Neue Regierung - Posse in Prag
Tschechien eine neue Regierung. Staatspräsident Milo Zeman hat das 17-köpfige linksliberale Kabinett von Premierminister Bohuslav Sobotka nach längerem Zögern schließlich ernannt. Damit ist das mehrmonatige Machtvakuum, ausgelöst durch den Sturz von Premierminister Nečas im vergangenen Sommer, beendet.
Eigentlich ein Grund zur Freude, sollte man meinen. Doch die feierliche Zeremonie auf der Prager Burg, bei der die neuen Minister ihren Amtseid ableisten, geriet diesmal zur peinlichen Farce. Staatspräsident Zeman, notorisch bekannt für sein bisweilen wenig taktvolles bis rüpelhaftes Auftreten, machte seinem schlechten Ruf einmal mehr alle Ehre: Nachdem er der neuen Regierung zur Ernennung gratuliert hatte, zitierte er genüsslich aus jenem Schreiben, in dem Premierminister Sobotka dem Staatsoberhaupt seine Ministerliste präsentiert.
Der hochoffizielle Brief auf dem Papier des Regierungsamtes war gespickt mit Fehlern. Die Namen mehrerer Minister waren falsch geschrieben, außerdem enthielt der Vorschlag zwei verschiedene Kandidaten für das Amt des Gesundheitsministers. "Zwei Gesundheitsminister zu haben, ist zwar eine interessante Idee, aber ich befürchte, das wäre der Arbeit der Regierung nicht sehr zuträglich". Deswegen habe er Herrn Jurečka - der übrigens Marian und nicht Martin heiße - doch lieber wie vorgesehen zum Landwirtschaftsminister ernannt, spottete Zeman.
Was dann folgte, war eine regelrechte Kopfwäsche für den neuen Regierungschef: "Lieber Herr Premierminister, sechs Fehler in einem eineinhalbseitigen Dokument sind ziemlich viel und zeugen nicht gerade von jener Professionalität, die wir uns alle von dieser Regierung erwarten."
Damit war die Feier ruiniert, Premier Sobotka stand wie ein begossener Pudel an der Spitze der langen Ministerreihe. Im Anschluss an Zemans Ansprache beließ er es bei förmlichem Dank für die Ernennung und einer kurzen Wiederholung der Prioritäten seines Kabinetts. Unterkühlt blieb auch die Stimmung beim anschließenden Sektumtrunk.
Für einige Schadenfreude beim Premier und seinen Minister mag höchstens der Umstand gesorgt haben, dass auch Zeman sich bei seiner Ansprach einen schweren Schnitzer geleistet hatte: Die Abgeordnetenkammer bezeichnete er als "Abgeordnetenbibliothek", korrigierte sich aber schnell mit den Worten: "Sehen Sie, auch ein Präsident verspricht sich".
Und dass der Leiter der Präsidentschaftskanzlei, Vratislav Mynář, sichtlich Mühe mit der Aussprache der Namen einiger Kabinettsmitglieder hatte, fiel unter all den Pannen und Peinlichkeiten ebenso wenig auf wie auf dem Pult liegen gebliebene Ernennungsdekrete und der vergessene Handschlag mit dem Premier, der einige Regierungsmitglieder auf halbem Weg wieder umkehren ließ.