Die Phileasson Saga - Spielberichte

Tödliches Opfer

Tödliches Opfer

„Da vorne ist etwas!“ Raluf ruderte oben im Krähennest gefährlich wild mit den Armen, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sekunden später stürmte die gesamte Besatzung zur Backbordreling. Aus dem uns stets umgebenen Nebel zeichnete sich tatsächlich allmählich die Kontur eines kleinen, flachen Bootes ab. Sofort ließ Kapitän Phileasson den Anker lichten und das kleine Bug-Segel hissen. Langsam und fast lautlos begann sich das Schiff durch den Nebel in Richtung des kleinen Objekts zu bewegen. Eine gespenstige Stille breitete sich aus. Mit zusammengekniffenen Augen starrten wir alle wie gebannt auf das kleine Vehikel. „Ein Totenboot…“, hörte ich neben mir Ohm flüstern, „Es ist nur ein Totenboot. Wo bleibt Tharan? Er müsste längst aufgetaucht sein.“ Shaya blickte mit entsetztem Blick auf: „Glaubst, Du etwa, er ist…?“ „Er ist ein Elf. Elfen können nicht sterben, heißt es.“ „Vielleicht hat er sich versteckt. Im Totenboot.“ Das Boot hatte sich nun auf einige Schritt genähert. Shaya stieß einen Jubelschrei aus, als tatsächlich Tharans Gesichtszüge auf dem reglosen Körper in dem Totenboot erkennbar wurden. „Dieser Fuchs! Er hat es tatsächlich geschafft, sich so aus der Stadt zu mogeln.“ „Moha, Krottet, kommt mit ins Beiboot, dann wollen wir unseren Scheintoten doch mal bergen.“
Als wir bei ihm waren mussten wir feststellen, dass er erschreckend bleich war. „Er scheint sich verzaubert zu haben. Den bekommen wir schon wieder wach!“ Mit vereinten Kräften hievten wir ihn ins Beiboot und schließlich auf unser Schiff. Wir legten ihn auf ein Segeltuch und Phileasson gab ihm ein paar Ohrfeigen, während sich der Rest der Mannschaft mit besorgter Miene um ihn versammelte. „Tharan, Du kannst jetzt aufwachen, du bist in Sicherheit.“ Phileasson blickte zu Alfonso auf „Alfonso, welchen Zauber hat er auf sich gewirkt?“ Alfonso zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin mit der Elfenmagie nicht so bewandert. Ich könnte versuchen, ihn mit einem kleinen Zauber wieder wach zu machen.“
Dirona hatte sich inzwischen auch neben Tharans Körper gekniet und eine Hand an seinen Hals gelegt. Mit einer Träne im Auge schaute sie auf und sagte mit zittriger Stimme: „Ich fürchte, ihn wird nie wieder jemand wach machen.“ Schluchzend brach sie über seinem Körper zusammen. Ein paar Sekunden vergingen, in dem alle versuchten, zu realisieren, was Dirona damit sagen wollte, dann brach wildes Stimmgewirr aus. Alle riefen durcheinander, eine schickten eilige Gebete an Osima, andere versuchten wie wild, Tharan wieder in seinen Körper zurückzubringen. Ich versuchte zu verstehen, was passiert war, verstand es aber nicht.
In meinem Gedächtnis juckte etwas. Irgendetwas war falsch. Und plötzlich explodierten die Gedanken in meinem Kopf. Ich hatte ihn umgebracht! Ich habe ihn mit seinem Pfeil erschossen! Ich habe einen unserer besten Kämpfer getötet. Ich bin Schuld, dass unser erfahrendster Mann leblos vor uns lag. Plötzlich wurde mir schlecht und ich hatte das Bedürfnis zur Reling zu rennen. Zu meiner Überraschung stand dort Phileasson, gefasst und seine Hand nachdenklich an die Schläfen gelegt. „Es macht keinen Sinn.“ Murmelte er vor sich hin. Ich blickte ihn fragend an. „Er weiß, dass Du ein guter Schütze bist. Er wusste, dass er sterben wird. Aber dies war nicht der Augenblick eines Heldentods. Warum hat er sich dennoch töten lassen?“ Auf einmal weiteten sich seine Augen und sein Kopf fuhr hoch. „Wie groß ist der Kessel?“ Ich blickte ihn verdutzt an. „WIE GROß IST DER KESSEL!?“ Phileasson stürmte zu Osfalai, riss ihn herum und schrie ihm die Frage noch einmal ins Gesicht. Osfalai blickte zuerst verdutzt rein und dann ging auch ihm ein Licht auf. Er fing an in seiner Kutte zu kramen und förderte ein paar Papierfetzen zu tage, die er eilig überflog und dabei irgendwas von Kesseln murmelte. Seine Stimme wurde lauter und dann las er laut den Text vor „Der Kessel im Turm des Schlangenkönigs ist Groß genug für zwei bis drei Personen.“
Konsterniert blickten wir alle Phileasson und Osfalai an. Raluf grunzte. „Na und? Das macht ihn auch nicht…mehr….“ Er stockte. „…lebendig“ vollendete Talea seinen Satz und brach danach in Jubel aus. „Aber warum?“ fragte Ohm. Osfalai brannte vor Begeisterung über diesen Plan. „Es gibt Wahrheitszauber! Elfen können Gedanken lesen. Sie wüssten, dass sein Vorschlag nur eine List ist, wenn sie sich nur ein paar Stunden mit ihm beschäftigt hätten und in seine Gedanken geschaut hätten. Allerdings funktioniert das Gedankenlesen nur, wenn derjenige noch denkt!“ Die Jubelrufe mehrten sich und Loblieder über Tharan wurden angestimmt.
„Auf zur verlorenen Insel!“, brüllte Phileasson, der voller Euphorie das Ruder drehte, „Auf zum Kessel! Auf zu Thoram und Tharan!“
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