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Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau

Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau

Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau ^^



bass ist bässer





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Re: Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau

Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau

Hallo zusammen,
Die US-Firma Monsanto will in Gross-Gerau mit Hilfe der Universität
Gießen Versuche an der Gen-Mais-Sorte Mon 810 durchführen. In Frankreich
und anderen europäischen Staaten wurden diese Freiland-Versuche als zu
risikoreich eingestuft und verboten. Mon 810 soll durch ein eingefügtes
Gen selbst ein Gift produzieren, das die Larven des Schädlings
'Maiszünsler' abtöten soll.
Das mag erstmal positiv klingen, weil dadurch weniger
Pflanzenschutzmittel gebraucht werden. Negativ ist auf jeden Fall, dass
Monsanto dadurch auf diese (und inzwischen sehr viele andere)
Grundnahrungsmittel wie Weizen und Reis Patente erhält. Bauern in aller
Welt können dann nur noch ihr Saatgut (und die darauf abgestimmten
Pflanzenschutzmittel) beim Monopolisten Monsanto kaufen. Was dies für
die Preise bedeutet ist klar.
Bei Freilandversuchen können sich die genmanipulierten Pflanzen mit
anderen Maispflanzen kreuzen und in der Natur weiter vermehren. Ein
Zurückholen, sollten Probleme mit dem Gift im Mais eintreten, ist dann
nicht mehr möglich. Unklar ist auch, wie das Gift auf andere, z. B.
nützliche Insekten wirkt, was passiert, wenn Tiere diesen Mais über
lange Zeit fressen und was geschehen wird, wenn schließlich Menschen
diese Tiere verzehren. Alle diese Versuche werden schließlich erst im
Realversuch an uns allen Ergebnisse zeigen.
Diese und andere Gefahren möchten zahlreiche Menschen nicht hinnehmen.
Drei von vier Versuchsflächen in Hessen wurden inzwischen zurückgezogen.
Nur auf dem Versuchsfeld Gross-Gerau steht die Entscheidung noch aus.
Jetzt gilt es, die Feld-Besetzer, die seit letztem Freitag dort leben,
zu unterstützen. Ziel ist es, den Aussaatzeitraum Mai zu überstehen und
die Aussaat zu verhindern, oder die Uni zum Verzicht auf die Genversuche
zu bewegen. Das kann nur klappen, wenn sich viele Menschen aus dem Raum
Gross-Gerau ebenfalls gegen die Versuche wenden und möglichst vor Ort
Flagge zeigen. Ich war mit meiner Familie bisher jeden Tag eine zeitlang
vor Ort und die Kinder sind ganz verrückt nach diesem
Abenteuerspielplatz mit riesigem Sandkasten.
Das Zeltdorf wächst ständig. Am Sonntag wurden der dritte Turm
aufgerichtet, ein Zirkuszelt, mehrere kleine Zelte und ein Vorratszelt
aufgebaut.
Es ist lobenswert, dass sich junge Menschen, - überwiegend Studenten -,
jenseits der verbreiteten Konsumhaltung für eine Sache einsetzen und die
Strapazen eines staubigen Ackers auf sich nehmen. Wasser ist und bleibt
hier Mangelware.
Die Versorgung mit Lebensmitteln hingegen funktioniert durch Spenden von
Geschäftsleuten und aus der Bevölkerung ausgezeichnet. Am ehesten werden
Getränke, Wasserbehälter und Holz als Baumaterial gebraucht. Wer das
Feld besucht, sollte ein wenig Zeit mitbringen und Präsenz zeigen. Das
kommende lange Wochenende lädt auch dazu ein, eigene Zelte aufzuschlagen
und mal ein paar Tage mit dabei zu sein. Inzwischen gibt es auch einen
Filmprojektor und wer Musik machen kann ist ebenfalls willkommen.
Das Versuchsfeld ist zwar weiträumig mit Maschendrahtzaun eingezäunt, es
gibt aber ein offenes Tor am Waldrand. Besetzt ist nur das Feld für die
Genmais-Versuche. Alle anderen Versuchsfelder bleiben unbeeinträchtigt.
Dieser Mail sind drei Fotos vom Sonntag beigefügt. Die aktuelle
Pressemitteilung von Gentech-weg steht unten.
Bitte im Freundeskreis weiterleiten und selbst aktiv werden!


Von: [mailto:[email protected]]
Gesendet: Montag, 28. April 2008 13:51
An:
Betreff: PM: Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau
PRESSE-MITTEILUNG, 28.04.2008
Buntes Widerstandsdorf mit drei Türmen entstanden
Beeindruckende Unterstützung fanden die BesetzerInnen des
Genversuchsfeld nördlich Groß Gerau in den vergangenen Tagen aus der
örtlichen Bevölkerung und von vielen politischen Gruppen und
Parteien. "Der Zuspruch ist enorm und bedeutet, dass die Aktion
keine Eintagsfliege bleiben wird", freuen sich FeldbesetzerInnen
über die große Resonanz, während ein Besucher hinzufügt: "Der
Protest vor Ort ist spätestens jetzt geweckt. Wir werden
auch künftig dafür eintreten, dass Groß Gerau und die Region
gentechnikfrei sein wird." Neben vielen BesucherInnen auf dem Feld
und Informationsarbeit in der Stadt haben die BesetzerInnen aus
ihrem Dorf eine bunte Widerstandsfläche mit drei Türmen, Zirkuszelt
und kleiner Küche geschaffen, dass auch von Ferne gut zu sehen ist.
Breiter Protest organisiert sich
Ein Ziel haben die FeldbesetzerInnen sichtbar bereits erreicht. Auf
dem Feld findet sich täglich ein breites Spektrum an Gruppen und
BürgerInnen ein, die mit eigenen Aktivitäten in die
Auseinandersetzung eingreifen. Umweltgruppen und mehrere Parteien
haben eigene Stellungnahmen gegen den Genversuch der Universität
Gießen verfasst. Die Grüne Jugend rief zu eigenen Veranstaltungen
auf der Fläche auf, eine örtliche Musikband will für einen
gentechnikfreien "Tanz in den Mai" aufspielen. Auf einem neuen
Flugblatt haben FeldbesetzerInnen zu neuen Aktivitäten und
Veranstaltungen eingeladen. Unter anderem sollen Fraktionstreffen
und die Stadtverordnetenversammlung am Montag und Dienstag dieser
Woche für Informationsgespräche und das Eintreten für eine
gentechnikfreie Landwirtschaft genutzt werden.
SympathisantInnen aus Darmstadt bauten am gestrigen Sonntagabend
Leinwand und Beamer auf für ein Nachtkino. Für heute ist eine
Volxküche angemeldet, d.h. Essen für alle. Kletterworkshops und
Infoveranstaltungen sollen stattfinden. Zudem bieten
FeldbesetzerInnen an, auch zu Gruppentreffen und in Schulen zu
kommen, um ihre Positionen dort darzustellen und über
Gentechnik zu diskutieren.
Erschrecken über Argumente der Gentechnikbefürworter
Mehrfach fanden Gespräche mit MitarbeiterInnen der Universität
Gießen statt. "Wir sind schockiert, welch naive Vorstellungen dort
teilweise herrschen", heißt es von den FeldbesetzerInnen. So hätte
unter anderem der Stationsleiter vor Ort formuliert, dass
Gentechnikgegner an verhungernden Kindern schuld seien. "Offenbar
werde an der Universität auch intern vor allem mit Lügen Propaganda
gemacht", schütteln etliche FeldbesetzerInnen den Kopf. "Patente und
Monopole verhindern den Zugang zu Saatgut und sind deshalb ein Grund
für den Hunger. Schließlich gäbe es genügend Nahrungsmittel, die
Menschen werden durch Marktmechanismen, Vertreibung und Gentechnik
schlicht ermordet!"
Aufgrund dieser Erfahrungen fordern die FeldbesetzerInnen die
Universität Gießen nicht nur dazu auf, die landwirtschaftlichen
Genexperimente zu beenden, sondern auch vermehrt kritische Stimmen
zuzulassen. "Wir kommen auch gerne in Vorlesungen, um die einseitige
und verlogene Propaganda zu entlarven." Allerdings sei zu
bezweifeln, dass die Universität kritische Meinungen zu ihrer
Propaganda zulassen werde. Vor einem Monat seien bei einer
Feldbesetzung auf dem Gerstenversuchsfeld in Gießen die kritischen
Gentechnikseite auf Unirechnern gesperrt worden, damit StudentInnen
keine unabhängigen Informationen mehr erhalten konnten. "Peinliche
Meinungsmanipulation unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit",
werfen die GentechnikgegnerInnen der Universität deshalb vor und
forderten alle WissenschaftlerInnen auf, Meinungsvielfalt wieder
herzustellen.
Konflikt auf dem Acker: BesetzerInnen blockieren Traktor
Erstmals seit Beginn der Besetzung kam es zu einem Konflikt zwischen
Mitarbeitern der Versuchsstation und den BesetzerInnen. Ein Traktor
begann mit der Bodenbearbeitung auf der für die Maispflanzungen
vorgesehenen Fläche. Mehrere Personen blockierten die Weiterfahrt,
in dem sie sich auf dem Boden setzten. Der aufgebrachte Fahrer fuhr
einen Blockierer an und verletzte ihn leicht. Erst im Gespräch
konnte dieser beruhigt werden, zudem folgte eine längere Debatte mit
weiteren herankommenden Institutsmitarbeitern. Wie die BesetzerInnen
erfuhren, waren diese über die heutige Entscheidung der Universität
gar nicht informiert. "So ein mieser Umgang mit den eigenen Leuten
passt zu den hohen Herren in der Unileitung", empörten sich
FeldbesetzerInnen. "Da redet der Professor von Sorge um die
Arbeitsplätze und behandelt seine Bediensteten dann wie reine
Befehlsempfänger". Direkte Auseinandersetzungen um die Besetzung
hatte es in den letzten Tagen davor nicht gegeben. Die Polizei hat
allerdings ihre Beobachtungspräsenz intensiviert. Auf Kritik stieß
die dauernde Beobachtung durch zivile Polizei. "Die fahren hier
ständig und mit mehreren Fahrzeugen um das Feld rum, zudem werden
Personen schon in den nahegelegenen Wohngebieten gestoppt und
kontrolliert", beschwerte sich eine Besucherin.
Aktionen in den kommenden Tagen
FeldbesetzerInnen und zunehmend mehr BürgerInnen und Gruppen aus
Groß Gerau und Umgebung wollen in den kommenden Tagen auf dem Feld
und in der Stadt aktiv sein. Dazu sollen auch die laufenden
Veranstaltungen unter anderem am 1. Mai genutzt werden. Thematische
Nähe sei ohnehin gegeben, denn: "Die Agro-Gentechnik soll ärmere
Bauern verdrängen und den Profitinteressen weniger Konzerne dienen.
Das sind die gleichen Mechanismen und politischen Ziele wie in der
neoliberalen Sozial- und Wirtschaftspolitik überhaupt", kündigte ein
Feldbesetzer seine Solidarität mit den Demonstrationen zum 1. Mai an.
Mehr Informationen am Feld, über das dortige Aktionshandy
(01522-9990199) und auf der Internetseite www.gentech-weg.de.vu.
Hinweise für JournalistInnen:
- Das neue Flugblatt der BesetzerInnen mit Terminen der nächsten
Tage ist
zu erreichen über
http
://www.projektwerkstatt.de/gen/downloads/gg27_4_08flyer.pdf.
- Kontakt zum Camp über 01522-9990199
- Fototermin zur Lage auf dem Feld und dem weiter aufgebauten
Widerstandsdorf ist jederzeit möglich
Hinweis:
Diese Pressemitteilung ist auf dem besetzten Feld verfasst worden.
Etwaige Formulierungsschwächen bitten wir zu entschuldigen.



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Re: Buntes Widerstandsdorf auf Genfeld in Groß Gerau

https://de.indymedia.org/2008/04/214870.shtml



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