement gegen den damaligen Präsidenten Ronald Reagan.
Mitch Ryder konnte nie an die Erfolge seiner frühen Karriere anknüpfen, wahrscheinlich wollte er es auch nicht. In Amerika will man ihn nur mit seinen alten R'n'B-Hits sehen. In Deutschland zieht er mit der Ex-DDR-Band ENGERLING durch die Klubs der Republik und spielt wozu er Lust hat. Meistens wird er dabei von seinem US-Gitarristen Robert Gillespie unterstützt. ENGERLING haben Mitch Ryder immer verehrt, nun spielen sie mit ihm und zwar verdammt gut!

Re: Mitch Ryder in Town

Man brauchte nur in den Gesichtern der Fans vor der Bühne zu lesen und wusste gleich: So gut war das Rock-Nebelhorn aus Detroit schon lange nicht mehr. Landauf, landab hat Mitch Ryder im vergangenen Winter schmerzgetränkte Messen der Rockmusik zelebriert. 27 Konzerte in 30 Tagen. Er kommt auf die Bühne und gibt alles. Zwei Stunden lang. Beseelt gingen die Leute nach dem Konzert heimwärts. Dieses Jahr möchte Mitch Ryder noch einen draufsetzen und hat Gitarrist Steve Hunter mit dabei.

"So würde Jim Morrison mit 57 klingen", schrieb Die Zeit, der WDR widmete dem Rock-Haudegen eine einstündige Hörfunk-Reportage und die Berliner Zeitung fragte: "Wann haben die Stones "Gimme Shelter" zuletzt so hingelegt, vor dreißig Jahren vielleicht?" Jetzt ist der Sänger mit dem lauernden Vibrato in der Stimme wieder unterwegs durch die Clubs und Säle und zum ersten Mal seit zehn Jahren mit einer brandneuen CD im Tourgepäck: "A Dark Caucasian Blue", eingespielt im Herbst 2003 in Berlin. "Vielleicht mein wichtigstes und ganz sicher eines der besten Alben, die ich je gemacht habe", sagt Mitch Ryder über das bluesgetränkte Werk, das den Vergleich mit seinem 1978er Meisterstück "How I spent my vacation" nicht zu scheuen braucht.

Seit der "Vacation"-LP und Ryders legendärem TV-Auftritt im ARD-Rockpalast sind mittlerweile 25 Jahre vergangen. Jene Vollmondnacht, jenes alptraumhaft entrückte Konzert in der Essener Grugahalle ist längst zur Legende verklärt. Für Mitch Ryder war es der Beginn seiner Beziehung zu Deutschland, die seitdem nicht abgerissen ist. "Diese Nacht war für mich eine Chance", sagt er heute, "wie man sie vielleicht nur einmal im Leben hat." In Amerika wollen seine Fans vor allem die Uralt-Hammerhits aus den Sechzigern hören. "In Europa mache ich völlig andere Musik", sagt Ryder. "Hier erlaubt man mir, Künstler zu sein. Deshalb liebe ich Europa."

Re: Mitch Ryder in Town

Ganz oben war der „Godfather of Motor City Rock’n Roll“ mit seinen ‚Detroit Wheels’ in den 60igern, ganz unten in den 70igern. So verlief sein Leben zwischen den größten Erfolgen und Misserfolgen, doch er kämpft beständig gegen Halbherzigkeiten und Oberflächlichkeit. Hundertfünfzig Prozent von sich und seiner Seele zu geben ist kaum genug. Eine explosive und mitreißende Liveperformance ist das Ergebnis dieser seelenvollen, knallharten Rockschlacht, die Elemente des Gospel, Blues wie im Funk, Reggae und Jazz verbindet.

In den 90er Jahren traf er per Zufall auf ‚Engerling’. Zum 5. Mal tourten die vier examinierten Vollblutmusiker der vielseitigen Ostberliner Bluesband mit der amerikanischen Legende durch Deutschland, Belgien, die Schweiz und Österreich. Und wer sie gemeinsam erlebt hat, konnte sich der Kraft und Tiefe ihrer Musik kaum mehr entziehen. Ihre aktuelle Live-Scheibe „The Old Man Springs A Boner“ ist nach „Rite Of Passage“ das zweite Album des Power-Teams und ein echtes Highlight. In unglaublicher Weise wurde hier die Energie und Klasse der Konzerte eingefangen und auf CD gebrannt.

LE-Nightflight sprach mit Mitch Ryder

LE-N: Du startest jetzt für 4 Wochen eine Non-Stop-Tour mit Engerling. Ihr werdet 27 Shows spielen. Bleibt danach ein wenig Zeit zum entspannen in Deutschland?

MR: Zwei Tage nach der Tour muss ich in Amerika schon wieder arbeiten. Wir sind dabei, verschiedene Projekte zu entwickeln.

LE-N: Wie lange dauert die Vorbereitung vor der Tour? Wie stimmt Ihr Euch ab, per e-mail? Und wie viel Zeit nehmt Ihr Euch für die Proben vor der Tour?

MR: Ich bin zwei Tage vor der Tour nach Deutschland gekommen. Wir brauchen nicht viel mehr Zeit zum Proben. Die Abstimmung erfolgt hauptsächlich während des Soundchecks. Da proben wir die neuen Songs.

LE-N: Was ist für Dich wichtig während der Zeit in Deutschland? Es gibt einen Unterschied zwischen den Fans in den USA und denen in Europa. In den USA verlangen Deine Fans die alten Songs aus den 60igern. In Europa bist Du besser bekannt seit Deinem Rockpalastauftritt 1979 und Deinen Tourneen in den frühen Achtzigern. Wie denkst Du über die Fans hier und dort?

MR: Ich bin da, um meinen Fans das zu geben, was sie hören wollen, um ihnen zu dienen. Es gibt Fans, die drüben nach ‚european stuff’ fragen und hier gibt es Fans, die nach Sixties-Sachen fragen. Ich versuche, sie alle zufrieden zu stellen, mein Bestes zu geben, wo ich auch bin. Wenn es einen Sinn hätte, würde ich alte Sachen spielen. Aber ich gebe keinen Geschichtsunterricht. Das ist der Unterschied.

LE-N: Sind Deine in Europa produzierten Alben auch in den USA erhältlich?

MR: Nur teilweise. Eine Internetfirma vertreibt sechs von vierzehn Titeln. Eigentlich ist alles erhältlich. Du kannst alles im Internet anbieten, aber ohne Werbung über andere Medien wie Magazine, Radio oder TV läuft kein Verkauf. Ohne breitere Medien erreiche ich nicht genug Publikum. Zuerst muss man wissen wer Mitch Ryder ist, erst dann wird man auch nach den Platten suchen. Sonst ist es schwierig.

LE-N: Wie wichtig ist für Dich das Internet?

Ich liebe das Internet. Es ist das Beste, was mir seit langem begegnet ist. Es ist sehr nützlich für die Kommunikation. Ich war zum Beispiel sehr erfreut zu lesen, dass in Washington D.C. gegen den Irak-Krieg demonstriert wurde. Es schien, als schliefen die Amerikaner. Sie dürfen Bush nicht gewähren lassen. Diese große Demonstration ist tatsächlich wichtig.

LE-N: Du hast einen Song geschrieben, der heißt „Terrorist“.

MR: Der Song ist auf der aktuellen Live-CD. Es ist ein alter Song. Heute ist er sehr aktuell geworden. „Terrorist“ ist das erstemal auf der ´92er LP „La Gash“ veröffentlicht worden. Wir haben einen neuen Song den wir heute Abend spielen werden „The Shoe“. Er handelt von der Behandlung der Palästinenser, der amerikanischen Gier nach irakischem Öl und der Ungerechtigkeit der globalen Wirtschaft. Der Refrain heißt „My God Is Better Than Your God“.

LE-N: Man kann in Deinen Songs oft politische Aussagen hören!

MR: Ja, ich denke eine ganze Menge. Ich finde es ist die einfachste Art Leute zum nachdenken zu bringen, sie auf diese Art anzuregen, auch Statements zu machen. Es ist der beste Weg Leuten zu helfen sich die Dinge bewusst zu machen. Mich langweilen Songs wie „I Love You, You Love Me, Oh, How Happy We Can Be“. Das ist eine schöne Vorstellung, aber sie ist nicht real. Es ist nicht die Zeit dafür. Da sind eine Menge Gefahren in der Welt über die man sprechen muss.

LE-N: Was hat sich verändert, seit Du in den späten Sechzigern in das Musikgeschäft kamst?

MR: An meiner Musik? Oder im Business?

LE-N: Zuerst, an der Musik.

MR: An meiner Musik hat sich nichts verändert. Es sind immer noch die selben Einflüsse wie R&B, Gospel, Soul, Rock’n Roll und etwas Country. Das ist, woher ich komme, mein Background. Aber das Business ist schneller und größer geworden und es geht um mehr Geld. Es hat sich nicht viel geändert, es ist ein bisschen wie in dem Film ‚Good Fellows’, in dem Joe Baszie sagt „They fuck you at the drive through.“ Du weißt, ein ‚drive through’ ist wie Mc Donalds, Du fährst mit dem Auto ran, bekommst die Sachen durchs Fenster gereicht, bezahlst und fährst weg. Später realisierst Du, dass das Falsche in der Tüte ist. Die bescheißen dich. They fuck you at the drive through. So ist das Geschäft grundsätzlich. Jetzt geben sie dir einen Job und dann schmeißen sie Dich wieder raus. Das Business hat sich nicht verändert, man muss damit klarkommen.

LE-N: Ich denke, es ist eine harte Tour für Dich, sechs Tage die Woche zu spielen?

MR: Es ist eine gute Zeit für zwei Stunden oder mehr. Es macht Spaß. Es ist keine emotional harte Tour, sondern eher körperlich. Sieh auf die Termine – bang, bang, bang – ich werde ja nicht jünger! Ich bin kein „jumping chicken“ mehr. Das Feeling ist sehr gut, die künstlerische Qualität ist sehr gut, die Band ist sehr gut. Da gibt es keine Probleme. Das ist eine sehr gute Erfahrung.

LE-N: Was ist das besondere an der Zusammenarbeit mit ‚Engerling’?

MR: Wir machen gute Musik zusammen. Wenn man Leute kennt und sich versteht, dann kann man Dinge gemeinsam entwickeln. Gewöhnlich gebe ich die Dinge vor. Aber ich kann ihnen zutrauen, Teile der Songs selbst zu entwickeln. Ich kann mich darauf verlassen. Und schließlich mag ich es, weil es von ihnen kommt.

LE-N: Wie funktioniert das Arrangieren der Titel, bringst Du es mit?

MR: Also, ich arrangiere nichts. Ich zeige ihnen die Idee, die Melodie, die Akkordfolge und die Band braucht einen Tag, um die Idee zu verarbeiten und umzusetzen. Die Musiker kennen ihren Part.

LE-N: Man kann auf der CD hören, dass die Zusammenarbeit mit der Band sehr gut funktioniert. Wann hast Du ‚Engerling’ zum ersten Mal getroffen?

MR: Wir trafen uns 1994 im Restaurant unter dem Hansa Studio in Berlin, wo Bowie und ‚U2’ schon Platten aufgenommen hatten.

LE-N: Warst Du vor dem Fall der Mauer in Ostberlin?

MR: Ja, ich wurde von der kommunistischen Regierung gefragt, ob ich Rock’ n Roll spielen würde. Und ich sagte: warum nicht?

LE-N: Du hast Robert Gillespie mit dabei. Ihr arbeitet bereits seit den Achtzigern zusammen.

MR: Robbie und ich arbeiteten schon verschiedentlich zusammen. Er kam und ging. Dies ist meine zweite Tour mit ihm und ‚Engerling’. Zuvor war Steve Hunter mit dabei. Ich halte immer nach guten Gitarristen Ausschau.

LE-N: Ich hatte gelesen, dass Robert die ‚Detroit Wheels’ in den frühen Achtzigern wieder gegründet hatte. Ist das richtig?

MR: Robert Gillespie? In den frühen Achtzigern? Nein. Nicht wirklich. Es gibt Mitch Ryder und der hat eine Band. Und das sind nicht die ‚Detroit Wheels’.

LE-N: Die ‚Detroit Wheels’ existierten also nur in den sechziger Jahren?

MR: Ja. Ich verwende den Namen noch in Amerika. Der Name ist eine Trademark. Er ist offiziell anerkannt und wird als solcher vermarktet. Aber es ist kein ‚Detroit Wheel’ mehr dabei.

Re: Mitch Ryder in Town

Engerling

Nahezu 30 Jahre sind sie unentwegt, unbeirrt, ungeschlagen unterwegs auf den vornehmlich ostdeutschen Bühnen, zu Beginn als ‚Engerling-Blues-Band’, später als ‚Engerling’ und dürfen damit wohl als eine der erfolgreichsten wie beständigsten Bands in der hiesigen Musiklandschaft angesehen werden. Die Besetzung wechselte einige Male. Mit dabei sind aber nach wie vor der Bandgründer, Texter, Komponist, Sänger und Keyboarder Wolfram (Boddi) Bodag sowie Gitarrist Heiner Witte. Aus dem ehemaligen Sextett ist inzwischen ein Quartett geworden, zudem nun Manfred Pokrandt (Bass) und Vincent Brisach (Drums) gehören.

Was macht den anhaltenden Erfolg der ‚Engerlinge’ aus? Es ist nicht nur die Kontinuität, mit der die examinierten Musiker arbeiten, nicht nur die musikalische Klasse jedes Einzelnen von ihnen, nicht allein die pure Spiellust, mit der sie auf die Bühne gehen und auch nicht allein ihre sympathische Natürlichkeit ohne jedes Star-Gehabe, durch die sie immer glaubhaft bleiben. Die Mischung all dessen führte sie einerseits zu einem sehr unverwechselbaren Stil und lässt sie andererseits vielseitig bleiben.

Genau diese Mischung ist es, die ihnen seit Jahrzehnten ein treues Publikum sichert, von dem man behauptet, es wäre „gar nicht ostalgisch“ und das sich dennoch vornehmlich aus den neuen Bundesländern rekrutiert.

Den Westen müssen sie „durch die Hintertür“ erobern. Im Gespann mit der amerikanischen Blues-Rock-Legende Mitch Ryder gelingt ihnen auch das. Seit 1994 waren sie in diesem Gespann nun schon vier mal auf Tour durch Deutschland, die Schweiz und Österreich und fanden große Anerkennung. Die fünfte Tournee, die sie diesmal auch nach Belgien führen wird, startet Mitte Januar.

Zu keiner Zeit haben sich ‚Engerling’ auf etwas festnageln lassen, was ihre Kreativität und die Entwicklung ihrer Musik eingeschränkt und sie damit auf irgendeine musikalische Schmalspur gebracht hätte. Ihre deutschen Texte sind intelligent, scharfsinnig oder nachdenklich, immer „aus dem Leben gegriffen“, aber niemals banal sondern sehr authentisch, nachvollziehbar, nachempfindbar. Das mag der Grund dafür sein, dass Titel aus den siebziger und achtziger Jahren ihre Aktualität weder durch die Zeit, noch durch die gesellschaftliche Wende eingebüsst haben. Sie gehören ebenso zum Repertoire wie ihre neueren Stücke, Stones Covertitel und Stücke von den mit Mitch Ryder eingespielten Alben

Re: Mitch Ryder in Town

Fan Kritik vom 20.02.2005 aus Kassel


Da es noch mächtig in mir nach schwingt... habe ich doch noch einen kleinen Bericht verfasst...

Mitch Ryder - ein unvergesslicher Abend.

Nachdem ich die letzten Jahre die Konzerte von Mitch Ryder meist aus dritter oder vierter Reihe gehört habe, wagte ich mich dieses Jahr mal in die erste vor. So hatte ich alle Musiker und Mitch stehts direkt vor mir.

Ja, Mitch wirkte aufgrund seiner Hüftoperation zwar nicht so beweglich, aber 6 Tage vor seinem 60. Geburtstag geistig voll auf der Höhe und motiviert sein Programm für diesen Abend zu den Jahren zuvor umzuschreiben. Er präsentierte sich in ungewöhnlicher Spielfreude und gab den Zuhörern zwei Stunden eine Mischung aus Soul, Rock ´n Roll, Blues, ja sogar Folk und modernen Rock.

Die Klassiker von ihm (Freezin´ in hell, Everbody loses und Nobody white can sing the blues, sowie Red scar eyes) brachte er nach wie vor, aber auch die Songs, unter anderem den Mellencamp Song, den bereits KL vom Bericht aus Osnabrück erwähnte und ein besonderes Special seiner Rock n´ Roll Zeit aus den 60zigern heizten so richtig die Stimmung an. Keineswegs fehlten auch ein paar weiche Töne. Mit Ian Hunter hatte er wieder einen ausgezeichneten Gitarristen mitgebracht, der sein Können bei Gimme shelter unter Beweis stellte. Es war schon familiär, wenn er von seiner Frau Megan und die Kinder erzählte und man spürte seine eigene Ergriffenheit bei diesen Songs an.

Kaum habe ich das Stück Heart of stone (letze Zugabe diesmal) besser gehört, wie an diesem Abend und das machte mir auch deutlich, dass seine Stimme nach wie vor über jeden Zweifel erhaben ist. Sie wird weder schwächer noch scheint sie sich zu verändern, trotz des Alters. Modern arrangierte Songs und gewaltige Energie erfüllten den kleinen Saal des Fiasko´s in Kassel knapp 2 Stunden. Das kann nur ein Mitch Ryder... und wir werden ihn nächstes Jahr nach seiner zweiten Hüftoperation bestimmt wieder tanzen sehen. Der Mann braucht die Bühne, wie ich und andere seine Musik. So werden die Frauen immer jünger und die Männer im älter auf seinen Konzerten, was ich mal am Rande noch bemerken möchte.

Re: Mitch Ryder in Town

Die Zeit am 12.Januar 2003.
Von Christoph Dieckmann

„Er ist nicht mein Präsident“
Die Achse der Guten: Mitch Ryder aus Michigan und Boddi Bodag aus Ostberlin.



Eines Tages tropfte es aus Bodags Zimmerdecke. Die Wohnung über ihm im vierten Stock stand leer. Er friemelte die Tür auf und betrat eine böse Bude: kaputte Fenster, Regenwasser, Müll und tote Katzen. Bürger Bodag meldete die Zustände der Ostberliner Wohnungsverwaltung und verreiste. Die Behörde befahl Räumung und entsandte die Brigade Gründemann. Der Brigadier, dem auch der Keller Stockwerk war, zählte souverän bis vier, knackte Bodags Wohnung und räumte wie geheißen. Bodags Habe, auch die Plattensammlung, flog auf einen Hänger, aus dem sich alsbald die Nachbarschaft bediente. Ja, an Bluesthemen litt die DDR nicht Mangel.

Verantwortungsträger vom Schlage Gründemann vertilgte die Marktwirtschaft. Man kann ja an der Wende mancherlei bemäkeln, aber Bodag ist ein wandelndes Exempel, dass die wirklich guten Ossis in den Himmel kommen, jedenfalls von Zeit zu Zeit. Wolfram Bodag, ostweit als Boddi populär, Chef der Berliner Band Engerling, war ein Prototyp der DDR-Rockszene: Alltagspoet, Keyboarder von Graden und singender Verwandler von Aggression in Melancholie. Obwohl ihm die Polizei 1986 die Hände brach, wollte er nie Staatsstürzer werden, lieber Radrennfahrer.

Als Boddi, in bewährter Trockenheit, mir 1988 die Gründemann-Story erzählte, lief im Hintergrund eine seiner Lieblingsplatten: How I Spent My Vacation von Mitch Ryder. Bodag verehrte das Detroiter Nebelhorn wie einen der vier Evangelisten; die anderen hießen vermutlich Bob Dylan, Randy Newman und Van Morrison. Eben war Ryder, unfassbar, im Palast der Republik aufgetreten und hatte diesen Kreml der sozialistischen Freizeitgestaltung mit seinen todeskundigen Hymnen kontaminiert (nachzuhören auf dem gloriosen Live-Album Red Blood White Mink). Unvergessliches Finale: Ryder, Soul Kitchen gurgelnd im fahlen Licht der Angst, wandelt sich zum Erlöser. „In the end I’ll be your friend“, sang er, wie schwebend, „smile again, smile again (…) when the bombs stop fallin’ on Berlin“.

Im Herbst 1989, kurz vor der Revolution, durfte Bodags Band erstmals nach Westen. Verblüfft hörte in Hamburg Ryders deutscher Booking-Agent Karsten Schölermann, wie die Ossis Ryder-Songs spielten. Er machte Kontakt, und anfangs der Neunziger avancierte Engerling zu Ryders europäischer Band. Transatlantische Differenzen sind beiden Seiten nicht erinnerlich, allerdings bestaunte Ryder die Übungsdisziplin der Deutschen und dass die Engerlinge auf der Probe Noten malten. Dann action: Ryders Jericho-Organ trompetete den Urschrei aus Freezin’ In Hell. Bodag kippte hinterrücks vom Keyboard und schlug sich den Schädel auf.

Seit Ryder und Engerling gemeinsame Sache machen, fabrizierten sie ein Studio-Album (Rite of Passage, 1994), ein Konzert-Video und etliche Tourneen. Die des Vorjahrs dokumentiert trefflich die eben erschienene Live-CD The Old Man Springs A Boner (BuschFunk 00852, BuschFunk, Rodenbergstraße 8, 10439 Berlin, Tel. 030/44651100). Der Geist kehrt zurück, pantert über die Bühne, hält das Mikrofon mit den Fingerspitzen und raucht seine Guttural-Erotik aus, dass es dich überläuft: „I claim to fly with the master of love…“ Ryders größtes Talent ist Dynamik, die Stille hinter dem Schrei. So würde Jim Morrison mit 57 klingen. Bodag beorgelt die blauschwarze Messe, Manne Pokrandt basst fett, die Slide-Gitarristen Heiner Witte und Robert Gillespie halten Ryders schwere Lok unter Dampf und auf doppeltem Gleis. Wie betäubt ballt sich das Volk im heißen Qualm. Dann ist es vorüber. Licht flackert auf. Die Menge taumelt hinaus. Das erste Bier. Noch hält der Bann. Da drängelt sich ein Tempelschänder an den Berliner Tresen und offenbart seinem Kumpel: Ick war jrade mit Mitch pinkeln. – Und? – Is och alt jeworden.

Mitch Ryder führt ein Doppelleben. In den USA zehrt er vom Sixties-Ruhm seiner Detroit Wheels. Dort, sagt er, verlange man ewig seine alten Heuler Jenny Take a Ride und Devil With a Blue Dress On. Seine reife, die europäische Karriere begann in der Rockpalast-Fernsehnacht vom 7. Oktober 1979. Seither hat Ryder hierzulande ein treues Publikum für sein erwachsenes Werk, das daheim kaum einer kennt – War und Ain’t Nobody White und Red Scar Eyes und Er ist nicht mein Präsident, ursprünglich Ronald Reagan zugedacht.

Ryder ist durchaus ein politischer Kopf. Er registriert die deutschen Dinge, vernimmt westliche Erbitterung über den Dauerzehrgast Osten, bekundet Sympathie für östliche Schwimmversuche in westlichen Wassern. Letztlich, meint er, müssten sich die Leute sagen: Wir sind alle Deutsche, lasst uns einander helfen. Dorthin zu gelangen, habe es in den USA leider eine Katastrophe gebraucht.

Mitch, letztes Jahr hast du hier über den 11.September gesprochen, über Demut und Bescheidenheit. – Die fällt uns Supermacht-Amerikanern schwer, sagt Ryder. Wir wissen ja kaum was über die Welt draußen, nur dass angeblich alle werden wollen wie wir. Warum sollten wir uns dann ändern?

Bekommt Er ist nicht mein Präsident jetzt eine neue Widmung? – Ich sehe bei George W. Bush und seinen Militärs dieselbe Kolonial-Arroganz wie bei den Briten, als die ihr Weltreich bauten, sagt Ryder. Dieses: Niemand kann uns stoppen, wir kriegen, was wir wollen. Oh, zum Schein gehen wir über die UN.

Kann irgendwas den Golfkrieg verhindern? – Nein. Nur Bushs Leute. Seine Wähler. Bloß sagen die meisten Amerikaner: Wenn’s mir und meiner Familie nicht wehtut, wenn ich meinen Job behalte, schert mich nicht, was die Regierung tut. Da wird Macht missbraucht. Im Namen von homeland security werden Verfassungsrechte kassiert. Wir zerstören damit, was wir zu schützen vorgeben. Es ist hier zurzeit sehr ungemütlich.