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Zahl der Toten in Asien dramatisch gestiegen

 Zahl der Toten in Asien dramatisch gestiegen

Neu Delhi/Jakarta/Tokio (dpa) - Nach der verheerenden Naturkatastrophe in Südasien ist die Zahl der Toten weiter dramatisch angestiegen. Die von einem Seebeben ausgelösten Flutwellen rissen möglicherweise mehr als 22000 Menschen in den Tod. Die Vereinten Nationen sprachen am Montag von einer «Katastrophe ohne Beispiel.» Weltweit wurde zur Hilfe für die verwüsteten Länder aufgerufen.

Allein in Sri Lanka werden nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Jiji Press 11000 Tote beklagt. Offizielle Angaben gingen dort zunächst von 6600 Toten aus. In Indonesien starben mehr als 4700 Menschen. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono rief eine dreitägige Staatstrauer aus. In Indien kamen mehr als 6000 Menschen ums Leben, wie Behörden am Montag berichteten. Über 800 Menschen starben in Thailand. Tote und Verletzte gab es auch auf den Malediven und in Malaysia, selbst auf den Seychellen und in Ostafrika.

Nach einem ersten Überblick sind auch zahlreiche europäische Touristen unter den Toten, darunter auch mindestens drei Deutsche. Sie starben auf Sri Lanka, wo nach Regierungsangaben mindestens 70 Ausländer von der Flut in den Tod gerissen worden. Außerdem starben mindestens elf Italiener, vier Briten, drei Franzosen und drei Österreicher. Die Außenministerien der betroffenen Länder rechneten mit weiteren Toten und Verletzten. «Die Zahlen werden noch steigen», sagte der britische Außenminister Jack Straw dem Rundfunksender BBC.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat einen Krisenstab eingerichtet und eine Hotline (03050001000) geschaltet. Offizielle Angaben über Tote und Verletzte aus Deutschland gab es aber noch nicht. Eine Sprecherin sagte am Montag in Berlin, dass bisher weder bestätigte Angaben noch zuverlässige Informationen vorlägen. Dies werde wahrscheinlich noch einige Tage dauern.

Während die internationale Hilfsaktion für zehntausende Obdachlose und Verletzte anlief, warnten die Vereinten Nationen vor einem möglichen Ausbruch von Seuchen in den Katastrophengebieten. Die UN sehen sich einer «Katastrophe ohne Beispiel» gegenüber. «Eine solches Ausmaß hat es zuvor noch nie gegeben», sagte eine Sprecherin in Genf. Aus der schwer betroffenen indonesischen Provinz Aceh berichteten Reporter von Dutzenden von Leichen entlang der Straßen. Rettungskräfte in Aceh bargen Opfer unter Trümmern. Augenzeugen sahen Leichen, die auf Bäumen und zwischen Felsen hängen. Strom- und Kommunikationsverbindungen sind weiter unterbrochen.

Auch auf den Stränden im Südosten Indiens türmten sich Leichen und Tierkadaver. Anwohner bereiteten Massenbestattungen vor. Eine Mutter auf der verzweifelten Suche nach ihren Söhnen berichtete der dpa am Telefon von Kinderleichen auf Krankenhausfluren. «Überall sind Fliegen und es ist ein schrecklicher Gestank.» «Wir haben Leichen aus dem Sand gezogen, die Zerstörung ist unvorstellbar», sagte Pater Arputham der dpa, der im Auftrag der Malteser in Indien Soforthilfe leistet. «Die Menschen stehen vor dem Nichts. Jetzt benötigen wir Medikamente wegen der drohenden Seuchengefahr.»

Der indische Premierminister Manmohan Singh rief die Bevölkerung zu «großzügigen Spenden» auf. Er kündigte am Montag zugleich Entschädigungen in Höhe von umgerechnet knapp 2000 Euro für die Familien der Opfer an. Präsident A.P.J. Abdul Kalam rief die Bevölkerung zur Ruhe auf. Das indische meteorologische Institut warnte derweil vor Nachbeben und weiteren gefährlichen Flutwellen.

In dem besonders betroffenen Bundesstaat Tamil Nadu werden nach Medienberichten Tausende Menschen noch vermisst. Allein auf den Inseln Andaman und Nicobar in der Bucht von Bengalen wurden 3000 Todesopfer beklagt. Dort wurde vom indischen Meteorologischen Institut am Montag ein Beben der Stärke 6 auf der Richterskala registriert. «Wir haben die Menschen in den Regionen an der Ostküste gewarnt, in den nächsten 48 Stunden mindestens zwei Kilometer von der Küste entfernt zu bleiben», sagte der Direktor der seismologischen Abteilung A.K. Shukla.