Traberzucht
Eine 1890 gebildete Technische Kommission befasste sich mit der Anlage eines Traber-Gestütbuches, dessen erster Band 1896 erschien, dem in durchschnittlich vierjährigem Abstand weitere folgten, so dass bis 1979 19 Bände vorliegen.
1890 wurde in Baden-Baden das Internationale Trabrenn-Comitee gegründet, dessen Vorstand sich fast ausnahmslos aus Vollblutzüchtern zusammensetzte, die zum Teil Traberhengste für ihre Vollblutstuten verwendeten, um ihre Absatzchancen zu verbessern. Übte dieses Comitee auch keinen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Trabersports aus, so verhalf es dem Trabrennwesen doch zu weiteren Fortschritten. Es veranlasste 1891 die Einberufung einer" internationalen Konferenz der Interessenten des Trabrennsports", an der sich Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Österreich, Rußland und die Schweiz beteiligten. Diese Konferenz gewann insofern grundlegende Bedeutung für den Trabrennsport in Europa, als hierbei Empfehlungen für den Rennbetrieb und die Zucht des Trabers erarbeitet wurden, die von den teilnehmenden Trabernationen weitgehend übernommen wurden. Diese Empfehlungen bildeten auch die Grundlage für das am 7. 3. 1892 erlassene Trabrenn-Reglement für das Königreich Preußen. Es umfasste 117 Paragraphen und der preußische Staat erkannte darin an, dass "Trabrennen für die Hebung der Landespferdezucht von Nutzen seien". Allgemein verbindlich war darin auch festgelegt, dass der Kilometer-Rekord die Grundlage für die Rennausschreibungen sei. So kann das Jahr 1892 als das eigentliche Geburtsjahr des deutschen Trabrennsports bezeichnet werden, denn damit waren die ungeordneten Anfänge in eine für alle Trabrennveranstaltungen verbindliche Ordnung gebracht worden. Die Einbeziehung des Trabers in die Landespferdezucht führte zur Gründung des Staatlichen Traber-Hauptgestütes Lilienhof in Baden. Der mit der Gestütsleitung beauftragte Graf Bismarck erhielt die Aufgabe, Versuche mit verschiedenen Pferderassen anzustellen mit dem Ziel, einen deutschen Traber zu züchten. Er verwendete zu diesem Zweck ostpreußische, oldenburgische Warmblut- und englische Vollblutstuten und russische, französische und amerikanische Traberhengste und kam zu dem Ergebnis, dass die Traberzucht auf amerikanischer Grundlage aufgebaut werden müsste. Damit erzielte das Staatsgestüt auch beachtliche Erfolge. Nach Ende des 1 . Weltkrieges 1919 ging es ein.
Die erste private Traberzuchtstätte war bereits 1885 von W. Moessinger in Sprendlingen bei Frankfurt am Main gegründet worden. Er betrieb in seinem Gestüt Mariahall mit importierten Trabern auf rein amerikanischer Grundlage Traberzucht. Er hatte damit auf den deutschen und österreichischen Trabrennbahnen so zahlreiche Erfolge, dass die bis dahin erfolgreichen Russentraber bald überall verdrängt wurden. Seinem Beispiel folgten bald andere Traberzüchter. Die für den Aufbau der deutschen Traberzucht neben und nach Moessinger bedeutendsten Gestüte waren:
Gestüt Schabernack von Christian Schaurte 1887 gegründet, später nach Lauvenburg verlegt,das um 1890 gegründete Gestüt Altengamme bei Hamburg von Hinrich Heitmann, das von H. Gehrkens um die gleiche Zeit auf dem Gut Lasbek bei Bargteheide gegründete Gestüt Hansa, die seit 1890 auf dem Landgestüt Landshut von Landstallmeister Peter Adam begründete Traberzucht. In Bayern hat sich besonders Dr. von Lang-Puchhof um die Traberzucht verdient gemacht.
In Mecklenburg entstand das Trabergestüt Gustavshof und das von C. Schwanitz gegründete Gestüt Klein-Helle, in Berlin wirkten die Gebrüder Beermann sehr erfolgreich für die Traberzucht, 1896 gründete Joh. Busch das Gestüt Wilhelmsburger Hof bei Hamburg.
Noch während des 1. Welkrieges entstand bei Lüneburg das Gestüt Bardenhagen, dessen Gründer Otto Kloss war. Nach dem 1. Weltkrieg wurde von Otto Nagel das Gestüt Lurup bei Hamburg gegründet und der bedeutende Trainer und Züchter B. J. Alkemade, der vor allem als Importeur amerikanischer Traber hervorgetreten ist, verlegte sein Gestüt Lehmbrook bei Hamburg-Farmsen nach Elten an den Niederrhein.
C. 0. Gehrkens gründete das Gestüt Lasbek, das vorübergehend in den Besitz von Ch. Mills kam und heute den Söhnen von Max Herz gehört.
Um 1933 begann Theodor Frahm auf dem Helenenhof bei Neumünster mit der Traberzucht.
Walter Heitmann, der mit dem Weltklassetraber Permit wohl bedeutendste deutsche Traberzüchter, der nach dem 2. Weltkrieg das Gestüt Haidhöhe gepachtet hatte, errichtete nach 1950 in Delingsdorf bei Bargteheide das Gestüt Buchenhof.
Die Aufzählung erfolgreicher Züchter, die mit ihrer Liebe zum Traber und mit großen finanziellen Anstrengungen zur Weiterentwicklung der deutschen Traberzucht beigetragen haben, könnte noch lange fortgesetzt werden. Dann müssten aber auch ihre speziellen Verdienste um die Traberzucht sichtbar gemacht werden und das kann hier nicht die Aufgabe sein. Mit der Ausbreitung der Traberzucht in Deutschland vor 1900 war die Gründung von Trabrennvereinen verbunden. Auf Betreiben Moessingers wurde ein Trabrennverein in Frankfurt gegründet und dort wurden Trabrennen veranstaltet wie auch an vielen anderen Orten Deutschlands, so in Stuttgart, Baden-Baden, Düsseldorf, Königsberg, Danzig-Zoppot, Breslau, Heringsdorf, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Stettin, Hannover, Stade, Kiel, Schleswig, Norderney. In Bayern entstanden neben Straubing Trabrennvereine in Pfarrkirchen (1894), Mühldorf am Inn, Landshut, Augsburg, Regensburg, Freiburg im Breisgau und in Garmisch-Partenkirchen. 1888 wurde der Rennverein München gegründet, der in Friedenheim eine Meilenbahn für Galopper und Traber errichtete. 1895 wurde der Verband Niederbayerischer Trabrennvereine ins Leben gerufen. 1902 wurde die Rennbahn München-Zamdorf geschaffen, die 1912 vom Münchener Trabrennverein nach Daglfing verlegt wurde, wo eine 1000-m-Bahn entstand.