Im vorigen Jahr bei den Skilangläufern noch ohne Perspektive hat es die 19-jährige Sportgymnasiastin Juliane Döll aus Floh-Seligenthal nach einem Jahr bei den Biathleten geschafft, unlängst vom Deutschen Skiverband in den C-Kaderkreis, was die Zugehörigkeit zur deutschen Juniorenauswahl bedeutet, berufen zu werden. OBERHOF Hätte es in den letzten Jahren nicht die so genannten Umsteigerinnen gegeben, die aus den unterschiedlichsten Gründen vom Skilanglauf zum Biathlon wechselten, würde in der Thüringer Erfolgsbilanz der Skijägerinnen so manche Medaille fehlen. Erinnert sei nur an Antje Misersky, Kerstin Moring, Simone Greiner-Petter-Memm, Katrin Apel und Kati Wilhelm, um nur die erfolgreichsten zu nennen.
Jetzt versucht Jule, wie sie von ihren Freunden genannt wird, auch diesen sportlichen Weg zu gehen. Juliane Döll, die für den WSV Oberhof 05 startet, hat im letzten Winter bewiesen, dass sie konditionell bei den Biathletinnen in ihrer Altersklasse mit zu den Besten gehört, denn die Skatingtechnik, wie sie bei den Skijägern üblich ist, gehört schon bei den Skilangläufern zu ihrer Schokoladenseite. Dass sie im Ausdauerbereich einiges draufhat, stellte sie erst kürzlich beim Rennsteiglauf über die Halbmarathonstrecke mit Rang zwei in der Damenwertung unter Beweis.
Juliane, die in den letzten Wochen für ihr Abitur büffelte, wollte eigentlich als Skilangläuferin die Höhen des Leistungssports erklimmen. Anfänglich ging es am Oberhofer Sportgymnasium auch gut voran und sie holte sogar im Skiathlon als 16-Jährige den deutschen Meistertitel, worauf sie in die deutsche Jugendauswahl berufen wurde. Ich weiß nicht warum, aber mit einem Mal ging es nicht mehr so richtig bei mir voran und ich schaffte den Sprung zum C-Kader, also in die Juniorenauswahl nicht. Damit hatte ich auch keine Perspektive mehr im Skilanglauf, schildert Juliane ihre Situation vor einem Jahr.
Bundestrainer ist von ihr überzeugt
Im Leistungssport wollte sie aber bleiben. Deshalb fasste sie sich nach langem Überlegen ein Herz und fragte bei Karl-Heinz Wolf, Sportlicher Leiter des WSV Oberhof nach, ob sie es nicht bei den Biathleten probieren könnte. Die ersten Schießtests waren sehr durchwachsen. Karl-Heinz Wolf hatte eine Riesengeduld mit mir und so nach und nach kam ich mit dem Gewehr immer besser zurecht und die Schüsse gingen dorthin , wo sie hin sollten. Bei den zentralen Sommer-und Herbsttests sammelte sie erste Erfahrungen und bei den Winterwettkämpfen um den Deutschlandpokal stand sie dann schon einige Male auf dem Treppchen und erkämpfte sich am Ende sogar den Gesamtsieg, was ihr die Berufung in die Juniorenauswahl einbrachte. Bundestrainer Uwe Müssiggang sieht in Juliane eine veranlagte Athletin und nominierte sie für die Europameisterschaften 2006 in Langdorf , wo es für die Umsteigerin nur darauf ankam, Wettkampferfahrungen zu sammeln.
Als C-Kader hat sie nun wieder sportliche Perspektiven und beruflich hat sie sich nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung entschieden, bei der Bundespolizei in Bad Enndorf eine Ausbildung zu absolvieren.
Seit Mai trainiert Juliane in Oberhof bei Gerald Hönig, der auch neuer Juniorenauswahltrainer des DSV ist. Für Juliane kommt es in den nächsten Monaten darauf an, ihre Trefferleistung zu verbessern und zu stabilisieren. Deshalb wird die Schießausbildung einen vorrangigen Platz in ihrem Trainingsprozess einnehmen, setzt der erfahrene Trainer die Schwerpunkte für die einzige Thüringerin in dem achtköpfigen deutschen Junioren-Auswahlteam.
In dieser Woche kann sie diesbezüglich schon allerhand dazulernen, denn Gerald Hönig hat seine Schützlinge für acht Tage ins Münchener Schießsportzentrum zum ersten Auswahl-Lehrgang eingeladen. (heki)
Biathletin Juliane Döll (l.) mit ihrem Trainer Gerald Hönig beim Schießtraining. FOTO: HERBERT KIRCHNER