Steher´s Forum - 1.FC Köln

Prinz Poldi

Prinz Poldi

Hab folgenden -meiner Meinung nach sehr gut geschriebenen- Artikel gefunden...

Die Jagd auf den Prinzen
Warum Nationalstürmer Lukas Podolski vom 1. FC Köln manchmal lieber verteidigt und was ihm sein Präsident Wolfgang Overath voraushat
von Peter Stützer

Die Annäherung an Lukas Podolski (19) geht auf zwei Arten: hart oder herzlich. Aleksandar Vasoski hat sich am vorigen Freitag für die erste Variante entscheiden, für die Blutgrätsche mazedonischer Machart. Vasoski, Verteidiger bei Eintracht Frankfurt, hat solange auf den Kölner Berufskollegen eingetreten, bis der endlich kaputt war. Zumindest für diesen Tag. Nach einer guten Stunde humpelte Podolski vom Platz, Einblutung in der linken Wade, befand der Doktor. Schlimm.

Vielleicht schlimmer: Die grobschlächtige Taktik hat auch noch Erfolg und ermutigt zur Nachahmung. Podolski schoß kein Tor, Köln verlor 0:1, und selbst Jürgen Klinsmann hat den Schaden. Sein Jungstar mußte sich das Länderspiel gegen Argentinien am Mittwochabend verletzt von der Tribüne aus ansehen.

Der Annäherungsversuch im Gespräch gibt auch nicht gerade Anlaß zu einer kleinen "La Ola", aber da sind die Rollen ja auch vertauscht. Wenn er spielt, ist Lukas Podolski Stürmer, wenn er spricht, Verteidiger. Läßt keinen ran, läßt keinen durch, geht jedem Zweikampf aus dem Weg. Die Rede im kölschen Idiom kommt selten in Fluß, doch vorzuwerfen ist ihm das nicht, er macht das nicht extra, jeder spielt das, was er kann. Bei Podolski ist das eindeutig Fußball. Reden können andere besser.

Wolfgang Overath, zum Beispiel, sein Präsident: "Lukas darf kein Freiwild werden." Das Umfeld hat nach den Frankfurter Tritten viel lauter aufgeschrieen als der Spieler selbst. Der kommt nur ganz zögerlich aus der Deckung. "Das sind halt Zweikämpfe. Und ich nehme Zweikämpfe gern an", sagt er. "Aber wenn du dauernd von hinten weggetreten wirst, normal ist das nicht." Er sollte Artenschutz reklamieren, solche wie er sind rar, tut er aber nicht, denn: "Die Schiedsrichter stehen gerade selbst sehr unter Druck."

Das ist der Zeitpunkt, da die andere Seite der Popularität bei ihm angekommen ist. Bösartigkeit, Mißgunst, Neid. Jetzt gibt es auf die Socken, wo bis gestern die Sterne einfach so vom Himmel fielen. Vom Jugend- zum Nationalspieler in Nullkommanichts, vom Nobody zum Volkshelden, Spitzname: "Prinz Poldi". Dreimal wurde er "Spieler des Monats", viermal schoß er das "Tor des Monats", kein Profi in Deutschland traf in dieser Saison so oft wie er (15 Tore). Adidas schickt Podolski als einzigen Deutschen in seine Imagekampagne neben Weltstars wie Del Piero oder Trezeguet. Der Fußballglobus ist aufmerksam geworden auf den Kölner Nachwuchsmann. Manchester United schickte Chefscout Peter Brown zum Spiel nach Frankfurt. Selbst schuld, immerhin setzte FC-Trainer Huub Stevens Podolski neulich auf eine Stufe mit "dem jungen Johan Cruyff, dem jungen Ryan Giggs oder jetzt Wayne Rooney". Das weckt Begehrlichkeiten, erst recht, wenn so einer in der Zweiten Liga kickt.

"Eine große Ehre", sagt der Gepriesene über das allgemeine Interesse bloß. Und was er immer sagt: "Leistung auf dem Platz bringen und Tore schießen." Etwas anderes interessiert ihn nicht.

Lukas Podolski trägt ein hellblaues T-Shirt mit kurzem Arm, drunter ein weißes mit langem Arm - wie Teenager heute so rumlaufen. Am linken Handgelenk baumelt ein gelbes Gummiarmband, auf dem "Livestrong" geschrieben steht. Das ist sein Beitrag zu Lance Armstrongs Krebsstiftung. Es soll Kraft bringen. Sehr herzlich erzählt er von der Familie ("Sie ist tabu"), den Eltern, der Schwester, der Tante. "Sie ist ein Fan von mir." Mit der Freundin richtet er sich eben eine 90-qm-Wohnung ein, in Bergheim, familiennah.

Frankfurt war eine neue Erfahrung, keine schöne. Nicht allein wegen der Tritte. Die Eintracht-Fans haben ihn mit Haßgesängen bedacht. "Ich kann's nicht ändern. So ist das halt: In England werden die Stars überall gefeiert, bei uns wirst du beworfen und beschimpft." Schulterzucken. "Ich brauche diese Fans nicht. Ich habe eigene." Als Antwort will er Tore schießen. Und Leistung bringen. Mit dieser Antwort war zu rechnen.

Lukas Podolski trägt einen Schutzschild aus Einfachheit, Ehrgeiz und Herzlichkeit. Er macht sich seine Welt nicht unnötig kompliziert. Höchst wahrscheinlich, daß ihn neben dem Talent gerade dieser Panzer noch weit bringen kann.

Quelle: Die Welt
Artikel erschienen am Do, 10. Februar 2005


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Alkohol trinken ist keine Kunst, aber Saufen muss gelernt sein.

Re: Prinz Poldi

Der Artikel ist sehr gut geschrieben!

Mich wundert es aber doch das es solche Sachen wie sie in Frankfurt passiert sind noch nicht vorher aufgetreten sind.

Poldi ist ja schon seit seinem Debüt bekannt,und jeder weiß das in Liga 2 Körperbetonter gespielt wird.


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Alkohol, die Ursache und Lösung aller Probleme

Re: Prinz Poldi

Naja, die Frankfurter sind halt Assis.

Körperbetont hin oder her. Wer von Anfang an ne Taktik ausruft, in der es ne wichtige Rolle spielt, nen Spieler, der dazu beitragen soll 2006 den WM-Titel nach Deutschland zu holen, systematisch kaputt zu treten, der is nich ganz sauber!


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Re: Prinz Poldi

Die Taktik kenne ich noch von früher vom TSV Chemie Premnitz.

Wenn Du gegen einen guten Stümer gespielt hast ,kam dann schon ein Aufruf den Spieler mal ein bisschen härter ran zunehmen,um ihm aus dem Spiel zu nehmen!

Wie gesagt war das in der Bauernliga und nicht 2.Liga ,wo man eigentlich davon ausgehen sollte das diese Taktik dort keine Anwendung findet!

Aber wer kein spielen kann muss halt den der anderen Mannschaft zerstören. Leider gab den FF diese Taktik recht!


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