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Möglicherweise mehr als 80 000 Fluttote

Möglicherweise mehr als 80 000 Fluttote

Jakarta/Neu Delhi (dpa) - Die Naturkatastrophe in Asien nimmt immer verheerendere Ausmaße an und könnte mehr als 80000 Menschen das Leben gekostet haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass noch einmal so viele Menschen in den Katastrophengebieten durch Seuchen sterben könnten.

In Indien begannen Impfungen, um Epidemien zu vermeiden. Möglicherweise wurden durch die Flutwellen auch mehr als 100 deutsche Touristen getötet. In Berlin kam am Mittwoch der Krisenstab der Bundesregierung zusammen. An der Sitzung nahm auch Bundeskanzler Gerhard Schröder teil.

In Indonesien rechnete die Regierung am Mittwoch mit bis zu 40000 Toten. Die Zahl der Flutopfer auf Sri Lanka stieg nach offiziellen Angaben auf knapp 22000, die Regierung in Colombo erwartete einen weiteren Anstieg. Auf den indischen Nikobaren-Inseln rechnete die Polizei mit bis zu 10000 Toten, jeder fünfte Inselbewohner gilt als tot oder vermisst. Damit würde die Opferzahl in Indien auf rund 17000 steigen. Befürchtet wird, das ganze Eingeborenenstämme auf den Andamanen und Nikobaren ausgelöscht worden sein könnten.

Die Zahl der Opfer in Thailand liegt nach offiziellen Angaben inzwischen bei mehr als 1500, davon sind fast drei Viertel Ausländer. Das Schicksal von mindestens 600 Deutschen war zunächst unklar, wie die deutsche Botschaft in Bangkok mitteilte. Die diplomatische Vertretung Schwedens berichtete von mehr als 1500 vermissten Landsleuten. Die «fliegende Intensivstation» der Bundeswehr traf am Mittwoch in Phuket in Thailand ein. Die Besatzung des MedEvac-Airbus werde so schnell wie möglich verletzte Touristen betreuen und nach Deutschland zurückfliegen, sagte ein Sprecher der Luftwaffe in Köln.

In Indonesien stammt fast die Hälfte der Opfer aus dem Westen der Provinz Aceh im Norden der Insel Sumatra, teilte das Sozialministerium in der Hauptstadt Jakarta mit. Mehr als 80000 Menschen seien obdachlos geworden. In Sri Lanka mussten rund zwei Millionen Menschen aus ihren Häusern fliehen.

Ein Ausmaß der Schäden in den betroffenen Ländern ist immer noch nicht absehbar. Rettungskräfte bergen zahllose Leichen, die unter Trümmern oder Massen von Schlamm und Geröll verschüttet waren. «Es besteht eine Wahrscheinlichkeit, dass genau so viele durch übertragbare Krankheiten sterben wie durch die Flutwelle», sagte der für Notsituationen zuständige WHO-Experte David Nabarro am Dienstag in Genf. Das größte Problem sei nun die Versorgung der Überlebenden mit sauberem Trinkwasser. Zudem könnten sich Krankheiten wie Malaria oder Denguefieber ausbreiten.

Nach wie vor ist das Schicksal zahlreicher vermisster deutscher Urlauber unklar. Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte am Dienstag von einer «dreistelligen Zahl» Vermisster gesprochen. Allein in der vorwiegend von Deutschen bewohnten Hotelanlage «Magic Lagoon Khao Lak» rund 50 Kilometer nördlich von Phuket in Thailand werden mehr als 200 Tote befürchtet. Von den über 400 Gästen seien bis Dienstagabend nur 151 lebend gefunden worden, teilte der Betreiber des Hotels mit. Die thailändische Regierung richtete mehrere Hotlines für die von der Flutkatastrophe betroffenen Ferienorte ein.

Die Fluggesellschaft Condor brachte bis Dienstagabend rund 1000 Urlauber aus dem Katastrophengebiet nach Deutschland. Wie der Tourismuskonzern Thomas Cook mitteilte, werden für Mittwoch weitere rund 1100 Rückkehrer erwartet. Aus Phuket in Thailand sollten bis zu 900 Urlauber kommen. Aus Sri Lanka würden 260 Touristen auf dem Frankfurter Flughafen erwartet.

Die Vereinten Nationen in New York berichteten am Dienstagabend von einer «überwältigend positiven» Hilfsbereitschaft. Die Organisation des Internationalen Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds bat um Spenden in Höhe von 32 Millionen Euro. Die USA erhöhten ihren Beitrag zur Soforthilfe auf 35 Millionen Dollar (25 Millionen Euro). Bei der europäischen Nothilfeorganisation ECHO seien 30 Millionen Euro abrufbar, sagte EU-Nothilfekommissar Louis Michel. Die deutsche Soforthilfe beträgt laut Fischer nun 2 Millionen Euro.