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Gretchen 89ff

Gretchen 89ff

Sichere Griffe in die Handwerkskiste




Die halbe Klinik war da. Jutta Kamann setzte ihr herzigstes Oberschwester-Lächeln auf, Ursula Karusseit trug Feierlichkeit im Gesicht, Fred Delmare kam mit Glückwünschen, Thomas Rühmann ebenso. Und auch der frühere Doktor Kreutzer, Holger Daemgen, war der Einladung gefolgt. Die Diagnose des Abends für die Kollegen war eindeutig: Andrea Kathrin Loewig, Thomas Koch und Dieter Bellmann - seit Jahren TV-Stars der Ärzte-Serie "In aller Freundschaft" - haben zusammen mit Heike Jonca glänzendes Theater ins Krystallpalast Varieté gebracht.


"Gretchen 89 ff." heißt das Bühnen-Comeback, das sich die Darsteller nach all den Drehjahren gewünscht hatten. Schwerstarbeit kann Peter Wekwerth (auch IaF-Regisseur) bei der starken Inszenierung nicht gehabt haben, denn trotz Kamera-Statik und Schnitt-Salat griffen die Schauspieler zielsicher in die Handwerkskiste der Bühnenkunst.


Autor Lutz Hübner ermöglicht im "Gretchen" den Blick in Proben der Kästchen-Szene aus "Faust I". Zigmal fällt der berühmte Satz "Es ist so schwül und dumpfig hie - und ist doch eben so warm nicht drauß." Humorig und bösartig karikiert er die inhaltlichen und ästhetischen Lesarten, führt die Archetypen des Schauspielers vor und entlarvt die Probe als subtile oder offene Schlacht zwischen Mime und Spielleiter. Dieter Bellmann ist als nostalgisch-debiler Haudegen ebenso eine Wucht wie als trunkener Nihilist oder als harmloser Requisiteur.


Genauso vielseitig und in jeder Rolle authentisch: Thomas Koch, auf der Mattscheibe der ehrgeizige Jungarzt Brentano. Der schlingensiefende Textstreicher passt ihm wie der schusselige Hospitant oder der lechzende Freudianer - großartig! Kompliment auch an Andrea Kathrin Loewig, deren angeraspelte Stimme der Glaubhaftigkeit als Diva, Dummchen oder Göre nichts anhaben kann. Heike Jonca (auch regelmäßig im Fernsehen präsent) spielt ebenfalls alles aus, was Autor Hübner hergibt.


Große Unterhaltung also. Langer Beifall. Und schließlich die Rückkehr in den Arztkittel: Der Vorstellung folgt die aktuelle Ausstrahlung von "In aller Freundschaft". Danach geht's in eine Nacht, die die ungeheure Aktualität des Faust offenbart:Ist doch eben so warm nicht drauß.


Mark Daniel


Weitere Vorstellungen jeden Dienstag bis 30. 11., jeweils 20 Uhr im Krystallpalast-Varieté. Kartentel. 0341/140660.

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