Psyche - Warum Kinder zuviel essen
Essen hält Leib und Seele zusammen - dieser Satz bringt die physische und psychische Seite des Essens auf den Punkt. Wenn Babys gestillt werden, sind sie nicht nur satt, sondern haben auch viel mütterliche Liebe und Fürsorge erfahren. Nahrungsaufnahme bedeutet damit auch immer Geborgenheit.
Süßes statt Zuwendung
Wenn kleine Kinder quengeln, weil sie Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen, stellen manche Eltern sie einfach mit Süßigkeiten ruhig. Mit der Zeit werden die süßen Leckereien zu Beruhigungsmitteln, die als Befriedigung dienen.
Wenn Essen für ein Kind sehr früh zum einzigen Symbol von Liebe, Trost und Zuwendung wird, kann daraus eine Essstörung entstehen. Dabei wollen Kinder eigentlich von ihren Eltern gesehen und wahrgenommen werden, statt sich mit Ersatzbefriedigungen abzulenken.
Futtern fürs Lob
In vielen Familien ist ein braves Kind immer auch ein guter Esser. Dass der Teller leer ist, ist ein wichtiger Maßstab für gelungene Erziehung und gute Versorgung des Kindes. Daran messen sich Eltern, und sie werden selbst daran gemessen. Ein Löffelchen für Mama, eins für Papa, noch eins für Oma, und wer brav den Teller leer isst, darf hinterher Fernsehen und wird gelobt.
Die Kinder essen über ihr angeborenes Sättigungsgefühl hinaus, um Anerkennung und Lob der Eltern zu bekommen. Mit der Zeit verlernen sie dann, auf ihren Körper zu hören. Eltern sollten das natürliche Sättigungsgefühl der Kinder achten und nicht darauf drängen, dass alles aufgegessen wird.
Essen als Ersatz
Wenn ein Kind immer dicker wird und es übermäßig viel isst, sollten Eltern auch nach seelischen Ursachen fragen: Welchen Stellenwert hat das Essen in der Familie? Wird Essen als Erziehungsmaßnahme eingesetzt? Stopft das Kind Dinge in sich hinein? Wonach hungert die Seele des Kindes wirklich?
Körperfülle ist auch ein Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen. Ist das Kind sehr dick, machen sich die Eltern vielleicht Sorgen um die Gesundheit des Sprösslings, und das Kind bekommt endlich die gewünschte Aufmerksamkeit.
Manche Kinder haben aber auch einfach nicht gelernt, ihre Zeit sinnvoll zu füllen. Sie haben keinen Spaß an Büchern, keine Hobbys, denen sie sich begeistert widmen, und keinen Sport, bei dem sie sich austoben können. Die Leere füllen sie dann mit Fernsehen und Essen.
Gefangen im Teufelskreis
Mit der Zeit beginnt für viele Kinder ein Teufelskreis, aus dem sie alleine nicht mehr ausbrechen können. Sie essen, um sich für kurze Zeit Wohlbefinden und innere Zufriedenheit zu verschaffen. Doch von der Umwelt werden dicke Kinder gehänselt und verspottet, sie ziehen sich zurück. In dieser Isolation suchen sie dann wieder Trost beim Essen und Trinken. Die Folge: Das Kind wird immer dicker und unglücklicher.
Bedürfnisse ernst nehmen
Eltern und andere Erwachsene bilden einen wesentlichen Teil des Umfeldes, in dem sich Persönlichkeit und Verhaltensweisen des Kindes entwickeln. Kinder brauchen die Unterstützung ihrer Eltern, damit sie ihre Fähigkeiten, Stärken und sich selbst wahrnehmen können. Mit Zuwendung und Zeit können Eltern große Dinge bewirken und Entwicklungsanreize schaffen. Wichtig sind Aufmerksamkeit ohne Zeitdruck und die Fähigkeit, sich in das Kind hinein zu versetzen. Das bedeutet, sich mit den kindlichen Bedürfnissen und Ansprüchen auseinander zu setzen und sie in die Planung des Tagesablaufs einzubeziehen.
Zunächst scheint es einfacher, ein quengelndes Kind mit Schokolade ruhig zu stellen, doch das ist keine echte Lösung. Das Kind lernt nicht, seine eigenen Gefühle zu verstehen. Nur wenn sich die Eltern wirklich für das interessieren, was in dem Kind vorgeht, lernt es sich selbst zu fragen: Habe ich tatsächlich Appetit auf Schokolade? Bedrückt mich etwas? Bin ich müde, ist mir langweilig oder ist mir alles zu viel?
Hat ein Kind gelernt, seine Emotionen zu deuten, können Eltern gemeinsam nach Lösungsstrategien suchen. Einem Kind, das sich überfordert fühlt, hilft zunächst Entspannung. Das können eine CD mit ruhiger Musik oder Streicheleinheiten der Eltern erreichen. Danach können Eltern und Kinder gemeinsam herausfinden, woher die Überforderung kommt. Manchmal hilft eine klare Gliederung des Alltags, um Schule, Lernen und Freizeit stressfrei unter einen Hut zu bekommen.
Können wir das schaffen? Yooh, wir schaffen das !!!