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KarstadtQuelle macht Weg frei für Kapitalspritze

KarstadtQuelle macht Weg frei für Kapitalspritze

Essen (dpa) - Nach der Einigung bei KarstadtQuelle laufen nun die Vorbereitungen für die überlebensnotwendige Kapitalerhöhung auf Hochtouren. Die Kapitalspritze soll das drastisch geschrumpfte Eigenkapital des angeschlagenen Handelsriesen um 535 Millionen Euro aufbessern.

Die Kapitalerhöhung war bereits am Montag beschlossen, aber durch die am Donnerstagabend schließlich ausgeräumten Widersprüche einiger Kleinaktionäre blockiert worden. Bereits am 14. Dezember sollen die neuen Aktien, deren Bezugspreis auf 5,75 Euro festgesetzt wurde, erstmals an der Börse gehandelt werden. In einer Vereinbarung mit den widersprechenden Aktionären hatte das Unternehmen zuvor unter anderem mehr Informationen für Aktionäre und einen Bezugspreis für die neuen Aktien von mindestens 5,38 Euro zugesagt.

Die Kapitalerhöhung gilt nach der Banken-Zusage über einen Kredit von 1,75 Milliarden Euro und dem Sanierungsbeitrag der Beschäftigten über 760 Millionen Euro als der letzte noch fehlende Baustein in dem Sanierungskonzept. Wäre es in dieser Woche nicht gelungen, die letzte noch bestehende Hürde für den Sanierungsplan rechtzeitig aus dem Weg zu räumen, hätte dem Unternehmen nach den Worten von Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff die Insolvenz gedroht.

Nach Informationen aus Branchenkreisen soll das Unternehmen neben dem milliardenschweren Sanierungsprogramm auch eine Wandelanleihe als zusätzliche Finanzspritze von mindestens 125 Millionen Euro planen. Über diesen Schritt seien sich Vorstand und Aufsichtsrat einig, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Freitag.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte am Freitag, dass mit der Einigung für die Anteilseigner des Warenhauskonzerns insgesamt «relativ wenig erreicht» worden sei. «Dafür hat sich die Gefahr nicht gelohnt das Unternehmen an den Rand der Insolvenz zu drängen», sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, in Düsseldorf.

Die Anleger müssten sich nun ein Mitziehen bei der geplanten Kapitalerhöhung «sehr genau überlegen», sagte Kurz. «Man muss sehen, dass KarstadtQuelle noch vor sehr schwierigen Zeiten steht», sagte der DSW-Sprecher. Nun müsse erst das geplante Sanierungsprogramm zu 100 Prozent umgesetzt werden. «Da hat Herr Achenbach noch sehr viel zu tun», sagte er.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßte die erzielte Einigung. «Wir freuen uns natürlich, dass wir einen wichtigen Schritt vorwärts gekommen sind», sagte Ver.di-Sprecher Harald Reutter. Nun müsse es darum gehen, den Sanierungsplan umzusetzen.

Der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger warf den Banken unterdessen in einem Gespräch mit dem rbb-Inforadio vor, ein «Erpressungsszenario» geschaffen zu haben. Die Banken hätten sich letztendlich als die großen Gewinner der Karstadt-Krise gezeigt, sagte Wenger. Die mit dem Unternehmen erzielte Einigung der Aktionäre bezeichnete Wenger als «Teilerfolg». Wenger wird mit dem Verein zur Förderung der Aktionärsdemokratie in Verbindung gebracht, der einige der widersprechenden Aktionäre vertrat.